24/9 Dölf hat gesagt…
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 17:16 |
Volkshelden haben es hierzulande nicht leicht. Adolf Ogi ist einer von ihnen, denn er hat ein ganz besonderes Flair dafür, komplexe Sachverhalte so zu vermitteln, dass unsereiner sie nachvollziehen und verstehen kann. Das war mit dem Eierkochen so und mit vielen zukunftsweisenden Vorlagen, die er durchs Parlament und durch die Abstimmungen gebracht hat. Hut ab.
Aus seinem letzten Jahr als Bundespräsident stammt ein vergnügliches Buch, das zwei seiner Mitarbeiter aus dem damaligen VBS zusammengestellt haben: Dölf hat gesagt… / Dölf a dit… – eine Sammlung von Aussprüchen, die bei verschiedenster politischer Gelegenheit gefallen sind… und irgendwie haben es Bundesräte (jedenfalls die, die man ernst nehmen kann) an sich, dass das, was sie sagen, einen ganz besonders zitierenswerten Stellenwert hat: man nimmt ihre Worte für bare Münze, auf die man später immer wieder zurückgreifen kann.
Nun hat sich Dölf zum Thema Übergewicht geäussert. In einer Kolumne der neuen Gratispostille „punkt ch“ (deren Website offenbar noch nicht funktioniert, daher kein Link), lobt er die Initiative der Nahrungsmittelindustrie einerseits, und andereseite jene bundespolitischen Instanzen, welche Druck auf die Kantone ausüben, damit diese das Sport-Obligatorium in den Schulen nicht aus Spargründen antasten. Das ist eine verdienstvolle Initiative.
Die Schlussfolgerung, zu der Dölf Ogi jedoch kommt, ist – leider – allzu einfach: Wer spart beim Sport, spart am falschen Ort! Wenn alle, Bund, Kantone, Gemeinden und Verbände, das begreifen, erzielen wir mit wenig Aufwand grosse Wirkung. Und wenn 95 Prozent wieder auf Normalgewicht sind, dürfen alle sagen: Freude herrscht! – Hier hat Ogi dem fatalen Slogan der Plakatkampagne von Gesundheitsförderung Schweiz geglaubt, wonach es „wenig“ brauche, um „viel“ zu verändern… Die Rechnung geht nicht auf. Die bald gegen 40 Prozent Übergewichtigen in der erwachsenen Schweizer Bevölkerung werden auch bei striktestem Sport-Obligatorium nicht so viel abnehmen können, dass die 95%-Quote zu erreichen wäre.
Gerne würden wir Dölf Ogi mit seinem Charisma und seiner Überzeugungskraft als Verbündeten für unser Anliegen gewinnen. Aber die Lösungen könten dann nicht so einfach sein.