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Von Heinrich von Grünigen um 16:18 |
Der Schweizerische Bundesrat hat den 6. Ernährungsbericht publiziert. Die Erkenntnisse, die darin formuliert sind, überraschen nicht. Wir essen noch immer zu fett, zu süss und zu salzig – und zu wenig Früchte.
Vor sieben Jahren wurde der letzte Bericht von Pascal Couchepin vorgestellt. Auf meine Frage an der Medienkonferenz, welche Schlussfolgerungen denn der Bund nun aus diesem Bericht ziehe, wich er aus, übergab das Wort dem BAG-Chef Zeltner, der wiederum wies auf seine gebundenen Hände hin…
Nun hat BR Alain Berset den Bericht ausgelegt. Auch er gibt sich noch vorsichtig, aber er ruft alle zur Zusammenarbeit auf, um gemeinsam die notwendigen Schritte einzuleiten. In seinen Appell schliesst er auch die NGOs ein, die Nichtregierungs-Organisationen, also Stiftungen wie dei unsere, die an forderster Front, oft mit unbequemen Forderungen, dafür kämpfen, dass sich etwas verändert. Und Pascal Strupler, der BAG-Direktor, hat einen Aktionsplan, den es umzusetzen gilt.
Wir nehmen den Bundesrat gerne beim Wort und werden uns auch in Zukunft einbringen. Die Arbeit geht uns nicht aus.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:30 |
Das war wieder so eine Meldung, heute, im Blatt. Dicke Menschen würden bei Autounfällen schneller sterben als dünne. Das hatte eine Studie der University of California in Berkley ergeben. 57’000 Auto-Unfälle in USA wurden untersucht, bei 3’400 kamen Beteiligte ums Leben. Die statistische Auswertung ergab, dass extrem adipöse Fahrer ein um 80 Prozent höheres Sterberisiko hatten als Normalgewichtige, bei Adipösen war das Risiko um 51 Prozent erhöht.
Gründe für diese Fakten, heisst es im Zeitungsbericht, würden in der Studie keine angegeben, vielleicht habe es damit zu tun, dass die Sicherheitsgurten bei den Dicken schlechter sässen und die Übergewichtigen deshalb häufiger Verletzungen im Brustbereich hätten als die Normalgewichtigen.
Das ist doch, mit Verlaub gesagt, Hafenkäse! Auch wer in der Schule in Physik kein besonderes Kirchenlicht war, hat mitbekommen, dass es Naturgesetze gibt, etwa das von der Massenbeschleunigung und von den Kräften, die frei werden, wenn eine Masse abrupt abgebremst wird. Ohne in die intimen Details der physikalischen Formel zu gehen, müsste es doch eigentlich einleuchten, dass ein 160 Kilo schwerer Mensch mit unvergleichlich viel mehr Wucht in den Sicherheitsgurt und auf den Airbag prallt, als eine Person, die bloss 70 Kilo wiegt. Das grössere Gewicht löst einen Effekt aus, als wäre das Auto mit der mehrfachen Geschwindigkeit auf das Hindernis geprallt…
Die Forderung, die Autoindustrie müsse ihre Fuhrwerke für die Dicken „sicherer“ machen, halte ich für deplaziert. Es liegt in der Natur des Gewichts an sich, dass bei einer Kollision grössere Schäden verursacht werden als mit einem dürren Klappergestell. Noch besser wäre es wohl, wir Dicken würden uns angewöhnen, vorsichtiger, d.h. sicherheitsbewusster zu fahren.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:51 |
Stehsatz. So nennt man (oder nannte man früher) auf der Zeitungsredaktion Texte, die in der Schublade bereit liegen, um bei Bedarf als Seitenfüller eingesetzt werden zu können. Die Aktualität des Inhalts spielt dabei (mit der Zeit) keine Rolle (mehr).
Das kam mir in den Sinn, als ich heute im Blick am Abend eine kleine Meldung las mit dem Titel: Dicke haben es im Job schwer. Der Artikel zitierte einen Bericht aus der FAZ am Sonntag. Dieser Bericht bezog sich auf eine Studie der Universität Tübingen. Dort hatte man Personalverantwortliche danach befragt, was sie von übergewichtigen Stellenbewerbern hielten. Die Einschätzungen sind vernichtend. Man traut ihnen keine Führungsqualität zu und ist überzeigt, dass sie öfter krank sind als ihre dünnen KollegInnen.
Die Geschichte kam mir irgendwie bekannt vor. Und siehe da, der Klick ins elektronische Archiv bestätigte die Vermutung. Über genau diese Studie wurde – wenn auch mit leicht anderer inhaltlicher Schwerpunktsetzung – schon im August letzten Jahres berichtet, zum Beispiel im deutschen Handelsblatt. Haben wir es hier mit einem Fall von besonderer journalistischer Sorgfalt und Bedächtigkeit bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu tun? Oder handelt es sich schlicht und einfach um – Stehsatz?
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Von Heinrich von Grünigen um 23:21 |
Es ist ein alter Russenwitz, wohl noch aus stalinistischer Zeit. Trafen sich ein deutscher und ein russischer Imker. Gegenseitig prahlten sie mit den Errungenschaften ihrer Bienenzucht. Der Russe geriet ins Schwärmen. Bei uns, sagte er, sind die Bienen einen Meter gross und bringen pro Flug 50 Kilogramm Pollen heim… Aber wie um Gottes Willen, wollte der Deutsche wissen, kommen diese Riesengrossen Bienen denn in das Bienenhäuschen hinein? Der Russe überlegte nicht lange, er sagte nur: Der Bien muss!
Der Witz hatte natürlich mit der damals aufgezwungenen Planwirtschaft zu tun, deren Zielerreichung mit brutalen Methoden durchgesetzt wurde. Diese Geschichte kam mir in den Sinn, als ich heute die Nachricht las, dass das russische Gesundheitsministerium rigorose Massnahmen erwägt im Kampf gegen die auch in jenen Landstrichen weiter zunehmende Adipositas. Gefordert werden harte Einschränkungen bei der Werbung für Süssgetränke und Fastfood, eine Deklaration der Nährstoff-Anteile bei Lebensmitteln inklusive Kalorienangaben, ein Verbot für Nahrungsmittelwerbung, die sich an Kinder richtet… alles, was im Rest der Welt auch – zumindest diskutiert wird.
Natürlich – und das ist der Unterschied zur Stalin-Ära – regte sich auch in Putin-Land sofort der Widerstand der Getränke- und Fastfood-Oligarchen. Die geplanten Gesetze würden nicht nur sie in den Ruin treiben, ebenso gefährdet wären die auf Werbung angewiesenen Medien und alle Sport-Events, die massgeblich von Getränke- und Foodherstellern gesponsort werden… Die Regierung solle überlegen, wie sie für den so entstehenden wirtschaftlichen Schaden aufkommen wolle.
Der Schluss läge nun nahe, anzunehmen, dass das Regime in Moskau – in Analogie zu den Bienen – einfach dekretiert, und die Industrie „muss“. Allerdings weiss man zurzeit nicht, ob Väterchen P eventuell selber an einigen Konzernen beteiligt ist – und daher das Dekret noch rechtzeitig mildern oder aufheben wird. Die Entscheidungswege in der Politik sind oft undurchsichtig. Wir dürfen mit einiger Spannung nach Osten blicken.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:44 |
Der erste Monat des neuen Jahres ist noch nicht aufgebraucht. Und alle, die ihren nächsten Lebensabschnitt planen, haben wohl schon einen neuen Kalender, entweder gekauft oder geschenkt bekommen, mit stilvollen Bildern schöner Landschaften oder mit berührenden Motiven, die für das Hilfswerk werben, das den Kalender gestiftet hat.
Da ist mir heute im Facebook ein Jahreskalender begegnet, mit einem besonderen Motiv für jeden Monat. Er nennt sich hinterlistigerweise MC Donalds Kalender 2013… Nicht ganz richtig geschrieben, so dass man sich markenrichtlich aus der Affäre ziehen kann, falls das Original klagen sollte.
Die Illustrastionen haben mehrheitlich mit Essen und Fressen zu tun, riesengrosse Portionen Fastfood, verzehrt von riesengrossen Damen in winzig kleinen Kleidchen. Wenn die Botschaft sein soll: Fastfood macht dick! dann ist sie unübersehbar deutlich ausgesprochen bzw. abgebildet.
Aber zu denken ist auch an die abgebildeten Protagonistinnen. Sie weisen allesamt eine Körperfülle auf, wie wir sie hierzulande kaum in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen und wie man sie am ehesten in Spezialkliniken antreffen würde, oder auf den einschlägigen Webseiten, die sich die „Fatlover“ reinziehen, denen Frauen nicht dick genug sein können.
Zugegeben: extreme Körperfülle kann durchaus stolz und selbstbewusst zur Schau gestellt werden und diese Kalendersache hat offenbar schon Tradition, denn es gibt auch eine Ausgabe von 2009 mit ähnlichen Bildern und einer langen Liste von Kommentaren, die in ihrer entwaffnenden Direktheit ziemlich betroffen machen. Und es ist auch davon auszugehen, dass die abgebildeten Models nicht einfach so zur voyeuristischen Schau gestellt werden, sondern dass sie diese Aufnahmen aus freien Stücken und sogar mit einer gewsissen Lust machen liessen. Der Rest ist Ansichtssache. Mir gefällt es nicht besonders.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:50 |
Jetzt wird alles gut. Der Einbrecher ruft: Haltet den Dieb! Nachdem weltweit die gesüssten Getränke als eine der Hauptursachen für die anhaltende Ausbreitung von Übergewicht und Adipositas erkannt und identifiziert wurden, spielt sich ausgerechnet der CocaCola-Konzern in einem ausführlichen Werbespot als beispielgebender Vorkämpfer für einen kalorienbewussten Lebenswandel auf.
Zuerst werden alle Massnahmen aufgezählt, die bereits getroffen wurden: neue Getränke mit weniger oder gar keinen Kalorien, mit zuckerfreien Süssstoffen und in kleineren Flaschen und Dosen (keiner propagiert das Trinken von Wasser..!). Dann wird auf das Problem der Kalorienmenge hingewiesen und dass eine Balance eingehalten werden soll zwischen der Energie, die man zu sich nimmt und jener, die man verbraucht, damit man kein Gewicht zulegt.
In den amerikanischen Schulhäusern werden die Verpflegungsautomaten mit Low-Calorie-Getränken und Fruchtsäften gefüllt und es entsteht der Eindruck, als würden zuckerfreie Limonaden geradewegs die Pfunde schmelzen lassen. Dabei – und das sagen alle Ernährungsspezialisten – wäre das Getränk der ersten Wahl reines Wasser oder ungesüsser Tee… Kalorienfreie, „künstlich“ gesüsste Brause ist allenfalls ein Notbehelf für jene, die schon so zuckerabhängig geworden sind, dass sie ungesüsste Flüssigkeiten gar nicht mehr schlucken können. Und die Wirkung der Süssstoffe auf den Stoffwechsel ist noch immer nicht abschliessend erforscht, es gibt nach wie vor deutliche Vorbehalte, da auch die „vorgetäuschte“ Süsse im Geschmacksempfinden die Insulin-Ausschüttung ankurbeln kann, auch wenn dann gar kein richtiger Zucker nachkommt…
Wie auch immer: der Cola-Spot lässt doch so etwas wie Selbsterkenntnis erahnen, auch wenn er nach wie vor ein knallhartes Marketing-Instrument ist. Vielleicht kommen ja bald der Diätburger oder die Schlankheitspizza auf den Markt.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:55 |
Und wieder mussten die Mäuse dran glauben. In einem aktuellen Experiment an der University of California, Irvine, hat Professor Bruce Blumberg einen fatalen Sachverhalt nachgewiesen. Kommt ein (Mäuse-)Fötus in Kontakt mit einem gewissen Bestandteil des Kunststoffs PVC – der Chemikalie Tributyltin TBT – , so bildet das Tier nach seiner Geburt übermässig viele Fettzellen aus und entwickelt eine Adipositas.
Diese Gewichtszunahme tritt auch noch bei den Nachkommen und deren Nachkommen bis über drei Generationen auf, selbst wenn diese selber nie mit dem Stoff TBT in Berührung gekommen sind. Das TBT kann auf verschiedenen Wegen in den menschlichen Stoffwechsel gelangen. Einmal durch winzige Plastic-Teilchen, die sich im Hausstaub finden lassen, der besonders gefährlich ist für Kleinkinder, die oft zuhause am Boden herumkrabbeln.
Häufig wird er auch in Meeresfrüchten nachgewiesen, denn bei vielen Fangschiffen sind die Auffangbehälter mit Farbe ausgemalt, welche TBT enthält. Zudem kann der Stoff bei der Verarbeitung von Plastic-Materialien in die Umwelt austreten, wenn Behälter oder Rohre defekt sind…
Die Mäuse im Versuch wurden dabei nicht etwa einer besonders hohen Dosis TBT ausgesetzt, sondern lediglich einem Konzentrat, wie es in der sogenannt „normalen“ Umwelt anzutreffen ist… Ist das Unheil noch aufzuhalten?
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Von Heinrich von Grünigen um 23:07 |
Eine kleine Begebenheit am Rande des Alltags. Unlängst musste ich quasi notfallmässig in ärztliche Konsultation. Nicht in die gewohnte Praxis und nicht zu einem Arzt, den ich bereits kannte. Nachdem wir uns über meine Krankengeschichte unterhalten hatten und er untersucht hatte, was zu untersuchen war, schaute er nochmals das Personalblatt kritisch an, verifizierte die Angaben zur Krankenkasse und fragte dann: Das Geburtsdatum – ist das korrekt erfasst?
Ich wiederholte die Zahlen, er schüttelte den Kopf und sagte fast vorwurfsvoll: Sie sehen aber jünger aus als 72! – Es ist ja nicht häufig, dass man sowas hört. Ich gab zur Antwort: Das ist die Gnade des Fetts.
Des Fetts? fragte der Arzt. – Das füllt die Falten von innen her, sagte ich und versuchte harmlos dreinzuschauen. Gut, dass Sie es so sehen können, sagte er und klappte das Patientenblatt zu. Als ich sein Ordinationszimmer verliess, hatte ich durchaus das Gefühl, dies federnden Schrittes zu tun. Zur Stärkung des Selbstwertgefühls braucht es nicht viel – nur die richtigen Worte.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:24 |
Ich sass heute auf einer hölzernen Bank bei einer Bushaltestelle. Eine ältere, adrett gekleidete Dame näherte sich, eine schwere Migros-Tasche in der Hand. Sie blieb neben der Bank stehen und musterte mich mit prüfendem Blick von oben nach unten – und wieder nach oben. Ein Erkennungslächeln schien über ihr Gesicht zu huschen, als sie mit leicht fragendem Tonfall sagte: Herr von Grünigen?
Ich nickte, wie ich in solchen Fällen, wenn wieder mal mein Bild in der Zeitung war, zu tun pflege. Auch ich muss wohl so etwas wie ein Frgezeichen in den Augen gehabt haben, denn die Dame sagte – fast entschuldigend: Ich wollte Sie nur grüssen.
Das ist aber nett, sagte ich, herzlichen Dank auch! – Sonst sprachen wir nichts mehr. Ich sass auf der einen Ecke der Bank, die Dame stand neben der anderen, machte keine Anstalten sich zu setzen, stellte die Migros-Tasche auf die Bank. Und von oben fielen kleine Schneeflocken.
Nach einer Weile kam ein Bus. Es war nicht meiner. Die Dame ergriff ihre Tasche und wandte sich entschlossen zum Gehen in Richtung Bus. Da drehte sie sich nochmals kurz um und sagte: Schlanksein beginnt mit dem Einkauf, das habe ich gelernt. – Und weg war sie.
Es dauerte eine Weile, bis endlich mein Bus kam. Wollte mir die Dame mit ihrem Abschiedssatz etwas zu verstehen geben?
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Von Heinrich von Grünigen um 22:54 |
Aus reiner Neugier habe ich heute mal in der Google-Suchmaschine die Begriffe Adipositas Schweiz eingegeben. In 0,13 Sekunden werden da 440’000 Web-Adressen ausgespuckt, unter denen man Informationen zu unendlich vielen Aspekten des Begriffs abholen kann.
Wie es bei diesen Suchmaschinen so ist, werden Kraut und Rüben durcheinander gewirbelt, von seriöser, sachlicher Information bis zu bezahlter Schrott-Werbung und Bauernfängerei, von wissenschaftlichen Ausführungen bis zur propagandistischen Selbstanpreisung von dubiosen Wunderheilern…
Selbst für uns, die wir uns täglich mehr oder weniger intensiv mit der Materie beschäftigen, ist diese Fülle von Daten und Aussagen kaum zu bewältigen, geschweige denn für einen Laien in Not. Man könnte Tage damit verbringen, sich durchzuklicken und eine Auswahl der besten Informationen zu treffen.
Es ist erstaunlich, wie dieser Sektor zu einem offenbar gewinnversprechenden Geschäftszweig geworden ist, wo jeder sich noch schnell ein Stück vom Kuchen heruntersäbeln will, als wäre der Spuk morgen vorbei…
Keine Furcht, das Problem wird uns noch lange begleiten und es wird nicht einfacher, den Weizen von der Spreu zu scheiden. Wir von der SAPS versuchen, so gut es geht den Überblick zu bewahren. Wir kennen und wissen nicht alles, aber wir verbürgen uns für Qualität.
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