15/10 Rotwild
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 17:01 |
Tue Gutes und rede darüber. Oder lass darüber reden. Diese Maxime hat der deutsche Lebensmittel-Discounter Netto beherzigt, als er eine Werbekampagne startete für die Tatsache, dass in seinen Filialen Früchte und Gemüse ohne Plastik-Verpackung verkauft werden.
Auf Plakaten und in Inseraten sind Models als „Verkäuferinnen“ zu sehen, die selber „ohne Verpackung“ sind, im Evaskostüm also, ihre natürliche Blösse lediglich mit Gemüse oder Früchten notdürftig bedeckt… Glücklicherweise handelt es sich dabei um Äpfel und Tomaten, Heidelbeeren wären riskanter gewesen.
So löblich die Absicht mit dem Plastik-Verzicht auch ist – die Aktion hat umgehend einen Shitstorm ausgelöst und der Firma in den sozialen Medien Schmähungen eingebracht, vorwiegend den Sexismus-Vorwurf. Das gehe dann etwa gar nicht und sei ganz sicher kontraproduktiv.
Ich weiss nicht. Angesichts der aktuellen Überschwemmung aller Lebensbereiche mit einschlägigen Bildern, Texten und Videobotschaften wirken die Netto-Frucht- und Gemüse-Models auf mich eher dezent. Mag man sich darüber aufregen?
Mit kommt dabei ein Ausspruch meiner Mutter in den Sinn. Vor vielen Jahren, als in Bern das Nachtlokal „Mocambo“ mit Striptease-Darbietungen eröffnete, entbrannte in der Presse eine heftige Kontroverse und der moralische Untergang nicht gerade des Abendlandes aber doch zumindest des Bernbiets wurde heraufbeschworen. Da sagte meine Mutter mit entwaffnender Offenheit: „Ich weiss gar nicht, was die Leute haben. Eine nackte junge Frau ist doch etwas Schönes – wie ein Reh!“
Damals war „Sexismus“ allerdings noch kein Kampfbegriff…