22/8 Ersatz-Butter
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:23 |
Der Streit ist noch nicht entschieden. Ob nun „echte“ Butter gesünder und besser sei als Margarine und ähnliche Aufstriche, ist nach wie vor regelmässig ein Thema engagierter Debatten unter Befürwortern und Gegnern… – In unserer Jugend gab es eigentlich keine Alternative zum kompakten Milchfett: der Milchmann brachte am Morgen mit seinem Wägelchen den frischen „Kuh-Saft“ und füllte damit den Krug, den wir am Vorabend ins Milchkästlein gestellt hatten (lustig, dass man dem bei den heutigen multifunktionalen Brief- und Paketanlagen im Hauseingang immer noch so sagt…). Die Mutter goss die Milch in eine Schüssel um, auf der Oberfläche bildete sich nach einiger Zeit eine kompakte hellgelbliche Schicht, die sich mit einem flachen Löffel abschöpfen liess. Und aus diesem „Niiidel“ machten wir in einem speziellen Glasgefäss mit Schwingmechanismus unsere Butter. Etwas besseres gab es nicht.
Die Milchindustrie hat dann das ursprüngliche Naturprodukt in vielfältigster Weise umgestaltet, gemischt, gepanscht und mit zahllosen Hilfsstoffen versetzt, so dass wir heute eine breite Auswahl haben, von der süssen „Käsereibutter“ (die noch immer einen natürlichen Zustand vorgaukelt), über die Koch- und Bratbutter bis zur salzigen Butterstange nach angelsächsischem Vorbild. Allesamt kamen sie in den 70er Jahren in Verruf, als das „Fett“ als grosser Bösewicht auf die Anklagebank für alle möglichen gesundheitlichen Probleme geschoben wurde.
Vor 20 Jahren hatten wir uns in der Stiftung noch zum Ziel gesetzt, uns zu erkundigen, wie es mit dem Import eines aromatisierten Stoffs aus USA stehe, das „besten Butter-Geschmack“ versprach, ohne Fett zu enthalten. Die Nachfragen verliefen damals im Sand. Inzwischen wurde das Fett in der Nahrung quasi rehabilitiert und die gute alte Butter kam, in welcher Form auch immer, wieder auf den Tisch.
Umso überraschender, dass nun plötzlich und aktuell über das Ergebnis eines US-Forscherteams an der Cornell-Universität berichtet wird, das einen Brotaufstrich entwickelt hat, der zu 80 Prozent aus Wasser besteht, zu kleinen Teilen aus pflanzlichem und aus Milchfett, und das im Geschmack und in der Viskosität der Butter absolut gleichkommt, jedoch keinerlei künstliche Zusätze und Stabilisatoren enthält.
Darüber, ob diese Erfindung nicht zu spät kommt, da ja das Fett nicht mehr unter Generalverdacht steht, sind sich die Experten wieder nicht einig, jedenfalls werden dem neuen Produkt durchaus Marktchancen eingeräumt. Vielleicht bildet sich ja noch rechtzeitig eine neue Form von Butter-Allergie heraus…