26/8 Die Entschlussfassung
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:20 |
Bis die Familie, auch wenn sie sich mittlerweile schwerpunktmässig auf zwei Einheiten konzentriert, einen Entschluss gefasst hat, was sie am Sonntagnachmittag unternehmen will, braucht es einiges an Koordination und Motivation. Das Wetter ist gut und es steht ausser Frage, dass ein kleiner Ausflug mit dem Fahrrad angesagt ist, schon von wegen sportlicher Betätigung. Als Ziel bietet sich ein Dorffest in einem der entfernteren Aussenquartiere an, dort, wo die Weltstadt noch ländlich ist, wo neu erstellte Häuserblocks an Bauernland grenzen und wo die Kühe unweit der Autobahn grasen.
Zwanzig Vereine, Organisationen und Körperschaften „geben sich die Ehre“, das Publikum mit Darbietungen aller Art zu unterhalten und vor allem mit vielfältigen Köstlichkeiten zu verpflegen. Hungrig geht hier keiner weg. Da gibt es – in der Reihenfolge der Stand-Nummern – Pizzen, Schokoladebananen und Schlangenbrot, Kuchen und Kaffee, Älplermagronen, Raclette, Spätzlipfanne, Apfelküchlein, Schnitzelbrot, Grilladen, Hamburger und Würste vom Grill, Steaks, Tapas, Fleischspiess, Flammkuchen, Mah-Meh, sowie Nuggets und Pommes…
Wir richten den Verpflegungsplan des Tages darauf aus, dass wir den Versuchungen dieser ortsumspannenden Festwirtschaft kaum werden widerstehen können und denken auch schon sozial, da der Gewinn aus dem Verkauf in die Kassen der veranstaltenden Vereine zurückfliesst. Gegen Abend hat die Vorfreude das ihre getan und wir schwingen uns auf die Räder. Mit Schwung pedalen wir in die untergehende Sonne hinein, lobpreisen die Weitsicht der Verkehrsplaner, die uns auf dem sicheren Veloweg abseits vom hektischen Autostrom führen, und nach einer Weile kommen wir, angenehm ermattet, im Zielgebiet an.
Da ich mir den Übersichtsplan mit den Standorten der verschiedenen Angebote gründlich eingeprägt habe, fällt es mir leicht, im Vorüberfahren festzustellen, dass dort, wo der Stand mit den Älplermagronen sein sollte, nichts ist. Auch der Samariterstand ist nicht dort, wo er sein sollte, und das Festzelt ist ebenfalls nicht aufgestellt. Jetzt realisiere ich auch, dass die Zufahrtsstrassen hätten abgesperrt sein sollen… was haben all die Autos hier zu suchen? – Kurz und gut: von einem Dorffest ist weit und breit keine Spur zu sehen, einzig das Gartenrestaurant bei der behäbigen Dorfbeiz ist offen und gut besucht.
Was ist passiert? Haben wir uns in der Himmelsrichtung getäuscht? Findet das Fest in einem anderen Quartier statt? Oder war es schon letzte Woche? Wie auch immer, wir beschliessen nach einem kleinen Imbiss wieder zurück zu fahren, das Wetter ist immer noch perfekt und wir geniessen den milden Abend, dem kleinen Bach entlang, gelegentlich überholen wir einen Jogger oder eine Skaterin… Zuhause sit das Rätsel bald geklärt. In grossen Lettern steht das Darum auf dem Programm, wir haben es nur nicht sehen wollen: Wir waren eine Woche zu früh. Vielleicht schaffen wir es nächsten Sonntag noch einmal, einen Beschluss zu fassen.