31/10 Süsses oder Saures?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 17:11 |
Jetzt sind sie wieder unterwegs. Die Kleinen ziehen um die Häuser, sagen ihre Sprüchlein auf, singen Lieder und freuen sich, dass sie sich – zumindest einmal im Jahr quasi legitim – dem Süssigkeiten-Rausch hingeben dürfen.
Ist es ein Zufall, dass ausgerechnet auf diesen Zeitpunkt der Deutsche Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte mit einer Forderung an die Öffentlichkeit tritt, es sei die Werbung für sogenannte „Kinderschokolade“ und ähnliche Süssigkeiten grundsätzlich zu verbieten?
Zwar gibt es in den meisten Ländern mehr oder weniger explizite Einschränkungen der TV-Werbung im Umfeld von „Kindersendungen“, aber diese greifen oft zu kurz, denn die Mediennutzung der Kids hat sich in den letzten Jahren rasant verändert, weg von den analogen Angeboten hin auf digitale Plattformen, für die es noch keine griffigen Regelungen gibt. Und für alle, die dem alten Bildschirm-TV treu geblieben sind, prägen die rund um die Uhr in Endlos-Schlaufe programmierten Werbespots, dass der unlimitierte Verzehr von Schokolade und stylischen Produkten aus Zucker und Fett nicht nur höchste Glücksmomente vermittelt und ein zentrales Element des Familiengefühls sei, sondern darüber hinaus zwingender Bestandteil einer für Kinder besonders gesunden Ernährung sein müsse. Und wenn die Produkte dann im Namen – wie bei Ferrero der Fall – den Begriff „Kinder-“ tragen, ist die Verheissungslüge perfekt.
Unlängst wurden im Bundeshaus die Unterschriften für eine Initiative eingereicht, welche ein Verbot fordert für Tabak-Werbung, die sich an Kinder und Jugendliche wendet bzw. von diesen konsumiert werden kann. Und schon formiert sich der Widerstand der Tabak-Lobby.
Versuche von uns Gesundheitsorganisationen, in der Medien-Gesetzgebung entsprechende Formulierungen zum Schutz der Jungen vor zucker- und fettreichen Genussmitteln einzubringen, wurden bisher auf allen Stufen der Vernehmlassung abgeblockt, der „freie Markt“ siegte über die Gesundheit. Vielleicht ändert sich das, wenn die deutschen Kinderärzte mit ihrem Vorstoss Erfolg haben.