23/8 Zucker unters Volk!
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 14:02 |
Wir wohnen beim Bahnhof. Im siebten Stock mit direkter Aufsicht auf die Station. Der erste Blick am Morgen aus dem Fenster enthüllt eine interessante Perspektive. Von einem Kühlwagen werden quadratische Boxen auf Rädern abgeladen. Junge Menschen in bedruckten Overalls installieren sie und montieren Banner-Fahnen mit den gleichen Sujets wie auf ihren Jacken. Die Gegenstände in den Boxen sind orange und grün, die Banner wirken irgendwie „bio“, sind aber auf Distanz nicht zu identifizieren. Mein erster Gedanke: da wird gesundes Gemüse unter die Menschen gebraht!
Von der Farbe her müssen es Karotten sein und wahrscheinlich Zucchetti. Eine sympathische Aktion gegen Foodwaste und/oder für eine verbilligte Abgabe von Gemüse im Sinne von „5amTag“. Als ich mich wenig später zu den Geleisen begebe, komme ich nicht an den jungen Menschen vorbei, ohne dass sie mir einen Flyer und ewas Grünes bzw. Oranges entgegenstrecken.
Jetzt sehe ich, dass es sich nicht um richtiges Gemüse handelt sindern um längliche PET-Fläschchen: „heissgeliebt weil kaltgepresst“ und „nie erhitzt und voller Vitamine“ und „100% NATURAL“. Im Inhalt kommen dann allerdings Früchte und Gemüse vor: Spinat, Avocado, Mango, Banane, Passionsfrucht, Apfel. Der Geschmack, besagt das Label, sei „gemüsig-gesund“! Eine originelle Wortschöpfung, die allerdings bei meinen Enkeln trotzdem keinen positiven Widerhall auslösen wird…
Anbieter ist ein Fruchtsaft-Hersteller, der ohnehin schon so etwas wie das Marktmonopol hat. Die neue Formel – es gibt sie offenbar schon eine Weile – macht einen guten Eindruck und erwartungsvoll konsultiere ich die Nährwertdeklaration. Diese ist eindeutig: 1 Dezi dnthält knapp 10 Gramm Zucker. Ein Viertelliter-Fläschchen – ein paar leckere Schlucke! – versorgt mich also mit der Hälfte der von der WHO als zulässig erklärten Tagesdosos an Zucker.
Was freilich (oder „leider“?) dem Genuss keinen Abbruch tut, und damit wiederum das Risiko erhöht, dass man mehr davon trinkt, als man eigentlich möchte/sollte. Wohl bekomms.