28/8 Ein wenig weniger Zucker
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 15:24 |
Der Gesundheitsminister meint es gut. Er hat mit einigen der grossen Lebensmittelverkäufer einen weiteren Deal geschlossen zur Reduzierung des Zuckergehalts in einigen Joghurts und in einigen Frühstückszerealien. Ziel der neuen Zucker-Sparrunde: 10 Prozent! Wenn ein Joghurt bisher 17 Gramm Zucker enthalten hat, hat es dann künftig noch 15,3 Gramm. Ein knappes halbes Würfelzückerchen weniger. Super.
Aber der (freiwillige) Aktionsplan ist auch schon auf Kritik gestossen. Für den Konsumentenschutz (dem wir uns voll und ganz anschliessen) müsste auch der Zuckergehalt in den Baby-Nahrungsmitteln drastisch gesenkt werden, denn der ist immer noch viel zu hoch und fixt die Kleinen schon von der Geburt weg auf zuckerige Süsse an. Kritik kommt aber auch von den Gewerbe-Funktionären: jede Auflage sei eine Einschränkung des freien Marktes, der Profit einer ganzen Branche könnte gefährdet sein. Und rechtspopulistische Politiker schwadronieren wieder mal von der „Eigenverantwortung“ des Bürgers, die durch eine Regulierung unterlaufen werde.
Dabei wären gerade die Politiker glaubwürdiger, hätten sie nicht – als gehorsame Lobbyisten – im Parlament verhindert, dass bei der Lebensmittel-Deklaration auf der Packung sämtliche Zuckerarten und -Mengen komplett angegeben werden müssen. Die Gier ihrer Klientel ist ihnen wichtiger als die Gesundheit des Volkes, das sie eigentlich vertreten sollten.
Mit den Frühstücksflocken ist das nochmals eine andere Sache: da bringt auch eine Reduktion nichts, denn die braucht es effektiv nicht auf dem Tisch. Die sind ein reines Luxus-Produkt. Das Frühstücks-Müesli mit gewöhnlichen Haferflocken, etwas gemahlenen Haselnüssen, einigen klein geschnittenen frischen Früchten, Milch und Magerquark, ist durch keinen Schoko-Zucker-Caramel-überzogenen Knusperschrott zu übertreffen. Mit Wehmut denke ich an meine „gute alte Zeit“ zurück, da ein himbeer- oder veilchenfarbenes „Täfeli“ einmal pro Woche einen besonderen Genuss verhiess, den man sich erst noch mit Wohlverhalten verdienen musste!
Der Gesundheitsminister würde sich besser aktiv dafür einsetzen, dass nicht praktisch alle hochverarbeiteten Lebensmittel mit Zucker versetzt sind, als Geschmacksverstärkung und als Konservierungsmittel. Denn es sind die „versteckten“ Zucker, die sich im Lauf des Tages zu jener Menge summieren, die letztlich die Volkskrankheiten auslöst wie Herzversagen, Diabetes, Adipositas… Ceterum censeo: Hier könnte eine Zuckersteuer etwas bewirken.
Also, es gibt noch viel zu tun, Monsieur Berset.