9/12  SPAM

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:48

Heute habe ich fast eine Stunde lang in all meinen diversen Accounts die SPAM-Eingänge glöscht. Es ist ja unglaublich, was da im Lauf der Zeit von den verschiedenen Filtern alles aussortiert wird. Es erscheint zwar nicht in meinem elektronischen Briefkasten auf dem Bildschirm, verstopft aber doch wie fauliger Seetang die Speicher bei meinem Provider.

Spitzenreiter sind die immer phantasievolleren Aufrufe und Appelle, ich solle doch endlich etwas gegen mein zu kurz gekommenes Körperteilchen unternehmen, dessen Länge auch in meinem Alter noch absolut matchentscheidend sei, wenn ich nicht wolle, dass sich alle schönen und begehrenswerten Frauen voller Abscheu von mir abwenden. An zweiter Stelle kommen die Benachrichtigungen, dass ich in der Lotterie gewonnen habe, dass ich gerade mein Vermögen extrem gewinnbringend anlegen könnte (und ausser mir wüsste niemand von dem Geheimtipp!), und ich solle doch aus reiner Nächstenliebe (und gegen einige kleine Millionen Abgeltung) dabei behilflich sein, eine riesige Erbschaft am Staat vorbei aus Afrika herauszubringen. Und dann sind da noch diese blutjungen, bezaubernden Damen, die sich mir von ihren besten Seiten zeigen und den ganzen Tag nichts tun, als auf einen Anruf von mir zu warten… den ich natürlich unterlasse, da ich ja nicht will, dass sie sich voller Abscheu von mir abwenden müssen.

Und dann denke ich, es müsste auch so eine clevere elektronische Einrichtung geben, die all den Lebensmittel-Trash abfängt und herausfiltert, mit dem wir tagein-tagaus bombardiert werden, und nur die natürlichen, gesunden, bekömmlichen und lebensnotwendigen Elemente durchlässt. Einmal pro Woche könnten wir dann in den Speichern die Fett- und Kohlenhydrat-Gebirge besichtigen, die sich dort angesammelt haben und denen der Weg durch unseren Stoffwechsel und über die Fettzellen erspart geblieben ist.

Es müsste doch möglich sein, so etwas zu erfinden. Bitte, liebe Freunde und Freundinnen von den Forschungsabteilungen, macht euch ans Werk. Ein Nobelpreis dürfte euch sicher sein.




8/12  Die Lunch-Box-Diät

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:30

Wenn man meint, es gibt nichts Neues mehr unter der Sonne, dann kommt es bestimmt. Diesmal aus England. Da hat einer die Lunch-Box-Diät erfunden. Die geht ganz einfach: die normalen Mahlzeiten isst man normal. Für dazwischen packt man sich verschiedenes Gemüse und Proteine in eine Znüni-Box und verpflegt sich daraus in kleinen Portionen stündlich…

Ziel der Übung soll es sein, dass man nie richtig hungrig wird vor dem Essen und demzufolge bei den Hauptmahlzeiten nicht zuviel isst, so dass sich der Magen mit der Zeit an kleinere Portionen gewöhnen kann und man auf diese Weise die gesamte Nahrungsmenge des Tages reduziert, auf lange Sicht. – Das klingt irgendwie einleuchtend, auch wenn es verschiedenen anderslautenden Theorien diamteral widerspricht, aber es ist nicht auszuschliessen, dass es Leute gibt, denen eine solche Ernährungsweise gelegen kommen mag. Auch ist der Speisezettel abwechslungsreich und sogar für VegetarierInnen geeignet.

Trotzdem habe ich so meine Zweifel, wie das bei längeren Sitzungen, etwa des Verwaltungsrates, gehen soll. Haben dann die Damen und Herren ihre Boxen vor sich und jeder verpflegt sich individuell? Oder macht man alle Stunden eine kurze Pause, um einen Schnapp zu nehmen? Braucht man dazu besonderes Sitzungsbesteck oder isst man gar mit Stäbchen? Von Hand wohl kaum. obwohl..? Es sei denn, das Unternehmen, wenn es etwas auf sich hält, bietet selber ein Lunch-Box-Diät-Büffet an. – Etwas schwieriger dürfte es für den Freiluftmonteur sein.




7/12  Ein Dank

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:26

Dösend im Zug auf der Rückreise von Bern, nach einem Sitzungs-Vormittag, bei dem es einmal mehr ums Polit-Lobbying ging. Und im Rückblick auf die Gespräche das Gefühl, dass unsere Expertengruppe zwar viel Konwhow vereinigt und voll guten Willens ist… aber dass wir letztlich bloss ein kleines Rädchen sind in einem grossen Getriebe, das da nach schwer verständlichen Gesetzen vor sich hin dreht, unerbittlich mit malmenden Zähnen, einer Vielzahl von Gesetzen gehorchend, die zum Teil nicht einmal aufgeschrieben sind und die immer wieder wechseln und sich verändern können.

Haben wir überhaupt eine Chance, unseren Anliegen Gehör zu verschaffen, angesichts etwa der Schweizer Agrarpolitik, die bei der Preisgestaltung für Früchte und Gemüse alles andere berücksichtigt – nur nicht die gesundheitliche Dimension?! Oder besteht auch nur der Hauch einer Aussicht auf Veränderung bei den Rahmenbedingungen für die Lebensmittel-Werbung, wenn man sieht, mit welch einflussreichem Geschütz die entsprechenden Interessevertreter auffahren können? Kämpfen wir nicht von Anfang an auf verlorenem Posten, weil uns die Mittel fehlen? Oder müssen wir von den Organisationen lernen, die auch mal klein angefangen haben und die mit spektakulären Aktionen immer wieder Auge, Ohr und die Herzen der Öffentlichkeit zu gewinnen wussten?

So habe ich etwas abwesend vor mich hin sinniert, als, kurz vor dem Zielbahnhof, eine junge Frau vor mir stehen bleibt. Sie mustert mich, beugt sich herunter und sagt: Sind Sie nicht der, den man auf den Heftli und am Fernsehen sieht? – Kann schon sein, meine ich, noch etwas überrascht und aus den Gedanken gerissen. Herzlichen Dank für alles, was sie zu unseren Gunsten tun, fügt sie rasch bei, und: Sie habe seit einiger Zeit einen Magan-Bypass und es gehe ihr prima, sagt sie. Ich kann ihr eben noch die aktuelle Ausgabe unseres Magazins in die Hand drücken und alles Gute wünschen, und schon fährt der Zug im Bahnhof ein und sie ist verschwunden… Auch wenn wir nur wenig bewegen könnten: und wir bewegen es doch!




6/12  Sinnvolles Geschenk

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:41

Nun kommt wieder die Zeit, da unser Denken ums Schenken kreisen sollte. Wem gibt man was? Und warum? Oder vielmehr: warum nicht? Und alle Jahre wieder erklingt irgendwo im mentalen Hintergrund das Mantra von den sinnvolleren Geschenken als den alkoholischen Getrenken… (sorry, aber es muss sich reimen).

Das mag ja so sein. Aber hier verhält es sich wohl wie in der jetzt wieder aufflammenden Debatte um den Waffenbesitz: die Selbstverteidigungs-Verteidiger machen mit konsequenter Sturheit geltend, dass jeder und jede, der/die wirklich zum Töten entschlossen sei, genügend Mittel und Wege finde, um an eine Waffe zu kommen. Und so könnte man auch argumentieren, dass wer immer zum Saufen entschlossen sei, mehr als genug Gelegenheiten finde, an Stoff zu kommen. Dass dies auch für Minderjährige nach wie vor kein Problem ist, zeigen mit bestürzender Rgelmässigkeit die verschiedenen Testkäufer-Berichte.

Da ist es denn angebracht, auf ein wirklich sinnvolles Geschenk hinzuweisen: den speziellen Bierhumpen, der auch noch anzeigt, wieviele Kalorien das Braugut enthält, mit dem man sich zuschütten will. Eigentlich ein schlichtes Gerät, kunstlos und einfach… mit der simplen Botschaft, dass drei Deziliter des goldenen Gerstensaftes 130 Kilokalorien enthalten. 53 solcher Gläser müsste man leeren, um ein Kilo zuzunehmen. Ich kenne Leute, die das schaffen würden. Aber es fehlt mir dann an dem Kalorien-Humpen (der in Japan erfunden wurde) ein „Stängeli“, wie beim Töggeli-Kasten, mit dem man die Anzahl der der gekippten Biere registrieren könnte. No present is perfect!

Beim Thema Bier kommt mir am heutigen Tag eine Sanktnikolaus-Begegnung in den Sinn: Unsere Kinder waren fast noch in einem nigginäggigläubigen Zustand und ein Mitbewohner aus der Siedlung machte den polternden Klaus, mit weitem Mantel und Kapuze, in der Hand einen knorrigen Holzstock, daran angebunden ein veritabler Fuchsschwanz (also keine Säge), und aus seinem Sack holte er für die zitternden und verschüchterten Kleinen einige Karrotten und eine Dose mit Bier. Von Kalorien hat er nichts gesagt.




5/12  Handy-Massage

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:34

Seit einiger Zeit versucht das Fräulein mit der strengen, etwas bündnerisch klingenden Stimme am Fernsehen, mich davon zu überzeugen, dass ich unbedingt jemanden oder etwas namens „Vibra“ irgendwohin an den „Start“ schicken solle, damit mein Handy dann ganz aussergewöhnlich stark zu vibrieren beginne. Ich weiss zwar nicht, wozu das gut sein könnte und warum ich dafür noch extra etwas bezahlen sollte, aber die Dame gibt keine Ruhe und meldet sich immer wieder, so dass ich langsam zu glauben beginne, es gehe um eine wichtige Sache, die womöglich etwas mit meiner Gesundheit zu tun haben könnte.

Es wäre ja denkbar, sage ich mir schliesslich, dass mein Handy dank dieser neuen Dienstleistung zu einer Art Massagegerät werden könnte, so wie der Coiffeur eines benutzt, wenn er meine Kopfhaut behandelt, um den verbleibenden Haarwurzeln zu signalisieren, dass es sich lohnen würde, herauszukommen, wie die Regenwürmer, wenn die Tropfen auf den trockenen Boden trommeln. Dann überlege ich mir wieder, dass es wohl sinnvoller wäre, zu solchem Zweck einen Apparat zu benutzen, der direkt mit Strom läuft und sicher etwas kraftvoller wirken könnte als mein kleines Sprechgerät. Auch wenn ich mittlerweile fast gratis um die halbe Welt telefonieren kann, würde ich meine Massage-Inspiration doch nicht aus Übersee beziehen!

Unsere Werbewelt steckt voller Rätsel. Die TV-Spots erzählen mir inzwischen so geheimnisvolle Geschichten, untermalt von vielsagender und stimmungsvoller Filmmusik, dass ich bis zum Schluss nicht weiss, wofür hier eigentlich geworben wird, ob für eine Bank, die nur mein Bestes will, für eine Versicherung, die nur mein Bestes will, oder für einen Lebensmittelkonzern, der auch nur mein Bestes will… Es ist so schön, dass die Welt in der Werbung hell und licht ist, dass freundliche Menschen einander helfen, Spass haben und Lebensfreude verstrahlen! Und auch ich könnte an diesem Spass und dieser Freude teilhaben, wenn ich mich nur dazu durchringen würde, endlich „Vibra“ irgendwohin zu schicken, und sofort müsste sich mein Handy verwandeln und mich in gute Schwingungen versetzen, und das Elend des Alltags hätte ein Ende.




4/12  Grittibänz

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:43

Je nach Landesgegend sagt man auch Elggermaa oder Grättima zu den kleinen, mehr oder weniger verzierten Teigmännchen mit ihren immer etwas angekokelten Rosinenaugen. Die Kerlchen, die jetzt in vielerlei Gestalt wieder die Schaufenster der Bäckereien und die Auslagen der Lebensmittelgechäfte bevölkern, haben eine eigene Kulturgeschichte. Demzufolge gibt es sie – im Umfeld des heiligen Sankt Nikolaus – seit dem 16. Jahrhundert und das erste Exemplar, das historisch in einer Chronik belegt ist, war weiblichen Geschlechts.

Der Name Grittibänz, der vor 150 Jahren im Aargau erstmals als „Chriddibränz“ schriftlich festgehalten wurde, ist sprachlich insofern interessant, als das Element „Bänz“ die Kurzform von Benedikt darstellt und zu gewissen Zeiten als Vorname so verbreitet war, dass er als Synonym für „Mann“ verwendet würde, und „Gritti“ ist verwandt mit der Grätsche, bedeutet also einen „Mann mit gespreizten Beinen“. So wie man sie heute noch kaufen kann.

Ein Prachtsexemplar dieser Gattung ziert das Titelbild der aktuellen Ausgabe unseres SAPS-Mitgliedermagazins: es ist – ganz klassisch – ein Gritti-Fraueli, eine „Bänzin“ quasi, mit Rock und reich dekoriert, eines der Beine wie zu einem kleinen Tänzchen angehoben. Um ihre Leibesmitte hat sie neben einem Bändel auch ein Metermass geschlungen: es erinnert uns daran, dass während der Festtage allüberall Kalorienfallen lauern können… aber gleichzeitig enthält das Heft auch die Gegen-Medizin: einen Aufsatz von Dr. Erika Toman, Fachpsychologin, die über den Umgang mit Essen und Genuss über die Festtage reflektiert. Und die ein klares Plädoyer dafür abgibt, dass man sich über die Feiertage nicht krampfhaft kasteien und ein schlechtes Gewissen machen darf, sondern dass – wenn schon – froher Genuss mit Mass durchaus angezeigt ist. – Willkommen also, ihr wohlschmeckenden, weichen, goldbraun ausgebackenen Teigfiguren mit eurem herrlichen Buttergeschmack und dem leicht süsslichen Aroma, willkommen in den glänzenden Tempeln unserer Gaumen, lasst euch zermalmen zu einem sanft verschluckbaren Brei aus Kohlenhydraten und Wollust. Wir schätzen und lieben und ehren euch. Einmal im Jahr.




3/12  Wunsch und Wirklichkeit

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:39

Wie zufrieden sind junge Menschen mit ihrem Körpergewicht? Eine kürzlich publizierte Studie gibt Aufschluss über die Befindlichkeiten von Studierenden in Amerika. Wesentlich anders als bei uns dürften diese nicht ausgefallen sein, da ja die Referenz-Grössen und Vorbilder vià Medien und Werbung längst international globalisiert sind.

Deutliche Unterschiede – wenn auch bei ähnlicher Tendenz – gibt es zwischen Männern und Frauen. Fast 90 Prozent der befragten jungen Frauen möchten schlanker sein. Die Hälfte der bereits untergewichtigen Frauen möchten noch weiter abnehmen oder so bleiben wie sie sind. Auf der andern Seite möchten die übergewichtigen Frauen zwar abnehmen, aber nicht so viel, dass sie in den „gesunden“ Bereich des Normalgewichts kommen. – 78 Prozent der übergewichtigen Männer möchten ebenfalls abnehmen, aber zwei Drittel davon nicht genug, um ein „gesundes“ Gewicht zu haben.

Auch die meisten normalgewichtigen Frauen möchten abnehmen… 10 Prozent davon ganz bewusst und gezielt, bis sie untergewichtig wären. – Diese Zielvorstellungen bezüglich ihres Gewichts zeigen, wie weit in der Gesellschaft „Wunsch“ und „Wirklichkeit“ auseinander klaffen und wie schwierig es geworden ist, bei entsprechender genetischer Veranlagung auf eine gesundheitsbewusste Linie einzuschwenken. Die suggestive Macht der medialen Vorbilder einerseits, aber auch die nach wie vor vorhandene Diffamierung und Geringschätzung adipöser Menschen tragen ihr Teil zu dieser Situation bei.




2/12  Halbe Portion

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:14

Das ist die unglaubliche Geschichte von Nancy Makin, die innerhalb von drei Jahren mehr als 250 Kilo (!) abgenommen hat. Wie ist das möglich? wollten alle wissen, nachdem Nancy letzte Woche in der legendären US-Talkshow bei Oprah Winfrey aufgetreten ist. Da gebe es nicht viel zu sagen, meinte diese. Sie habe keine Operation gehabt, keine Medikamente genommen und auch keine ärztliche Betreuung beansprucht.

Was dann? – Das Internet wars. – Nancy hatte sich ihr extremes Gewicht von mehr als 350 Kilo angefressen aus lauter Kummer, nach ihrer Scheidung und weil sie sich einsam fühlte. Zwölf Jahre lang hatte sie sich zurückgezogen, war dicker und dicker geworden, hatte ihr Leid zugefuttert und sich gegen alle menschlichen Kontakte abgeschottet.

Bis ihr jemand aus ihrer Familie einen Computer schenkte und sie die Welt des Internet zu entdecken begann. Im Schutz der Anonymität knüpfte sie Kontakte, lernte Leute mit ähnlichem Schicksal kennen, konnte sich austauschen und sich selber ebenso wie den andern beweisen, dass sie eine interessante Persönlichkeit war und dass es sich lohnte, etwas für ihr eigenes Selbstwertgefühl zu tun. Sie fühlte sich akzeptiert und verstanden, konnte ihre Intelligenz zeigen und ihren Witz…

So gelang es ihr, ihr Essverhalten zu normalisieren und langsam wieder in die Balance zu bringen. Seit drei Jahren hält sie nun ihr neues Gewicht und ist dabei ein neuer Mensch geworden, auch wenn sie kaum noch die Hälfte ihrer selbst ist. Ihr Beispiel macht Mut und gibt Zuversicht. Es kann für andere Ansporn sein.




1/12  Omega-3 für Heidi

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:15

Vor vier Jahren ging eine kleine Meldung durch die Medien, die damals nicht viel Staub aufgewirbelt hat. Urheber war die Landwirtschaftliche Versuchsanstalt Agroscope und es ging darum, dass genuiner Alpkäse reich ist an „Omega-3“ und „Omega-6“ Fettsäuren, die der Mensch für sein Wohlergehen dringend braucht, und dass eine Portion von 200 Gramm Alpkäse so gesund für Herz und Kreislauf ist wie eine ganze Fischmahlzeit.

Die Ausführungen gingen so weit, den Alpkäse direkt als „Functional Food“ zu bezeichnen. Und wenn man die Liste der gesundheitsförderlichen Wirkungen durchsieht, dann wird auch verständlich, weshalb seinerzeit beim Alpöhi die Clara Sesemann von all ihren Leiden erlöst worden ist…

Heute hatte ich die seltene Gelegenheit, den Geschmackstest selber vornehmen zu können. Freund Rolf feierte einen runden Geburtstag und hatte dazu auch gemeinsame Weggefährten aus früherer Zeit eingeladen. Einer davon ist Urs J., der im Ruhestand seinen Wohnsitz ins Berner Oberland verlegt hat und unter anderem auch in seiner landwirtschaftlichen Nachbarschaft hilfreich zur Hand geht. Ohne Lohn, wie er sagt, aber dafür bekommt er von Zeit zu Zeit einen Mocken Alpkäse. Den mit den Omega-3 und -6 Fettsäuren.

Ein Stück davon hat er als Geburtstagsgeschenk für Rolf mitgenommen. Und der Genuss dieses Naturproduktes, das direkt auf der Alp von Hand gemacht worden ist, nach dem bewähten Rezept der Altvorderen, ohne jeden Zusatz, ohne Kraftfutter… der Genuss ist so einzigartig, dass man die ganze Massenware glatt vergessen kann, die da maschinell entrindet und zurechtgeschnitten in Plastic oder beschichtetes Papier eingeschweisst in den Regalen liegt, egal ob nun in der Höhle gereift oder sonstwie bearbeitet.

Ich weiss natürlich, dass wir hier in den grösseren Städten nicht alle einen direkten Zugang zum Alpkäse vom Senn haben können. Aber wir müssen ihn auch nicht jeden Tag auf dem Teller haben. Vielleicht versperrt uns eine gewisse Masslosigkeit den Zugang zur Qualität. Auch Clara musste zuerst auf die Alp hinauf, zu Heidi und dem Geissenpeter.




30/11  Fress-Kongress

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:27

Auf die Gefahr hin, mich da und dort unbeliebt zu machen, muss ich eine Erkenntnis reflektieren, die sich mir förmlich aufgedrängt hat, für alle Sinne spürbar, sozusagen.

An zwei Tagen durfte ich Gast sein in einem Präsentationsstand im Rahmen der „Ausstellung“, wie der Auftritt der an die 60 Pharma-Konzerne und medizinaltechnischen Anbieter genannt wurde. Der SAMM-Kongress tagte im Casino Interlaken und bot eine Fülle von interessanten Referaten, Workshops und Seminaren für Allgemeinpraktiker. Dazwischen gab es Pausen von je einer halben Stunde, in denen sich die Teilnehmenden in der „Ausstellung“ über neue Angebote und Trends informieren konnten.

In dieser halben Stunde mussten sich die Kongressbesucher auch verpflegen können. Und das hatte ganz interessante Phänomene zur Folge. Eine Viertelstunde vor der Info- und Verköstigungspause wurde die grosse Ausstellungshalle zu einem wahren olfaktorischen Basar, wurden auf den Pharma-Tresen ganze Wagenburgen von Tabletten mit belegten Brötchen, Sandwiches, Häppchen und Schnäppchen, Spiesschen und Früchtecoctails, Fruchtsäften, Kuchen und Torten aufgefahren.

An einzelnen Ständen war man dazu übergegangen, ganze Verpflegungsbatterien zu installieren, sozusagen live im Waffeleisen knuspriges Gebäck zu fertigen oder weithin duftende Crêpes zu brutzeln, aus grossen Stahlbeignoires ganze Menüs zu schöpfen, und die hungrige Ärzteschaft wälzte sich von Stand zu Stand, und dort, wo sich die grössten Trauben bildeten, musste das Büffet wohl am leckersten sein.

Wir am Abbott-Stand hatten ein vergleichsweise bescheidenes Angebot: kleine Brötchen und Laugenschnecken mit Käse oder Schinken, Mandarinen, Weihnachtsgebäck, auf Spiesschen gereihte Trauben und Fruchtsücke… das lockte keine Massen an, die versammelten sich anderswo. – Früher, so wusste eine der Mitarbeiterinnen zu berichten, habe man jeweils noch einen Bier-Zapfhahn gehabt. Und es gab Leute, die sich hoffnungsvoll nach dessen Verbleib erkundigten… jetzt gab es „nur“ noch Kaffee. Guten zwar, aber den gab es an vielen Ständen.

Woran also werden sich die Ausstellungsbesucher wohl im kommenden Jahr erinnern? An neue, nützliche Hilfsmittel für die tägliche Arbeit in der Praxis? An interessante Produkte und Heilmittel? An Erkenntnisse und Einsichten, Kontakte mit Fachleuten und Expertinnen? Oder doch an den kulinarischen Wettbewerb der verschiedenen lokalen Caterer und Verpflegungskünstler? Da die Liebe bekanntlich durch den Magen geht, wird es die Erinnerung auch nicht viel anders halten.