19/12 Italia prima!
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 14:38 |
Nein, gar nicht prima. Aber analog zum Kampfruf „America First“ hat sich offenbar Italien im Rahmen einer Debatte bei den Vereinten Nationen diplomatisch durchgesetzt, indem es konsequent jeden Versuch abgeblockt hat, bei einem Resolutionsentwurf zur weltweiten, gesunden Ernährung die Forderung nach einer einfachen und klaren Nährwert-Kennzeichnung einzubringen.
An sich eine lobenswerte Resolution, die darauf abzielt, die Staaten zu ermutigen, ein gesundheitsförderliches Ernährungs-Verhalten zu unterstützen. Einzig USA und Libyen haben den Textentwurf abgelehnt und Ungarn hat sich der Stimme enthalten. Bei den Empfehlungen liegt der Akzent auf Bildung und Aufklärung. Dabei geht es sowohl um den Kampf gegen Unterernährung als auch um die Bekämpfung der Adipositas-Epidemie mit all ihren Nebenwirkungen in Form von nichtansteckenden chronischen Krankheiten.
Was jedoch den kritischen Beobachtern auffällt: in dieser Resolution steht kein Wort zu den in vielen Ländern heiss diskutierten Themen wir Zucker- oder Fettsteuer und Nährwert-Deklaration in Ampelform. Letzteres sei, wie schon gesagt, vor allem den Demarchen aus Italien zu verdanken. Denn die italienische Regierung will unter allen Umständen vermeiden, dass ihre traditionellen Lebensmittel, vom Olivenöl über den Parmesan bis zu Salami und Mortadella in irgend einer Form als“kritisch“ gebrandmarkt bzw. etikettiert werden könnten. (Dabei sind nach übereinstimmender Auffassung der Nutrition-Label-Promotoren ja gerade die „natürlichen“, nicht oder nur minimal verarbeiteten Lebensmittel wie Öl, Käse und Fleisch von der Kennzeichnung ausgenommen!)
Italien hofft offenbar, dem Bericht von FoodNavigator zufolge, auf dem Umweg über diese UNO-Resolution auch entsprechende Entscheide im Rahmen anstehender EU-Regelungen aushebeln zu können. Diese jämmerliche Kirchturmpolitik aus purem Eigennutz findet auch hierzulande Applaus in jenen Kreisen, die den kommerziellen Profit über das Gemeinwohl und über die Gesundheit der Bevölkerung stellen und mit dem billigen Mäntelchen der „Eigenverantwortung“ kaschieren. Das sind wenig erfreuliche Perspektiven. Sie dürfen uns aber nicht entmutigen, uns für die richtige Sache einzusetzen.