14/11 Virtuelles Schlürfen
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 17:46 |
Soweit kommt es noch. Dass ich aus einem Gefäss gewöhnliches Wasser trinke und dabei meine, eine besondere Limonade zu verkosten. Den Geschmack und die Farbe hat mir dabei jemand übers Internet zugeschickt.
Eine Forschergruppe in Singapur, die sich mit interaktiven digitalen Medien befasst, hat diese Sache ausgeheckt. Mit einem speziellen Sensor wird die Beschaffenheit eines Getränks am Ausgangsort abgetastet und in digitale Signale umgewandelt. Diese werden übers Internet an einem Empfänger geschickt, der ein besonderes Trinkgefäss besitzt, welches die übertragenen Limo-Signale nun umsetzt, einerseits in eine LED-Beleuchtung, welche die Farbe des Getränks wiedergibt, und in sensorische Impulse am Rand des Gefässes, welche den Geschmacksknospen der Zunge das spezielle Aroma des Getränks vermitteln.
Mit dieser Erfindung, sagen die Forscher, liessen sich zwei Welternährungs-Probleme auf einen Schlag lösen: sowohl die Unter- als auch die Überernährung. Ich bin da nach der ersten Lektüre noch nicht so optimistisch. Überernährung – ja, vielleicht, wenn ich reines Wasser trinke und dabei meine, es sei Bier oder Cola, dann erspare ich mir den Kalorienschub. Aber umgekehrt? Wenn ein unternernährtes Kind in einem Drittweltland (woher nimmt es dann die technischen Geräte und den Online-Zugang?) ein Glas Wasser trinkt (das ja auch zuerst einmal vorhanden sein muss) und dabei meint, es sei frische Milch…. dann wurde es ganz böse verarscht und hat keinerlei verbesserte Überlebens-Chancen.
Oder sehe ich das falsch? – Schöne neue Welt, am Reissbrett. Vielen Dank auch.