13/7 Oh, Mann!
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 15:54 |
Neue, verwirrende Kunde. Da gibt es an der Universität von Minnesota eine Psychologin. Frau Professor Dr. Traci Mann. Sie vertritt eine Ansicht, die manchen gestandenen Adipositas-Fachmenschen zum Grübeln bringen kann.
Sie sagt rundheraus: Es gibt keine Adipositas-Krise! Es ist nicht wahr, dass die Menschen an den Folgen von Übergewicht und Adipositas sterben. Übergewicht stellt höchstens bei ausserordentlichem Ausmass eine Bedrohung für die Gesundheit dar. Aber entscheidend für das Wohlergehen des Einzelnen ist gar nicht dessen aktuelles Gewicht, sondern dass er/sie sich ausreichend bewegt und vernünftig isst!
Prof. Mann hat eigens ein Ess-Labor gebaut, in dem sie das Verhalten ihrer Probanden analysieren kann. Sie ist zum Schluss gekommen, dass ein Zuviel an Gewicht für die Gesundheit weniger risikoreich sei als ein Zuwenig. Dass es also nicht darum gehen dürfe, um jeden Preis abnehmen zu wollen (meist mittels einer mehr oder weniger rigorosen Diät), sondern dass man in erster Linie versuchen solle, den sitzenden Lebensstil zu überwinden und seinen Körper durch Bewegung fit zu halten.
Damit hat sie natürlich nicht unrecht. Und sie trifft einen Nerv der Zeit: der Appell, nicht auf Teufel komm raus das eigene Gewicht reduzieren zu wollen, wenn man bloss einige Kilos über der Norm ist, ist berechtigt und wichtig und die Warnung vor „falschen“ Diäten kann nicht laut genug ausgesprochen werden…
Aber diese Erkenntnis hilft all denen nicht, bei denen ihre Adipositas bereits relevante Nebenwirkungen und Begleitkrankheiten ausgelöst hat. Zwar kann eine Gewichtsreduktion um bescheidene 5 Prozent bereits eine Reihe von gesundheitlichen Verbesserungen bewirken, aber wenn einmal ein Gewicht in der Grössenordnung von BMI über 40 erreicht ist, dann helfen Anpreisungen zu vermehrter Bewegung nicht mehr viel, weil dies schlicht oft nicht mehr möglich ist.
Der Mann’sche Bewegungs-Appell hat also vor allem vorbeugenden, präventiven Charakter. Als solches ist er allerdings wichtig und sollte nicht ungehört verhallen.