15/2  Müde und dick

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:47

Dass genügend Schlaf gut ist fürs Wohlbefinden und für die Gesundheit, das ist hinlänglich bekannt, denn im Schlaf regeneriert sich der Körper, verjüngt seine Zellen, erholt sich vom Alltagsstress. Aber wieviel ist „genügend“? Es gibt Menschen, die brauchen 7 bis 8 Stunden Schlaf, andere rühmen sich, quasi mit einem Tunnelschlaf auszukommen, nach wenigen Stunden wieder fit und munter zu sein…

Fehlender oder zu kurzer Schlaf kann eine der Ursachen für Übergewicht sein. Das haben auch neuere Studien bestätigt. In meiner subjektiven Wahrnehmung habe ich jedoch immer Mühe gehabt, die Grenze zwischen Huhn und Ei zu ziehen. Oder anders gesagt: ich hatte eher das Gefühl, dass mein Übergewicht mich matt und müde macht. Und im Wechselspiel der Kilos hat sich das bestätigt: je leichter ich war, umso munterer und unternehmungslustiger fühlte ich mich; und je schwerer ich wurde, umso weniger verspürte ich Lust, mich zu bewegen, umso direkter führte mich mein Weg zum Bett, wo ich mich hinlegte, um kurzum einzuschlafen… allerdings nie lange.

Ich scheine zu den Menschen zu gehören, die „wenig Schlaf brauchen“. Das sind vier bis fünf Stunden pro Nacht. Und wenn ich mal schon um zehn einschlafe, dann erwache ich mit Bestimmtheit um drei Uhr und bin überzeugt, dass es bereits Morgen sei. Ich habe Mühe, wieder einzuschlafen, lese dann etwas oder gucke Fernsehen – all die Sendungen, die ich tagsüber verpasst habe.

Bin ich nun dick, weil ich oft müde bin, aber zu wenig schlafe? Oder bin ich oft müde und erschöpft, weil ich zu wenig schlafe und deshalb dick bin? Und: welche Rolle spielt die Jahreszeit dabei? Und wie beeinflusst die jeweilige Ernährung mein Bedürfnis nach Ruhe? Noch habe ich keine schlüssige Antwort.




14/2  A propos Popo

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:43

Meine Mutter war nicht richtig dick. Sie war klein und wohl im Alter etwas füllig. Sie ernährte sich „gesund“, bewegte sich regelmässig, liebte das Taulaufen mit nackten Füssen (das konnte man damals noch, dort wo wir wohnten). Eine Körperpartie bekam sie aber offenbar nicht in den Griff, das waren ihre Hüften. Wenn immer ich neue Kleider brauchte und wir in den PKZ gingen (das war ihr bevorzugtes Geschäft, wo es die sogenannte „Masskonfektion“ gab, d.h. man wurde nach einem bestimmten Schema vermessen und dann wurde die Kleidung zwar „nach Mass“, aber zu Konfektionspreisen angefertigt), also wenn dort an mir Mass genommen wurde, so sagte sie immer entschuldigend zum Schneider: „Er hat halt einen Moosberger-Hintern!“ (Was so viel sagen will wie: Um die Hüften kommt er nach mir…)

Für diesen Spruch meiner Mutter habe ich mich in Grund und Boden geschämt, aber ich hätte es nicht über mich gebracht, ihr das auch zu sagen. Eltern wissen oft nicht, was sie ihren Kindern antun, wenn sie sich in der Öffentlichkeit abfällig oder kritisch über sie äussern. Diese Erfahrung macht im Moment auch die amerikanische First Lady im Weissen Haus. Sie hat es sich zum persönlichen Anliegen gemacht, den Kampf gegen kindliches Übergewicht aufzunehmen. Und um der Nation glaubwürdig zu erscheinen hatte sie diskret darauf hingewiesen, dass ihre eigenen Kinder ein Gewichtsproblem hätten. Lange habe sie, liess sie sich zitieren, nicht realisiert, dass dem so sei.

Nun fällt ein Teil der amerikanischen Öffentlichkeit über sie her: Darf man einen Makel seiner Kinder öffentlich machen? Die einen verurteilen sie deswegen, die andern loben sie… Sie sei in eine Doppelfalle geraten, wird in Blogs moniert, wie immer sie es auch gemacht hätte, wäre sie dafür kritisiert worden. Hätte sie nicht über ihre Kinder gesprochen, wäre ihr vorgeworfen worden, in eigener Sache blind zu sein und ihre Glaubwürdigkeit hätte gelitten. Nun kritisiert man sie, weil sie ihre Kinder öffentlich stigmatisiert habe und somit ein schlechtes Vorbild für andere Eltern sei.

Für mich war damals mein Hinterteil kein Problem: bis in die Rekrutenschule hatte ich einen BMI von 19,3 und war somit leicht untergewichig. Aber ich genierte mich dafür, dass meine Mutter offenbar ein eigenes „Problem“ auf mich projizierte. Als sie starb war ich 23. Ihre Beratung beim Kleiderkauf habe ich trotzdem vermisst.




13/2  Fisch-Hauch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:43

Am Sonntag ist Valentinstag. Es sei der Tag der Verliebten, heisst es. und Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Folgerichtig hat der Valentinstag etwas mit Ernährung zu tun. (Ich verzichte jetzt hier auf die weitere Erörterung der Frage, was mit der Liebe geschicht, wenn sie durch den Magen durch ist…), aber alles, was in den Magen kommt, muss vorher durch den Mund.

Und dieser hat die Angewohnheit, dass er in der Vielfalt seiner biologischen Nischen, von den Zähnen bis hinunter zum Kehlkopf, vorbei an der Zunge mit ihren zahllosen Geschmacksknospen, ein ganzes Sammelsurium an Speiseresten und Bakterien kultivieren kann, die bisweilen eine Ausdünstung entwickeln, welche für Mitmenschen alles andere aqls angenehm ist.

Über Mundgeruch zu sprechen ist selbst unter Freunden eine heikle Sache. Neuerdings gibt es ein Mittel dagegen, das auf natürlicher Basis unangenehme Dünste vermeiden hilft: es sind die allgemein als gesundheitlich nützlich erachteten Omega-3-Fettsäuren, die das Wunder vollbringen, Bakteriengeruch aus der Mundhöhle zu neuttralisieren.

Fragt sich natürlich, wie man diese zu sich nimmt? Soll man künftig eine wieder verschliessbare Sardinendose im Sach haben und von Zeit zu Zeit auf einem Fisch herumkauen? Oder stinkt mn dann einfach von fisch? – Diskutiert wird zurzeit darüber, ob ein Kaugummi entwickelt werden soll, der Omega-3-Fettsäuren enthält… Möglicherweise hat die Firma FishersFriend schon die Rechte gekauft.




12/2  Functional Choco

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:15

Gerade noch rechtzeitig auf den Valentinstag erreicht uns die frohe Botschaft von der wundersamen Heilkraft der Schokolade. Verschiedene Studien wurden ausgewertet, die zeigen, dass mäsiger Konsum von – möglichst dunkler – Schokolade in mancher Hinsicht für unsere Gesundheit förderlich sein kann. Unter anderem senkt Schokolade das Hirnschlag-Risiko um 22%, sie hilft mit bei der Blutverdünnung und ist gut gegen Bluthochdruck; nach einer Studie von 2009 soll der Schokoladegenuss auch eine positive Auswirkung auf die Fähigkeit haben, rückwarts zu zählen (und das machen wir ja häufig…), indem bestimmte Inhaltstoffe, die Flavanoide, die Blutzirkulation im Gehirn verbessern. Und die gleichen Flavanoide sollen auch gut sein zur Krebsvorsorge.

All diese Untersuchungen zeigen, dass der Genuss von Schokolade wesentlich besser für unsere Gesundheit ist, als wir das je angenommen hatten, wird Katherine Tallmagde zitiert, die Sprecherin der Amerikanischen Ernährungsgesellschaft. Dabei, so wird betont, ist jedoch Schokolade nicht gleich Schokolade: die heilsamen Flavanoide haben von Natur einen bitteren Geschmack und werden normalerweise bei der Produktion entfernt. Nur in der dunkeln Schokolade sind sie noch enthalten. Am gesündesten wäre das natürliche, ungesüsste Kakaopulver…

Diese Erkenntnis dürfe aber kein Freibrief zu unbegrenztem Schololadekonsum sein, denn meistens ist diese mit Zucker und Kakaobutter angereichert, hat viele Kalaorien und einen hohen Fettgehalt… Empfohlen werden maximal 30 Gramm pro Tag. Bis wir also die Lindor-Pralinés auf Krankenschein erhalten, wird noch einige Entwicklungsarbeit zu leisten sein.




11/2  Die Länge zählt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:40

Wie sich jetzt herausstellt war das mit der Schweinegrippe wahrscheinlich eine geschickt eingefädelte Hysterie, gesteuert von den Grossen der Pharma-Industrie, um rasch einen guten Reibach zu machen… aber die Völker haben vernünftig reagiert, haben sich dem Impf-Diktat flächendeckend verweigert, und die wenigen, die sich impfen liessen, wissen heute noch nicht, ob das Unwohlsein, unter dem sie während Tagen litten, von der Spritze kam oder eine richtige Krankheit war.

Aber ganz unabhängig davon: eine Untersuchung an übergewichgigen Patienten, die gegen Hepatitis B geimpft wurden, zeigte ein interessantes Phänomen. Eigentlich hätte man durch blosses Nachdenken und Kombinieren zum gleichen Resultat kommen können, aber das Experiment hat die Annahme evidenzbasiert bestätigt. Da die Spritzen für die Impfungen standardmässig dimensioniert sind, weisen sie im Normalfall eine Nadellänge von 25 Millimeter auf. Der Versuch hat nun gezeigt, dass das Impfserum bei adipösedn Patienten mit diesen Spritzen nicht tief genug injziert werden kann, so dass der Impfstoff häufig nicht bis ins Muskelgewebe gelangt, wo er sich über das Blut rasch verteilt, sondern dass er nur bis ins wesentlich weniger durchblutete Fettgewebe kommt.

Erst mit einer längeren Nadel von 35-40 Millimeter konnte die Impfung wirkungsvoll erfolgen. Adipöse Patienten, die mit der normalen Nadel geimpft worden waren, wiesen nur halb so viele Antikörper im Blut auf wie jene, bei denen eine überlange Nadel verwendet wurde. Dabei stellte sich auch heraus, dass die längere Nadel in der Anwendung sicherer war, weniger schmerzhaft und generell verträglicher.

Soll also jemand sagen, die Länge spiele keine Rolle. Beim Impfen jedenfalls schon.




10/2  McLusconi

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:36

Das ist jetzt vielleicht eine unzulässige Kombination von Begriffen mit Markencharakter, aber jeder für sich allein verkörpert eine eigene Welt aus Anspruch und Präpotenz, die ihresgleichen sucht. Was aus der Verschmelzung werden kann, lässt sich erst erahnen.

Ende Januar hat der weltgrösste Fast-Food-Konzern in Italien ein neues Produkt lanciert: McItaly. Es sei – glaubt man den Beschreibungen – ein strikt einheimisches Produkt aus dem Lande selbst, mit Zutaten, die eigens von italienischen Bauern produziert würden, ein viereckiges Brötchen mit Artischocken-Sauce, Asagio-Käse, Olivenöl und Pancetta…

Das neue Produkt geniesst die offizielle Unterstützung des Regierungschefs und seines Agrarministers und sei – wie die Slow Food-Bewegung auf ihrer Website mit Horrer berichtet – eine einzige Bankrotterklärung der italiewnisch-mediterranen Kulinarik, ein Ausverkauf der traditionellen Werte und erst noch ein Betrug an der Bauernsame, da McDo bekannt sei für schlechte Arbeitsbedingungen und Preisdrückerei. Empörung macht sich auch bei der politischen Linken Luft, die mit Kritik an der Regierung nicht geizt.

Was soll der Aufruhr? Wurden hier von einem rücksichtslosen internationalen Multi nationale Heiligtümer geschändet? – Wenn ich die aufgebrachten Berichte lese, fällt mir ein, dass uns dies hierzulande ja seit Monaten wenn nicht Jahren in ganz vergleichbarer Weise per TV-Spot eingetrichtert wird und wurde: da gab es die Wochen mit dem McRösti, die verschiedenen Käse-Macs, vom Emmentaler bis zum Gruyère… und der mit dem knusprig gebratenen Speck hat mich intensiv an ein englisches Frühstück erinnert…

Haben wir Schweizer uns in unseren Essgewohnheiten schon so weit von den überlieferten Werten entfernt, dass wir die Besitzergreifung gar nicht realisiert haben? Oder falls doch, dass uns die Kraft und die Leidenschaft gefehlt haben, uns dagegen aufzulehnen? Wenigstens in einem verbalen Protest..? Auf unserer Slow Food-Homepage habe ich jedenfalls nichts dergleichen gesehen. Aber da hat man ja wohl die Sache auch nicht mit der Regierung abgesprochen.




9/2  Drei Tipps

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:44

Diesmal sei es anders, meinen die Fachleute. Normalerweise legen wir Wert auf die Feststellung, dass der Übergewichtskomplex extrem vielschichtig sei und dass einfache Hau-Ruck-Lösungen nicht der richtige Weg seien, um ans Ziel zu kommen.

Nun aber haben die amerikanischen Kinderärzte in einer breit angelegten Untersuchung der Lebensgewohnheiten von Kids im Kindergarten- und Unterstufenalter herausgefunden, dass es drei ganz simple Verhaltensweisen gibt, bei deren Einhaltung sich das Risiko, übergewichtig zu werden, für die Kinder um 40 Prozent verringern liesse. In der Fachzeitschirft Pediatrics wurden diese Erkenntnisse publiziert, und sie sind wirklich von so einleuchtender Banalität, dass man kaum daran glauben mag:

1. Mindestens fünfmal pro Woche sollte die ganze Familie gemeinsam zu Abend essen.

2. Kinder brauchen viel Schlaf: im Minimum 10,5 Stunden pro Nacht.

3. Den Bildschirm-Konsum (TV, Video) auf weniger als 2 Stunden pro Tag beschränken.

Kinder, die sich an diese Regeln hielten, waren deutlich weniger übergewichtig als jene, die ohne Auflagen tun konnten, was ihnen passte. Aber, seien wir ehrlich, diese drei Tipps fordern nicht die Kinder heraus, sondern in erster Linie die Eltern, denen deren Durchsetzung obliegt. Wenn ich mich in die Zeit zurück versetze, als unser eigener Nachwuchs in diesem Alter war – das ist nun zwar auch schon 3 Jahrzehnte her -, dann könnte ich nicht die Hand ins Feuer legen, dass wir diese Regeln konsequent eingehalten haben. Zu oft war wohl nur ein Elternteil beim Essen dabei, an eine Nachtruhe von 10,5 Stunden kann ich mich nicht erinnern… bloss beim Fernsehen achteten wir darauf, dass immer eines der Eltern dabei war (die Atari-Videospiele kamen ja erst viel später).

Die drei Tipps sind auf jeden Fall hilfreich, auch wenn sie nicht stur eingehalten werden: Sie sind eine Leitplanke, an der Eltern sich orientieren könnten.




8/2  Fertig platziert

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:07

Als das Fernsehen laufen lernte, da war man peinlich darauf bedacht, dass das Massenmedium nicht für bestimmte Produkte ungerechtfertigte Werbung mache… Sass in einem TV-Spiel die Familie beim Frühstück, so wurden die Namen auf der Packung mit den Flocken und der Büchse mit dem Malzgetränk fein säuberlich überklebt mit Fantasie-Bezeichnungen, die man in der grafischen Werkstatt eigens drucken liess.

Heute ist man in dieser Frage wesentlich weiter: für jedes Markenprodukt, das wie zufällig in den Blickwinkel der Kamera gerät, und sich so dem Betrachter unterschwellig ins Bewusstsein rufen kann, gibt es präzise ausgefeilte Verträge mit Sponsoren, welche die Häufigkeit und die klare Positionierung bis ins Detail regeln… Die heimliche Präsentationsabsprache hat einen Namen: Product Placement, Platzierung von Produkten.

Es sind erhebliche Summen, die dafür fliessen, und manche Film- und TV-Prodkution käme nicht zu Stande ohne diese willkommenen Nebeneinnahmen. – Die Regierung in England hat nun ein Gesetz entworfen, so berichtet die Financial Times, das dieses Product Placement in kommerziellen TV-Shows verbieten will. Insbesondere darf kein Alkohol mehr gezeigt werden und auch keine Nahrungsmmittel mit hohem Fett-, Zucker- oder Salzgehalt.

Die Werbebranche ist empört, wirft dem Staat Bevormundungs-Mentalität vor, die Sender klagen über Chancen-Ungerechtigkeit im Wettbewerb mit TV-Shows aus USA und Europa und – das ist die altvertraute Platte der Werber, die da heruntergeleiert wird: „Wo ist der Beweis, dass diese Form der Werbung zu höherem Konsum von Alkohol und fettigen Snacks führt?“ (Der naive Laie fragt sich verwundert, wofür denn wohl die Konzerne all die Millionen und Milliarden in diese TV-Präsenz investieren, wenn es sich ja eh nicht rentiert..?! Aus reiner Menschenliebe kaum.)

Der guten Ordnung halber muss gesagt sein, dass Product Placement auch bei uns in Kinder-Sendungen strikt verboten ist. So weit hat sich der Gesetzgeber bereits aufgerafft. Für den nächsten Schritt fehlt ihm noch der Mut, da wartet er vermutlich wieder mal auf Europa.




7/2  Mediterrane Hoffnung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:27

Die Information – und mit ihr die Erkenntnis – kommt leider drei Jahre zu spät, für mich. Dadurch, dass man konsequent eine mediterrane Ernährung verfolge, könne man weitestgehend verhindern, dass man einen ersten Herzinfarkt bekomme. So steht es aufgrund einer aktuellen Studie im American Journal of Epidemiology. Und wenn man den ersten nicht bekommt, dann gibt es folgerichtig auch keinen zweiten und dritten. Ist doch irgendwie logisch.

Aber wie bei aller Vorbeugung hat es auch hier einen Haken: solange man nicht die absolute Gewissheit hat, dass eine konkrete Gefahr droht, fällt es schwer, „einfach so“ und auf Vorrat eine doch einschneidende Praxis im Alltag einzuführen. Bei mir jedenfalls war es so, dass trotz meines Übergewichts sämtliche relevanten Werte, die üblicherweise vor drohender Infarktgefahr warnen, im grünen Bereich lagen. Mit einem Herzzwischenfall hätte ich zuletzt gerechnet. Und doch war er eingetreten!

Nun ist es drei Jahre her seit jenem „Event“ und ich schlucke brav meinen täglichen Pillencocktail zur Kontrolle des Bludrucks, zur Blutverdünnung, zur Entwässerung und wozu sonst auch immer… und habe dabei das Gefühl, in guter Obhut und vor weiteren Attacken gefeit zu sein. Freilich, das muss ich gestehen, bin ich kein sonderlich guter Praktikant, was die sogenannte Compliance betrifft. Das heisst: ich wüsste genau, was ich unternehmen müsste an sportlichen Aktivitäten, um meine Fitness zu erhöhen, wie vorsichtig ich mich ernähren müsste, um nicht weiter zuzunehmen, welche Übungen ich täglich zu absolvieren hätte, um meine Muskulatur wieder aufzubauen, das Herz in Schwung zu bringen und die Lunge kräftig durchzulüften…

Aber ich mache es nicht. Oder nicht konsequent genug. Und ärgere mich dabei über mich selber, dass ich keine Ausdauer habe, zu früh wieder aufgebe, jede Ausrede und jeder Vorwand mir billig sind, um das nicht zu tun, was ich sollte. – Ich weiss, dass ich damit nicht allein bin und ich weiss auch, dass es kaum gelingen würde, mich dazu zu zwingen. Es ist ein Teil des erworbenen Lebensgefühls, so zu sein, wie man ist. Da kommt vielleicht die mediterrane Erkenntnis nicht zu spät: ein Hoffnungsschimmer, dass sich davon doch noch etwas umsetzen liesse.




6/2  Wasser marsch!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:28

Da ist doch diese Dame in der Fernsehwerbung, die aussieht wie Melanie Winiger, und die in einem Wasserfall steht und ins Schwärmen kommt, weil das Wasser so rein ist und sauber. Und am Schluss stellt sich heraus, dass sie das Wasser meint, das im Closomat aus der Düse strömt und – man mag es sich vorstellen – mit starkem doch zärtlichem Strahl die Gegend um ihren Ringmuskel reinigt, wofür wir in unserer Jugend jeweils ein eigens zugeschnittenes Stück Zeitungspapier nehmen mussten. An schlechten Tagen war es vom Telefonbuch.

Heute machte ich einen Besuch im Zürcher Stadtspital. Auf der Abteilung, wo die Patienten sind, die Schmerzen haben und Mühe, sich zu bewegen. Hier wäre eine solche sanitäre Wasser-Installation eine wahre Wohltat. Aber es gibt keine. Gut, die Phase mit dem Zeitungspapier ist überwunden, das Hakle-Zeitalter hat begonnen, aber trotzdem: Vorbild ist die Lindberg-Klinik in Winterthur, wo die ganze medizinische Infrastruktur konsequent ausgelegt ist für Menschen mit Übergewicht. Dazu gehört auch der Closomat in jedem WC, gewissermassen als Selbstverständlchkeit.

Dass ein solcher Service im Stadtspital nicht möglich ist, mag in der aktuellen Finanzlage begründet sein. Aber auf der andern Seite gibt es in den renovierten städtischen Sportanlagen wunderbare Behinderten-WCs mit vollem Wasserkomfort, sogar mit in der Höhe verstellbarer Schüssel. – Hat also das Schulamt, das für die Hallenbäder zuständig ist, mehr Verständnis für Menschen mit erschwerter Lebensgestaltung als die Sanitätsdirektion?

Bald sind in der Metropole Wahlen. Der Gesundheitsvorstand ist neu zu bestellen. Man sollte die KandidatInnen fragen können, wie sie es mit dem Wasser halten. Die Investition würde sich lohnen.