30/7 Vor-verurteilt!
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:37 |
Vorurteile sind voreilige Urteile, die verhindern, dass wir uns mit einer Sache fair befassen. Der Kampf gegen Vorurteile im Zusammenhang mit der Krankheit Adipositas ist einer der zentralen Zwecke unserer Stiftung. Information, Aufklärung, Medienarbeit… so weit – so gut. Aber: wie steht es mit der Aussicht auf Erfolg?
Fast möchte man die Fahnen entmutigt streichen, denn eine amerikanische Analyse, über welche die britische Zeitung The Independent berichtet, kommt zu desolaten Schlussfolgerungen, so unter anderem zur Erkenntnis, „warum dünne Menschen die Übergewichtigen nicht mögen“.
Es habe damit zu tun, dass übergewichtige Menschen von vielen sogenannt „Dünnen“ als „krank“ wahrgenommen würden, was automatisch eine Angst vor Ansteckung auslöse, wodurch man auf Distanz gehe und diese Distanz auch aktiv markiere, indem man diese Menschen respektlos behandle… – Im Unterbewussten würde so Abneigung und Ablehnung erzeugt, die sich in verletzenden Gesten und Sprüchen manifestierten. (Die Publikation dieser Erkenntnis erfolgt interessanterweise nur wenige Tage nachdem in der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medecine die Botschaft verbreitet wurde, dass Übergewicht in einem gesellschaftlichen Sinn „ansteckend“ sei, indem „dicke Freunde“ die ihnen nahe Stehenden in der Regel dazu verführen, ebenfalls Gewicht zuzulegen – die Meldung fand ein breites Echo in den Sonntagsmedien.)
Durch verschiedene praktische Tests und Konfrontationen bei Männern und Frauen fanden die Forscher heraus, dass die Abneigung gegenüber adipösen Menschen direkt zusammenhängt mit der Furcht des Einzelnen vor Erkrankung und Ansteckung. Allerdings weisen erste Kommentare dadrauf hin, dass es in Amerika immer Bevölkerungsgruppen mit starken Vorurteilen gegeben habe, gegenüber Juden, Schwarzen, Schwulen, ethnischen Minderheiten… aber als diese sehen mussten, dass sie mit ihrer Anti-Haltung nicht weiter kamen, hätten sie die Übergewichtigen als neue Sündenböcke ins Visier ihrer Aversionen genommen. – Möglicherwiese tröstlich, wenn man an Amerika denkt. Aber hilft uns das in unserer Schweizer Realität weiter?