25/12 Trau keinem Kochbuch
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:57 |
In der Zeit der gepflegten Festtagsmenüs geziemt es sich auch derer zu gedenken, die uns zur Herstellung derselben anleiten, indem sie Bücher verfassen, in denen diese Speisen beschrieben sind, illustriert mit Bildern, die zeigen, wie das Essen zubereitet wird und insbesondere wie es dann aussieht, wenn es auf den Teller angerichtet ist.
Und das ist ja wohl die deprimierendste aller Erfahrungen im Umgang mit Kochbüchern: dass es uns normalsterblichen Hausmannsköchen nie und nimmer gelingt, die Dinge so farbenfroh und knackigfrisch auf den Tisch zu bringen, wie sie im Buch abgebildet sind. Das Gemüse läuft an und wird bräunlich, die Saucen sind dünn und blass, das Fleisch sieht dumpf und unregelmässig gebraten aus… der ganze Anblick ist weit von dem entfernt, wonach es schmecken sollte, ganz unabhängig davon, wie lecker es tatsächlich auch sein mag.
Eigentlich hat man es ja immer gewusst oder davon gehört: wer in professioneller Manier Speisen fotografiert, der bildet keine richtig gekochten Mahlzeiten ab, der trickst mit bösen Rosstäuschermethoden einen Glanz und Farben und eine ganze Pracht herbei, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Eine instruktive Übersicht der elementaren Kniffe hat das Internetlexikon Wikipedia zusammengestellt. Der Food Stylist tut alles, nur nicht kochen. Und das, was er abbildet, ist in der Regel auch gar nicht geniessbar.
Da wird mit artfremden Materialien und Farben nachgeholfen, damit die Strukturen erhalten bleiben, Gemüse wird roh oder nur blanchiert auf den Teller gelegt, um die originalen Farben zu konservieren, das Ganze wird besprayt und lackiert, damit es in Form bleibt… Irgendwie sind da die Japaner fast ehrlicher, die in den Restaurants die verschiedenen Menüs, die am Tresen ausgestellt werden, aus Plastic oder Acryl anfertigen, was so kunstvoll und täuschend echt wirkt, dass es der Kundschaft effektiv die Auswahl der Speisen erleichtert.
Die alten klassischen Koch-Kompendien hatten noch keine Fotos. Bestenfalls eine Zeichnung, wie man ein Poulet oder ein Kaninchen zerlegt. Das tat dem Resultat keinen Abbruch, es erschwerte allenfalls die Auswahl.