7/3 Chemie macht dick
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:39 |
Eine neue Theorie macht die Runde. Sie soll nicht verunsichern, aber sie könnte eine neue Sicht auf das Übergewichtsproblem erlauben.
Kurz zusammengefasst: Biologie-Professor Frederick vom Saal von der Universität Missouri-Columbia hat durch Tests an Mäusen und durch Beobachtung von menschlichen Säuglingen herausgefunden, dass Adipositas nicht nur durch ein Ungleichgewicht zwischen Energie-Aufnahme und Energie-Verbrauch hervorgerufen wird, sondern dass zudem eine ganze Reihe von synthetischen chemischen Substanzen schon vor der Geburt beim Fötus den Stoffwechsel so beeinflussen und verändern können, dass der geschädigte Organismus sein Leben lang übermässig Fett anspeichert.
In seiner Studie geht vom Saal davon aus, dass es heute weltweit etwa 55’000 vom Menschen künstlich hergestellte Chemikalien gibt und dass etwa 1’000 davon eine im Detail noch nicht erforschte negative Auswirkung haben, indem sie jene Gene verändern, welche den Stoffwechsel regulieren.
Übergewicht wäre demnach nicht nur dem individuellen Verhalten und Lebensstil zuzuschreiben, und nicht nur durch angeborene genetische Vorbestimmungen beeinflust, sondern in weit grösserem Masse durch genetische Schädigungen in der ersten Entwicklungsphase, durch Einflüsse, die „mensch-gemacht“ sind… Ein enormer Forschungsaufwand sei nötig, um diese Wirkungen, die sich bei Tierversuchen ebenso beobachten liessen wie an Neugeborenen, zu analysieren und zu identifizieren, um dann die notwendigen Massnahmen dagegen ergreifen zu können.
Macht uns das jetzt den Umgang mit Adipositas leichter oder schwerer? Entlastet uns die Erkenntnis, dass die Umwelt unser Dicksein verschuldet haben könnte? Und besteht eine Hoffnung, dass künftige Generationen von gesundheitlichen Nachteilen verschont sein könnten, wenn es gelingt, die schädlichen Substanzen zu identifizieren und zu eliminieren? Und wer soll sich dieser Aufgabe annehmen? Es wäre ein gigantisches „Umwelt-Schutz-Projekt“ von der Dimension des Kampfes gegen den Klimawandel… und zudem ein Projekt, das international mit vereinten Kräften angegangen werden müsste, da es durch das Handeln des einzelnen Verbrauchers kaum zu beeinflussen ist.