Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:28 |
Zehn Jahre ist es her, da hatte eine Redaktorin beim Radio die Idee, man könnte Überfluss-Geschenke an Weihnachten weiterschenken. In wenigen Tagen entstand damals ein Konzept, das Post und SRG und Rotes Kreuz gemeinsam umsetzten. Ich durfte einer der Geburtshelfer sein und mein Beitrag bestand vor allem darin, dass ich der Idee keine Steine in den Weg legte.
Heuer, nach Weihnachten, wird zum zehnten Mal in den Medien aufgerufen, und es werden wiederum -zigtausende von Paketen zusammenkommen, sortiert werden und dann die Reise antreten zu Familien in Not, sei es in der Schweiz oder – dieses Jahr – in Moldawien. Eine einfache Aktion mit einer überzeugenden Botschaft: uns geht es gut und wir können von unserem Überfluss etwas entbehren, was andernorts dafür sorgen kann, dass Weihnacht erst einkehrt. Aktiv gelebte Solidarität, ohne viel Aufhebens.
In einer kleinen Feier begehen wir im Logistik-Zentrum des SRK dieses Jubiläum. Es sind alle Kolleginnen und Kollegen von früher dabei, die Honoratioren vertreten die beteiligten Institutionen und eine Delegation aus Moldawien spricht den Dank aus… und kulinarisch wird die Festgesellschaft mit Speisen verwöhnt, wie sie in Osteuropa auf den Tisch kommen könnten: Gefüllte Eier, die Randen-Suppe „Bortschtsch“, Teigkrapfen mit Fleisch- und Krautfüllung, Blinis mit Lachs und Heringssalat auf geröstetem Brot… dazu weissen und roten Wein aus Moldawien.
Den Abschluss macht eine mehrstöckige Geburtstagstorte und bei ihrem Verzehr wird uns definitiv klar: es geht uns wirklich gut. Fast zu gut. – Wie um dieses Feeling noch zu toppen stellt sich mir später, auf dem Heimweg wieder in Zürich, beim Bahnhof unten im Shopville, eine schwarze Tafel bei Marinello in den Weg. Mit Kreide und in grossen Buchstaben ist darauf geschrieben: Weisser Trüffel – 100g – 440.– Fr.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:18 |
Der amerikanische Weihnachtsmann Santa Claus, der seit seiner Erfindung und vor allem seit seiner Patentierung durch den CocaCola-Konzern einen beispiellosen Siegeszug rund um die Welt auf seinem Rentierschlitten angetreten hat, sei zu fett. Das hat der Pharma-Riese Sanofi-Aventis (Produzent von Acomplia/Rimonabant) ermittelt, indem er in Schottland 40 solcher Santakläuse, die in Warenhäusern den kindlichen Konsum ankurbeln, mit dem Metermass vermessen hat.
Alle wiesen einen stattlchen Bauchumfang auf, im Schnitt 120 cm, in Edinburg 130 cm. Alle sind demnach im Roten Bereich und adipös. Und das, sagen die schottischen Bedenkenträger, sei schlecht als Vorbild für die Kinder. – Da haben wir nun den Salat: kaum ist es dem Blick mit einem aus dem Zusammenhang gerissenen Zitat gelungen, eine Die-Muslims-wollen-uns-Weihnachten-vermiesen-Hysterie zu entfachen, kommen die Gesundheitsapostel und machen den harmlosen alten Santa-Wanst verantwortlich für die kindliche Adipositas!
Jeder braucht seinen Sündenbock. Ich halte die Santa-Diskussion für eine Übung am falschen Objekt. Wer würde einen mageren Sprenzel im roten Rock noch ernst nehmen? Und: Wie ist es mit Buddha, der in so vielen Tempeln als Statue mit behäbigem Bauch meditierend in sich selber ruht? Kann man ihn sich vorstellen in der Pose eines ausgemergelten Fakirs? Wohl kaum.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:04 |
„nimm 2“ und „Du darfst!“ sind Markennamen von Lebensmitteln. Es sind auch ganz direkte Verhaltens-Botschaften. Ihr Sinn ist klar: Was in dieser Packung ist, hat so wenig Kalorien, dass du es essen kannst, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, ja du darfst sogar bedenkenlos eine doppelte Portion reinziehen.
Und haben wir nicht diese Erfahrung selber gemacht, mit Light-Produkten aller Art? Wenn sie gut sind und schmecken, dann greifen wir mit Freuden zu, gönnen uns auch mal eine grössere Portion… weil: unter dem Strich haben sie ja eh weniger Zucker, weniger Fett oder weniger was auch immer…
Und nun haben Wissenschafter an der Cornell-University eine Studie durchgeführt, die diesen Sachverhalt formell bestätigt: dabei ging es vor allem um „Low-Fat“-Produkte. Interessant ist, dass übergewichtige Probanden deutlich mehr Kalorien zu sich nahmen als Normalgewichtige, sobald „Low-Fat“ auf der Etikelle stand. Und nicht nur nahmen sie grösssere Portionen, sie fühlten sich auch klar weniger „schuldig“ dabei.
Dieser Befund lud die Forscher zu Schlussfolgerungen ein: könnte es sein, dass es da einen Teufelskreis gibt zwischen übergewichtigen Menschen und den Herstellern von Low-Fat-Food? Je mehr sie davon essen, desto dicker werden sie… und je dicker sie sind, desto mehr essen sie davon. – Und könnte etwas Ähnliches auch für kalorienreduzierte Süssgetränke gelten: trinkt man viel davon, hat man das Gefühl, aktiv etwas gegen sein Übergewicht getan zu haben, und schon kompensiert man dies dadurch, dass man meint, nun mehr essen zu dürfen.
Es kommt mir vor wie Tante Annegret, die jeweils ein Assugrin in ihren Kaffee nahm… um dann frei von Gewissensbissen eine Crèmeschnitte vertilgen zu können.
PS: Mit dem Schmauen geht es durchzogen. Ich habe jetzt verschiedene Situationen erlebt, in denen ich mich echt konzentrieren muste, mich nicht ablenken zu lassen. Oder ich hatte ein Gericht auf dem Teller, das mir nicht sonderlich zusagte und bei dem ich schon gar nicht den Wunsch verspürte, es „ausschmecken“ zu können… so war ich froh, den Bissen nach kurzem Kauen wegzuschlucken. Ich denke, man muss da den jeweils zur Situation passenden Zugang finden und flexibel bleiben.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:31 |
Nathalie K, die Fragerin von gestern, war keineswegs zufrieden mit der Antwort, die ich ihr gegeben hatte. Als ich am Morgen wieder ins Büro kam, las ich die quengelnden Zeilen:
Ich würde gerne wissen, welche Zahlen man hat im Bezug auf das Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen der ganzen Welt
Kein Wort des Dankes für meinen Erklärungsversuch, keine Bestätigung, dass meine Antwort eingetroffen war, keine Begründung, zu welchem Zweck denn die Information dienen sollte… ging es um eine Wette? um eine Arbeit in der Schule? um einen Vortrag? einen Artikel? Und ich überlegte mir, ob ich da eventuell von ganz falschen Voraussetzungen ausging. Ob es heute selbstverständlich ist, einfach – zack! – zu fordern, kommentarlos. Und es ist klar, dass die andern zu parieren haben.
Ich habe dann kurz gegoogelt und bin bei der WHO auf eine Angabe gestossen: es gibt weltweit – schätzungsweise – 17,6 Millionen übergewichtige Kinder unter 5 Jahren (!). Das habe ich der Anfragerin dann so kurz und bündig mitgeteilt, wie sie gefragt hat. Ich habe zwar insgeheim damit gerechnet, dass sie nochmals nachfasst und darauf besteht, auch zu erfahren, wie es mit den Jugendlichen ist, die älter als 5 Jahre sind… Aber interessanterweise ist den ganzen Tag über keine Reaktion mehr eingetroffen. Vielleicht hat sie mein Mail gar nicht erhalten.
Und ich bleibe mit der Zahl 17,6 zurück. Millionen von Kindern, die Gefahr laufen, krank zu werden, weil sie schon so früh zu dick sind. Und ich erinnere mich an meine frühe Jugendzeit, als die Kinder aus dem zerbombten Deutschland in die Ferien kamen, um sich hier aufpäppeln und durchfüttern zu lassen, bis sie mit roten Wangen wieder heim fuhren. Als ein „chäches“ Kind eines war, dem es gut ging. Als die Erwachsenen die Kleinen in die Backen kniffen, wie um zu prüfen, ob das Wangenfleisch schon kräftig und im Saft sei… Oder an Annebäbi Jowäger, das seinen kränkelnden Jakobli mit dicker „Niidle“ fütterte, damit er busper und gesund werde… – Die Zeiten haben sich geändert, aber wir uns nicht mit ihnen.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 22:03 |
Man nehme: eine Familie in einem Land. Bringe sie dazu, ihre kompletten Einkäufe für eine ganze Woche an einem einzigen Tag zu tätigen und die Lebensmittel malerisch zu arrangieren. Und dann mache man das mit Familien rund um den Erdball… und so erhält man ein absolut spannendes Abbild der Nahrungs-Situation auf allen Kontinenten.
Der Fotograf Peter Menzel und die Journalistin Faith d’Aluisio haben dies gemacht und insgesamt 30 Familien in 24 Ländern hinter dem abgebildet und beschrieben, was sie im Laufe einer Woche verzehren. – Die deutsche Ausgabe von GEO hat 2005 eine erste Auswahl der Bilder veröffentlicht mit Familien aus Asutralien, dem Tschad, China, Ecuador, Deutschland, Kuweit, Okinawa, Polen und USA.
Die Bilder sprechen für sich. Sie zeigen auf, in welchen Ländern die Menschen noch „natürlich“ von den Produkten ihres Landes leben, und wo der Speiseplan dominiert wird von vorfabrizierten, verarbeiteten Lebensmitteln. Und es liegt nahe, zu kontrollieren, wo sich wohl am meisten Übergewicht abzeichnet. Der Kommentar im GEO-Text formuliert eine harte Aussage: Übergewicht ist die normale Reaktion des Körpers auf eine krankmachende Umwelt.
Die Spanische Zeitung El Pais publizierte alle Bilder und es ist spannend, diesen bunten Reigen durchzublättern. – Schliesslich sind alle Bilder, ergänzt mit 600 Rezepten, auch als Buch erschienen… – Ketzerische Frage in vorweihnächtlichen Tagen: wie lange mag es wohl noch dauern, bis auf allen Tischen in allen Ländern die gleichen Packungen und Marken der gleichen globalen Foodproduzenten stehen? – Wetten werden angenommen.
PS: Erste Erfahrungen mit „Schmauen“ sind positiv. Man gewöhnt sich rasch daran und hat plötzlich an einem einzigen Stück Brot zum Frühstück „mehr“ als früher an dreien, auch ohne Butter und Konfitüre… und im Restaurant ist es mir seit langer Zeit zum ersten Mal wieder passiert, dass ich den Teller nur zur Hälfte leer essen mochte, nicht „bewusst“, sondern weil ich einfach satt war. Das fängt ja gut an.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 21:13 |
Anfang dieses Jahres war es. Da bin ich beim Stöbern auf der Suche nach einem Thema auf einen mir bis dato unbekannten Begriff gestossen: Schmauen.
Ich schrieb meinen Blog und staunte nicht schlecht, als sich wenige Tage danach der Erfinder dieses Kunstwortes – Zusammengesetzt aus Schmecken und Kauen – bei mir meldete: er war beim Googeln auf meinen Text gestossen… – Nun, vor zehn Tagen hat sich Jürgen Schilling wieder bei mir gemeldet. Er werde am 2. Dezember in Wallisellen ein Schmauen-Seminar veranstalten, ob mich das interessiere und ob ich allenfalls auf der SAPS-Website einen Hinweis bringen könnte.
Ich konnte und es interessierte mich. Um 11 Uhr fand ich mich heute im Seniorenzentrum Wallisellen ein. Rund sechzig Leute waren schon da und ein TV-Team von der SF 1-Sendung PULS, die am Montag, 8. Januar 2007 kurz berichten wird. – Schilling, ganz routinierter Entertainer, hob ab zu einer insgesamt vierstündigen Performance, in deren Verlauf er die andächtig lauschenden Teilnehmerinnen (und einige Teilnehmer) in die von ihm entwickelte Kunst der „richtigen“ Nahrungsaufnahme einführte.
Wie es sich für ein Seminar gehört, wurden wir Schritt für Schritt mit Theorie und Praxis vertraut gemacht. Wir lernten, wie man ein kleines Stück trockenen Brotes nur mit Speichel und einer saugend-massierenden Bewegung der Zunge am Gaumen in seine geschmacklichen Bestandteile und Nährwerte zerlegt, wie man diese Elemente aus dem Speisebrei herausschmecken und so auch den Unterschied zwischen naturbelassenen und „behandelten“ Produkten auf der eigenen Zuge erfährt.
Wir lernten, wie man lernen kann, die Speisen lange im Mund zu behalten und so lange zu kauen, bis der Prozess der Zerlegung der Kohlenhydrate einsetzt und ein angenehm süsses Empfinden die Mundhöhle erfrischt… wir erfuhren etwas über die meditativen Aspekte, dem Yoga verwandt, weshalb Schilling sein Seminar auch unter das Motto „Yoga des Kauens“ gestellt hatte… – Diese Revolution des Kauens ist einfach zu erlernen. Sie ist ausführlich beschrieben im Buch „Kau dich gesund!“, und – davon ist Schilling überzeugt – wäre, würde sie konsequent angewandt, die Lösung für die Adipositas-Prävention, ein Mittel gegen Diabetes (ein medizinisches Gutachten bescheinigt entsprechende positive Auswirkungen) und überhaupt der Schlüssel zu körperlichem Wohlbefinden.
Ich bin von der Einfachheit dieser Methode angetan und habe im Sinn, sie bis auf weiteres auszuprobieren. Ich kenne zwar – leider – die Grenzen meines Durchhaltevermögens. Man wird davon hören. Ganz nach dem Motto: Sch(m)auen wir mal!
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:10 |
Ein braver Mann, der Markus Dürr, seines Zeichens Regierungsrat im Kanton Luzern und derzeit Präsident der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren GDK!
In einem Interview hat er sich zum Thema des Übergewichts bei Kindern und Jugendlichen geäussert und dabei eine Reihe von Massnahmen angesprochen, die seit einiger Zeit auf der Wunschliste stehen der Organisationen wie der SAPS, die sich für die Thematik der Adipositas-Prävention engagieren.
Als erstes schlägt Dürr vor, ein Fahrverbot rund um Schulhäuser zu erlassen, damit die Eltern ihre Kinder nicht mehr mit dem Auto direkt vor die Schule karren können. -Tapfer! Unterstützenswert! Das heisst dann aber auch, dass im gleichen Zug jene baulichen Massnahmen zu treffen sind, mit denen Fusswege sicherer werden, und dass es einen Aufsichtsdienst geben muss, der gegen Gewalt auf dem Schulweg einschreitet. Aber das Problem ist lösbar, es braucht nur den politischen Willen dazu.
Obligatorisches Morgenturnen in der Schule wäre eine weitere Massnahme, sodann ein Verbot von Süssigkeitsautomaten im Umfeld der Schulen… – In der aktuellen Charta der WHO gibt es noch viele Aktionen, die vor allem auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet sind. Da ist es gut, in dem CVP-Mann einen Verbündeten zu wissen, denn die meisten der möglichen Massnahmen sind ohnehin auf kantonaler und kommunaler Ebene umzusetzen. Es ist wichtig, einen Mann an der Seite zu haben, der eine klare Absage erteilt an unseren Gesundheitsminister, der nicht müde wird zu betonen, dass nach seiner Ansicht der Staat „im Teller des Bürgers nichts zu suchen“ habe… Hier spricht Dürr Klartext: «Wenn die Eigenverantwortung nicht genügt, muss die Politik einschreiten.»
Herr Dürr, wir zählen auf Sie, wenn es so weit ist.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:26 |
Nach einer Stunde Aquafit ist der ganze Körper so wohlig durchgespült und man hat das angenehme Gefühl, jeden Muskel mindestens einmal betätigt zu haben, aber ohne dass die Abnützungserscheinungen auftreten, die mich im Alltag beim Treppensteigen, beim Aufstehen vom Stuhl und beim Sockenanziehen verfolgen….
Kaum ist man wieder zuhause am PC, so erwacht die Sehnsucht, es möchte doch eine spielerische Form der interaktiven Bildschirm-Betätigung geben, die dazu beiträgt, das körperliche Wohlbefinden zu steigern… – und siehe da: wie aufs Stichwort öffnet sich eine Website mit entsprechenden Angeboten: Videospiele, die helfen, Gewicht zu verlieren.
Was es da nicht alles gibt (jetzt mal abgesehen von den schon historischen Aerobic-Videos mit Jane Fonda und so, die eher im Museum zu suchen sind):
– ein Laufband mit Schiessanlage, bei dem man das Tempo der Verfolgungsjagd selber bestimmen kann
– eine Playstation, bei der man den Joystick mit Einsatz des ganzen Körpers betätigen muss
– der Entertrainer (den ich in diesem Blog schon früher mal vorgestellt habe)
– Dance Dance Revolution DDR, ein Pionier-Gerät, das eine Art Mittanz-Karaoke bietet (nach dem Muster: Simon sagt: alle Vögel fliegen…)
– das Eye Toy Kinetic, bei dem der Bildschirm die gymnastischen Bewegungen abbildet, die jemand macht
– das gute alte Tetris-Spiel, bei dem man aber das Einordnen der Teilchen mit einer Kraftmaschine steuern muss
Es gäbe also eine Fülle von Angeboten, wenn man sie nutzen möchte. Allerdings: eine Studie hat gezeigt, dass man z.B. mit dem DDR-Tanzspiel eine ganze Stunde pro Tag trainieren muss, um Gewicht zu verlieren… da könnte man sich ebensogut auf den simplen Hometrainer setzen und einen Krimi gucken.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:31 |
Erinnern Sie sich noch an die Aufregung damals, als die erste Mars-Sonde (oder wars auf dem Mond?) bei einer Umkreisung des Planeten oder Trabanten plötzlich ein „Gesicht“ im Blickfeld der Kameras erspähte? Das Bild wurde zur Erde gefunkt und weckte gewaltige Spekulationen. Welche gigantischen Titanen hatten hier in der unwirtlichen Landschaft die Felsen dergestalt modelliert, dass sie ein menschliches Antliz formten, deutlich erkennbar, wie eine Mumie oder Totenmaske? Einige vermeinten, das Konterfei von Jesus zu erkennen, durch eine überirdische Macht auf den fernen Himmelskörpter transferiert… ein starkes Symbol für Gläubige.
Der Rausch währte nicht lange. Bald stellte sich heraus, dass es sich um eine optische Täuschung handelte, ein raffiniertes Spiel von Licht und Schatten, das aus einigen zufälligen Erhebungen im Terrain dem Betrachter die Umrisse eines Gesichtes vorgegaukelt hatte, je nach dem Stand des einfallenden Sonnenlichts. Von da an nahm man solche Erscheinungen mit mehr Gelassenheit zur Kenntnis.
Nun hat der Mensch selber ein solches Zeichen gesetzt. Die Hähnchenbräterei Kentucky Fried Chicken KFC malte ihr Firmenlogo, das Gesicht von Colonel Sanders, in riesengrossen Dimensionen in die Wüste von Nevada. Das Gesicht ist so gross, dass man es vom Weltraum aus sehen kann. Würden die Ausserirdischen demnächst vorbeifliegen, kämen sie nicht am hähnchenbackenden Obristen vorbei und müssten annehmen, dass wir hier unten alle gleich aussehen wie dieser fröhliche Opa mit Spitzbart und rotweisser Schürze.
Der nette Greis hält überdies einen Wettbewerb bereit: wer sich ganz nah ins Bild hineinzoomt, der kann an einer bestimmten Stelle ein Männlein erkennen, das eine Tafel hochhält, auf der drei Worte geschrieben stehen… Die drei Worte sind die „verborgene Botschaft“ des Obersten, und die ersten 10’000 Leute, die diese drei Worte an die Firma mailen, können einen Gutschein gewinnen… – Interessant, was die Fast-Food-Industrie alles anstellt, nur um hier in diesen Blog zu kommen!
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:23 |
Ich war gespannt. Heute Morgen, beim DRS 1-Ratespiel Morgenstund hat Gold im Mund stand die letzte Frage im Zeichen der WHO-Konferenz in Istanbul: Wie lautet der Fachbegriff für Übergewicht? Und die Kandidatin beriet sich mit ihrem Team, nahm innerlich Anlauf und sagte dann mit erheblichem Selbstzweifel: Adi – – posi – tas?
Geht doch. Irgendwann einmal wird sich der Ausdruck durchgesetzt haben, und es steht nicht zu befürchten, dass er nicht mehr aktuell ist, wenn ihn dann einmal alle kennen. Aber ich habe mich doch gefreut, dass die Frau es gewusst hat. Man ist ja genügsam.
Dann packte mich die Neugierde. Was hat jetzt bei der Konferenz herausgeschaut? Wie haben die Minister nach ihren Gesprächen den Charta-Entwurf verändert? Wurde er am Ende entschärft, im Sinne des machbaren Kompromisses oder was? Also rein ins Internet und über die Website der WHO zur Übersicht, von dort auf die deutsche Version, sodann zur entsprechenden Pressemitteilung betr. Charta und schliesslich zur Charta selber.
Und ein schneller Quervergleich beim Überfliegen zeigt: die haben gar nicht so viel verändert. Und es ist – wenn schon – keine Verwässerung, sondern eher eine Präzisierung, eine verbindlichbere Formulierung… Also steht sie nun, die Charta, und wir wissen, was die Regierungen eigentlich tun müssten. Wir kennen die Vorsätze, die sich die Minister gefasst haben, und wir können ihre Taten daran messen. Und auch das, was sie unterlassen.
Ok, unser Gesundheitsminister, der sich so wenig in die Essgewohnheiten seiner Bürger einmischen will wie möglich, kann zwar sagen, dass nicht dabei gewesen sei… aber das rettet ihn nicht, denn die Charta gibt es auch auf Französisch. Und das müsste er verstehen.
|
Info
Letzte Artikel
Suche
Facebook
Archiv
|