5/6  In einem Zug und so

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 19:27

Im Abteil schräg gegenüber sass ein älterer Mann. Er war das, was wir im Berndeutsch etwas salopp als Mano bezeichnen. Neben ihm eine gepflegte reifere Dame aus dem asiatischen Raum. Er musterte mich mehrmals mit kritisch-fragendem Blick und ich wartete schon auf die in solochen Situationen übliche Frage: Sind Sie nicht kürzlich am Fernsehen aufgetreten?

Aber als er zu sprechen begann, fragte er: Sind Sie nicht der mit den Immobilien? – Ich war verblüfft. Ich verneinte und sagte, schön war’s… – Seine Erklärung für die Verwechslung: Der ist drum auch etwas fester.

Später fragte er dann noch, ob ich zufällig wüsste, wem das Haus vis-à-vis des Bahnhofs gehöre, das früher rot angestrichen gewesen sei und in dem es einen Asia-Shop gehabt habe. Es sei nämlich so, dass er eine Liegenschaft kaufen möchte, sobald er seine Millionen aus Thailand auf sicher habe, die ihm gehörten.

Hier musste ich aussteigen, eigentlich froh darüber, dass ich für einmal nicht auf meine Rolle als Adipositas-TV-Onkel festgelegt, sondern schlicht mit einem anderen Dicken verwechselt wurde.

Und dann las ich im Anschluss-Zug noch die Nachricht von der speziellen Brille, die in Japan entwickelt worden sei. Sie vergrössert optisch die Esswaren, die man in der Hand hält, wodurch die Probanden im Schnitt 10 Prozent weniger gegessen hätten. Als ich diese Meldung am Vormittag schon in der Online-Ausgabe gesehen hatte, war ich zuerst erschrocken, weil ich das N im Wort „Snack“ überlesen hatte… und dann sagte ich mir, mit einer solchen Konstruktion auf der Nase würde ich auch freiwillig weniger essen. Und es gingen mir noch weitere unziemliche Gedanken durch den Kopf bezüglich der Vorteile, die ein solch vergrösserndes Sichtgerät haben könnte für uns männliche Menschen mit den dicken Bäuchen… Aber ich liess das Grübeln dann sein und studierte unter dem gleichen Link die Bilderstrecke von den „dicksten Menschen der Welt“, wobei mir allerdings nicht klar ist, weshalb dies jemand wirklich sein oder werden möchte…




4/6  Domino

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:41

Eins führt zum anderen. Unser Lebensstil besteht aus vielen einzelnen Verhaltensweisen und Aktivitäten. Manches, was wir tun oder unterlassen, ist abhängig von einem anderen, das wir ebenfalls tun können – oder nicht.

So simpel diese Erkenntnis tönt, sie musste zuerst wissenschaftlich nachgewiesen werden. Dies haben Forscher an der Northwestern University Feinberg School of Medecine getan. Durch vergleichende Studien an über 200 erwachsenen übergewichtigen PatientInnen haben sie herausgefunden, dass es genügt, ein einziges ungünstiges Verhaltensmuster abzuändern, um dadurch eine ganze Reihe von Folge-Reaktionen auszulösen. Wer weniger lange vor dem Fernseheer sitzt, der isst automatisch weniger kalorienreiche Snacks, hält sich mehr auf den Beinen, bewegt sich intensiver… und nimmt dadurch ab.

Idealerweise müsste man also weniger sitzen, weniger in die Glotze gucken, und mehr Früchte und Gemüse essen… um dadurch seinen ganzen Lifestyle zum Besseren zu verändern. Es ist quasi die umgekehrte Theorie vom berühmten Flügelschlag des Schmetterlings, der bei ungünstiger Verkettung der Umstände zu einer Umweltkatastrophe führen kann.

Was bleibt also zu tun? Den TV-Kasten im Keller wegsperren? Ist die Mattscheibe der einzige und echte Bösewicht? – Und ich habe mich eben mit dem Gedanken befasst, nach dem Umzug in meinem Zimmer den Hometrainer so zu installieren, dass der neue Flachbildschirm gut in meinem Blickfeld liegt… haben die Forscher an der Northwestern an diese Möglichkeit nicht gedacht?




3/6  Süsses hilft

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:31

Als vor einiger Zeit in den Lifestyle-Heftchen über eine Diät berichtet wurde, bei der man zum Frühstück einige Nutella-Brote essen durfte, haben wir gelächelt und den Kopf geschüttelt über so viel Unvernunft und Irrglauben.

Und nun haben israelisache Forscher – laut NZZ am Sonntag – herausgefunden, dass die Sättigung am Morgen weit nachhaltiger ist, wenn man das Frühstück mit einem Dessert beschliesst. In einem vergleichenden Test wurden zwei Gruppen von Übergewichtigen einer strengen Diät von 1600 Kalorien pro Tag (für Männer, Frauen mussten sich mit 1400 begnügen) unterworfen. Die eine Gruppe erhielt jeweils zusätzlich zum Frühstück eine Süssigkeit von höchstens 600 Kalorien. Nach 16 Wochen hatten alle Teilnehmer, egal in welcher Gruppe sie waren, im Durchschnitt 14,5 Kilo abgenommen. Die Dessert-Gruppe hatte jedoch vier Monate später nochmals 6 Kilo verloren, während die Dessert-lose Vergleichsgruppe in der gleichen Zeit fast wieder auf ihrem Ausgangsgewicht angelangt war.

Die Forscher an der Unversität Tel Aviv schlossen daraus, dass die morgendliche Süssigkeit eine nachhaltig positive Wirkung auf den Stoffwechsel haben müsse, was sich u.a. darin äusserte, dass diese Probanden während des Versuchs einen deutlich tieferen Spiegel des Hungerhormons Ghrelin aufwiesen.

Dieses Hormon hat es ohnehin in sich. In einer Studie am Max-Planck Institut in München liess man Studenten eine Mahlzeit überspringen und zeigte ihnen statt dessen Bilder von kalorienreichen Speisen wie Pizza und Kuchen… mit dem Effekt, dass der Ghrelin-Spiegel anstieg und eine Heisshunger-Attacke auslöste.

Und ich hatte mir eben vorgenommen, versuchsweise wieder mal auf gesüsste Fruchtjogurts zum Frühstück zu verzichten…




2/6  Voll prall

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:32

Ich war zwei Tage unterwegs in Genf. Am Abend im Hotel wollte ich einen Blog schreiben über eine TV-Sendung im deutschen Hartz-IV-Fernsehen mit einem bezeichnenden Titel wie Das pralle Leben oder so. Und als ob es darum ginge, das Wort „prall“ so drastisch wie möglich zu illustrieren, sind die zumeist weiblichen Hauptpersonen dieser Geschichten fast ausnahmslos nicht nur dick sondern richtig fett. Und sie bedienen sämtliche Klischees und Vorurteile, die man sich denken kann: sie sind faul, arbeitsscheu, verlogen, unzuverlässig, verfressen, gierig… bis zum Abwinken. Aber wenige Minuten vor Schluss geschieht jeweils ein TV-Wunder: die dicken Ekelpakete gehen nach einem neuerlichen Rückschlag in sich, zeigen Reue und geloben feierlich Besserung… bloss: die erleben wir dann nicht mehr, weil nach der Werbung die Sendezeit wirklich vorbei ist.

Das hatte ich so schon fast fertig geschrieben, als sich mein PC plötzlich und spontan von selber abschaltete und sein Programm zuerst herunter- und dann wieder herauffuhr, um einige Dateien zu aktualisieren. Ich habe mich seither nicht mehr vergewissert, ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist oder ob sich da möglicherweise ein Käfer eingeschlichen hat. Ich habe in letzter Zeit mit meinem kleinen Reise-Laptop ohnehin etwas auf Kriegsfuss gelebt, vielleicht will mich das Ding dazu bringen, mir endlich einen iPad oder so etwas anzuschaffen…

Gefreut hat mich dann bei der Tagi-Lektüre ein Atikel von Simone Meier, die sich über die unsägliche Werbung für jene Artischoken-Brühe lustig macht, welche angeblich das Fett im Körper achtmal so schnell schmelzen lässt wie es dies normalerweise tue… Bei näherer Betrachtung muss man allerdings einräumen, dass diese Behauptung so falsch gar nicht ist. Da das Körperfett im richtigen Leben ausserhalb der TV-Werbung überhaupt nicht schmilzt (gleich Null), geht die Rechnung auf: achtmal Null ist immer noch Null. Wer spricht da von Werbelüge? Aber ich habe der Frau Meier doch in Gedanken eine kleine Kusshand zugehaucht.

Und dann bleibt auch noch die Freude darüber, dass der Ständerat nach einem Stichentscheid des Präsidenten beschlossen hat, auf die Beratung der Vorlage zum Präventionsgesetz einzutreten, und dieses auch tatsächlich gutgeheissen hat (allerdings nicht ohne es noch etwas abzuschwächen). Dass der Gewerbepräsident in der Zeitung schon wieder mit dem Referendums-Pfahl winkt, das muss nicht mehr verwundern, er vertritt schliesslich die Interessen derer, die davon profitieren könnten, wenn es keinen staatlichen Einfluss gäbe zur Regulierung von schädlichen Auswüchsen in der Lebenmittelproduktion und in der Werbung… Eigennutz geht vor Gemeinnutz. Das wird ein lustiger Abstimmungskampf




31/5  No Smoke!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:07

Heute sei Welt-Nichtrauchertag. Gut zu wissen, da ich dasselbe – das Rauchen – vor einem halben Jahrhundert aufgegeben habe. Mich hatte damals an einem Vormittag mitten in einer Live-Radiosendung, die ich moderierte, ein Hustenanfall überwältigt. Ich warf die angefangene Zigarettenpackung (damals kosteten sie noch etwa einen Franken) in hohem Bogen im vierten Stock zum Fenster hinaus geschmissen und seither habe ich keinen Zug mehr inhaliert…

Dafür hatte ich dann 30 Kilo zugenommen. Man hatte mich damals nicht darüber informiert, dass dies eine der Folgen des Rauch-Stopps sein könnte. Aber die Anti-Raucher-Kampagnen sind insgesamt erfolgreich. Der Anteil der Rauchenden an der Bevölkerung geht hierzulande zurück. Bloss in Schwellenländern, wo der Zugang zum Glimmstängel ein Status-Symbol sein kann, breitet sich die Tabak-Seuche noch aus. Und Frauen in Gesellschaften, die sie in ihren Rechten unterdrücken, verschaffen sich emanzipatorische Freiheiten durch das Paffen…

Vor zwei Wochen wäre der diesjährige European Obesity Day angesagt gewesen. Leider haben sich dafür keine Sponsoren gefunden, so dass die geplante Veranstaltung kurzfristig abgesagt werden musste. Es ist irgendwie traurig, dass ein dermassen wichtiges Thema von solcher volkswirtschaftlicher Tragweite bezüglich öffentlicher Wahrnehmung europaweit davon abhängt, ob zufälligerweise ein Sponsor etwas springen lässt oder nicht. Die Mittel haben nicht einmal gereicht, um den betrüblichen Entscheid auf der eigenen Website noch mitzuteilen… Schauen, was nächstes Jahr passiert, wenn sich der Rauch verzogen hat.




30/5  EM-Leibchen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:43

Es ist schön, dass die Jugend sich für Fussball begeistert. Es müssen ja nicht immer Hooligans mit Pyros sein, es gibt auch andere Möglichkeiten, sein Bekenntnis zum völkerverbindenden Sport kundzutun.

Eine besteht darin, dass man sich das offizielle EM-Leibchen erwirbt. Man bekommt dieses gratis, wenn man 100 Punkte von Produkten eines der EM-Sponsoren einschickt. Der Sponsor heisst Ferrero und stellt Schokolade- und Süsswaren her. Eine perfekte Ergänzung zu sportlicher Ertüchtigung.

Die deutsche ernährungskritische Organisation Foodwatch hat nachgerechnet. Dabei ist sie auf bemerkenswerte Zahlen gekommen:

Um die 100 erforderlichen Punkte für ein Leibchen zu erreichen, muss man (also ein Kind) 50 Packungen mit insgesamt 500 Kinder-Schoko-Riegeln verputzen. Das sind 500 Riegel mit einem gesamten Kalorienwert von 59’000 kcal (das entspricht 8,4 Kilo Körperfett). In diesen 500 Riegeln (offizielle Werbe-Bezeichnung: „Das Beste aus der Milch!“) sind enthalten: 5,5 Kilo Zucker und 3,5 Kilo Fett.

Um dieses Leibchen-Aequivalent an Kalorienbombe wieder wegzutrainieren müsste jemand 100 Stunden hochintensiv Fussball spielen! Dies hat Foodwatch in einem amüsanten Video dargestellt. Und das ist nur eines von verschiedenen Dickmacher-Produkten, die der EM-Sponsor bewirbt. Gut, dass FIFA-Präsident Blatter so ein sensibles Gespür hat für das Gute und Wahre. Seine Anti-Korruptions-Experten müssten eigentlich auch das Sponsoring unter die Lupe nehmen.




29/5  Dicken-Trick-Betrüger

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:49

Man wundert sich, wenn man immer wieder über neue Fälle von Enkeltrick-Betrug hört. Wie ist es möglich, denkt man, dass es trotz all der Aufklärungsarbeit immer wieder „dumme“ Alte gibt, die auf dermassen plumpe Betrugsversuche hereinfallen?

Dabei sitzen wir doch alle in einem ähnlichen Boot und sehnen uns nach jemandem, der kommt und uns die Erfüllung gewisser Wünsche verspricht. Gerne sind wir bereit, ins Portemonnaie zu greifen, in der absurden, ja geradezu verzweifelten Hoffnung, dass die Versprechungen für einmal, wenigstens ein einziges Mal, wahr sein und in Erfüllung gehen möchten.

Das wissen vor allem wir Dicken, die immer wieder nach dem gleichen alten Muster mit Schlameientönen eingelullt werden, damit wir die kritische Distanz aufgeben und uns über den Tisch ziehen lassen. – Das jüngste Beispiel, das derzeit das Internet unsicher macht, heisst THE SUPERDIET SYSTEM, kommt aus Amerika und wird von einem Caleb Lee angepriesen.

Der verspricht uns das Blaue vom Himmel herunter, zitiert massenweise irgendwelche Studien und Wissenschafter, rät uns, keine „gesunden“ Lebensmittel zu essen, keinen Sport zu treiben, alles zu vergessen, was wir je übers Abnehmen gehört haben… und seinem ganz einfachen. mühelosen Programm zu folgen, mit dem man desto leichter abnehmen könne, je dicker und je älter man sei…

Das Ganze ist menschenfreundlich, quasi „gratis“, zum lächerlichen Aktionspreis von gerade mal 49 Dollar aus dem Internet herunter zu laden… und wenn es nicht wirke, verspricht Lee, erhalte man nach 30 Tagen das Geld zu 100% zurück. Unten auf der Webseite steht noch in kleiner Schrift ein sog. „Disclaimer“. Der weist den neugierigen Leser darauf hin, dass die auf dieser Seite gemachten Aussagen von der staatlichen Gesundheitsbehörde nie überprüft worden seien und dass deshalb für das Eintreten eines Erfolges definitiv nicht gebürgt werden könne und dass jeder die angebotenen Informationen auf eigenes Risiko beziehe… – Fast scheint es mir, die Enkeltrick-Betrüger seien Ehrenleute, verglichen mit den Internet-Abzockern.




28/5  Aus dem Hühnerleben (Forts.)

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:27

Auf meine gestrige Betrachtung zum Eierlegen hat mir Blog-Leserin A.S. eine ebenso persönliche wie amüsante Betrachtung zu ihren Erfahrungen als Hühner-Halterin zugestellt. Da ich dieses neue und im wirklichen Leben erworbene Wissen nicht für mich allein behalten möchte und da es sich bei der Schreiberin um eine veritable Schriftstellerin handelt, gestatte ich mir, im Folgenden ihre Zeilen im Wortlaut wiederzugeben. viel Vergnügen mit den Hühnern:

Wir haben seit einiger Zeit keine Hähne mehr, weil sie uns zu aggressiv sind. Vor ein paar Jahren aber hatten wir welche und eine unserer zwei Hennen hat die Eier ausgebrütet. Das war total niedlich mit den Küken!

Später, als die Hähne in der Pfanne gelandet waren, weil wir uns ihnen nur noch mit dem Besen nähern konnten (und die Kinder waren noch klein), kam es ab und zu auch vor, dass eine Henne brüten wollte… auch auf „leeren“ also unbefruchteten Eiern.

Eine Henne weiss also nicht, ob ihre Eier befruchtet sind oder nicht! Auch wenn monatelang kein Hahn da ist, kann es ihr aber in den Sinn kommen, brüten zu wollen. Wir schoben ihr dann ein paar Eier unter, die aus dem Hühnerstall einer Bekannten stammten, die ihren Hahn noch hatte. Die wurden dann ausgebrütet… eine Henne brütet nämlich eh nicht nur auf ihren eigenen Eiern, sondern auch auf allen anderen, die täglich dazukommen. (Übrigens begattet ein Hahn jede Henne täglich! Ein kurzes Vergnügen, aber bei einem Hühner-Harem…)

Seit letztem Herbst habe ich eine neue „Serie“ von drei Hühnern und die legen wunderbar. Schliesslich können sie sich auf der Wiese, auf dem Kompost und an den Küchenabfällen sattfressen. (Die „Serien“ wechseln übrigens, weil Fuchs, Marder und streunende Hunde uns zum regelmässigen Ersatz zwingen…, bzw. ersparen sie uns die Drecksarbeit..;-). Das absolute Lieblingsfressen der Hühner sind Käserinden und von der Katze verschmähte Mäusekadaver… Daher der schöne, gelbe Dotter ;-)!

Es brüten auch nicht alle Hühnerrassen gleich gut. Meine aktuellen Hühner wollten noch nie brüten und das ist mir Recht. Erstens würde es nichts bringen, denn ich möchte jetzt keine befruchteten Eier unterschieben und andrerseits legt das Huhn, wenn es im Brutzustand ist, mehrere Wochen nicht! Es hockt dann nur noch auf den Eiern (mit erhöhter Körpertemperatur) frisst und trinkt nur das Allernötigste.

Damit eine Henne aufhört zu brüten, taucht man sie übrigens kurz in einen Kessel mit kaltem Wasser, um die Körpertemperatur abzukühlen.




27/5  Huhn oder Ei?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:18

Ernährungstechnisch kommt am Anfang das Ei. Wenn du die Wahl hast zwischen einem bereits gekochten Ei aus dem Supermarkt (auch wenn auf der mit künstlichem Stroh verzierten Packung „aus Bodenhaltung“ steht) und einem Ei aus dem Dorfladen, das vor vier Tagen beim Bauern in der Nachbargemeinde gelegt wurde, dann ist der Entscheid klar.

Und der Geschmack verrät deutlich, dass das freischarrende Huhn beim Bauern wohl ein glücklicheres Leben führt als jenes, das am Boden gehalten wurde. Der Bauernei-Dotter erstrahlt in sattem Gelb, ist weich-krümelig und hat den Geschmack von Sonne… während das Bodenhaltungs-Ei einen Dotter hat, der grüngelblich-bleich und etwas matschig ist und eigentlich nach nichts schmeckt. Oder es ist denn alles nur Einbildung.

Beim Essen taucht unvermittelt die Frage auf, wie es eigentlich mit den Küken sei. Ob sich durch temperaturgerechtes Brüten jedes Ei, auch das aus dem Supermarkt (natürlich ungekocht) in ein Hühnchen verwandeln lasse? Die Meinungen waren geteilt. Ja, sagten die einen. Nein, sagten die andern, nur wenn vorher eine Befruchtung durch den Herrn Hahn stattgefunden hätte. Und der würde in den Legefabriken von den Hennen ferngehalten.

Im Gegenteil, lautete eine andere Meinung, es sei der amouröse Zuspruch des Hahns, der erst die Legefreudigkeit seiner Damen ankurble… aber wie, meinten wieder andere, werde dies denn in den immer noch vorhandenen Legebatterien angehen, wo sicher kein Hahn durch die Gitterstäbe hindurch…

Durch elektronisches Nachschlagen per Smartphone lernten wir, dass jedes Ei, ehe es in den Verkauf gelangt, durchleuchtet werde, zur Kontrolle, ob sich da schon ein Embryo gebildet habe. Und früher hätte es in jedem Tante-Emma-Laden eine extra Lampe gehabt, damit die Kunden ihre Eier vor den Kauf noch checken konnten – eine Art Nacktscanner für das ungeborene Federvieh.

Eine lehrreiche Debatte, die uns zeigt, dass wir irgendwie die Nähe zu den altvertrauten Grundnahrungsmitteln verloren haben und vieles nicht mehr wissen, was früher bekannt und bewusst war.




25/5  Fruchtsonne

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:04

Getrickst und gelogen wird viel, wenn es um Nahrungsbezeichnungen geht. Und häufig ist das, was drauf steht, gar nicht drin.

Was haben wir doch auf Schulreisen und in Ferienlagern das nostalgische Lied geschmettert von der Sonne, die bei Capri rot im Meer versinkt. Mit den Begriffen Capri und Sonne verbinden sich automatisch die Töne dieser Melodie und ich kann an keinem Automaten im Bahnhof vorbei, wo die Silberfolienbeutelchen stehen mit dem süsslich-wässrigen Getränk drin, und der Aufschrift Capri Sun, ohne die Klänge tief in mir zu hören. Aber eigentlich ist weder Sonne noch Capri in der Folie drin.

Nun haben die Capri-Sonne-Hersteller aber offenbar einen neuen Markt-Zugang entdeckt. In Amerika haben sie eine neue Produkte-Linie entwickelt, welcher naturbelassene Frucht- und Gemüsesäfte zugefügt sind, die – so die Angaben in der Werbung – einer der 5 empfohlenen Tagesportionen entsprechen. Damit sollen die Kinder, die sich sonst dem Gemüse und den Früchten verweigern, angesprochen und auf den Fruchtgeschmack gebracht werden.

Ein löbliches Unterfangen, denken wir auf den ersten Blick, das verdient Unterstützung. Ich habe also im Dorflädeli grad so eine Capri-Sonne geschnappt, allerdings noch nicht die neue, die gibt es erst versuchsweise in USA, aber doch einen schön geschwungenen Silberbeutel in Flaschenform, mit einer verführerisch naturalistischen Abbildung von verschiedenen Früchten, leuchtenden Waldbeeren aller Art, und einem Apfel… und dazu die Aufschrift: 30 % weniger Zucker!

Bei näherer Betrachtung stellt sich dann heraus, dass diese 30% sich beziehen auf den Vergleich zu anderen Süssgetränken… es ist also keine effektive Reduktion, bloss eine virtuell-relative. Und was die schönen Früchte betrifft, heisst es im Kleingedruckten, dass der Anteil an Beerensaft gerade mal „weniger als 0,01 %“ betrifft… Bis zur Tagesportion ist also noch ein weiter Weg. Und schmecken tat die kunstaromatisierte Plörre wie eh und je.

Die Fischer in Capri, denke ich, trinken vorzugsweise einen vino tinto.