25/6 Burn out
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:01 |
Heute war wieder Vortrag. Thema: Burn out – „die moderne Krankheit“. – Seit Mitte der Siebzigerjahre des letzten Jahrhunderts kennt man das Phänomen. Es handelt sich um eine persönliche Krise, die nicht selten dadurch ausgelöst wird, dass sich jemand in seinem Alltag und im Beruf permanent selbst überfordert und, weil er die eigenen Ziele nicht mit der von sich selber verlangten Perfektion erreicht, dadurch massiv an Selbstwertgefühl verliert. Die Auswirkungen können dann meist psychosomatischer Natur, also empfindliche Krankheitssymptome aller Art sein.
Um mit dem Syndrom umgehen zu können, müssen die entsprechenden Symptome frühzeitig erkannt werden, aber gerade das ist meist ein Problem, weil Betroffene die Alarmzeichen meist gar nicht wahrnehmen wollen. Empfehlungen zur Vorbeugung, zur Prävention richten sich – soweit ich das verstanden habe und es in der gebotenen Kürze geschildert werden konnte – an die einzelnen Menschen, die möglicherweise betroffen sein können. Und wenn das Syndrom einmal vorhanden ist, braucht es viel Geduld und eine lange Zeit, um es zu „kurieren“.
Das ganze Krankheitsbild ist zwar real, aber in seiner differenzierten Komplexität auch sehr schwer fassbar. Es ist daher nicht verwunderlich, dass ein irritiertes Raunen durch den Vortragssaal ging, als am Schluss in der Fragerunde jemand wissen wollte, ob Burn out auch einen IV-Anspruch auslösen könne… insgeheim sah man vor dem inneren Auge schon die Schlagzeilen und die SVP-Hetzparolen zum Thema IV-Missbrauch…
Gerade die Unsichtbarkeit der Symptome macht es wohl aus, dass man sich schwer vorstellen kann, wie es ist, betroffen zu sein, wenn man sie nicht aus eigener Erfahrung kennt. Wenn ich das mit Adipositas vergleiche, so haben wir es dort mit extremer Sichtbarkeit zu tun. Das optisch wahrnehmbare Vorhandensein des zuvielen Körperfetts löst beim Betrachter bereits Reflexe aus, ehe auch nur ein Wort gewechselt ist, und keiner würde daran zweifeln, dass es existiert.
Ein weiterer Punkt beschäftigt mich: bei Adipositas und Übergewicht sprechen wir von Verhaltensprävention (anderes Ernähhrungs- und Bewegungsverhalten) und von Verhältnis-Prävention (Veränderung der Umwelt-Verhältnisse, welche das Entstehen von Adipositas begünstigen)… bei Burn out habe ich nur Empfehlungen gehört, die sich an den Einzelnen richten… aber was wäre mit einer Veränderung des ganzen beruflichen Umfelds, des Arbeitsklimas, der produktionsbedingten Stressfaktoren, des immer stärker werdenden Erfolgsdrucks, der Jobverlust-Ängste, die durch die aktuellen Trends in der globalisierten Wirtschaft ausgelöst werden…? – Letztlich ist hier eine Veränderung wohl ebenso schwer einzuleiten wie im Bereich Adipositas… aber das darf uns nicht davon abhalten, Lösungen zu suchen!