11/1 Ampel-Lug und -Trug
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 17:46 |
Der Druck aus der Öffentlichkeit wächst. Selbst jene Kreise, die vehement jede Form einer fiskalischen Belastung von ungeeigneten Lebensmitteln bekämpfen (Stichwort: Zucker-, bzw. Fettsteuer), verlangen nun stattdessen eine klarere und leichter verständliche Kennzeichnung der in den Nahrungsmitteln enthaltenen Nährstoffe.
Und da zahlreiche Publikums-Tests in verschiedenen Ländern gezeigt haben, dass ein Ampel-System – mit Rot, Gelb, Grün – am besten verstanden würde, zeigt sich nun plötzlich auch die Lebensmittelindustrie geneigt, ein solches selbstsprechendes Modell europaweit einzuführen.
Hat da endlich die Vernunft gesiegt? – Mitnichten. Zu früh gefreut! Im Gegenteil: bei dem Vorschlag handelt es sich um einen cleveren Schachzug, die Forderung nach mehr und besserer Transparenz für ein taktisches Verschleierungs-Manöver zu missbrauchen.
Die Bewertung der einzelnen Komponenten eines Nahrungsmittels – Fett, gesättigte Fette, Zucker, Salz – erfolgt nicht etwa pro einer eindeutigen und vergleichbaren Gewichtseinheit wie 100 Gramm, sondern immer nur in Bezug auf eine vom Produzenten selbst bestimmte Portionen-Menge. Dadurch erscheinen nicht nur die Mengen an sich „kleiner“, auch die relativen Anteile am Tagesbedarf reduzieren sich, so dass die Ampel plötzlich von „Rot“ auf „Gelb“ oder sogar „Grün“ springt…
Die Deutsche Konsumenten-Organisation Foodwatch hat diesen Tatbestand untersucht und schlägt Alarm. Sie bleibt bei ihrer Forderung nach einer unabhängigen Instanz, welche die Lebensmittel-Ampel vergibt, nach einheitlichen und ernährungswissenschaftlich abgestützten Kriterien. Alles andere ist eine irreführende Verhöhnung jener Konsumenten, die darauf bedacht sind, sich bewusst zu ernähren.