22/7  Gut im Saft

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:29

Der freundliche ältere Herr mit Glatze, der am Fernsehen so schnell sprechen kann, ohne Luft zu holen, würde mir sogar zwei Saftpressen zum Preis von einer einzigen überlassen, wenn ich nur rasch entschlossen zugriffe und das Ding sofort bestellen würde. Es macht aus allem Saft, aus den Gurken, aus ganzen Äpfeln und Orangen, aus frischen Trauben und das geht so schnell und mühelos, dass ich denke, wenn ich mir von früh bis spät eine Dauer-Saftkur verordnen würde, müssten meine Pfunde nur so von mir purzeln… und dann wird mir auch klar, warum der milde Wohltäter aus dem TV mir eine der beiden Maschinen schenken will: dann kann sich die eine nämlich wieder abkühlen, während ich mit der anderen weiter saften kann, bis sie glüht…

Das soll gesund sein. Doch Zweifel beschleichen mich, denn ich habe ja gelernt, dass auch Fruchtsäfte gleich viel Zucker enthalten wie die Süssgetränke aus Dosen und Flaschen… Eine australische Studie hat im Frühling gezeigt, dass Kinder, die täglich zwei Glas frisch gepressten Fruchtsaft trinken, mehr an Gewich zulegen als Kinder, die ganze Früchte essen und ungesüsste Getränke oder Wasser trinken.

Und jetzt erscheint eine neue Studie, die das Gegenteil besagt: das Trinken von „100%-igem Fruchtsaft“ habe auf das kindliche Übergewicht keinerlei Einfluss… – Diese Studie der Universität Toronto hat allerdings einige Haken. Zum einen wurde sie durchgeführt im Auftrag des Departementes für Landwirtschaft und der Vereinigung der Saft-Produzenten, zum andern sagt sie nichts darüber aus, wie der Energieverbrauch der Kinder durch Bewegung aussah. Was lernen wir daraus?

Einmal mehr geht es um Wachsamkeit: der Mythos vom „natürlichen“ (hundertprozentigen) Fruchstaft ist eine der heute griffigsten Marketing-Lügen. Wenn auf der Packung steht „ohne Zucker-Zusatz“, so sagt das gar nichts über den Nährwert aus. Ein Getränk mit 100 Gramm natürlichem Fructose-Zucker enthält immer noch 100 Gramm Zucker, auch „ohne Zusatz“ von weiteren Zucker-Bestandteilen. Nur der Verzicht oder die Verwendung von künstlichen Süssstoffen kann die Gewichtsreduktion positiv beeinflussen. Alles andere ist Werbung.


Ein Kommentar zu “Gut im Saft”

  1. Eva Kirchberg sagt:

    Ihr Kommentar spricht mir aus dem Herzen. Zuerst zu den Studien: Jede Studie ist selektiv geplant mit einem bestimmten Ziel. Meistens wird das Ziel auch erreicht, d.h. zu diesem Zweck lässt man Einzelheiten unberücksichtigt, welche jedoch das Resultat beeinflussen. Fazit: Man soll nur den Statistiken glauben, die man selbst gefälscht hat.
    Zur Fruktose:
    Fruktose ist ein fünfwertiger Zucker und kann vom Körper so nicht verwertet werden. Der Körper benötigt Glucose für seinen Energiestoffwechsel, ein sechswertiger Zucker. Glucose entsteht durch die Aufspaltung von Sacharose, ein mehrwertiger Zucker, im Kristallzucker enthalten. Der fünfwertige Zucker ist aber beileibe kein „blindes“ Süssmittel wie alle meinen, sondern, viel schlimmer, der Organismus wandelt diese Energie sofort in Fett um. Darum Vorsicht mit Fruktosezusätzen. Nur künstliche Süssstoffe sind „harmlos“, aber nur in kleinen Mengen genossen.
    Gruss Eva

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