17/7 Gesunde Aktion
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:11 |
Seit 9 Jahren gibt es sie: die actionsanté. Das ist die Plattform, auf der Angebote im Ernährungs- und Bewegungsbereich präsentiert werden, in denen sich Hersteller freiwillig verpflichten, bei ihren Produkten gesundheitsförderliche Massnahmen zu treffen. Im Vordergrund stehen bestimmte Lebensmittel: Backwaren mit weniger Salz machten den Anfang, dann kamen Joghurts (die Eigenmarken der Grossverteiler) mit weniger an zugesetzen Zucker, sodann Frühstücks-Cerealien und Müesliflocken mit weniger Fett und Zucker. Auch einzelne Bewegungs-Angebote fanden Eingang in die Aktion, sowie die Verbesserung der Kundeninformation (etwa durch den Caterer SV-Service).
Details zu diesen Errungenschaften von actionsanté (die neuerdings von den beiden Bundesämtern BAG und BLV gemeinsam getragen wird) sind aus dem eben erschienen Tätigkeitsbericht 2016 ersichtlich. Zweifellos ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Aber eigentlich ist es doch bloss ein kleines Schrittlein. Und auch wenn die Richtung stimmt, wird doch die Wirkung dieser Massnahmen in der Praxis übertüncht vom Wildwuchs an Werbung und Marketing rund um Genussmittel mit überhöhtem Fett-, Zucker- und Salzanteil, für Produkte, die kein Mensch zum Überleben wirklich braucht, im Gegenteil.
Die Anpassung der Rezepturen betrifft dabei nur ein Segment aus dem grossen Angebot an Nahrungsmitteln und dass alle Massnahmen auf Freiwilligkeit beruhen („Pledge“) stellt deren Wirksamkeit zusätzlich in Frage, da sind sich die internationalen Experten einig, denn das gleiche Phänomen ist in allen Ländern anzutreffen.
Eben findet in Deutschland eine koordinierte Offensive der Supermärkte mit ihren Lebensmittel-Angeboten statt mit dem gleichen Ziel einer Anpassung („Optimierung“) der Rezepturen bezüglich Zucker, Salz und Fett. Auch hier sind die Reaktionen aus der Fraktion der Gesundheitsverantwortlichen zurückhaltend: bei solchen spontanen Freiwilligen-Aktionen fehlt eine globale Strategie, die auch andere Faktoren des kommerziellen Umfelds einschliessen würde. Sie lassen zu viele Hintertürchen offen und dienen wohl primär der Imagepflege. „Solidere“ Massnahmen wie gezielte Steuern (auf Zucker etwa) oder die Subentionierung von Früchten und Gemüsen zur Verbilligung, oder intensivere Aufklärungskampagnen (mit gleich langen Spiessen wie die Werbung für Zuckerzeug und Schokolde) lassen weiterhin auf sich warten. Gefordert ist die Politik.