11/10 Frankreich greift durch
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 14:47 |
Die Nationalversammlung setzte ein Zeichen. Sie stimmte dem Bericht einer Kommission zu, welche ultimative Regulierungen vorschlägt für die Verbesserung der Qualität von Fertigprodukten und „hochverarbeiteten“ Lebensmitteln.
Die empfohlenen Massnahmen sind happig. Sie umfassen u.a. die Reduktion der bewilligten Zusatzstoffe von jetzt 338 auf neu 48 (was allerdings die Haltbarkeit der Produkte verkürzt), verbindliche Regelung für den maximalen Gehalt an Salz, Zucker und Transfetten, Werbe-Beschränkung in TV und anderen elektronischen Medien für Produkte, die für Kinder ungeeignet sind, Reduktion des Zucker-Anteils auch bei importierten Produkten, obligatorische Erziehung auf allen Schulstufen inklusive schulischer Gemeinschafts-Verpflegung, Einführung des NutriScore-Labellings auf allen verarbeiteten Produkten, klare Herkunftsbezeichnung der einzelnen Elemente…
Die 29 Mitglieder der Kommission (aus allen Parteien) kamen während ihrer Arbeit zur Auffassung, dass die Industrie in den letzten Jahren zwar einige Verbesserungen erreicht habe, dass diese – auf Freiwilligkeit beruhenden – Massnahmen aber insgesamt zu wenig bewirkten, um gesundheits-relevant zu sein. Insgesamt habe der Staat als verantwortlicher Regulator versagt, indem er früher gefasste Beschlüsse nicht oder zu wenig konsequent umgesetzt habe. Im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung sei nun rasches und entschlossenes Handeln im Sinne der Vorschläge zwingend.
Die Lebensmittel-Industrie reagierte umgehend und bezeichnete den Kommissionsbericht als „Karikatur“. Sie unterstütze zwar die Vorschläge zur besseren Aufklärung in den Schulen, wies aber alle sie direkt betreffenden Massnahmen und Regulierungen vehement zurück.
Und was bleibt den KonsumentInnen? Letztlich die Empfehlung, die in praktisch jeder Anleitung zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung abgegeben wird: Wenn immer möglich auf hochverarbeitete Fertigprodukte zu verzichten, möglichst frische Produkte zu konsumieren und „nichts zu essen, was die Grossmutter nicht gekannt hat“. Was letztlich auf einen Konsumverzicht im Lebensmittel-Paradies hinausläuft.