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Von Heinrich von Grünigen um 23:11 |
Hektik heute den ganzen Tag im Büro: die nächste Ausgabe unseres Info-Magazins saps.ch muss Morgen fix und fertig redigiert und aufbereitet in die Layouterei. Da heisst es noch an den Texten feilen, korrigieren, kürzen (wieder mal viel zu viel Material gesammelt!), Titel erfinden, Bildlegenden komponieren, letzte Details überprüfen und langsam entwickelt sich aus dem einst wirren Buchstabensalat ein Gerüst für Inhalte und Aussagen.
Einige Texte fehlen noch, die können erst in den nächsten Tagen entstehen und müssen dann noch eingebaut werden, wenn es an die Korrekturen geht… „aktuelle“ Berichte eben über Veranstaltungen, die noch gar nicht stattgefunden haben und die trotzdem wichtig sind.
Ich mag diese Phase des Endspurts. Sie erinnert mich an meine alten Tage auf der Zeitungsredaktion, als unten in der Setzerei noch die Bleisatz-Maschinen dampften und Zeile um Zeile in Silber gegossen ausspuckten, während die Taster deinen Test eingaben, den du zuvor mit der klapprigen Hermes aufs Papier getippt hattest. O gute alte Zeit… was ist aus dir geworden? Die technische Revolution hat ganze Linotype-Generationen weggefegt, hat dem Journalisten den direkten Zugriff in das Blatt ermöglicht… Und jetzt praktizieren wir mit dem Blog den nächsten Schritt.
Unser Medienminister hat ihn heute demonstriert. Er hat sich in die Gilde der Blogger eingereiht und ein persönliches Internet-Tagebuch eröffnet. Um zwanzig nach neun hat er in die Tasten gegriffen und sich zum Thema CO-2-Abgabe geäussert… und siehe da: bereits haben ihm 261 Bürgerinnen und Bürger auf elektronischem Weg geantwortet und er musste in 10vor10 um Verständnis bitten, dass er neben dem Regieren nicht noch jede Zuschrift persönlich beantworten kann. Willkommen in der Bloggerwelt!
Jede Form der menschlichen Kommunikation hat ihre eigenen Gesetzmässigkeiten. Mit dem Blog ist auch der Regierende unmittelbar beim Volk und kann sein Ohr an einen unverstellten Austausch legen, der im Schutz der Anonymität vielleicht ehrlicher ausfällt als im Konferenzraum. Ein spannendes Experiment.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:17 |
Es war ein ganz spezieller Abend im Zürcher Hechtplatz-Theater. Eingeladen hatte der Verlag Huber, Frauenfeld. Es ging um die Präsentation eines neuen Bildbandes mit dem Titel WALTER RODERER Ein Leben in Bildern.
Auf der Bühne drei Stühle und ein kleiner Tisch. Moderatorin Sandra Studer führt durch den Abend. Ihre Gäste: der Autor und sein Gegenstand. Michael Wenk, 36, Verfasser von verschiedenen TV-Dokumentationen und Biografien, und Walter Roderer, 87, lebendige Legende der Schweizer Unterhaltungsszene. Während einer guten Stunde absolvieren die drei einen kurzweiligen Parcours durch die Erinnerung.
Roderer schwelgt. Aufs Stichwort legt er los, spielt mit, freut sich, dass das Publikum gebannt an seinen Lippen hängt, „sein“ Publikum, für das er ein Leben lang sein Bestes gegeben hat und das ihm die Treue hält. 1’288 Mal hat er auf der Bühne den „Mustergatten“ gemimt, über Jahrzehnte. Und nun ist die Fülle an Bildern und Fakten, Namen, Titeln und Reminiszenzen in einen über 200 Seiten starken Band gebannt: ein umfassender Überblick über Cabaret, Theater, Film, Radio und Fernsehen ist so entstanden, in dem auch die Werbung nicht fehlt, in der Roderer sehr früh schon seine unverwechselbaren Spuren hinterlassen hat.
Eine insgesamt erfreuliche Buchpremière und ein sehens- und lesenswertes Buch, nicht nur für Rodi-Fans, denn es ist ein Stück Schweizer Kultur.
Während ich diese Zeilen schreibe, läuft im Hintergrund die Wiederholung von 10vor10 über den Bildschirm und plötzlich horche ich auf: in Luzern hat die Erziehungsdirektion beschlossen, „dickmachende“ Verpflegung aus den Schulhäusern zu verbannen; in Zürich wird dasselbe noch für dieses Jahr ins Auge gefasst… Endlich! Es tut sich etwas, die Signale werden gehört und Massnahmen ergriffen!
Nach der Vorstellung hat Rodi sein Buch signiert. Sorgfältig schreibt er die Widmungen mit feiner Schrift auf die erste Seite. Im Foyer wird ein kleiner Apéro geboten: Gemüsedips und kleine Käsestücke, Oliven, Fruchtsaft, Wasser und auch Wein… ernährungstechnisch ein vorbildliches Angebot, das perfekt zum Buch passt.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:25 |
Was kann einen Blogger zu tiefst beleidigen? Ist er empfindsam gegen Beschimpfung, gegen Verleumdung und üble Nachrede? Zuckt er zusammen, wenn man ihm unterstellt, dass er Lügengeschichten verbreite, es mit der Faktentreue nicht Ernst nehme? Läuft er dunkelrot an, wenn man ihm vorwirft, einen schlechten Stil zu schreiben, der Sprache nicht mächtig zu sein?
Nein. All dies perlt am Blogger ab wie am Lotusblatt, es kann ihn nicht berühren und nicht treffen, denn er weiss ja, dass er der Beste ist. Und sollte es sich aunahmsweise um einen bescheidenen Blogger handeln, der gelegentlich von Selbstzweifeln benagt wird und sich in stillen Stunden selber heimlich hinterfragt – dann gibt es immer noch die Fangemeinde, die Leserinnen und Leser, die ihm von Zeit zu Zeit in ihren Kommentaren bescheinigen, wie gern sie seine Texte läsen und dass sie seine Beiträge schätzten.
Was begehrt das Bloggerherz noch mehr?
Was ist es also, das wie eine glühende Lanze tief ins Bloggermark treffen kann und ihn irre werden lässt an dem, was er täglich oder vielmehr nächtlich tut? – Es ist zum Beispiel diese ganz einfache, schlichte Frage, die mir Andy B., ein studierter Mensch mit Welterfahrung, heute per E-Mail gestellt hat, nachdem ich ihm den Link zu meinem letzten Beitrag geschickt hatte. Er schrieb mir: sehr schön – hast du’s selber geschrieben?
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Von Heinrich von Grünigen um 23:04 |
Man spricht in der Öffentlichkeit ja noch nicht lange von den Transfetten. Aber jetzt weiss man drei Dinge: sie sind schädlich, in vielen Produkten, die in der Schweiz im Handel sind, hat es relativ viel davon, und in einigen Ländern gibt es strenge Grenzwerte.
Das Bundesamt für Gesundheit hat in Aussicht gestellt, es würde die Frage prüfen, ob man auch für die Schweiz solche Grenzwerte festlegen solle. Erste politische Vorstösse in dieser Richtung sind schon erfolgt, der Bundesrat sagte zu, der Frage nachzugehen.
Inzwischen hat sich die liebe Lebensmittelwirtschaft gemeldet, wie einer Mitteilung aus dem Bundeshaus zu entnehmen ist. eBalance-Habitués kennen den Sachverhalt bereits von der Homepage her: Lebensmittelbranche lehnt Deklarationspflicht und Grenzwert ab. – Und was tut das Bundesamt? Es wartet ab. Falsch: es beobachtet. Und es prüft immerhin die rechtlichen Grundlagen für eine allfällige Festlegung eines Höchstwertes. Bezüglich des Beobachtens: das Bundesamt wil schauen, ob sich die Situation (später einmal) verbessert.
Das kann allerdings dauern. Denn sorgfältiges Beobachten braucht Zeit, und nach Ablauf der Zeit muss wieder geforscht werden. Und wenn das Ergebnis der Forschung keine Verbesserung zeigt, dann würde – wenn wir Glück haben – die Gesetzgebungsmaschinerie anzulaufen beginnen… Und falls die Forschung eine „gewisse“ Verbesserung zeigt… was dann? Wird dann auf die Festlegung eines Grenzwertes verzichtet? Oder nur auf das Vorschreiben einer Deklarationspflicht?
Die Deklaration des Transfettgehalts würde die KonsumentInnen überfordern, sagen die fürsorglichen Lebensmittelhersteller. Das ist ganz flott von ihnen und wir sind zutiefst dankbar für diese Rücksichtnahme. Und überhaupt: einzelne Hersteller würden schon heute nur noch minimale Transfett-Mengen verarbeiten. So zum Beispiel die Firma Unilever, die in der Schweiz unter anderem Knorr-Produkte und verschiedene Glaces vertreibt. Das ist super und vorbildlich, und hat wohl vor allem dmit zu tun, dass der Konzern weltweit tätig ist – somit auch in Ländern, in denen strenge Grenzwerte bestehen.
In die hiesige Freiwilligkeit fehlt mir im Moment das Vertrauen. Wenn es – nach dem Willen des helvetischen Food-Kartells – hierzulande weder Deklarationspflicht noch Grenzwerte geben soll, wonach müssten sich denn die Produzenten ausrichten? Besonders betroffen sollen Nussgipfel und Pommes gewesen sein. Hier gibt es im offenen Handel keine Verpackung und auch keine Deklaration. Da kann mir als Konsument nur ein klarer Grenzwert die Gewissheit geben, dass das Produkt für mich und alle andern unbedenklich ist. Und dann kann ich auch darauf vertrauen, dass Sünder hart angepackt werden, wenn sie dagegen verstossen.
Sorry, liebe Lebensmittler, aber eure Trans-Politik ist echt jenseits!
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Von Heinrich von Grünigen um 22:30 |
So weit kommt es noch: Die Gesundheits-Polizei ist eine Ordnungsmacht, die wir bei uns noch nicht kennen. Wir können sie nur beobachten, schön aus sicherer Distanz, wie sie hinter Glas agiert. Hinter der Mattscheibe, auf dem ZDF.
Es handelt sich um eine neue Doku-Serie, in der verschiedene übergewichtige Menschen von einem gesundheitsträchtigen Stosstrupp heimgesucht werden, völlig unerwartet und aus heiterem Himmel. Zwar haben sie sich vor einiger Zeit mit der Bitte um Hilfe ans ZDF gewandt, aber sie kennen weder Tag noch Stunde, zu der das Expertenteam bei ihnen auftaucht.
Als Auftakt hat man heute ein junges Paar gesehen: Daniel (31), der in der Nähe von Lübeck bei der Müllabfuhr arbeitet, und seine Freundin Kerstin, die einen Bürojob hat. Die beiden werden überfallartig in ihrem Alltag erfasst und nach Strich und Faden registriert. Sie werden vermessen und gewogen, der Inhalt ihres Kühlschranks wird analysiert, ihr Essverhalten in der Kantine wird protokolliert. Sie werden in der Freizeit beobachtet, wie sie sich bewegen, wie sie mit ihren zu schweren Körpern umgehen udn man macht mit ihnen ein Morphing-Bild, das zeigen soll, wie sie im Alter aussehen werden, wenn sie nichts tun, um abzunehmen und fit zu bleiben…
100 Tage dauert der televisionäre Crash-Kurs. Ein hartes Programm, das Daniel und Kerstin – und mit ihnen eine ganzer Reihe anderer Übergewichtiger – absolvieren müssen, begleitet von ZDF-Kameras und den guten Ratschlägen der Ärzte, Ernährungsexpertinnen, Fitnesstrainer, Psychologen… – Damit sind in Deutschalnd also auch die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten noch auf den Gewichtsreduktions-Zug aufgesprungen. Zu hoffen ist, dass die Informationen und Empfehlungen vom zuschauenden Publikum gewinnbringend (und gewichtsmindernd) aufgenommen werden.
In der Schweiz steht uns Ähnliches noch bevor: am 13. April beginnt hierzulande eine zwölfteilige Serie mit dem Titel SF bi de Lüt – ein Ort nimmt ab. Ort der Handlung ist Eglisau und gezeigt werden Massnahmen, denen sich die Bevölkerung dort unterwirft, um ihr Gewicht unter Kontrolle zu halten. In einem Monat gehts los.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:35 |
Na also – geht doch! – Es braucht nur etwas Initiative, um ein gutes Beispiel zu geben. Die Phoenix-Versicherung in USA gewährt Kunden mit „normalem“ BMI (19-25) einen Rabatt auf der Prämie. Wer seinen BMI reduziert und sich dies von einem Arzt bestätigen lässt, kann diesen Bonus beanspruchen. Wer sein tieferes Gewicht fünf Jahre lang beibehält, der kommt in den Genuss einer Prämiensenkung von 5 Prozent. Nach weiteren fünf Jahren wiederholt sich dies, insgesamt vier Mal, so dass man innerhalb von 20 Jahren im Idealfall auf eine Reduktion von 20 Prozent kommen kann.
Dies schafft interessante finanzielle Anreize und kann als zusätzliche Motivation wirken, etwas gegen sein Übergewicht zu unternehmen, auch wenn sich noch keine gesundheitlichen Schädigungen bemerkbar machen. – Ein solches Bonus-Malus-System, wie wir es von den Motorfahrzeug-Versicherungen bereits kennen, habe ich vor einiger Zeit schon in einer Umfrage als denkbare Option zur Diskussion gestellt.
Sicher, es bleiben einige Fragen: was ist, wenn man dann wieder zunimmt, aber nicht mehr zum Doktor geht? Wie merkt die Versicherung, dass der Bonus jetzt hinfällig geworden ist? Braucht es dazu einen periodischen Check? Gibt es einen Schnüffeldienst? Stellt die Versicherung eine Online-Waage zur Verfügung, mit Identifikations-Kamera..? – Fragen über Fragen. Aber man sollte sich eine im Prinzip gute Idee nicht durch Zweifel vermiesen lassen, ehe sie die Chance hatte, sich in der Praxis zu bewähren. – Auf denn, ihr Schweizer Krankenkassen und Lebensversicherer und andere Institute: Wer macht den Anfang?
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Von Heinrich von Grünigen um 23:30 |
Der Mexikaner Manuel Uribe wurde weltweit bekannt, als er sich im Januar 2006 übers Fernsehen an die Öffentlichkeit wandte und um Hilfe bat: er wog damals über 600 Kilo und lag seit 4 Jahren im Bett. Jetzt hat der 41jährige zum ersten Mal wieder seine Wohnung verlassen, noch immer liegend auf seinem Eisenbett mit Rädern… aber ganze 200 Kilo leichter! Ein Gabelstapler hievte ihn auf einen Lastwagen und mit Musik gings zur Stadtrundfahrt.
Wie hat er das geschafft? – Vor einem Jahr schlugen die Ärzte vor, ihm einen Magen-Bypass zu setzen, aber Uribe wollte es zuerst auf „natürliche“ Weise versuchen und liess sich von einem mexikanischen Ernährungsspezialisten beraten, der mit der sogenannten Zone-Diät arbeitete: eine raffiniert abgestimmte Mixtur aus Eiweiss, Kohlenhydraten und Fett… so verabreicht und individuell berechnet, dass sich der Insulinspiegel permanent in einer bestimmten „Zone“ befindet, in der Fett abgebaut und nicht eingelagert werden kann.
Noch wiegt Uribe 400 Kilo; sein Ziel ist es, auf 130 Kilo hinunter zu kommen und wieder selber laufen zu können. Dazu, sagen die Experten, wird er noch drei bis vier Jahre brauchen. Er ist wild entschlossen, durchzuhalten und möchte dann eine Stiftung gründen, die Übergewichtigen medizinische Hilfe bietet und ihnen beibringt, wie sie sich „richtig“ ernähren… – Willkommen, Kollege in Mexiko!
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Von Heinrich von Grünigen um 23:39 |
Eine neue Theorie macht die Runde. Sie soll nicht verunsichern, aber sie könnte eine neue Sicht auf das Übergewichtsproblem erlauben.
Kurz zusammengefasst: Biologie-Professor Frederick vom Saal von der Universität Missouri-Columbia hat durch Tests an Mäusen und durch Beobachtung von menschlichen Säuglingen herausgefunden, dass Adipositas nicht nur durch ein Ungleichgewicht zwischen Energie-Aufnahme und Energie-Verbrauch hervorgerufen wird, sondern dass zudem eine ganze Reihe von synthetischen chemischen Substanzen schon vor der Geburt beim Fötus den Stoffwechsel so beeinflussen und verändern können, dass der geschädigte Organismus sein Leben lang übermässig Fett anspeichert.
In seiner Studie geht vom Saal davon aus, dass es heute weltweit etwa 55’000 vom Menschen künstlich hergestellte Chemikalien gibt und dass etwa 1’000 davon eine im Detail noch nicht erforschte negative Auswirkung haben, indem sie jene Gene verändern, welche den Stoffwechsel regulieren.
Übergewicht wäre demnach nicht nur dem individuellen Verhalten und Lebensstil zuzuschreiben, und nicht nur durch angeborene genetische Vorbestimmungen beeinflust, sondern in weit grösserem Masse durch genetische Schädigungen in der ersten Entwicklungsphase, durch Einflüsse, die „mensch-gemacht“ sind… Ein enormer Forschungsaufwand sei nötig, um diese Wirkungen, die sich bei Tierversuchen ebenso beobachten liessen wie an Neugeborenen, zu analysieren und zu identifizieren, um dann die notwendigen Massnahmen dagegen ergreifen zu können.
Macht uns das jetzt den Umgang mit Adipositas leichter oder schwerer? Entlastet uns die Erkenntnis, dass die Umwelt unser Dicksein verschuldet haben könnte? Und besteht eine Hoffnung, dass künftige Generationen von gesundheitlichen Nachteilen verschont sein könnten, wenn es gelingt, die schädlichen Substanzen zu identifizieren und zu eliminieren? Und wer soll sich dieser Aufgabe annehmen? Es wäre ein gigantisches „Umwelt-Schutz-Projekt“ von der Dimension des Kampfes gegen den Klimawandel… und zudem ein Projekt, das international mit vereinten Kräften angegangen werden müsste, da es durch das Handeln des einzelnen Verbrauchers kaum zu beeinflussen ist.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:42 |
Heute hat mich Herr C besucht. Er ist seit manchem Jahr Mitglied unseres Trägervereins, er kämpfte und kämpft mit seinem Gewicht, erlitt Siege und Niederlagen und ist stets offen für Neues. Seit einiger Zeit lässt er sich von einem Weight Coach begleiten.
Anfänglich war er skeptisch. Er ist ein analytischer Geist, will den Sachen auf den Grund gehen, die Zusammenhänge verstehen. Und da er weiss, dass ich mich für die Wirkung verschiedener Programme und Konzepte interessiere, versprach er, mich von Zeit zu Zeit zu informieren. Update würde man dem wohl auf modern sagen.
Heute war er guten Mutes. In den letzten Sessionen mit dem Coach hat er ein positives Selbstverständnis gefunden, eine Motivation… und er ist ganz angetan von dieser Erkenntnis: Man muss es „wollen“, dann klappt es. Der Coach kann einem nur zeigen „wie“ man es machen könnte, aber machen muss man es selbst. Und mehr als das: man muss es machen wollen.
So banal diese Erkenntnis anmuten mag: auch sie muss man selber machen. Das ICH muss ein neues Verhalten, eine neue Einstellung sich selber, dem Leben und dem Essen gegenüber akzeptieren… dann kann es klappen – muss aber nicht. Herr C war als Berichterstatter von seinem Erfolg beglückt. Er hat nach langer Zeit der Stagnation ein Zwischenziel erreicht: er ist unter 100 Kilo gekommen.
Bevor wir uns verabschieden fügt er noch bei: Man muss sich immer bewusst sein, was dem einen geholfen hat, muss nicht automatisch auch beim andern wirken… Jeder Fall von Übergewicht ist individuell anders. Und das ist ein positiver Zug an Herrn C: durch seinen persönlichen Erfolg hat er sich nicht verleiten lassen, zum Missionar zu werden. Er hat Hilfestellungen akzeptiert und hat sich selber davon überzeugt, dass er sich verändern will – und kann. Das hat ihm die persönliche Wende gebracht. Ich hoffe, er kann dran bleiben und freue mich auf seinen nächsten Bericht.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:27 |
Von Zeit zu Zeit fällt mir eine alte Weltwoche in die Hände. Heute war es die vom 22. Februar, zwei Wochen alt, also noch einigermassen frisch. Thematisch fasziniert hat mich ein Beitrag von Beda M. Stadler, seines Zeichens Professor der Immunologie und begnadeter Provokateur in allen medizinischen und gesundheitlichen Themen.
Mit Verve knöpft er sich die gesamte Nahrungsmittelindustrie vor und hält ein flammendes Plädoyer für den Speisezettel der Grossmutter. Natürliche Lebensmittel, selber gezogen, geerntet und zubereitet… Natur pur auf der Zunge und am Gaumen, eine radikale Absage an all die unzähligen „Foods“, von deren Unverzichtbarkeit uns die Werbung täglich zu überzeugen versucht: Functional Food, Health Food, Gen-Food, Fast-Food… Diese Trendumkehr im persönlichen Ernährungsverhalten würde uns ein völlig neues Verhältnis zu den Lebensmitteln geben, die wir wieder mit Respekt und Andacht in angemessenen Portionen geniessen könnten.
Und dann ist es die Menge, die es laut Beda M. Stadler macht. Er selber hat in einem beherzten Kraftakt sein Körpergewicht von 125 auf 88 Kilo reduziert, mit der einfachen Formel „FEV“ – Friss Einen Viertel! Das ist hart, aber offensichtlich machbar. Es entspricht in etwa der täglichen Praxis, wie sie bei Magenband- und Bypass-PatientInnen anzutreffen ist. Dort lautet die Empfehlung: 6 Esslöffel pro Mahlzeit!
Nach allen Regeln der bekannten Kunst müsste diese Stadler-Kur zu einer massiven Unter-Versorgung führen und eigentlich dürfte man sie niemandem zur Nachahmung empfehlen, weil hinter dem nächsten Buffet unausweichlich der Jojo lauert… Wir müssten ihn in zwei-drei Jahren wieder befragen, sehen, ob die Umstellung auf Omas Küche und die Portionen-Selbstbeschränkung einen anhaltenden Erfolg gebracht haben.
Dass es in einem gewissen Masse möglich ist, habe ich am eigenen Leib auch erlebt. Innerhalb eines Jahres habe ich von 165 Kilo auf 130 abgenommen und diese Reduktion jetzt acht Jahre lang mehr oder weniger gehalten. Auch ich bin von der Überlegung ausgegangen, dass es machbar sein müsste, aus freien Stücken die Nahrungsaufnahme so einzuschränken, wie dies Magenband-Patienten gezwungernermassen tun… – Es war hart, aber es hat gewirkt. Ich bin zwar den sogenannten saisonalen Schwankungen unterworfen und bewege mich heute innerhalb einer Bandbreite von 10 Kilos auf und ab… Aber der „Erfolg“ hat bis jetzt angehalten. Nur ist es jetzt fast unmöglich, die untere Begrenzung nochmals zu durchstossen…
Vielleicht müsste ich es mal nach Stadlers Theorie versuchen. Aber dann wird mir bewusst, dass die wenigsten Menschen sich ein konsequentes Leben nach Grossmütterchens Küchenpraxis erlauben könnten… ein paar Aussteiger, vielleicht, genügsame Pensionisten, die Zeit haben und sie sich nehmen können. Aber das ganze grosse werktätige Volk, das im Alltagsstress steht und sich in kürzester Zeit mit etwas kalorienhaltiger Energie abfüllen muss… hätte null Chance. Das ist der Haken bei der Sache, Herr Professor.
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