4/2 Bringt’s der Boykott?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:14 |
Angeordneter Verzicht. Das ist Boykott: der Aufruf, auf die Produkte gewisser Produzenten zu verzichten. Aus welchen Gründen immer. Aktuell macht ein ungewohntes Beispiel Schule. Die Weltmarke Coca-Cola mischt im Schweizer Wahlkampf mit, indem auf mehr oder weniger prominenten Titel- und Rückseiten hiesiger publizistischer Organe eine Regenbogen-Werbung zugunsten der Anti-Diskriminierungs-Abstimmung geschaltet wurde.
Sehr zum Ärger der Gegner der Initiative, namentlich der jungen SVP, die umgehend zu einem Coca-Cola-Boykott aufrief. Nicht etwa aus Gesundheitsgründen, wohlgemerkt, sondern infolge politischer Missliebigkeit. Parteien, die sich im politischen Alltag strikte jeder Regulierung durch auch nur minimalste Einschränkungen bei der Werbung widersetzen, sind flink zur Hand, wenn es darum geht, einem politisch Andersdenkenden wirtschaftlichen Schaden durch Verzicht zuzufügen.
Das ist ähnlich wie die Sache mit dem Chocolatier Läderach: weil die frömmlerische Unterstützung von als diskriminiernd empfundenen Aktivitäten und ein homophober Ruf den Firmenboss angreifbar machen, wird zum Boykott aufgefordert, die Swiss kündigt den Schöggeli-Vertrag und die LGBT-Szene propagiert den Verzicht auf Läderach-Schokolade… Auch das nicht, weil es gesünder wäre, den Konsum von Süssem zu reduzieren – unbesehen der geschlechtlichen Orientierung -, sondern weil die Haltung des Fabrikanten als unpassend wahrgenommen wird.
Die Sache mit der Gesundheit steht ja ohnehin auf verlorenem Posten: die Junge SVP empfiehlt, man solle an Stelle von Cola doch lieber einheimischen Süssmost schlürfen… wobei dieser wesentlich mehr Zucker und Kalorien enthält als etwa Cola Zero! Und der Kakao-Afficinado wird ja wegen der Einstellung des Herrn L. nicht ganz auf seinen Dopaminschub verzichten, sondern einfach auf ein anderes Produkt ausweichen… ev. auf die aus Deutschland importierte Milchschokolade der Migros, zumal diese erst noch billiger ist. Auch hier gilt: Zuerst kommt das Fressen, dann die Moral…