9/1  fibelhaft

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:50

Das ist kein Druckfehler! – Das deutsche Wort Fibel hat zwei ganz unterschiedliche Bedeutungen: auf der einen Seite steht Fibel für ein lehrhaftes, illustrietes Buch (wohl abgeleitet vom Wort „Bibel“), oft mit religiösen Inhalten… und auf der andern Seite meint Fibel seit der Bronzezeit eine Art schmückende Sicherheitsnadel, mit der Kleider zusammengehalten werden. Und beide Inhalte weisen irgendwie sinnvoll auf das hin, worum es mir in dieser Betrachtung geht, obwohl das mit der „Bibel“ etwas eher zutreffen dürfte…

Es geht um ein kleines, handliches Büchlein: Die kleine AbnehmFibel von Dr. med. David Fäh. Das ist die benutzergerechte Weiterführung des schlauen Ratgebers „333 Abnehmtipps“, von dem an dieser Stelle im Juni 2006 schon die Rede war. Fäh hat die zahlreichen positiven Reaktionen auf sein erstes Handbuch ausgewertet und die Konsequenzen gezogen. Die neue Publikation ist praktisch und so klein, dass sie bequem in der Tasche mitgetragen werden kann. Sie enthält Tipps zu 115 Themen aus den Bereichen Nahrungsmittel, Zubereitung, Essen/Geniessen, Kalorienverbrauch, Fitness und Umdenken.., die Formulierungen sind knapp, griffig und leicht verständlich, in einprägsame Slogans gegossen.

Alle Hinweise und Tricks orientieren sich am praktischen Allltag und sind – jeder für sich – ohne grossen Aufwand einzuhalten, je nach der persönlichen Situation, in der man sich befindet. Einer allein scheint belanglos… aber die Summe macht den Erfolg aus, denn aus der Fülle von Hinweisen kann man sich sein eigenes optimales Verhaltensmuster komponieren, mit dem sich so leben lässt, dass die Umstellung im Alltag lebbar wird. – Das Büchlein ist eine ideale Ergänzung zu jedem Gewichtsreduktionsprogramm, denn seine Empfehlungen lassen sich ganz nach persönlichem Gusto individuell umsetzen.

So wird die Mini-Abnehm-Bibel zu einer Art Sicherheitsnadel für das neu gewonnene Erscheinungsbild, wenn die Pfunde langsam aber sicher schwinden… Mit einem Wort: fabelhaft fibelhaft.




8/1  Abgemagert?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:38

Just zum Jahresanfang erreichte uns doch die Botschaft, dass die Kaffeehaus-Kette Starbucks eine neue „Light“-Linie einzuführen gedenke… und eine Woche später tobt eine Diskussion durch die einschlägigen Blogs in den Vereinigten Staaten:

Ein(e) nicht genannt sein wollende(r) Mitarbeiter(in) des Kaffee-Brauers hat in einer öffentlich zugänglichen Website mit einiger Vehemenz ausgeführt, dass er/sie sich weigern werde, die Kunden zu fragen, ob diese einen „mageren“ („skinny“) Kaffee wollen. Denn durch diesen Begriff „mager“ könnte sich vielleicht jemand, der hinten in der Schlange noch ansteht, verletzt oder diskriminiert fühlen. Und es sollte doch zu den obersten Gechäftsprinzipien gehören, dass man political correctness pflegt. Es gebe viele Mitarbeitende bei Starbucks, die sich weigern würden, die neue Kaffee-Linie anzubieten, weshalb dieses Konzept dringend überprüft und zurückgenommen werden sollte…

Die Ausführungen haben sofort eine heftige Diskussion ausgelöst. Die meisten, die sich dazu geäussert haben, verstehen die Besorgnis nicht und regen sich darüber auf, dass es offenbar keine anderen Probleme gebe. Schliesslich qualifiziere man mit „mager“ ja keinen Menschen, sondern „nur“ einen Kaffee! Und wenn man auf jede und jeden Rücksicht nehmen wollte, die sich vielleicht und möglicherweise diskriminiert fühlen könnten, wenn der eine oder andere Begriff im öffentlichen Raum zu hören ist, dann könne man es überhaupt sein lassen mit der Kommunikation…

Die Heftigkeit, mit der diese Auseinandersetzung geführt wurde und wird, erstaunt. Ist es nur eine Frage von Toleranz bei den einen und Rücksichtsnahme bei den andern? Was muss uns zwingen, jedes Wort einzeln auf die Goldwaage zu legen? Ist die Erregung über echte oder angebliche Diskriminierung nur ein Mittel zu einem anderen Zweck? Wann überhaupt hat jemand das Recht, wirklich von Diskriminierung in eigentlichen Sinn des Wortes zu sprechen? – Viele Übergewichtige fühlen sich diskriminiert durch die Art, wie sie angesehen werden… Benachteiligung im Alltag kann ein Merkmal von Diskriminierung sein… aber die Bezeichnung für ein neues Kaffee-Angebot? Was ist dann mit Magermilch? Magerem Käse? Magerem Rindfleisch? – Vielleicht hat das englische Wort „skinny“ (eigentlich: „häutig“, „dünn“, in Richtung „ausgemergelt“) einen verletzend-negativen Beigeschmack? Die Kombination „skinny-dip“ steht für Nacktbaden… etwas, was ja bei sich bietender Gelegenheit eher lustvoll betrieben wird.

Wird der „ausgemergelte Milchkaffee“ auch bei uns zum Aufreger?




7/1  Gesund essen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:14

Es sei, sagt der Volksmund, paradox: alles, was gut schmecke, sei ungesund oder mache dick. Und „gesundes“ Essen sei quasi von Amtes wegen wenig schmackhaft…

Dieser landläufigen Meinung tritt nun einer entgegen, der es wissen muss: der Gastro-Journalist und -Kritiker Beat Wüthrich vom SonntagsBlick. Er lanciert eine Serie im SoBli-Magazin, in welcher eine vierköpfige Schweizer Normalfamilie im Küchenalltag den Zugang zu gesundem Essen erlernen soll.

Das ist ein sehr lobenswertes Unterfangen, auf das man gespannt sein darf. Im ersten Beitrag wurden die aktuellen Voraussetzungen der Übergewichts-Problematik skizziert. Als Gewährsmann figuriert der Adipositas-Spezialist und Kinderarzt Dr. med. Andreas Bächlin, der u.a. auch dem wissenschaftlichen Fachrat der Schweizerischen Adipositas-Stiftung SAPS angehört. Er ist einer der Pioniere im Kampf gegen Adipositas bei Kindern und Jugendlichen und seine Einschätzungen sind fundiert.

In einem Punkt sollte die Darstellung noch ergänzt werden. Wüthrich legt seinen Ausführungen die Werte des statistischen Amtes zugrunde, was die Anzahl der Betroffenen angeht. „Fast 30 Prozent aller Schweizer“ seien übergewichtig, schreibt er. Das sind die offiziellen Werte. Inoffiziell weiss man aber, dass diese Zahlen (sie stammen aus dem Jahr 2002 und werden alle 5 Jahre neu erhoben) nicht auf einer „akribischen Befragung“ beruhen, wie Wüthrich ausführt, sondern auf einer telefonischen Erhebung. In den meisten Ländern werden die für die Bestimmung des Übergewichts (BMI) relevanten Daten durch Messungen am Körper erfasst; in der Schweiz werden die Leute bloss am Telefon gefragt, wie gross und wie schwer sie seien. Da liegt es auf der Hand, dass nicht selten etwas geflunkert wird… dies muss nicht absichtlich passieren. Seine Grösse hat man noch von der militärischen Aushebung her im Kopf. Dass man im Lauf der Jahre „gechrumpft“ ist und dass diese – wenigen – Centimeter den BMI stark beeinflussen können, ist ein Faktum. Auch das Gewicht wird tendenziell eher „positiver“ drgestellt, als es die Waage anzeigt, das ist nur verständlich.

Inzwischen ist man in Fachkreisen überzeugt, dass in der Realität der Anteil an übergewichtigen Leuten in der Schweiz deutlich grösser ist – wenn nicht doppelt so hoch. Das unterstreicht die Tragweite des Problems. Wie auch immer: mit gesundem Essen fängt es an. Je schmackhafter, desto besser.




6/1  J+S

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:21

Ein vielversprechendes Signal kommt aus dem Departement des immer noch SVP-Bundesrates Samuel Schmid. Da können seine Parteifunktionäre in der selbstverordneten Schein-Opposition noch so täubelen: dass das staatlich organisierte Turnprogramm Jugend und Sport (J+S) bereits für Kinder ab 5 Jahren eingeführt werden soll (bisher ab 10 Jahren), und dass dadurch 150 000 kleine Menschen einen neuen, spielerischen Zugang zu körperlicher Bewegung erhalten können, das ist grundsätzlich eine gute Sache, die ein kräftiges BRAVO! verdient.

Freilich – und wir wollen da nicht undankbar sein – ist dies nur ein einzelner Bestandteil im Puzzle zur Lösung des Problems, wie mit dem kindlichen Übergewicht (und dessen gesundheitlichen und finanziellen Spätfolgen) umzugehen sei: angeleitete Bewegung allein ist ein wichtiger Pfeiler, aber sie ist nicht alles. Genauso wichtig sind Massnahmen, die dazu dienen, dass sich Kinder und Jugendliche auch ausserhalb der Turn-Veranstaltungen wieder gerne und gut bewegen können, planerische Gestaltung von sicheren Fusswegen in die Schulen, Spielplätze, inspirierende Freiräume, die zum Toben und Tollen einladen… und Aufklärung über einen verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit dem überreichlichen Nahrungsangebot, Anpassung der Lehrpläne, Haushaltsunterricht, optimale Verpflegung in den Schulen selber, gute Mittagstische mit Anrezen, „gesund“ zu leben und nicht auf die Schnelle einen Pizzaschnitz herunterspachteln zu müssen…

Das alles indessen ist nicht gratis zu haben. Wie die SonntagsZeitung berichtet, schätzt das Bundesamt für Sport BASPO den Aufwand für diese neuen, ausserschulisch organisierten Angebote für die 5- bis 10-jährigen auf 20 Millionen Franken pro Jahr. Und es hofft auf die Einsicht der Politiker. – Diese haben in der letzten Session aufgrund eines Vorstosses aus dem Parlament schon mal prinzipiell positiv reagiert, dabei ging es aber noch um einen deutlich kleineren Betrag. Wir drücken dem Projekt aus dem VBS die Daumen und nehmen zur Kenntnis, dass es Bundesämter gibt, die den vorhandenen Bedarf benennen und auch für die notwendigen Mittel kämpfen wollen.

Wir erwarten diese gleiche Haltung auch vom Bundesamt für Gesundheit, das in einem ersten Entwurf einer Vorlage an den Bundesrat immer noch davon ausgeht, man könne die Übergewichts-Problematik landesweit ohne zusätzliche Mittel bekämpfen, indem man einfach etwas besser koordinieren und an die Selbstverantwortung der Bürger und der Wirtschaft appellieren würde. – Hallo! Aufwachen! Es ist 2008!




5/1  Leben B

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:20

Unsere Nachbarin, Frau Stuber, pflegte jeweils, wenn die Ferien um waren, nicht ohne ein mitleidigen Seufzen in der Stimme, zu sagen: Jaja, morgen fängt das Leben B wieder an. – Gemeint war damit die Schule.

Diese Unterscheidung zwischen einem „Leben A“ (das also für Ferien und Erholung steht) und einer Beta-Version, vergleichbar mit dem „Plan B“, wenn der Hauptplan schief läuft (das dann für Schule, Arbeit und Lernen steht), haben wir als Kids einfach so hingenommen. Wird wohl so sein, ohne viel nachzudenken, schliesslich, wenn es die Grossen sagen…

Dabei wäre es ja, logisch überlegt, wohl gerade umgekehrt: die Normalität, die uns die meiste Zeit des Jahres umfängt und beschäftigt, ist der A-Zustand, der unseren Alltag prägt… und der Ausnahmezustand, die Freiheit, das Ausspannen und das unvorhergesehene Erleben, das ist die B-Version, die so besonders und speziell ist, dass wir sie gar nicht das ganze Leben lang aushalten könnten.

Gelegentlich beschleichen mich fast unanständige Visionen: wie es wohl wäre, wenn man über genügend Geld verfügen würde, dass man sein Dasein permanent in der Südsee in einem Fünfsternehotel oder auf einer Luxusjacht verbringen könnte, nur mit den Fingern zu schnippen bräuchte, um ein Lieblingsgetränk und einen Leckerbissen heranzuwinken… – Ich fürchte, ich wäre nach drei Monaten kugelrund und 250 Kilo schwer… Kein Zustand, den ich auf Dauer haben möchte. Ab und zu mal daran nippen, mit Genuss, wenn es überhaupt dazu kommt. Aber eigentlich liegt der wahre Reiz solcher Traumzustände doch darin, dass man sie nur zu träumen braucht, ohne dass sie zum Alptraum werden können.




4/1  Reifen lassen!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:07

Der Sinn der Ferien, auch über die verlängerten Feiertage, wäre ja eigentlich auszuspannen und von Herzen nichts zu tun. Mit gutem Gewissen zu faulenzen, die trivialsten TV-Serien zu schauen, lang auszuschlafen, bis in alle Nachtstunden zu diskutieren oder zu lesen… einfach das Nichtstun als solches zu zelebrieren, verbunden mit gutem Essen und bekömmlichem Trinken.

Ich muss gestehen, mir fällt das zunehmend leichter. Hat dies am Ende etwas mit der sogenannten Altersweisheit zu tun? Trotzdem: eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, die ruhigen Tage fern vom Büro zu nutzen, um endlich an verschiedenen Manuskripten zu arbeiten, die im Frühjahr veröffentlicht werden.

Die SAPS wirkt bei verschiedenen Kampagnen mit und kann dabei auch Informationsmaterial abgeben. Dazu sollen einzelne unserer Publikationen überarbeitet, aktualisiert oder ganz neu gefasst werden. Aber wie es so geht: man nimmt es sich vor – und macht es dann doch nicht. Jedenfalls nicht bis zum letzten Moment.

Heute, am drittletzten Tag, war so ein letzter Moment. Ich habe mich tatsächlich aufgerafft, die verschiedenen Dateien, die verwendet werden können, geladen, und mich mit Maus und Tastatur ans Kompilieren, Kürzen, Ergänzen, neu Formulieren gemacht… und siehe da, es ging ganz flott vonstatten. Interessant ist, dass man einen Text, den man vor fünf Jahren geschrieben hat, plötzlich mit ganz anderen Augen liest. Zwar „stimmt“ er sachlich noch recht gut, aber einige Akzente haben sich eben in der Zwischenzeit doch verschoben, es gibt neue Erkenntnisse und Einsichten. Manches erscheint überflüssig und unwesentlich, auf das man damals stolz war, oder gar missverständlich – kurz: verbesserungsbedürftig.

Nach drei Stunden lag ein erster Entwurf für die gekürzte Fassung unserer Ess-Typ-Broschüre vor, den ich nun meinen wissenschaftlichen Gewährsleuten zum Gegenlesen geben kann, und morgen mache ich mich hinter die Info-Dokumentation. Wenn die Arbeit einmal begonnen ist, geht sie meist zügig vonstatten und ich ertappe mich dabei (und verlasse mich meist auch darauf), dass ich mich in der sogenannt „faulen“ Zeit wohl unbewusst mit der Sache befasse, daran feile, sie mir zurechtlege, Ideen innerlich sortiere… und wenn ich damit beginne, sie abzurufen, dann kommt es meist „am Stück“. Ich muss, sage ich mir, einfach die Gnade haben, abzuwarten, die Dinge reifen zu lassen, mir die nötige Zeit nehmen. Es lohnt sich.




3/1  Flacher Bauch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:35

Nach den Feiertagen spriessen sie wie die Pilze nach dem Regen: die wundersamen Diät-Empfehlungen, mit denen wir mühelos unser Gewicht wieder ins Lot bringen können.

Das Neuste vom Neuen aus USA ist die Flat Belly Diet, die Flachbauch-Diät. Und was würde treffender den Wunsch all der übergewichtsgeplagten Menschen wiedergeben als diese Formel? Die Diät für den flachen Bauch! Dann bekomme ich auch so eine Waschbrett-Riffelung unter meinem T-Shirt, sehe aus wie die coolen Typen aus der Parfüm- oder Unterhosenwerbung, denen die jungen Frauen mit schmachtenden Blicken nachschauen…

Wer nachts im Bett auf dem Rücken liegt und die wabbelige Erhebung spürt, die sich unter der Decke wölbt, wissend, dass dies alles abgetragen werden müsste, der ist natürlich anfällig für solche Verheissungen, auch wenn Forschung und Wissenschaft (und die leidvolle Erfahrung) es klipp und klar sagen: abnehmen ist gut und recht, aber ob wir es gerade an jenen Stellen tun, an denen uns das Fett am meisten stört, das ist eine völlig andere Geschichte und keinesfalls gewiss. Ungezählte Trägerinnen von Reithosen-Speck können davon ein enttäuschtes Lied singen. Auch wenn die Kilos weg sind, so sind sie mit grosser Wahrscheinlichkeit am falschen Ort verschwunden.

Ein Abspeck-Konzept – wie immer es in der Anwendung funktionieren mag – mit einem solch programmatischen Namen zu verbinden, ist irreführender Unfug und von Anfang an dazu verurteilt, so flach zu fallen wie der Bauch sein sollte.




2/1  Ein Laubfrosch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:26

Mit klebrigen Füssen klammert er sich am Zweig fest und zieht sich langsam in die Höhe. Unglücklich schaut er drein und verzieht sein ohnehin schon breites Maul zu einer noch breiteren, gequälten Fratze. Ein leises, jämmerliches Quaken wird laut. Der giftgrüne Laubfrosch hat eine medizinische Botschaft zu vermitteln, die mir seit Tagen keine Ruhe mehr lässt. Er empfiehlt mir ein Medikament, für den Fall, dass ich an verzögerter Magenentleerung leiden sollte.

Seitdem frage natürlich auch ich mich, ob dies eine Krankheit sei, die ich haben könnte, von der ich aber bis heute noch nichts gewusst habe. Und ich horche oder fühle tief in mich hinein, ob mein Magen, mit dem ich ja einen ständigen Dialog führen möchte, mir irgend ein heimliches Signal sendet, vielleicht in Form eines gequälten Quakens, das mir bedeuten sollte dass er sich nicht so zügig entleeren kann, wie er das möchte.

Bis heute habe ich naiverweise geglaubt, der Magen sei ein sehr patentes Organ, säureresistent und ein prächtiges Labor für die erste Stufe der Auflösung der Nahrungsmittel. Dass man ihn von Zeit zu Zeit füllen muss und dabei darauf achten sollte, dass man dies vorsichtig und bewusst tut, das war mir schon klar. Dass man nun aber auch noch seine Entleerung überwachen muss, das ist mir neu. Von Verstopfung und Hartleibigkeit habe ich schon gehört, aber das findet weiter unten statt. – Vielleicht ein Fakir auf dem Jahrmarkt, der Nägel, Schrauben und Scherben schluckt, bei dem kann ich mir vorstellen, dass die Entleerung zum Problemfall wird. Aber ich?

Nun stellen die Vertreter der Pharma-Industrie immer wieder gerne und vehement in Abrede, sie würden durch geeignete Propagandemassnahmen laufend zuerst auf die Existenz von neuen Krankheiten hinweisen, um für diese dann entsprechende Mittel anpreisen zu können… – Aber wenn ich den grünen Lurch und sein trauriges Froschgesicht auf dem Bildschirm sehe, dann befallen mich doch Zweifel, ob dem auch wirklich so sei.




1/1  Jung gewohnt…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:05

Zum Jahresauftakt noch einmal das kulinarische Ferkel rausgelassen… nicht extrem, aber doch mit schwerem Hefezopf zum Frühstück, erlesenem Käse aus Franzosenland, den man in Spanschachteln fangen muss, damit er nicht davonläuft, duftendem Parmaschinken, dampfender Ovomaltine, zuckersüssem Honig und Konfitüre… ein Brunch, wie er im Buch steht.

Aber nun wäre eigentlich wieder Vorsicht angesagt für die restlichen Ferientage, wenn da das Dilemma nicht wäre. Sie kennen sicher die Situation. Man hat das Haus voller lieber Gäste und denkt sich bei der Vorbereitung, es solle ihnen an nichts fehlen. Deshalb wird eher grösszügiger eingekauft als für den Eigengebrauch. Das geht schon weg, denkt man, wenn die hungrigen Mäuler um den Tisch sitzen, Gesellschaft macht Appetit.

Dann treffen die Besucher ein und packen ihre Taschen aus: Käse, Fleisch, Chips, Torten, Gebäck, Brote, Butter, Zopf eben, Zutaten zur Spaghettisauce, Getränke, Champagner, Wein, Energydrinks… Und für neun Leute wird in grossen Portionen gekocht, nicht gekleckert. – Reisen sie dann im Lauf des zweiten Tages nach durchgefeierter Nacht wieder ab, bleiben die Lebensmittel zu einem guten Teil zurück.

Zuerst wollen die Reste gegessen sein. Das hat man uns von klein auf beigebracht, eingetrichtert im wahresten Sinne des Wortes: Esswaren sind eine Gabe Gottes, dürfen nicht verschwendet werden. Man wirft keine Speisen, die nicht verdorben sind, in den Müll, auch nicht auf den Kompost, selbst wenn sie dort noch eine nützliche Aufgabe zu erfüllen hätten. Man zwingt die Kalorien aus tiefster (wenn auch automatischer) ethischer Überzeugung in einen Kreislauf, der Wochen und Monate dauern kann. Durch den Mund und den Magen-Darm-Trakt auf Hüften und in den Bauchspeck… zum Ablagern, bis sie dann nach vermehrter Anstrengung sich im Lauf der Zeit wieder in den Energiestrom einfügen müssen.

Sogar wenn das sogenannte Verfalldatum sich anzeigt, reut es uns noch, uns von den „guten Sachen“ anders zu trennen als indem wir sie ihrer ursprünglichen Bestimmung zuführen, gegessen zu werden. – Das Neue Jahr hat also wie all die früheren begonnen. Einen aktuellen Lichtblick gibt es: Starbucks kündet die Einführung von „light“-Kaffeegetränken an. Mal sehen, wie lange es dauert, bis dieser auch in der Schweiz zu haben ist.




31/12  Kein Vorsatz

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:10

Auf dem Handy kommen die ersten SMS mit Neujahrswünschen herein. Natascha und Jörg haben sogar einen Vers geschmiedet. In der Küche hat sich die Festgemeinde vor dem Karaoke-Automaten versammelt und schmettert aus voller Kehle das Lied vom Bett im Kornfeld und von den Tränen, die nicht lügen.

Das Jahresende ist auf leisen Sohlen gekommen und steht nun unvermittelt da, es gibt kein Entrinnen, kein Kneifen und kein Zurück: was geschehen ist lässt sich nicht aufheben oder nochmals besser machen, es ist zu akzeptieren als Faktum und das Blatt mit der vertrauten Jahreszahl wird umgelegt, in der Chronik beginnt ein neues Kapitel, auch wenn die alten Geschichten zum Teil nur fortgeschrieben werden.

Was haben wir uns erhofft? Was davon erreicht? Was ist ganz anders gekommen als wir gedacht haben? Gibt es eine Chance zum Nachbessern? Oder bleibt uns eigentlich nur die Option, zu akzeptieren, was war, so wie es ist? Das ist wahrscheinlich keine schlechte Lösung. Ein neuer Anfang schliesst die Hoffnung ein, dass es diesmal gelingen könnte.

In diesem Sinne wünsche ich allen einen offenen und wachen Geist, um das, was auf uns zukommt, ohne Vorurteil zu akzeptieren, um das beste daraus zu machen.