10/7  Gemüse brutal

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:49

Der Film schockiert und macht nachdenklich. Gemüse und Früchte sind gesund. Wir werden freundlich ermuntert, mindestens fünfmal pro Tag davon zu essen. Wir setzen uns dafür ein, dass die Agrarprodukte auch für Menschen mit kleinem Portemonnee zu erschwinglichen Preisen angeboten werden, weil nach wie vor die Auffassung herrscht, dass die „schlechten“ Kalorien (aus Kohlehydraten, Fett und Zucker) im Handel günstiger sind als die „guten“ aus dem nährstoffreichen Früchte- und Gemüseangebot.

Und nun zeigt uns eine Dokumentation der ARD mit dem Titel „Europas dreckige Ernte“ schonungslos auf, unter welch miserablen Bedingungen die Arbeitssklaven – anders kann man sie nicht nennen – in den gigantischen Plantagen in Spanien und Süditalien leben und arbeiten müssen. Es sind zumeist Migranten, Flüchtlinge, Sans-Papiers, die in den Gewächshäusern für 25 Euro pro Tag malochen, ohne geeignete Schutzkleidung den Pestiziden ausgesetzt sind, in Zeltlagern hausen, wie man sie von den Reportagen aus Flüchtlings-Camps in Afrika kennt.

Der Film zeigt eine verhängnisvolle Domino-Kette auf: Früchte und Gemüse sind hier in den Supermärkten relativ billig. Die Preise unterliegen einem wahnsinnigen „Schnäppchenjäger“-Wettlauf der Konkurrenten, die sich in ganzseitigen Inseraten überbieten mit Rabatten und Vergünstigungen, bejubelt von einer einfältig-populistischen Boulevardpresse, die nicht müde wird, die Geiz-ist-geil-Hymne in Form von absurden Verbilligungs-Rankings und Vergleichen zu zelebrieren.

Die Supermarkt-Konzerne ihrerseits diktieren gnadenlos die Preise gegenüber den Produzenten, schinden sich maximale Margen heraus auf dem Buckel derer, die am Ende der Kette schuften. Es ist eine moderne Form der ausbeuterischen Skalverei, die sich Tag für Tag auf europäischem Boden abspielt, subventioniert überdies mit EU-Milliarden, ohne Rücksicht auf die jeweiligen Produktionsbedingungen.

Die Politik unternimmt nichts. Die Verteiler berufen sich auf angeblich bestehende Kontrollmechanismen (die durch den Bericht eindeutig widerlegt werden). Der Konsument, die Konsumentin müsste beim Einkauf darauf achten, woher die Produkte kommen. Und müsste solche Import-Angebote meiden. Müsste bereit sein, für regionales Gemüse aus einheimischer Produktion entsprechend mehr zu bezahlen.

Wir alle sind mitschuldig an diesen unwürdigen, menschenverachtenden Zuständen. Denken wir um.