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Von Heinrich von Grünigen um 23:33 |
Es führt kein Weg an der Energiebilanz vorbei. Das wurde mir heute klar, als ich erwartungsvoll die SonntagsZeitung aufschlug, um auf Seite 89 eine Abhandlung zu lesen, die Aufschluss zu geben versprach über bisher zu wenig bedachte Zusammenhänge zwischen Genetik, Virus-Infektion und Lebensstil.
Aber dann waren da doch wieder die alten Erkenntnisse auf der Basis des bekannten Wissens. Ich habe ja an dieser Stelle schon regelmässig neue Theorien und Resultate von Experimenten und Studien reflektiert, die versuchten, Licht in die Hintergründe der Entstehung von Adipositas zu bringen. Und so ganz neu ist das Phänomen ja auch nicht. Schon bei den alten Ägyptern gab es Menschen mit exzessivem Übergewicht, allerdings – und das ist der Unterschied zur Gegenwart – nur bei der herrschenden Oberschicht, die es sich leisten konnte, sich per Sänfte zu den Pyramiden-Baustellen tragen zu lassen und die kulinarisch in einem Luxus lebten, den ihr Fussvolk niemals kennen lernte.
Was uns heute zu schaffen macht, das ist das epidemische Auftreten und die Tatsache, dass es nun die Oberschicht ist, die sich die gesunde und bewusste Ernährung leisten kann und die über ausreichend Freizeit verfügt, um sich auf dem Golfplatz oder im Fitnessprogramm körperlicnh in Bewegung zu halten. Eine Umkehr der Verhältnisse, die – analog zum Massentourismus, der die früheren Expeditionen der Reichen abgelöst hat – das Problem erst zum „Problem“ werden liess.
So sind denn all die Thesen, dass eine virale Infektion die Bildung von Übergewicht begünstigen könne, dass es vielleicht bald eine Impfung gegen Adipositas gebe und dass man das Gewichtsproblem mit gezielter Genmanipulation in den Griff bekommen könnte, nur Hilfskonstruktionen auf der Suche nach einem weniger beschwerlichen Ausweg aus der fatalen Sackgasse, in die uns die Evolution geführt hat, nachdem die wirtschaftlichen Voraussetzungen für das Überleben sich einschneidend verändert haben. Es ist der Überfluss, der uns zu schaffen macht, und mit dem wir nicht nicht umzugehen gelernt haben. Auf diesen freiwillig zu verzichten, ist eine Anforderung, der wir noch nicht gewachsen sind. Über Generationen war es das Ziel der Eltern, dass es ihren Kindern „einmal besser gehen solle“ als ihnen selber. Nun hat sich dieser fromme Wunsch fatalerweise in sein Gegenteil verkehrt. Unsere heutigen Kinder könnten die erste Generation sein, deren Lebenserwartung kürzer ist als die ihrer Eltern…
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Von Heinrich von Grünigen um 22:39 |
Ich kann nicht behaupten, ich hätte den Match mit aussergewöhnlicher Spannung verfolgt. Fussball gehört nicht zu meinen favorisierten Interessen, auch wenn ich vor vierzig Jahren einmal ganz nahe dran war, als ich ein Studienjahr in Sheffield/England verbrachte und dort die Fussball-WM stattfand und die Schweizer und Deutschen bei uns in „unserem“ Stadion spielten und ich mir dabei ein Zubrot verdiente als Mitglied der Dolmetscher-Gruppe, wodurch ich einmal sogar in einen ganz persönlichen Nah-Kontakt geriet mit einem damals schon als hochkarätig gehandelten Spieler namens Beckenbauer.
Aber das ist lange her. Und jetzt hat also der FCZ die Schweizer Meisterschaft gewonnen und Frau Oeri all das schöne Geld umsonst aufgeworfen. Die Tumult-Szenen zum Abschluss werden wir in den nächsten Tagen noch bis zum Überdruss in Zeitlupe sehen können und die Medien haben wieder ein Erreger-Thema, was vielleicht ein wenig vom Doris-Superwoman-Hype ablenken könnte.
Vor einiger Zeit ist uns ein Werbeprospekt zugestellt worden, was die körperliche Ertüchtigung von übergewichtigen Menschen betrifft. Die Sache nennt sich Yoga for Slimmers und vermittelt einen neuen, bewussten Umgang mit dem eigenen Körper, was sich auch positiv auf den ganzen Stoffwechsel auswirken soll. Eine ansprechende Sache, die voll im Trend liegt.
Das jedenfalls hat mir heute ein TV-Bericht bestätigt: in USA gibt es zurzeit einen regelrechten Yoga-Boom. Die Kursangebote schiessen aus dem Boden wie Pilze und treiben dabei auch wunderliche Blüten. Als dankbar für den Filmbericht erwies sich das sogenannte „Nackt-Yoga“, bei dem die Teilnehmer auf das Tragen jeglichen Textils verzichten, mit dem Ziel, sich selber und ihren Körper „mit jeder Faser, jedem Wulst und allem, was an ihm hängt“ zu akzeptieren. Gezeigt wurde eine Männergruppe und der Bewegung wird eine grosse Zukunft vorausgesagt. Da gehen wir ja paradiesischen Zeiten entgegen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:38 |
Vieles läuft über den Schreibtisch an einem sogenannt „normalen“ Bürotag. Die reine Routine der Mail-Abarbeitung nimmt einen Teil des Vormittags in Beschlag. Ich habs noch immer nicht geschafft, die Eingänge einfach stehen zu lassen und zuerst das zu erledigen, was dringlich wäre. Ich muss sie öffnen, beginne zu beantworten, komme in einzelne Prozesse und Pendenzen hinein und manchmal laufen mehrere gleichzeitig.
Dazu geht das Telefon. Anfragen um Auskunft, Bestellungen von Broschüren, Suche nach Daten. Die Akquisiteurin einer Messe versucht mich zu überzeugen, dass wir einen Stand mieten müssen, obwohl ich ihr erkläre, dass wir im Moment für so etwas kein Geld haben. Dazwischen arbeite ich weiter an verschiedenen Artikeln für unser Magazin, das in zwei Wochen Redaktionsschluss hat und für das wir noch einige Autoren und vor allem gute Bilder suchen.
Ich bespreche mich laufend mit meiner Mitarbeiterin, wir stimmen die Auskünfte ab, die wir geben, überprüfen die Antworten, ehe sie verschickt werden und überlegen uns, wie man gewisse Abläufe noch weiter vereinfachen könnte. Ärgerlich sind die säumigen Zahler, die bei uns etwas gegen Rechnung bestellen und dann nie bezahlen. Wir überlegen uns, ob man nicht zum Voraus-Inkasso übergehen müsste und die Ware erst liefern, wenn sie bezahlt ist… die Ausstände belaufen sich im Moment fast auf einen ganzen Monatsumsatz.
Über Mittag ein gemeinsames Essen mit einer Hilfswerks-Delegation, Austausch, Kennenlernen, Erfahrungen vergleichen und Unterschiede aufspüren. Dann wieder an den Computer zurück. Eine Umfrage vorbereiten, die französische Fassung dazu entwerfen, zur Überprüfung einer Kollegin in der Suisse Romande schicken… und immer dazwischen Anfragen per Mail oder Telefon.
Am Nachmittag kommt Dr. M. von einer Krankenkasse. Er betreut ein Event für übergewichtige Kinder und es geht um den Versand der Einladungen. Noch immer haben wir das Protokoll der Generalversammlung von Anfang April nicht an die Mitglieder unseres Trägervereins verschickt. Geschrieben ist es, aber noch nicht gedruckt. Jetzt spielt es auch keine Rolle, ob einige Wochen mehr oder weniger, wir können es dem Magazin beilegen, das Anfang Juli zur Post geht. Und auch der Jahresbericht 2005 will verschickt sein… muss auch zuerst noch vervielfältigt werden, ehe er den Sponsoren, Interessenten und Partnern zugestellt werden kann.
Und als das Ende des Tages in Sichtweite kommt, schneit noch ein Mail herein aus Österreich: da fragt eine Frau Magister, die ein Buch herausgibt, ganz unschuldig, was wir denn in der Schweiz für Erfahrungen gemacht hätten mit verschiedenen Gewichtsreduktions-Programmen und nach welchen Kriterien wir diese überprüfen und auswerten würden, und die Antwort sollte sie – bitteschön – bis in einer Woche haben, weil sie sie sonst in ihrem Buch nicht mehr berücksichtigen könne… – Das Thema wäre gut für eine evidenzbasierte vergleichende Studie, die schon lange überfällig ist. Aber leider gibt es sie noch nicht. Was also tun?
Ich beschliesse, dass der Tag gelaufen ist. Nächste Woche gehen die Geschäfte weiter. Am Abend noch ein Konzert in einem Quartier-Kultur-Treff, Gespräche mit Nachbarn, ein Glas Rotwein, und die Vorfreude auf einen guten Schlaf.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:40 |
Ein gutes Jahr lang war er unterwegs, Steve Vaught, ein Amerikaner von 186 Kilo Gewicht. Im April letzten Jahres beschloss der 39jährige, zu Fuss von Küste zu Küste quer durch ganz Amerika zu marschieren. Jetzt ist er in New York angekommen, nach 5’000 Kilometern und um 45 Kilo leichter.
Die Welt konnte seinen Gewaltsmarsch verfolgen. Medien begleiteten ihn, Filmteams dokumentierten seinen täglichen Kampf und er selber erstattete auf seiner Website regelmässig Bericht. „The Fat Man Walking“ wurde zum Symbol für Durchhaltewillen, zur Ikone der Übergewichtigen, die etwas unternehmen wollen, um sich besser zu fühlen.
Mit seinen rund 140 Kilo gehört er bei der Ankunft in N.Y. noch nicht zu den Fliegengewichten. Aber er ist erheblich abgespeckt und hat, so versichert er, sein Wohlbefinden wieder gewonnen. Litt er vor dem Start an Depressionen, so hat sich sein Selbstwertgefühl nun gestärkt und das Bad der Gefühle, das er im wahrsten Sinne des Wortes durchschritten hat, beschreibt er in seinen Berichten.
45 Kilo in 5’000 Kilometern – das sind rund 110 Kilometer pro Kilo Körpergewicht. Diese kontrollierbare Erfahrung entspricht recht genau einer Berechnung aufgrund des Energieverbrauchs bei körperlicher Aktivität, die wir bisher nur theoretisch angestellt haben: Um ein Kilo abzunehmen, müsste man zu Fuss von Bern nach Zürich marschieren. Diese Formel illustriert, um wie viel schwieriger es doch ist, Gewicht abzubauen, als es zuzulegen… Ganz neu ist diese Erkenntnis nicht. Wir erleben sie im kleinen 100-Gramm-Rahmen jeden Tag, wenn wir die Waage besteigen.
Steve Vaught ist am Ziel, geografisch gesehen. Es gehe ihm (wieder) gut. Hoffentlich kann er sein neues Gewicht halten. Vielleicht hört man wieder von ihm, auch wenn die Scheinwerfer der Weltöffentlichkeit auf ein anderes Spektakel gerichtet sind.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:55 |
Heute, am 10. Mai, ist der internationale Move for Health-Tag, durchgeführt von der Weltgesundheits-Organisation WHO. Bewegen für die Gesundheit also.
Es ist wohl kein Zufall, dass gerade an diesem gesundheitsbewegten Tag in Magglingen eine Veranstaltung von HEPA stattfindet, dem Netzwerk Gesundheit und Bewegung Schweiz. Thema: Theorie und Praxis der Bewegungsförderung.
Rund 50 Teilnehmende sind wir, aus allen Sparten und Organisationen, die mit Gesundheit und mit Bewegung zu tun haben, und wir sind gespannt, wie der theoretische „Policy“-Überbau, der in den letzten Jahren im internationalen Verbund erarbeitet wurde, sich in die Praxis ganz konkreter Projekte übertragen lässt.
Zwei Faktoren sind dabei zentral: nur ein Drittel der Schweizer Bevölkerung bewegen sich heute im Alltag ausreichend, um dadurch ihren Körper fit und gesund zu erhalten. Zwei Drittel sind zu wenig oder gar nicht aktiv. Der volkswirtschaftliche Schaden, der durch diesen Bewegungsmangel verursacht wird, beläuft sich auf geschätzte 1,6 Milliarden Franken! – Und als Zweites: von der Öffentlichkeit wenig beachtet, hat das Bundesamt für Sport (BASPO) unter Samuel Schmid einen Paradigma-Wechsel vollzogen und setzt sich und seine Mittel heute nicht mehr nur für das sporttreibende „aktive“ Drittel ein, sondern explizit für die ganze Bevölkerung, von alt bis jung, gesund bis krank.
Das sind neue Pespektiven, die auch für Adipöse eine Bedeutung haben. Die Wichtigkeit sportlicher (oder eben: bewegter) Aktivitäten für die Gesundheit insgesamt ist heute wissenschaftlich bewiesen. Die Voraussetzungen, dass jedermann und jedefrau Zugang zu Bewegungs-Möglichkeiten haben soll, werden auf der politischen Ebene geschaffen, das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat die Führung übernommen. Jetzt ist es an uns, diese Möglichkeiten zu nutzen.
Der Alltag hat allerdings seine Tücken. Als bereichernde Sonder-Einlage wurde im Tagungsprogramm ein interaktives Element zum Mitmachen eingebaut. Als inoffizielle Vor-Première konnten die Teilnehmenden ein Demo-Video erleben mit dem neuen „Allez Hop-Tanz“, mit dem die Schweiz in nächster Zeit in Schwung versetzt werden soll. – Eine lebendige, lustige, rassige Sache, eine Mischung aus Ausdruckstanz und Rap… und wir im Publikum haben alle brav mitgemacht, schliesslich sind wir ja Vorbilder, haben gehopst, in die Hände geklatscht, getrippelt und gehüpft, die Knie gebeugt und wieder gestreckt, den Ausfallschritt nach links und nach rechts gemacht und sind in die Höhe gesprungen…
Ich, mit meinen 137 Kilo und dem von Arthrose angeknabberten Knie habe mich zwar redlich bemüht, bin dann aber am Ende unter Schmerzen wieder heimwärts gehumpelt. Von wegen: Move for Health.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:31 |
Heute sassen wir in einem kleinen Planungsteam zusammen. Es ging darum, die Inhalte für eine Fachtagung des Ernährungsnetzwerkes „Nutrinet“ zu entwerfen, die im Herbst stattfinden wird. Thema ist die Frage, was Lebensmittelproduzenten und Grossverteiler zu einer bewussten und gesunden Ernährung beitragen (können).
Das Thema ist uferlos, das haben wir bald gemerkt. Es böte Stoff für ein mehrtägiges Seminar. Und in dieser Uferlosigkeit spiegelt sich auch die ganze Problematik: Wo überhaupt beginnen, wenn man etwas verändern will? Längst vorbei sind die Zeiten, da Otto Selbstversorger im Gärtlein hinter dem Haus sein eigenes Gemüse zog und zum Feiertag eines der Kaninchen opferte. Vorbei die Idylle des Direktverkaufs vom Bauernhof, auch wenn da und dort noch entsprechende Tafeln entlang der Nebenstrassen anzutreffen sind.
Was heute zählt, das sind Funktionalität, Rationalität, Kostendruck, Rendite und Tempo. Verpflegung muss rasch geschehen. Rein in die Mikrowelle, ohne lang zu rüsten, oder besser noch, man verspeist die nötige Nahrung im Gehen… – Es geht nicht darum, den Lauf der Zeit zu beklagen. So leben wir jetzt, und das sind unsere neuen Gewohnheiten. Aber vielleicht gibt es da und dort eine Möglichkeit, für Bewusstsein zu werben.
Wo fängt dieses denn überhaupt an? – Der Lebensmittelproduzent muss sich am Markt behaupten. Innovativ muss er sein, neue Produkte entwerfen, möglichst viel Mehrwert generieren, indem er den Rohstoff nicht roh belässt, sondern ihn geschmacklich und funktional veredelt. Früher brachte der Milchmann die MIlch und wir kauften eine Büchse Kakaopulver, um unseren Schokodrink selber zu mixen… Heute kann ich auswählen aus einer ganzen Staffel von schokoladehaltigen Milchmischgertränken, eines süsser als das andere…
Der Kunde will es so. Und wenn nicht, bringen ihm DJ Bobo und seine Kollegen schon bei, dass er es zu wollen hat. – Der Grossverteiler stellt die süsse Vielfalt in seine Regale. Er analysiert laufend den Markt und weiss, was die Kunden gerade gerne möchten. Und der Kunde – oder doch sein Kind – kauft, weil er „es“ in der Werbung gesehen hat. Die Kette schliesst sich. Wo kann man eingreifen, um etwas zu bewirken?
Müssen Gesetze her? Wer kann es dem Produzenten verargen, dass er Erfolg haben will? Dass er produziert, was seine Abnehmer, die Verkäufer, von ihm verlangen, zu den Bedingungen, die sie ihm abgerungen haben im permanenten Kampf um das günstigere Angebot? Welche Verantwortung übernehmen die Verteiler, ob gross oder klein, dadurch, dass sie ihr Sortiment nach den Bedürfnsisen der Kunden ausrichten? Und was kann der Einzelne dafür, dass ihm schmeckt, was ihm schmackhaft gemacht wurde?
So kommt eines zum andern. Und man müsste vielleicht doch beim Kunden beginnen, ihn schulen, motivieren, informieren… – Aber ich sehe das bei mir selber, jeden Tag. Sobald ich vor dem Regal stehe, ist die Gefahr da, dass ich die guten Vorsätze vergesse, alles, was ich gelernt habe, über Bord werfe, einer spontanen Eingebung folge, mehr kaufe, als ich brauche, weil es günstig ist, etwas anderes nehme, von dem ich weiss, dass ich es mag, auch wenn es mir nicht so gut tut…
Die Summer der kleinen Schwächen kann sich zu einer umgekehrten Stärke formen, die uns fesselt und unseren Freiraum beschränkt. Das zu wissen, ist vielleicht auch schon etwas wert.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:08 |
Aufmerksam gemacht hat mich eine E-Mail-Schreiberin aus Belgien. Sie setzt sich dafür ein, dass „Pro-Ana-Websites“ verboten werden sollen. Denn diese würden die Magersucht verherrlichen und junge Mädchen dazu verleiten, sich kaputtzuhungern.
Also habe ich mich im Internet auf die Suche gemacht. Tatsächlich: Da gibt es eine weltweite Bewegung der Magersucht-Fans (und derer, die auf dürre Klappergestelle stehen). Sie nennen sich Pro ANA, wobei ANA für Anorexie steht. Daneben gibt es auch die Pro MIA-Bewegung, wobei MIA den Code für Bulimie darstellt. – ANA- und MIA-Anhänger haben breit etablierte Internet-Foren, in denen sie sich austauschen, Tipps zum noch mehr abnehmen geben, sich mit Bild ablichten und von ihren Gefühlen berichten… eine Welt der Schattengeister und Ess-Gestörten tut sich hier auf, von der ich bisher keine Ahnung hatte. Einen kleinen Einblick vermittelt dieser zufällige Link auf das „Hellboard“-Portal. Soll man sowas verbieten?
Gestern hatten wirs vom Lachen. Und Humnor ist bekanntlich, wenn man trotzdem lacht. Über sich selber Lachen zu können ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um in dieser Welt nicht unterzugehen. Ob echt oder unecht, das ist oftmals Geschmackssache, wie hier, wo es um die Dicke Grille geht. Die Kommentare der BetrachterInnen, unten angefügt, sprechen für und gegen sich… Was soll man dazu wirklich sagen? Umgang mit dem eigenen Körper ist Privatsache. Die Gesundheit steht im Vordergrund. Wer Lachen kann, hat eine Chance.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:10 |
Ich sollte mich etwas schämen, die Faulheit (oder geht das noch als Frühlingsmüdigkeit durch, nachdem es nun doch deutlich wärmer geworden ist?) hat mich übers Wochenende ergriffen. – Am Samstagabend war ich noch an einer gemütlichen Gartenparty im erweiterten Familienkreis und so spät erst nach Hause gekommen, dass es sich gar nicht mehr gelohnt hat, nach Mitternacht in die Tasten zu greifen. Und heute hat das schöne Wetter zu einer Velofahrt verleitet, was ja auch seine guten Seiten hat. Alles, nur um nicht schreiben zu müssen?
Es gibt Tage, da ist der Stoff knapp, obwohl das Thema ja permanent vorhanden ist, quasi Tag und Nacht an den Rippen und auf den Hüften sitzt. Und ausgerechnet heute stosse ich eher per Zufall auf das Stichwort. Heute begeht die Welt – ich hätte es nicht gewusst, wenn die Medien nicht davon berichtet hätten – den internationalen Lach-Tag. Es gab in den Städten Lach-Meetings, Lach-Umzüge, gemeinsames Ablachen, Lach-Unterricht, Vor-Lachen… einer am Radio sagte noch, dass Lachen übrigens auch deshalb gesund sei, weil man zum Lachen mehr Kalorien verbrauche als bei jedem anderen Sport.
Fehlt nur noch, dachte ich mir, dass jetzt so ein Spassvogel eine „Lach-Diät“ erfindet. Und da es bekanntlich nichts gibt, was es nicht gibt, schaute ich sicherheitshalber doch noch bei Google nach und siehe da: auf Deutsch finden sich tatsächlich etwa 4’000 Nennungen zu diesem Stichwort. Aus Scherz wird Ernst. Lachen sei gut gegen Stress, sei ein Antidepressivum, und weil Stress und Depressionen unter anderem zu Frustessen und unkontrollierten Fressattacken führen können, sei also die anti-adipöse Wirkung des Lachens nicht von der Hand zu weisen.
Man müsste bis zu zehn Mal täglich lachen, dass die Schwarten krachen, dass die Wülste wackeln und die Fettpolster hüpfen… Es gibt sogar, lese ich, spezielle Lach-CDs, die zum Mitlachen animieren und anstecken sollen… – Da könnte man ja auch alte Chaplin-Filme auf Krankenschein kaufen, oder gegen Rezept ins Kino, wenn eine Komödie läuft. Neue Horizonte tun sich auf, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, warum nur bin nicht früher da darauf gekommen? Von jetzt ab ist Schluss mit dem Ernst des Lebens. Ab Morgen kichere ich und pruste ich mich dünn… wäre ja gelacht!
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Von Heinrich von Grünigen um 23:33 |
Es ist eine Meldung vom Rand des Boulevards, Sensation, Abschreckung, Horror, Nervenkitzel gleichermassen… die Geschichte von dem Mexikaner Manuel Uribe, der sage und schreibe 550 Kilo wiegt und der von Mexiko nach Italien geflogen werden soll, damit man ihn dort operieren kann.
Er sei der mutmasslich „dickste Mann der Welt“. Ein makabrer Rekord, so als Feststellung im leeren Raum, ohne dass man sie einordnen könnte. Er nehme seit seinem 22. Altersjahr zu… ohne zu wissen weshalb. Nichts sagen die Meldungen über die Umstände, über den Lebensstil, der zu diesem Gewicht geführt haben kann. Denn irgendetwas muss sich in diesem Leben, diesem Stoffwechsel ja dramatisch verändert haben.
Sonst, wenn in den Medien solche Rekordgewichtler vorgeführt werden, ist zu lesen, was sie im Laufe eines Tages so alles in sich hineinstopfen, wie Gulliver es mit den Lebensmitteln im Lande Lilliput gemacht haben mag… Bereits früher habe man ihm operativ 80 Kilo Fett entfernt, steht als Bildlegende in einer Galerie von Aufnahmen, die man besichtigen kann, wenn man auf der entsprechenden Website die Diashow startet.
Bilder sind da zu sehen, die betroffen machen: ein unförmiger Klumpen ruht auf einer Liegestatt, aus dem einige Extremitäten herausragen, Beinstummel, kaum als solche zu erkennen, kugelige Ausstülpungen und Wülste blähen sich auf, hängen über den Bettrand, lassen vermuten, mit welcher Mühe, welchen Schmerzen sich dieser Leib zu bewegen versucht.
Sicher ein ungewöhnliches Adipositas-Schicksal, und schwer zu sagen, ob es mehr an die Sensationslüsternheit appelliert, wie früher mal die „dicke Berta“ auf dem Jahrmarkt, deren gespannte, pralle Haut wir gegen Bezahlung eines extra Batzens sogar berühren durften, wobei uns ein grausliges Schaudern durchlief, oder ob der Anblick unser Mitgefühl weckt, Verständnis für Adipositas-Betroffene und deren Schicksal. – Zu hoffen bleibt, dass der Transport und die Operation gelingen mögen, dass dem Mann noch ein Leben unter etwas normaleren Umständen möglich sein wird und dass die Wissenschaft sogar die eine oder andere Erkenntnis aus dem Eingriff gewinnen mag.
Denn auch bei uns gibt es Fälle, in denen das Übergewicht so stark geworden ist, dass alle sozialen Kontakte abgebrochen sind und es auch keine Medienpräsenz mehr gibt, die Hilfe und Spenden bringen könnte.
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Von Heinrich von Grünigen um 10:49 |
Gute Kunde kommt aus USA. Lange wurde darüber diskutiert und gefeilscht, jetzt scheint es so weit zu sein: an amerikanischen Schulen dürfen keine Softdrinks mehr verkauft werden.
Die grossen Produzenten von Süssgetränken (Coca-Cola, Pepsi, Cadbury Schweppes) haben den Meldungen zufolge ein Abkommen unterzeichnet, in dem sie sich bereit erklären, an den US- Grund- und Mittelschulen in Zukunft nur noch Wasser, Säfte und fettarme Milch zu verkaufen.
Hinter diesem Abkommen stehen die amerikanische Herz-Vereinigung und eine Stiftung von ex-US-Präsident Bill Clinton, die sich gegen Übergewicht bei Kindern einsetzt. Fast 35 Millionen Schüler an öffentlichen Schulen in ganz Amerika sind von dieser Massnahme betroffen, die bis 2010 komplett realisiert sein soll. Schon jetzt hätten viele amerikanische Schulen von sich aus Süssgetränke und ungesunde Kiosk-Angebote durch gesündere Lebensmittel ersetzt, wie „20 minuten“ schreibt.
Und was ist in der Schweiz? – Da haben wir ja gottlob die kantonale Bildungshoheit und jede Gemeinde, jeder Schulkreis ist autonom in der Suche nach möglichen Lösungen. – Das Ernährungsnetzwerk nutrinet wird sich an seiner Frühjahrstagung vom 23. Mai mit dieser Thematik befassen und Empfehlungen für die Schweizer Schulbehörden verabschieden. Schade, haben wir hier nicht den Rückhalt einer potenten Organisation wie der Stiftung von Bill Clinton.
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