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Von Heinrich von Grünigen um 16:52 |
Ein überraschender Ausdruck, hergeleitet vom Begriff der Weisswäscherei (was so viel bedeutet wie dass eine an sich üble Sache durch die Verwendung entsprechender Formulierungen imagemässig „positiver“ dargestellt wird als sie effektiv ist), ist der englische Begriff Leanwashing.
Leanwashing-Index – so heisst eine interaktive Webseite, die von einem US-Spezialisten-Team ins Leben gerufen wurde, ein Forum, auf dem sich die Konsumenten über ihre Erfahrungen mit der Werbung für Lebensmittel austauschen können. Anpreisende Versprechungen, irrführende, täuschende Formulierungen oder Abbildungen können so entlarvt werden, die KonsumentInnen werden sensibilisiert und lernen, mit dem, was am TV zu sehen und auf den Packungen zu lesen ist, kritisch umzugehen.
Ob ein solches Modell hierzulande auch Schule machen würde, ist eine offene Frage. Es gibt in Deutschland die Aktion „abgespeist“ von Foodwatch und das von der Regierung eingeführte Portal „Lebensmittelklarheit“. Beides gibt es in der Schweiz (noch) nicht. Aber die Produkte, die dort kommentiert werden, sind auch bei uns erhältlich. Für Transparenz ist also gesorgt. Lügen mit Stummelbeinchen können gejagt und zur Strecke gebracht werden.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:17 |
Bekannt ist ja der Witz vom Zitronenfalter: die einen halten ihn für einen Schmetterling, andere meinen irrtümlich, er würde Zitrusfrüchte zusammenfalten. Was aber ist ein Magenfalter?
An der UC San Diego Klinik, spezialisiert auf Gewichtsreduktion, wurde eine neue Operations-Technik zur Magen-Verkleinerung entwickelt. Dabei wird nicht ein mechanisches Gerät implantiert (wie beim Magenband) und es findet auch keine massive Verstümmelung der Eingeweide statt (wie beim Magen-Bypass oder dem Schlauchmagen), sondern mit einem gezielten Eingriff durch kleine Öffnungen in der Bauchdecke wird der Magen so zusammen-„gefaltet“, dass sich sein Volumen markant reduziert, ohne dass er dabei operativ verletzt oder entfernt werden muss. Allerdings werden die gefalteten Partien mit einem nicht-auflöslichen Faden vernäht.
Die Erfinder der Methode vergleichen die Magen-Faltung mit einer Art „Origami“, also dem kunstivllen Falten von Papier. Durch den weniger massiven Eingriff reduziert sich die Gefahr von Komplikationen. Zudem könne die Operation wenn nötig wieder vollständig rückgängig gemacht werden.
Was diese Wiederherstellung bezweckt, ist allerdings nicht einfahc ersichtlich, da in diesem Fall der Magen wieder sein ursprüngliches Volumen aufweist und die Gefahr einer erneuten Gewichtszunahme programmiert ist. Bleibt abzuwarten, ob dieses neue Verfahren (genannt gastric plication), das in USA offenbar schon ab BMI 27 angweendet werden kann, sich in der Praxis durchsetzt.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:51 |
Riso Amaro hiess ein italienischer Film mit Silvana Mangano, der in einem Kino lief, als ich knapp 15 war, also noch nicht in die Filme durfte, die den Erwachsenen vorbehalten waren. Die Hauptdarstellerin hatte es mir irgendwie angetan, wie sie sich auf einem der Bilder im Aushang mit ihrem tiefen Ausschnitt über den toten Liebhaber beugte… Ich weiss nur noch, dass ich in meinem Schülerausweis den Jahrgang retouchierte, um mit heissen Wangen durch die Kontrolle schlüpfen zu können. Ob der Film dann auch hielt, was ich mir versprochen hatte, weiss ich nicht mehr. Bitterer Reis ist eine blasse Erinnerung.
Und nun drängt sich Schwarzer Reis ins Blickfeld und auf unsere Teller. Er ist einer der grossen Ernährungstrends und gilt als besonders gesund, weil er noch naturbelassener ist als das, was wir bisher unter dem Begriff „Vollreis“ kannten. Den „wilden“ Reis haben wir als Abwechsslung schätzen glernt, aber der schwarze dürfte gewöhnungsbedürftig sein, bis er allenfalls die asiatischen TakeAways erobert hat.
Der Schwarze Reis enthalte eine erhöhte Menge an Antioxidanzien, diese gelten als wahre Wunderdroge zur Vorbeugung bzw. Verhinderung verschiedenster Beschwerden, so senken sie das Krebsrisiko, lindern Entzündungen, beugen Herzerkrankungen vor, helfen bei Diabetes, stärken das Hirn und wirken als Anti-Aging-Mittel… ja sogar gegen Depressionen sei Schwarzer Reis hilfreich.
Da lohnt es sich doch, nach diesem Nahrungsmittel Ausschau zu halten, wenn es eh im Trend liegt. Und jugendfrei ist es obendrein.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:24 |
Einmal mehr hat eine grossflächig angelegte Untersuchung ergeben, dass praktisch sämtliche Mittel und Mittelchen, die für die Gewichtsreduktion propagiert werden, nutzlos sind.
In den Vereinigten Staaten stellt der Verkauf von Schlankheitsprodukten ein Milliarden-Business dar. Ob all die lautstark beworbenen Wundermitel wirklich etwas bringen, wollte eine Untersuchung an der Oregon Staats-Universität überprüfen. Die Bilanz ist – wie erwartet – vernichtend und ernüchternd. Kein einziges Präparat bewirkt mehr als eine minimale Gewichtsreduktion von einem bis zwei Kilos… und dies auch nur, weil sie meist im Zusammenhang mit einer restriktiven Diät eingenommen werden.
Eine bescheidene Unterstützungswirkung wird allenfalls Substanzen attestiert wie Grüntee, Nahrungsfasern und Magermilchprodukten… aber auch dies vorzugsweise in Kombination mit einer Veränderung des Ernährungsverhaltens und vor allem mit mehr Bewegung. Auch in dieser Studie wird die Bewegung als der wirksamste Schlüssel zur Gewichtsreduktion identifiziert. Daneben liessen sich aber in vergleichenden Tests (mit Placebo-Gruppen) keinerlei nennenswerte Abnehm-Erfolge nachweisen.
Die Studie formuliert zudem eine Reihe von Tipps, die man beachten sollte. Manche davon hat man schon oft gehört, andere sind originell:
- plane dein Mittagessen schon am Morgen; spontane Entscheide sind oft schlecht
- beginne die Mahlzeit mit einem grossen Salat oder einer Bouillon-Suppe, das füllt; teile die Hauptmahlzeit mit jemandem oder bestelle nur eine Vorspeise
- Bewege dich bei jeder Gelegenheit, steh auf zum Telefonieren, gehe herum, auch an Sitzungen
- iss bei jeder Gelegenheit Gemüse, so oft du kannst
- iss mehr Nahrungsfasern, gekocht sind sie besser als trocken
- vermeide flüssige Kalorien, iss ganze Früchte statt Fruchtsaft zu trinken
- meide Fertiggerichte!
Und vor allem: glaub nicht, was die TV-Werbung dir einzuhämmern versucht!
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Von Heinrich von Grünigen um 23:27 |
Am Samstag kamen sie aus der ganzen Deutschschweiz zusammengeströmt, die Vertreterinnen und Vertreter von verschiedenen Selbsthilfegruppen, bei denen Übergewicht und Adipositas ein Thema ist.
Den Anstoss gegeben hatte ein deutschprachiges Dreiländer-Treffen, das letzten Sommer in Hamburg durchgeführt wurde, am Rande des internationalen Adipositas-Chirurgie-Kongresses. Die Gruppen aus der Schweiz, die dazu eingeladen waren, hatten den Wunsch geäussert, sich einmal in grösserem Rahmen auch in der Schweiz treffen zu können. Dazu hatten wir nun von der SAPS aus eingeladen, zum ersten Schweizer Adipositas-Selbsthilfe-Treff.
Mit von der Partie waren zwei Fachfrauen der Dachorganisation SELBSTHILFESCHWEIZ (vormals KOSH genannt), deren Ziel und Aufgabe es ist, die Bildung von jeweils neuen Betroffenen-Gruppen zu verschiedensten Themen zu begleiten und zu unterstützen. Sie gaben hilfreiche Informationen zu ihren Dienstleistungen und nützliche Tipps für die Führung und Betreuung solcher Strukturen.
Im Flug verging die Zeit, es gab viel in direkten Kontakten zu diskutieren über gemachte Erfahrungen und patente Problemlösungen, denn das Funktionieren solcher Gruppen steht und fällt mit dem Menschen, die sich in ihrer Freizeit dafür einsetzen, dass die Treffen stattfinden. In diesem Sionne war der Samstag ein Startschuss für weitere gemeinsame Aktivitäten.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:15 |
Vorbeugen ist besser als Heilen – was der Volksmund weiss, ist längst nicht allen Politikern klar. So hat nun das neue Präventionsgesetz, das es erstmals erlauben würde, sich in der Schweiz mit den grossen Gesundheitsfragen von nationaler Bedeutung auch auf nationaler Ebene koordiniert zu befassen, eine weitere Hürde in Richtung Umsetzung genommen. Der Nationalrat hat an seiner gestrigen Sitzung der Vorlage nochmals klar zugestimmt, auch in seiner neuen Zusammensetzung: mit 106 JA 79 NEIN.
Auch wenn es nun gelingen könnte, dass in der zweiten Lesung sich auch der Ständerat zustimmend äussert (bei der ersten Abstimmung in der kleinen Kammer gab es einen Unterschied von EINER Stimme, wobei erklärte Befürworter abwesend waren…), so ist damit die Ernte noch nicht am Trockenen.
Für diesen Fall hat Gewerbeverband schon jetzt das Referendum angekündigt. Und mit ihm mobilisiert die Rechte. Wenn man in den letzten Wochen die Argumente der Gegner gehört und gesehen hat, so ist eine recht unsachliche, bös diffamierende Kampagne zu erwarten. Und im Unterschied zu den Gegnern verfügen die Befürworter nicht über üppig dotierte Schwarzgeld-Kassen, wie sie eben im Zusammenhang mit dem SVP-Wahlkampf aufgedeckt wurden. Da werden wir uns dann auf unsere gut demokratische Rhetorik besinnen und auf die solide Vernunft der Stimmbürger vertrauen müssen. Das kann ziemlich heiter werden. Hier ist vorgebeugt noch nicht geheilt.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:24 |
Ein typisch Schweizerisches Skandälchen wird derzeit durch die Medien getrieben: Doris Fiala, FDP-Nationalrätin und PR-Fachfrau, lässt sich für das „ehrenamtliche“ Präsidium der Aids-Hilfe Schweiz mit 50’000 Franken pro Jahr honorieren.
Hämische Kommentare, empörte Leserbriefe, gehässige Anrufe in Live-Sendungen… bis hin zur Drohung mit Spendenverzicht sind die Folge. Dürfen sich Präsidenten von spendensammelnden Hilfswerken mit Geld entlöhnen lassen? Oder gehört die absolute Unentgeltlichkeit zum besonderen Charme der Ehrenamtlichkeit?
Mit der zunehmenden Professionalisierung der NGO-Tätigkeiten, verbunden mit steigenden Anforderungen und Erwartungen an das Management solcher Organisationen, sind auch die Ansprüche gewachsen an jene, die das „oberste Organ“ präsidieren. Praktisch alle Hilfswerke haben heute eine Regelung der Aufwandsentschädigung ihrer (im Prinzip) ehrenamtlichen Organe, meist in Form von Spesen-Pauschalen. Die totale Freiwilligkeit, wie sie früher etwa beim Kindeshilfswerk Terre des hommes gelebt wurde, dessen Präsident ich von 2003 bis 2011 war, ist nicht mehr praktikabel und musste angepasst werden. Verglichen mit dem, was bei grossen Schweizer Hilfswerken heute Usus ist, bezieht Doris Fiala keine übertrieben grosse Abgeltung.
Ein anderes Faktum wurde mir beim Reflektieren dieser Causa allerdings bewusst: es gibt in der Schweiz – wenn ich die Zahlen richtig interpretiere – zurzeit etwa 25’000 Personen, die an AIDS erkrankt sind. Diese brauchen Hilfe in mancherlei Hinsicht, und es spricht nichts dagegen, dass sie ihnen auch gewährt wird. Der Bund unterstützt dafür die Aids-Hilfe Schweiz mit über 3 Millionen Franken. Etwa gleich hoch ist deren Personalaufwand. Deshalb lautet das relativierende Argument: das Fiala-Gehalt betrage lediglich 1,5 Prozent des Personalaufwandes.
Auf der andern Seite haben wir die chronische Krankheit Adipositas (BMI grösser als 30). An ihr leiden in der Schweiz rund 500’000 Menschen, von denen pro Jahr mehr als 1’000 unsere Dienste und unsere Beratung in Anspruch nehmen. Der Bund unterstützt dafür die Schweizerische Adipositas-Stiftung mit genau NULL Franken. Als ihr Präsident bezahle ich einen Viertel der monatlichen Büro-Miete selber, da ich die Infrastruktur ja auch für meine privaten Zwecke nutzen kann. Auch die Spesen übernehme ich selbst, weil sonst unser Budget, das praktisch ganz auf freiwillige Spenden und Gönnerbeiträge angewiesen ist, aus dem Lot käme.
Ich bin Doris Fiala daher dankbar, dass sie – wenn auch nicht ganz freiwillig – diesen Sachverhalt wieder mal ins Bewusstsein gerückt hat.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:58 |
Man weiss nicht, ob man dem Mann Unrecht antut, wenn man ihn für einen Scharlatan hält. Seit einigen Tagen geistert er durch verschiedene Medien und kündet per Inserat einen Grossanlass an, der inszeniert scheint wie die Ankunft eines universellen Heilsbringers.
Der Mann verfügt über eine eigene Website, wo man ihn sogar in einem kleinen Video bewundern kann. Sicher ist jedenfalls: er ist überzeugt, dass er es ist, der die Menschheit von der Geissel Übergewicht endgültig erlösen kann, sofern die Menschheit ihm denn Gefolgschaft lesitet.
Worum es sich bei dieser Heilslehre im Detail handelt, das ist aufgrund des Internet-Auftritts allerdings allerdings nicht ersichtlich, so wenig wie bei all den Dokumenten und Publikationen, die von anderen Geschäftemachern immer wieder unter neuem Deckmantel zum Herunterladen (gegen eine bescheidene Gebühr von nicht ganz hundert Franken) angeboten werden und mit deren Hilfe man dann – eins, zwei – alle überschüssigen Pfunde für immer los wird.
Ich frage mich (wie viele andere wohl auch), ob wir nicht verpflichtet sind, aktiv dem Aufruf zu folgen, hinzugehen, das Angebot kritisch zu hinterfragen, allenfalls auch klar und deutlich dagegen Stellung zu nehmen… Und auf der andern Seite dann doch die ernüchternde Erkenntnis, dass die Menschheit nun mal betrogen sein will und dass auch ein falscher Glaube selig machen kann… und dass 50 Prozent der gesundheitlichen Erfolge dem Placebo-Effekt zu verdanken sind.
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Von Heinrich von Grünigen um 19:17 |
Heute war ein spannender Tag. Ich durfte im Rahmen einer Weiterbildungsveranstaltung für Medizinalpersonal ein kurzes Referat halten, dafür konnte ich mir auch alle übrigen Vorträge anhören. Sie fanden auf hohem Niveau statt, mit hochkarätigen Experten aus dem In- und Ausland. Es ging u.a. um die künstliche Beatmung von Patienten auf der Intensivstation, um deren Lagerung und Bewegung, und auch um den Umgang mit extrem übergewichtigen Menschen im Spital.
Da Adipositas ein Teilaspekt der Thematik war, durfte ich dazu eine Einführung geben, verbunden mit einem Update zur aktuellen Lage in der Schweiz, zu Betroffenheiten und zur nationalen Politik, sowie zu den verschiedenen Strategien und therapeutischen Ansätzen.
In der anschliessenden Diskussion wurde mir einmal mehr bewusst, wie unendlich gross noch immer der Informations- und Aufklärungsbedarf zu diesem Thema ist. Die Klagen des Personals von der vordersten Spitalfront waren nicht zu überhören: immer mehr sind sie mit „schweren“ PatientInnen konfrontiert. In vielen Fällen kommen solche Einweisungen überraschend, es fehlt die geeignete Infrastruktur, man muss improvisieren, muss Lösungen auf eigene Faust suchen, nicht selten auf Kosten der Patienten.
Und was die speziellen Adipositas-Operationen betrifft, da gab es Klagen über mangelhafte Aufklärung vor dem Eingriff, darüber, dass den Operierten oft keine genügende Nachbetreuung angeboten werde. Beklagt wurde die Ungewissheit, wie sich der neue Kostendruck aufgrund des Case-Managements auf die mitunter nötige Langzeit-Betreuung auswsirken werde…
Es wäre, so lautete mein persönliches Fazit, zwingend nötig, regelmässige Informations-Veranstaltungen durchzuführen. Das in der Betreuung geforderte Personal würde es uns danken.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:02 |
Mittlerweile werden ja die Briefkästen bereits fixfertig und serienmässig mit dem Anti-Werbe-Aufdruck hergestellt und ausgeliefert. Kein Wunder, müssen die bunten Prospekte sich huckepack in die abonnierten Zeitungen infiltrieren, so dass an manchen Tagen die eingefügten Beilagen mehr Presse-Volumen haben als die eigentliche Zeitung selbst.
Dabei ist die Werbung der Motor unserer Wirtschaft. Weshalb nur grenzen so viele sich dagegen ab? Weil sie zu laut ist (sein muss)? Weil sie übertreibt, aufdringlich ist, nervt?
Ich hatte heute eine eigentümliche Begegnung – am Telefon. Eine Dame rief an. Sie beschwerte sich, dass wir in unserem vierteljährlichen Magazin nur über Mode in Übergrössen für Männer berichteten, nicht aber über XXL-Damenmode. Ich sagte ihr, dass wir mit entsprechenden Firmen und Geschäften in Kontakt seien, dass aber interessanterweise viele Damenmode-Geschäfte sich weigerten, mit uns zusammen zu arbeiten, indem sie z.B. in unserem Magazin ein Inserat schalten würden.
Da ging die Dame am Telefon zum Angriff über: wenn das so sei, wenn wir Werbegelder annähmen, dann sei das nichts für sie. Werbung sei schuld daran, dass so viele Menschen auf die schiefe Bahn gerieten, das wisse man vom Alkohol. Wenn wir uns auch durch Werbung finanzierten, dann könne sie uns auf keinen Fall unterstützen, dann seien wir geschiedene Leute!
In diesem Fall, wagte ich einzuwenden, sei es allerdings auch wenig redlich, von uns eine Auskunft – also eine Dienstleistung – zu verlangen, ohne sich dafür erkenntlich zu zeigen. Ja, sagte die Dame mit einem vorwurfsvoll-überlegenen Ton in der Telefonstimme, wenn es so sei, dann verzichte sie lieber! Sie wisse, wie viel Unheil die Werbung anrichten könne und anrichte.
Ich entschuldigte mich für meinen Einwand: selbstverständlich hätten alle, die unseren Rat suchten, Anrecht auf redliche Auskunft, unabhängig davon, ob sie uns etwas spenden oder nicht. – Aber das Geschirr war zerschlagen. Die Dame bestand darauf, von uns unter diesen Umständen keinerlei Empfehlung oder Auskunft annehmen zu wollen. – Wobei wir es denn auch bewenden liessen. – Keine Werbung kann auch eine Empfehlung ein.
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