8/7  Prost Wasserhahn

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:04

Grosse Aufregung heute auf dem Titelblatt von Blick: ein Wadtländer CVP-Politiker schlägt vor, man solle den Konsum von Mineralwasser verbieten bzw. den Stoff nur noch in der Apotheke kaufen können, wenn er medizinisch indiziert ist, und zum Trinken solle man sich ausschliesslich an Leitungswasser halten.

Dieser Vorschlag hat verschiedene Komponenten. Zum einen ist er nur machbar, weil wir hier eine hervorragende Wasserqualität haben, weil aus dem Hahnen reinstes Trinkwasser sprudelt, in einer gesunden Frische und Sauberkeit, von der Völker anderer Landstriche und Kontinente nicht einmal träumen können. Das ist Luxus pur und viel zu schade um im Orkus unserer WCs oder in den Badewannen zu vergurgeln… und es ist dem Herrn zuzustimmen: um unseren täglichen Flüssigkeitsbedarf zu decken brauchen wir keine importierten und weither transportierten Flaschenwässer, es reicht, wenn wir das Getränk direkt dort zapfen, wo es uns die Stadtverwaltung anbietet. Ich selber trinke zuhause fast nur Wasser aus der öffentlichen Versorgung, in Flaschen gefüllt und im Kühlschrank gekühlt.

Ich erinnere mich, was es für einen Aufstand gab, als in einem Kassensturz-Beitrag vor vielen Jahren einmal angedeutet wurde, das Wasser, das direkt in den Dorfbrunnen fliesse, sei mineralisch kaum zu unterscheiden von der Flüssigkeit, die man in der Flasche aus dem Lebensmittelgeschäft holt… und doch ist es wohl richtig: allzu viele Mineralien sind bei grossem Wasserkonsum gar nicht gesund, und die Kohlensäure, die so erfrischend im Glas aufperlt, ist letztlich schlecht für unsere Knochen, wenn wir nicht Mass halten. – Unser Leitungswasser ist so gut, dass in immer mehr Küchen am Kühlschrank schon die Eismaschine eingebaut ist, die à discrétion halbmondförmige Stückchen ausspuckt und den Drink herunterkühlt…

Aslo eigentlich brauchen wir die Mineralflasche wirklich nicht, denn die Herstellung des PET-Behältnisses allein kostet wohl so viel wie der ganze Inhalt. Kommt der Transport dazu und die Kraft, die aufgewendet werden muss, bis die plasticverschnürte Batterie bei mir in der Küche steht. Die Energiebilanz ist happig: zwei bis drei Deziliter Erdöl würden verbraucht, für einen Liter Mineralwasser, das haben die findigen Redaktoren berechnet. Da sind wir also schon so weit, dass wir dieses Öl lieber in den Tank unserer Autos schütten möchten. Denn mit Wasser fahren sie noch nicht.