23/5 Grün – Gelb – Rot
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 17:16 |
Die Ampel kommt nicht zur Ruhe. – SPIEGELonline berichtet heute über eine Aktion der lebensmittelkritischen Organisation Foodwatch. Diese hat verschiedene Nahrungsmittel des täglichen Bedarfs unter die Lupe genommen und ihren Nährstoffgehalt, der nach der neuen, von der Lebensmittelindustrie propagierten Formel GDA (= Guideline Daily Amount, also: Empfehlung für die tägliche Menge) deklariert wird, umgerechnet in eine „Ampel“-Darstellung, und die beiden miteinander verglichen. Dabei zeigt sich, was andere Konsumentenorganisationen in Deutschland bereits moniert hatten: dass ein Nahrungsmittel, das nach dem GDA-Prinzip recht „harmlos“ aussieht, weil die kleine Portionengrösse von z.B. 30 Gramm nur zu einem kleinen Prozent-Anteil des täglichen Bedarfs führt, in der Ampel-Darstellung plötzlich auf einen Wert kommt, der – für 100 Gramm – als „bedenklich“ eingestuft werden muss.
Die mit verschiedenen Beispielen illustrierte Gegenüberstellung ist sehr aufschlussreich und zeigt, dass industrielle Produkte in der Regel gerne „überzuckert“ sind. Dabei, und das muss immer wieder betont werden, geht es absolut nicht darum, gewisse Produkte zu „verbieten“ oder vom Markt zu nehmen, aber die „rote“ Ampel signalisiert dem Verbraucher klar, dass er hier punkto Menge „aufpassen“ muss, dass er zwar durchaus geniessen darf, aber dass er das Quantum im Griff behalten muss. Wer diese Darstellungen sieht – und im Online-Dienst des SPEGEL gibt es sehr anschauliche Beispiele dafür -, dem wird klar, dass diese Information auf den ersten Blick entschlüsselbar ist, dass sie das generelle Essverhalten direkt beeinflussen kann und dass man nicht von hypothetischen Prozent-Anteilen ausgehend hochrechnen und allenfalls zu falschen Schlussfolgerungen kommen muss. Denn der indiviuelle Energiebedarf und die dem persönlichen Bedürfnis angepasste Portionengrösse verfälschen im Alltag das „Resultat“ der GDA-Darstellung erheblich. – Mit der „Ampel“ können schon Kinder arbeiten, bevor sie Rechnen gelernt haben, und auch Sprachbarrieren gibt es keine.
Es war letzte Woche am Genfer Adipositas-Kongress eindrücklich zu sehen, dass sich zahlreiche Wissenschafter aus verschiedenen Ländern kritisch über das GDA-Konzept geäussert und an dessen Stelle eine Ampel-Deklaration gefordert haben. Auch das in einer Studie direkt befragte Publikum wünschte sich ausdrücklich Informationen nach dem Ampel-Pronzip. Was braucht es, um die Lebensmittelindustrie zu Vernunft und Einsicht zu bewegen? Denn erst eine verständliche Deklaration macht einen selbstverantwortlichen Entscheid der Konsumenten möglich.