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Von Heinrich von Grünigen um 23:24 |
Der Kunde bestimmt den Markt. Gerne möchten wir das glauben, und dass etwas dran sein könnte, das zeigt ein aktuelles Beispiel aus New York. Es geht um Domino-Pizza. Die Firma ist international tätig mit Niederlassungen allüberall, auch in unserer Nachbarschaft gibt es eine davon. Aus Neugierde haben wir damals mal einige bestellt, als die Filiale aufging, aber es war das erste und das letzte Mal: der Teig hatte die Konsistenz von Karton, der Geschmack war fade, der Belag trocken…
Offenbar waren wir mit unserer Kritik nicht allein. In andern Ländern tönte es ähnlich. Nun liest man, dass die Hersteller in New York die Kundenkritik ernst genommen und die Rezepte angepasst haben. Die Sauce wurde neu gemixt, Käse kam dazu und in den Teig wurden Kräuter eingearbeitet. Mit einer Werbekampagne wurde der Relaunch begleitet: In TV-Spots sah man, wie die Domino-Leute von Haustür zu Haustür gingen und mit Lob überschüttet wurden… und die Neuerung zahlte ich aus: Im ersten Vierteljahr hat sich der Gewinn mehr als verdoppelt.
Möglicherweise – mutmassen Beobachter – spielt die Neugierde auch hier eine Rolle, manche mögen sich gesagt haben, probieren wirs doch mal… Aber ob sie wirklich zufrieden waren und der Firma auch in Zukunft die Treue halten werden, muss sich erst noch weisen. Wichtig für uns ist es aber, zu wissen, dass Reaktionen und Feedbacks der Kundschaft offenbar doch etwas nützen und dass wir, wenn wir es richtig machen, am Markt unsere Macht wirken lassen könnten.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:16 |
England geht voran mit konkreten, handfesten Massnahmen zum Schutz der Jugendlichen vor „falscher“ Ernährung. Zahlreiche Gemeinden und Distrikte in London und in anderen Städten – so berichtet der Guardian – haben begonnen, in ihrer eigenen lokalen Verantwortung Massnahmen zu ergreifen, die pragmatisch umgesetzt werden. Die Bandbreite ist beachtlich:
Für den Betrieb von neuen Fast-Food-Verkaufsständen wird in einem gewissen Umkreis von Schulen keine Bewilligung mehr erteilt; die Betreiber bestehender Läden werden in gesundheitsförderlicher Ernährung geschult. Pizza- und Kebab-Stände werden unentgeltlich beraten, wie sie ihre Speisen mit weniger Fett und weniger Salz zubereiten können.
In Liverpool haben sich 20 Take-Away-Restaurants freiwillig zusammengeschlossen, um gemeinsam, mit Unterstützung der Stadtbehörden, eine Gesünder-Essen-Aktion zu starten, in Zusammenarbeit mit der Universität. Dabei geht es darum, mit wissenschaftlicher Hilfe neue Gerichte zu entwickeln, die schmackhaft und bekömmlich sind, nachdem die Analyse von 300 verschiedenen Speisen einen erschreckend hohen Anteil an Salz, gesättigten Fettsäuren und Kalorien gezeigt hatte. So enthielt z.B. ein chinesisches Rindfleisch-Gericht ganze 28 Gramm Salz, den fünffachen Tagesbedarf eines Erwachsenen!
Die Gesundheitsbehörden haben eingesehen, dass es wenig nützt, dem Leuten zu sagen, sie sollten gesünder essen oder das Ungesunde meiden… Viel wirkungsvoller sei es, die Angebote still und leise zu modifizieren, ohne gross darüber zu sprechen, so dass die Bevölkerung es gar nicht realisiere, sofern es gelingt, den Geschmack zu behalten. Die ganze Entwicklung wird wissenschaftliche beobachtet und begleitet. Geplant sind auch Merkblätter für die Anbieter, die es ihnen erlauben, ihre Produkte sukzessive und Schritt für Schritt zu verbessern.
Einen originellen Weg beschreitet die Gemeinde Gateshead bei Newcastle: dort gibt man den Fish&Chip-Verkäufern gratis neue Salzstreuer ab, die nur noch halb so viele Löcher im Deckel haben wie üblich… Das Beispiel mache Schule, heisst es.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:43 |
Meine Mutter war nicht richtig dick. Sie war klein und wohl im Alter etwas füllig. Sie ernährte sich „gesund“, bewegte sich regelmässig, liebte das Taulaufen mit nackten Füssen (das konnte man damals noch, dort wo wir wohnten). Eine Körperpartie bekam sie aber offenbar nicht in den Griff, das waren ihre Hüften. Wenn immer ich neue Kleider brauchte und wir in den PKZ gingen (das war ihr bevorzugtes Geschäft, wo es die sogenannte „Masskonfektion“ gab, d.h. man wurde nach einem bestimmten Schema vermessen und dann wurde die Kleidung zwar „nach Mass“, aber zu Konfektionspreisen angefertigt), also wenn dort an mir Mass genommen wurde, so sagte sie immer entschuldigend zum Schneider: „Er hat halt einen Moosberger-Hintern!“ (Was so viel sagen will wie: Um die Hüften kommt er nach mir…)
Für diesen Spruch meiner Mutter habe ich mich in Grund und Boden geschämt, aber ich hätte es nicht über mich gebracht, ihr das auch zu sagen. Eltern wissen oft nicht, was sie ihren Kindern antun, wenn sie sich in der Öffentlichkeit abfällig oder kritisch über sie äussern. Diese Erfahrung macht im Moment auch die amerikanische First Lady im Weissen Haus. Sie hat es sich zum persönlichen Anliegen gemacht, den Kampf gegen kindliches Übergewicht aufzunehmen. Und um der Nation glaubwürdig zu erscheinen hatte sie diskret darauf hingewiesen, dass ihre eigenen Kinder ein Gewichtsproblem hätten. Lange habe sie, liess sie sich zitieren, nicht realisiert, dass dem so sei.
Nun fällt ein Teil der amerikanischen Öffentlichkeit über sie her: Darf man einen Makel seiner Kinder öffentlich machen? Die einen verurteilen sie deswegen, die andern loben sie… Sie sei in eine Doppelfalle geraten, wird in Blogs moniert, wie immer sie es auch gemacht hätte, wäre sie dafür kritisiert worden. Hätte sie nicht über ihre Kinder gesprochen, wäre ihr vorgeworfen worden, in eigener Sache blind zu sein und ihre Glaubwürdigkeit hätte gelitten. Nun kritisiert man sie, weil sie ihre Kinder öffentlich stigmatisiert habe und somit ein schlechtes Vorbild für andere Eltern sei.
Für mich war damals mein Hinterteil kein Problem: bis in die Rekrutenschule hatte ich einen BMI von 19,3 und war somit leicht untergewichig. Aber ich genierte mich dafür, dass meine Mutter offenbar ein eigenes „Problem“ auf mich projizierte. Als sie starb war ich 23. Ihre Beratung beim Kleiderkauf habe ich trotzdem vermisst.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:15 |
Vor anderthalb Jahren habe ich an dieser Stelle über eine Äusserung der aktuellen Bundespräsidentin vor dem Parlament berichtet, als sie darlegte, dass die Schweiz bezüglich Agrarmarkt durchaus vom Ausland unabhängig werden könnte, wenn jeder Bürger und jede Bürgerin den individuellen Kalorienverbrauch auf 2’500 pro Tag drosseln würde. Ich nannte das damals in Anlehnung an die Anbauschlacht wärend dem zweiten Weltkrieg den Plan Leuthard.
Daran fühlte ich mich heute erinnert, als ich las, dass in England das Umwelt-Ministerium einen 20-Jahres-Plan ausrief unter der Etikette Food 2030, mit dem eine auf die mögliche Klimaerwärmung ausgerichtete nachhaltige Agrarproduktion sicher gestellt werden soll, welche die britische Bevölkerung mit naturnahen, frischen Landwirtschafts-Produkten versorgen soll.
Die Versorgung mit guten, gesunden und möglichst wenig bearbeiteten Nahrungsmitteln sei ebenso wichtig für das Überleben der Bevölkerung wie die Sicherstellung der Energie-Versorgung, wird das Ministerium zitiert. England scheint auf dem richtigen Weg zu sein.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:24 |
Wenn das Jahr sich seinem Ende nähert, überbieten sich die TV-Sender mit Beiträgen zum Thema Abnehmen. In unzähligen Wissens-Sendungen wird dieser Tage darüber berichtet, was Kalorien in unserem Körper so alles anrichten und wie man darauf achten soll, dass man sie vermeiden kann. Würde man diese geballte Ladung von Genussverhinderung zum Nennwert nehmen, so sässe das Volk über die Feiertage trist in seinen Kammern und würgte ein trocken Stück Trutenbrust hinunter, gefolgt von einer Portion Gemüse… Dass dem nicht so ist, zeigt der Blick auf die Verkaufszahlen des Lebensmittelhandels.
Und jetzt kommt auch noch die Firma WeightWatchers, wie der SonntagsBlick uns mitteilt, und räumt auf mit der vertrauten Theorie vom Kalorienhzählen. Eigentlich hatte er dieser Methode ja schon lange abgeschworen und den Nährgehalt seiner empfohlenen Produkte in „Points“ umgerechnet, von denen pro Tag und Zielgewicht nur eine bestimmte Anzahl vertilgt werden durften. Aber die Basis dieser Points-Bestimmung waren ebenfalls die Kalorien, also der „Brennwert“, der einem bestimmten Lebensmittel innewohnte.
Dass die Kalorienzahl allein noch nicht übers Ab- oder Zunehmen entscheidet, das war ja auch schon länger bekannt. Die Erkenntnis, dass der Stoffwechsel mit Fett-Kalorien anders umgeht als mit Zucker-Kalorien oder mit Eiweiss-Kalorien, das hat seinen Niederschlag in zahlreichen verschiedenen Ernährungs-Theorien gefunden, von Low-Fat zu Atkins, zu Low-Carb, bis hin zu Metabolic Balance… mit zahlreichen Studien wurden die unterschiedlichen Wirkungsweisen erforscht, wobei sich herausstellte, dass die Differenzen jeweils gar nicht so gross sind und dass es zudem auf die individuelle Konstellation des Einzelnen ankommt, der abnehmen will.
Neu rechnet man bei WeightWatchers mit ProPoints. Wie genau das funktioniert, wird man noch ergründen müssen. Lassen wir uns im nächsten Jahr überraschen!
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Von Heinrich von Grünigen um 22:33 |
Es sei, sagte in einem Vortrag die international renommierte Präventionsexpertin Ilona Kickbusch, absolut einzigartig und einmalig, dass sich in der Schweiz eine „Allianz“ aus Wirtschaft und Politik gebildet habe, welche GEGEN Prävention kämpft.
Faktum ist, dass in einer der nächsten Sessionen den Räten ein Entwurf für ein Präventionsgesetz vorgelegt werden soll, der im Bundesamt für Gesundheit vorbereitet wurde. Schon in der Vernehmlassungsphase hatten sich Vertreter des Gewerbes zu Wort gemeldet, hinter denen kräftige Lobbyisten der Tabak-Industrie, der Werbewirtschaft, der Gastronomie etc. vermutet wurden. Vorgeschoben wurde von den Kritikern die geplante Schaffung eines nationalen Präventionsinstitutes, das zu einem „steuerfressenden Moloch“ hochstilisiert wurde, mit dem wildgewordene Bürokraten und „Gesundheits-Taliban“ (so das gängige Schimpfwort) das freie Schweizervolk unter die Knute nehmen würden…
An einer Tagung haben wir kürzlich eine Auslegeordnung erstellt zu den vielfältigen Risiken und belastenden Rahmenbedingungen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein Drittel davon wird nach neuen Studien durch Übergewicht verursacht. Eine zentrale Erkenntnis war, dass eine sinnvolle Prävention und die Koordination aller Aktivitäten auf den verschiedenen Ebenen in Politik und Gesellschaft NUR von einer zentralen, nationalen Stelle aus vorgenommen werden kann. Auch die Formulierung von Gesundheitszielen, die mit vereinten Kräften anzustreben sind, MUSS von einer einzigen, politisch legitimierten Stelle ausgehen können.
Dass „staatstragende“ Gruppen sich gegen diese Einsicht stemmen, ist ein Phänomen, das betroffen und ratlos macht. Schon gibt es vernünftige Gesundheitspolitiker, die das Gesetz aufgegeben haben, die mutlos geworden sind, die nicht mehr damit rechnen, dass die Vorlage im Parlament eine Chance hat, angenommen zu werden. – Sind wir schon so weit, dass orchestrierter Eigennutz über Vernunft und Gemeinwohl siegen dürfen?
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Von Heinrich von Grünigen um 17:50 |
Es klingt verrückt. Aber es gibt sie, wenn man es richtig macht. Matt McClellan war Pizza-Verkäufer. Seine Vision: es müsste möglich sein, eine „gesunde“ Pizza zu produzieren. Mit verschiedenen Angeboten meldete er sich bei Fitness-Centren, wurde dort aber von aufgebrachten Kunden verscheucht. Wie konnte jemand auch nur auf die Idee kommen, etwas so Schlimmes wie Pizza in der Nähe eines Fitness-Tempels feilzubieten!?
Entnervt beschloss er, einen Selbstversuch zu starten. Uner ärztlicher Kontrolle ernährte er sich einen Monat lang – wie seinerzeit Morgan Spurlock für „Supersize Me“ – ausschliesslich von seiner Pizza. Sechs Stücke verdrückte er innerhalb von 12 Stunden in regelmässigen Abständen, bei einem Total von 2500 Kalorien pro Tag. Er hatte dazu fettarme Materialien verwendet, viel Gemüse, Pouletfleisch, Fisch…
Und am Ende hatte er mit dieser „Diät“ 12 Kilo abgenommen, seine Blutfettwerte und sein Blutdruck hatten sich normalisiert, sein BMI war um 3 Punkte zurückgegangen. Alle Details sind auf seiner Website nachzulesen. Trotzdem glaube ich nicht, dass dies DIE neue Lifestyle-Diät werden wird.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:36 |
Ob ein Lebensmittel-Label wirklich etwas beitragen könne zu einer gesünderen Lebensweise – das fragt man sich (vielleicht etwas spät?), nachdem sich auf breiterer Front ein Modell durchzusetzen beginnt, über das wir hier auch schon geschrieben haben und das für die Schweiz im Vordergrund der Überlegungen steht: Smart Choices.
Die Bedenken kommen aus Amerika, wo man mit dem „amerikanischen Paradox“ schon ausreichend schlechte Erfahrungen gemacht hat: kein Land hat so konsequent wie die USA schon von zwanazig Jahren damit begonnen, das „böse Fett“ auf den Index zu setzen und konsequent der Fettanteil an der Ernährung zu senken… und trotzdem hat die Bevölkerung weiter zugenommen! Bis man herausfand, dass es nicht das Fett allein war, sondern inzwischen der Zucker, der weiterhin bedenkenlos in grossen Mengen konsumiert wurde.
Etwas in dieser Art könnte sich nun wiederholen, befürchten Expertenkreise, da in den ersten Konzepten, die vor einem Jahr erarbeitet wurden, der Akzent allein auf die Anzahl Kalorien gelegt wurde, unbesehen von den Werten für die einzelnen Bestandteile von zusammengesetzten Lebensmitteln. – Das allerdings könnte bei uns nach dem derzeitigen Stnd der Planung nicht passieren, wird doch die Berücksichtigung aller Komponenten bereits in Erwägung gezogen.
Offenbar haben wir die Nase im richtigen Wind. Die amerikanische Food and Drug Administration muss sich erst noch daran machen, neue Richtlinien zu erstellen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:39 |
Ein Wort, das im Englischen so viel bedeutet wie adipös. So soll eine neue Reality-Show heissen, deren Konzept in einem Branchendienst vorgestellt wurde:
Die Idee ist so simpel, dass sie gar nicht neu sein kann. Da gab und gibt es die Abnehm-Shows, in denen fette Menschen um die Wette abspecken, eingesperrt in Schlankheits-Camps, zur Fitness gehetzt von Drillmeistern und gefüttert von Diätköchinnen… der Kampf auf der Waage um jedes verlorene Pfund, die Verzweiflung und der Frust, wenn andere rascher abnehmen als man selbst… dieses big-brother-mässige Ausgestellt-Sein, das war zutiefst menschenverachtend und hat keinen wirklichen Beitrag geleistet zur Adipositas-Problematik.
Das neue Sendekonzept mit dem Arbeitstitel Obese macht es ganz anders: ein Reporterteam begleitet einen schwer übergewichtigen Menschen durch seinen Alltag, während er – auf welche Weise immer – ohne Zwang und Wettbewerb im Laufe eines ganzen Jahres abnimmt… so viel oder so wenig, wie er eben schafft. Die kompletten Jahres-Erfahrungen und -Veränderungen eines bestimmten Individuums mit allen Höhen und Tiefen, Erfolgen und Rückschlägen, werden dokumentarisch eingedampft auf eine einzige Sendestunde. Man kann zusehen, wie die Hauptperson im Laufe von 60 Minuten ein neues Leben bekommt bzw. sich in ihrem Leben neu positioniert.
Das dürfte durchaus spannend sein. – Aber Grund zur Euphorie über diese Idee, die für den US-Sender ABC entwickelt wird, besteht kaum. Vergleichbare Formate kennt man hierzulande längst, bei SF läuft in der Gesundheitssendung PULS eine Langzeit-Serie, in der eine Familie begleitet und beobachtet wird, wie sie mit dem Abnehmen zurecht kommt. Aber da das neue Konzept aus den Staaten kommt, findet es vielleicht sogar Eingang in die europäische Privat-TV-Szene, und wird dort dann als gewatlige Innovation gefeiert. Hauptsache, es wird abgenommen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:18 |
Vor drei Wochen habe ich mich hier über die Verlogenheit der Werber mokiert, die Maltesers-Schokokugeln mit der fahrlässigen Aussage anpriesen, sie hätten weniger als 190 Kalorien. – Offenbar war ich nicht allein mit meiner Kritik, denn heute sehe ich plötzlich, dass in dem gleichen TV-Spot bei der entsprechenden Stelle unten eine Schrift eingeblendet ist, nicht allzu gross, aber doch einigermassen leserlich, mit dem Hinweis: in 37 Gramm.
Damit ist die Aussage auf den Boden der Realität zurückgeholt worden. Jetzt stimmt sie sogar und man kann sie nicht mehr der wahrheitswidrigen Anpreisung bezichtigen, auf 100 Gramm ergibt das rund 500 Kalorien, was mit der offiziellen Nährwert-Deklaration durchaus übereinstimmt und uns direkt zum nächsten Problem führt: die 37 Gramm stellen offenbar eine „Portion“ dar, wie sie nach den Richtlinien für die Angaben beim GDA-System (Empfohlener Tagesbedarf) zu definieren sind. Offen ist dabei, ob es beim Essen/Naschen bei dieser einen Portion auch bleibt, oder ob der beworbene Genuss dazu führt, dass eine zweite, dritte Staffel reingezogen wird. Klar, kann man sagen, hier kommt nun die beliebte Eigenverantwortung ins Spiel und wenn der Mensch genügend Willenskraft beweist, lässt er es sogar bei einer halben Portion bewenden. Die Menge machts auch hier.
Klärung zeichnet sich auch ab beim Projekt eines einheitlichen Empfehlungs-Labels für Lebensmittel. Das Bundesamt für Gesundheit hat heute an einer Fachtagung orientiert über den aktuellen Stand der Überlegungen, die in gewissen Kreisen schon für Unruhe gesorgt haben. Man hat sich in der Studiengruppe für eine Lösung entschieden, die seit zwei Jahren erfolgreich im Aufbau ist und schon in 9 EU-Ländern umgesetzt oder zumindest in Prüfung ist. Es geht um das Modell Choices International: ein Symbol, das den KonsumentInnen anzeigt, dass es sich hier um ein „empfohlenes“ Produkt handelt, von dem man freilich auch nicht beliebige Mengen verschlingen darf: ein blaues OK-Häkchen in dem eine Sonne aufgeht, mit dem Schriftzug „Bewusst Wählen“.
Wie der Name sagt, soll dieses Zeichen auf der Lebensmittel-Verpackung zeigen, ob ein bestimmtes Produkt in seiner Zusammensetzung den Richtlinien entspricht, die für 27 verschiedene Lebensmittel-Kategorien von Experten festgelegt wurden. Hersteller müssen ihre Angebote testen und zertifizieren lassen, ehe sie das empfehlende Zeichen erhalten, die Kontrolle erfolgt durch eine unabhängige Instanz. – Auch hier wird sich unter anderem die Frage nach der Portionengrösse stellen… wobei nach den Angaben, die bis jetzt bekannt sind, die Referenzwerte immer auf 100 Gramm berechnet sind und nicht in Portionen umgemünzt werden können.
Dieser Vorschlag ist ein Schritt in die richtige Richtung, der bei Bedarf immer noch angepasst und weiter entwickelt werden kann. Schade, dass im Rahmen der Präsentation eine Vertreterin einer KonsumentInnen-Organisation sich beklagen musste, dass sie den Vorschlag nicht unterstützen könnte, weil sie zu spät konsultiert worden sei… noch geht es uns zu gut, wenn wir Energie für solche Zickenkriege haben, über die sich nur die Gegner einer wirkungsvollen Regelung freuen werden.
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