22/1 BMI-Legenden
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 15:35 |
Drei Buchstaben. Viele Menschen klammern sich an sie und sehen ihr Wohlergehen in direkter Abhängigkeit davon: BMI – der Body Mass Index. Eine gängige Formel, mit welcher das Körpergewicht und die Grösse einer Person so in Relation gesetzt werden, dass sich daraus ein „Wert“ ergibt, der das Ausmass von Unter- oder Übergewicht bestimmt.
Als „normal“ gilt ein Wert zwischen 18 und 25, bei höheren Werten wird von mehr oder weniger ausgeprägtem Übergewicht gesprochen, ab 30 wird die chronische Erkrankung „Adipositas“ (Fettsucht) diagnostiziert. Der BMI ist in letzter Zeit allerdings in die Kritik geraten. Er sei zu wenig aussagekräftig, da er lediglich Grösse und Gewicht berücksichtige, ohne auch andere Kriterien mit einzubeziehen, insbesondere ohne die effektive Zusammensetzung des Organismus zu berücksichtigen: ein Muskelprotz von einem Bodybuilder kann als massiv „übergewichtig“ erscheinen, obwohl er kein einziges Gramm überflüssiges Fett an sich hat. Auch wird etwa gesagt, die BMI-Formel lasse die Konstruktion des Knochenskelettes ausser acht: aber das ist nicht relevant, da das Skelett im Schnitt 12 Prozent des Gesamtgewichts ausmacht und die Differenz zwischen „leichten“ und „schweren“ Knochen maximal 2 Kilogramm beträgt.
In einem Blog habe ich kürzlich die Aussage gelesen, dass der BMI von einer „Organisation“ erstellt worden sei, die „zu einem grossen Teil von der Pharmaindustrie, die Abnehmprodukte verkaufen will, finanziert wird“. – Das ist Unsinn! Man kann der Pharmaindustrie vieles vorwerfen… aber hier ist sie einmal unschuldig: der BMI wurde 1832 von einem belgischen Mathematiker und Statistiker entwickelt. Später wurde er in den USA von Lebensversicherungs-Konzernen dazu benutzt, das Risiko-Potenzial im Blick auf die Sterblichkeit einzuschätzen und die Prämien entsprechend zu berechnen. In den 90-er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die heutige Klassifizierung dann von der Weltgesundheitsorganisation WHO festgelegt.
Nun gilt die Meinungs- und Glaubensfreiheit auch für jene, die von Verschwörungstheorien überzeugt sind… und es soll vorkommen, dass es Leute gibt, welche den BMI mit dem IQ verwechseln und denken: je höher – desto besser. Aus medizinischer Sicht gilt die Korrelation zwischen BMI und Sterblichkeitsrisiko nach wie vor als gesichert, auch wenn immer wieder die Mär vom „gesunden Dicken“ kolportiert wird, indem momentane Befindlichkeiten verabsolutiert werden. Auf lange Sicht zahlt sich eine vernünftige Gewichtsreduktion aus, das können alle bestätigen, die erfolgreich abgenommen haben.