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Von Heinrich von Grünigen um 23:23 |
Ein potenzieller Markt von 3,4 Milliarden US-Dollar pro Jahr eröffnet sich cleveren Verschönerungs-Chirurgen, die sich darauf spezialisiert haben, adipösen Menschen, die mit einem Magenbypass massiv abgenommen haben, die überschüssige Haut weg bzw. das angeborene Lederkostüm wieder in Form zu schneidern.
Body Contouring nennt sich der neue Trend, diese Eingriffe quasi industriell in spezialisierten Kliniken durchzuführen. So jedenfalls berichtet das deutsche Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL in seiner jüngsten Ausgabe. – 170’000 extrem übergewichtige AmerikanerInnen haben sich letztes Jahr einer operativen Magenverkleinerung und Darmverkürzung unterzogen, was mittlerweile ein Eingriff mit garantiertem Langzeiterfolg ist, bei dem man bis zur Hälfte des ursprünglichen Gewichts verlieren kann.
Der Eingriff ist nicht ohne Risiko, wird aber mittlerweile mit der minimal-invasiven laparoskopischen „Sonden-Technik“ ausgeführt. Aber als „Nebenprodukt“ bei erfolgreicher Gewichtsverringerung bleibt eine viel zu weite Schlabberhaut übrig, die sich nicht mehr zurückbildet, je länger man sie mit dem zu dicken Körper überspannt hat. Es hilft wenig, sie mit Bandagen an den Körper zu schnüren, damit sie nicht bei jeder Bewegung unter den Kleidern herumflattert. An einen Gang in die Badeanstalt oder gar in die Sauna ist kaum mehr zu denken. Und in den Hautfalten nisten sich Entzündungsherde ein, die zu schwärenden Wunden werden…
Eigentlich – müsste man meinen – gehört die Straffung dieser überdehnten Haut zur erfolgreichen Therapie dazu… aber dem ist nicht so. Bei uns wie in den USA wird dieser Eingriff als „kosmetische Operation“ betrachtet und von der Krankenkasse nur in besonderen Fällen und ausnahmsweise übernommen, wenn lebensbedrohliche Komplikationen bestehen. Mindestens 20’000 Dollar und mehr kostet der Eingriff. Aber er sei jeden davon Wert, sagen die, die ihn machen liessen und als „neue Menschen“ wieder ins Leben zurück fanden.
Vielleicht müsste man angesichts der immer weiter und immer früher verbreiteten Übergewichts-Problematik für Menschen mit einem nachweisbaren Gefährdungs-Potenzial schon in jungen Jahren ein spezielles Konto eröffnen oder eine Art Operations-Versicherung abschliessen, damit sie sich später, wenn es nötig wird, die Operation leisten können. Ein Gedanke mit Innovationsperspektive.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:26 |
Interessanter Aufsatz in der NZZ am Sonntag unter dem Titel „Futtern fürs Gehirn“. Forscher an der Universität Lübeck haben den Stoffwechsel des Gehirns untersucht. Dieses lebenswichtige, höchst komplexe Organ hat einen hohen Energieverbrauch, wenn es unter Belastung oder Stress steht. Sein wichtigster Treibstoff ist Traubenzucker, den der Körper aus den Kohlenhydraten gewinnt.
Nun haben die Forscher festgestellt, dass es neben den bisher bekannten „Regelkreisen“, die im Normalfall mit Hunger und mit Sättigunsgefühlen die Nahrungsaufnahme steuern sollten (und die durch verschiedene, auch genetische Ursachen gestört sein können) ein noch ganz anderer Regel-Mechanismus besteht, den das Gehirn im Selbstbedienungsverfahren autonom auslösen kann.
Wenn es an akutem Energiemangel leidet, so veranlasst es gebieterisch den passenden Nachschub und lässt – bildlich gesprochen – „den Pizza-Kurier kommen“, ganz egal, ob der restliche Körper-Stoffwechsel ebenfalls Energiebedarf hat oder nicht. Auf diese Weise nimmt der Tyrann Gehirn es auch in Kauf, dass der Energie-Überschuss eingelagert wird, denn Reserve ist immer besser als Notstand, darauf ist jedes Lebewesen programmiert.
Was bringt uns nun diese Erkenntnis? – Vorerst nicht viel, sagen die Forscher. Es sei nicht mit einer neuen „Brain-Diät“ zu rechnen, auch nicht mir einer „Hirn-Pille“… aber ein Türchen der Hoffnung tut sich auf. Wenn es gelingen würde, unser Denkorgan durch eine Art Gehirnwäsche quasi stress-resistent zu machen, so dass es lernt, auch ohne zusätzlichen Brennstoff cool zu bleiben, dann liesse sich ein Aspekt des Übergewichts in den Griff bekommen.
Ich persönlich bin ins Grübeln geraten: Seit drei Wochen verzichte ich praktisch ganz auf Kohlenhydrate. Das heisst, ich habe mein Gehirn gewissermassen „auf Entzug“ gesetzt… Wie kommt es da, dass ich keine bösen Nebenwirkungen verspüre? Oder bestent ein Teil davon gerade in der Tatsache, dass ich „es“ nicht mehr spüren kann? – Grübel, grübel… Nächste Woche ist die erste Phase meiner Spezial-Ernährung vorbei, dann gibts wieder Stoff für die grauen Zellen…
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Von Heinrich von Grünigen um 22:59 |
Das konnte ich gestern nicht wissen, als ich den Titel „Fett weg“ über meinen Beitrag setzte… inspiriert durch das Titelbild des Bärbel-Kremer-Buches, auf dem die schlanker gewordene Autorin neben einem ganzen Stapel von Packungen mit Deutscher Markenbutter abgebildet ist, welche die 68 Kilo Fett aufwiegen, die sie abgenommen hat.
Heute hat mich der SonntagsBlick mit seiner Titel-Schlagzeile eingeholt: „Fett-weg-Pille für Kinder ab 12“ steht da, gemeint ist „Xenical“ und besprochen wird die Tatsche, dass dieses Medikament nun auch in der Schweiz offiziell für Jugendliche zugelassen ist. Diese Zulassung wird von den befragten Fachleuten kritisiert. Grundsätzlich zu Recht, auch wenn diese Kritik differenziert betrachtet werden kann.
Was von allem Anfang an „falsch“ ist, das ist der Titel: Xenical ist keine „Fett-weg“-Pille. Dies ist eine irreführende Formulierung, die völlig falsche Hoffnungen weckt, nämlich gerade die, die im betreffenden Artikel dann wieder kritisiert werden. Mit der Einnahme des Präparates allein geht kein einziges Gramm vom Fett, das man schon auf sich trägt, wieder „weg“. Xenical – vor dem Essen eingenommen – wirkt jedoch im Darm und sorgt doft dafür, dass ein Teil des Fettes, das man mit der Nahrung zu sich genommen hat, nicht verdaut und vom Körper aufgenommen, sondern wieder unverdaut ausgeschieden wird.
Isst man nun zu fettig bzw. „zu viel“ Fett, dann kann das zu übelriechenden Blähungen und zu unkontroilliertem „Abgang“ von dünnflüssigem Fett direkt in Hosen oder Bett führen… Eine unappetitliche Sache, die man aber – und auch das wird vom Autor des Berichtes falsch dargestellt – nicht als „Nebenwirkung“ der Pille anlasten muss, sonder einzig und allein dem Patienten, der sich „falsch“ ernährt hat, der sich nicht an die Vorgaben hielt, möglichst sparsam mit Fett umzugehen.
Es ist also nicht eine „Fett-weg“-Wirkung im Körper, die man verspüren würde, aber eine in bestimmten Fällen durchaus hilfreiche „Alarm-Funktion“, die dem Patienten auf drastische Weise vor Augen und Nase führt, dass er beim Essen nicht aufgepasst hat. Und ich weiss, wovon ich spreche, denn ich hatte das Medikament vor einigen Jahren auch verschrieben bekommen, und am Anfang genau diese peinliche Erfahrung selber machen müssen.
Für Kinder halte ich diese Praktik allerdings auch nicht geeignet, es sei denn in ganz besonderen Ausnahmefällen, um ein Exempel zu statuieren, wenn ein Jugendlicher partout nicht glauben will, dass er seine Essensvorgaben nicht einhält. Tut er das nämlich, passiert ihm nichts und dann braucht er diese Pille auch nicht.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:41 |
Zwei Tage auswärts an einer Sitzung und keine Gelegenheit, zu einem Terminal zu gelangen, um ein blogmässiges Lebenszeichen zu geben… Das ist ja auch keine Sache, soll vorkommen. Wenn es nur nicht einreisst.
Wieder zuhause, finde ich auf unserem SAPS-Diskussionsforum eine Frage vor nach einem kleinen Erlebnis-Buch, das vor zwei Jahren herausgekommen ist. Es heisst „Der Bärbel-Kremer-Report“ und beschreibt die Erfahrungen einer 160-Kilo-Frau, die aus eigenem Antrieb ihr Gewicht fast halbiert hat: Sie hat 68 Kilo abgenommen, indem sie strikt die Energie-Zufuhr per Nahrung kontrollierte und ihr Bewegungsverhalten veränderte.
Für die Nahrungskontrolle griff sie auf ein schlaues Hilfsmittel, den mealus. Das ist eine kleiner Taschenrechner, gefüttert mit den Nährwertdaten von rund 4000 Lebensmiteln, die man abrufen, berechnen und speichern kann, so dass man während des ganzen Tages sein individuelles Ernäherungsrtagebuch mit sich herumträgt.
Auf diese Weise hat man stets den Überblick, was man bereits gegessen hat, wo man mit den verschiedenen Anteilen Eiweiss, Hohlehydrate oder Fett steht, auch, wieviele Kalorien das ausmacht, wieviele Ballaststoffe und Vitamine… plötzlich wird der Teller transparent. Das Gerät kann schon beim Einkauf helfen oder beim Entscheid: Nehme ich jetzt die Pizza oder die Trutenbrust?
Ich habe das Büchlein aus dem Regal geklaubt, man kann es auch online bestellen, und die Konsequenz, mit der Frau Kremer ihren Pfunden auf den Leib gerückt ist, hat etwas Bestechendes, man möchte sich direkt eine Scheibe davon abschneiden…
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Von Heinrich von Grünigen um 21:52 |
Da ist es wieder, das fette, dicke Vorurteil: Übergewichtige Menschen sind abstossend, unsympathisch, nicht begehrenswert!
So jedenfalls liest sich ein Zitat des US-Autors Neil Strauss (laut 20minuten), der in seinem Buch „Die perfekte Masche“ Tipps gibt, wie man(n) erfolgreich Frauen anbaggert. Auf die Frage, wen er für einen vorbildlichen Frauenhelden halte, sagt Strauss:
„Ein Schönling muss ja nichts dafür tun. Ich bin mehr beeindruckt von einem dicken Donut-Verkäufer, der Frauen verführt. Der muss etwas leisten, um bei einer Frau zu landen.“
So kann nur ein ausgemergelter Spargeltyp reden, der keine Ahnung hat, wie mit einer angemessenen Körperfülle umzugehen ist. Der Blick auf sein Porträt beweist die Vermutung: Ein dünnlicher Schnösel mit ausfrisiertem Spitzbärtchen und glattgeschorenem Schädel, ein Kümmerling eben.
Wenn der wüsste. Zum Glück sind die Geschmäcker der Frauen verschieden. Manch eine findet Geborgenheit bei einem wohlig weichen Kuschelbär, der ihr Halt gibt im Leben, bei dem sie Zuflucht suchen kann, der Gemütlichkeit ausstrahlt und den ruhenden Pol im Geschiebe des Lebens darstellt, behäbig und verlässlich, ein Fels in der Brandung. Er muss ja nicht Donut-Verkäufer sein…
Es wäre an der Zeit, dass die Mode-Clichés vom Sixpack-Zwang und den auf Feinripp-Muskulatur getrimmten Kalvin Klein-Models nachhaltig hinterfragt werden und man die sanften Rundungen eines wohlerworbenen Besitzstandes am Bauch und um die Hüften wieder schätzen lernt als das, was sie sind: Kapitalanlagen für magere Zeiten, seien diese nun emotionaler oder anderer Art.
Und es dürfte gerade einem angeblichen Experten wie dem genannten Mister Strauss eigentlich nicht entgangen sein, dass „wohlbeleibte“ Männer (um mit Shakespeare zu reden) nicht selten die besten Frauen an ihrer Seite haben.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:37 |
Eigentlich kann ich mit meiner momentanen, ärztlich konrollierten, punkto Kohlehydraten rigoros eingeschränkten Ernährungsweise zufrieden sein: Da die Vorgaben klar sind und es keine Grauzone des Ermessens gibt, in der man der „Sünde“ verfallen könnte, gelingt es mir relativ leicht, sie durchzuhalten. In den gut zwei Wochen, seit ich damit begonnen habe, sind sechseinhalb Kilo weg…
Aber ich habe gemerkt, dass auch hier die Gefahr besteht, dass man sich selber überlistet und in die alten Fallen tappt. Geht am Morgen die Waage wieder deutlich nach unten und verspüre ich eine neue Art von Leichtigkeit, wenn ich die Treppe hinunter oder aus dem Tram steige, oder realisiere ich gar, dass die Hose unter dem Gürtel wieder etwas lockerer sitzt… dann ist die Versuchung gross, diesen Umstand zu feiern.
Nicht mit einem Verstoss gegen die „Regeln“, die werden eisern durchgezogen, was den konsequenten Verzicht auf Brot, Pasta, Zucker, Reis etc. angeht. Aber mit etwas mehr Grosszügigkeit, was die Portionengrösse und den Fettgehalt betrifft. Anstelle des Mägerli-Mucki-Trutenfleisches mal wieder ein Stück schmackhaften Fleischkäse verputzen! Oder sich einige Flocken des würzig-reifen Tête-de-Moine auf der Zunge zergehen lassen! Man gönnt sich ja sonst kaum was…
Und dann immer wieder diese merkwürdige, urtümliche Faszination der guten alten Bratwurst! Schlichtes Brät, in einen ehemaligen Darm abgefüllt und auf der Seite leicht angekohlt… und man weiss alles von den versteckten Fetten und so weiter… und doch ist der Duft jedesmal so betörend, dass es mich wie magisch in die Nähe der Grillstation im Hauptbahnhof zieht, um wenigstens einen Blick zu erhaschen auf die bruzzelnde Pracht, die sich da auf der heissen Platte krümmt… Und ich gebe mir einen Ruck, schaue in die andere Richtung, gehe tapfer dran vorbei, obwohl mir die innere Stimme zuraunt: Es ist Fleisch, es ist erlaubt…
O Bratwurst, Inbegriff der einfachen Verführung, locke du nur. Es kommt der Moment, da entrinnst du mir nicht. Vielleicht bei zehn Kilo.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:07 |
Ein Rattenfänger für die dicken Kinder? – Eine aktuelle Publikation rüttelt auf. Weltweit schreitet die Fettleibigkeit bei Kindern voran. Nach einer neuen Publikation des International Journal of Pediatric Obesity sind in USA und Südamerika bereits die Hälfte aller Kinder übergewichtig, in Europa sind es 40% und in der Schweiz „erst“ 25%…
Also hätten wir eine gute Ausgangsposition, um in den nächsten Jahren Gegenstrategien einzuleiten. Zum Glück sind sich die Verantwortlichen bei den verschiedenen Bundesstellen insofern einig, dass wirklich bei den Kindern mit erster Priorität „etwas getan“ werden muss. Bereits haben verschiedene Projekte eine Pilot-Phase hinter sich und werden nun auf ihre Ausweitung hin getestet. Dabei könnte der helvetische „Kantönligeist“ eine hinderliche Rolle spielen: Wie lange hat es gedauert, bis sich die Erziehungsdirektionen auf gmeinsame Massnahmen im Schulbereich einigen konnten!
In der Ostschweiz findet in diesem Herbst ein Lakmustest statt: Mit der St.Galler Präventionsstelle ZEPRA hat das Ostschweizer Kinderspital ein internationales, länder-übergreifendes und interdisziplinäres Programm erarbeitet, das unter Einbezug des Elternhauses und der Schule das „Problem“ von allen Seiten anpacken will, keine punktuellen Massnähmchen, sondern ein flächendeckendes Konzept. Die Idee stiess beim Bund zuerst auf Skepsis. Sie war wohl zu umfassend, zu „gross“ angelegt. Erst als die Erziehungsdirektoren der beteiligten Kantone Druck machten, fand die Idee Gnade (und Geld), wurde zwar im Sinne des Pilotversuchs redimenssioniert, aber ist jetzt in den konzeptionellen Startlöchern.
Und die Bodensee-Anrainer-Bezirke der „Euregio“ sind in die Planung einbezogen. Ein Projekt von für die Schweiz einmaliger Dimension, das zeigt, was „machbar“ wird, wenn genügend Engagement, Sachkompetenz und politischer Wille vorhanden sind, zu einem Ziel zu kommen. – Diese tröstliche Gewissheit ging mir durch den Kopf, als ich heute die Zeitungsmeldung las von der „globalen Epidemie“ der fettleibigen Kinder.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:38 |
Die deutsche Zeitschrift Healthy Living hat in ihrer aktuellen Ausgabe eine Reihe von Schlankheitspräparaten getestet, die in Apotheken und Drogerien erhältlich sind. Der Befund bestätigt das, was wir von der SAPS aus nicht müde werden, immer wieder neu zu betonen: Hände weg von jedem „Wundermittel“!
Als besonders gesundheitsgefährlich erwiesen sich die „Appetitzügler“ auf Amphetamin- oder Ephedrin-Basis. Sie sollen in den USA zahlreiche Todesfälle verursacht haben und sind inzwischen nur noch illegal zu beschaffen, da die meisten von ihnen offiziell verboten sind. – Abgeraten wird auch von jodhaltigen Mitteln mit Algen oder Tang. Sie wirken kaum, können aber schädliche Nebenwirkungen haben, vor allem auf die Schilddrüse. Auch Entwässerungsmittel sind nicht zu empfehlen. Sie verringern zwar das Gewicht, aber sie führen nur das Wasser aus dem Körper ab und bewirken keinerlei Fettabbau.
Für begrenzt tauglich werden die „Formula-Diäten“ erklärt. Sie können zwar eine Abnehm-Therapie begleitend unterstützen, aber sie müssen vom Arzt auf ihre Kompatibilität mit allfällig verschriebenen Medikamenten hin geprüft werden.
Eine letzte Kategorie gilt schlicht als „nutzlos“: Es sind sogenannte „Fatburner“ auf der Grundlage von Meerestier-Schalen, Präparate aus Tropenfrüchten, Quellmittel, die im Magen ein künstliches Völlegefühl auslösen sollten… – Ich habe vor Jahren solche Mittel für den Kassensturz am eigenen Leib getestet und deren Wirkungslosigkeit ganz direkt jeden Tag auf der Waage erlebt und mit meinem Essprotokoll verglichen.
Und doch bleibt es immer wieder ein Phänomen, wie verzweifelt viele Übergewichtige sein müssen, dass sie sich solche Schundpräparate andrehen lassen, in der Hoffnung, endlich jenes Wundermittel zu finden, das den Druchbruch von alleine schafft…
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Von Heinrich von Grünigen um 21:19 |
Heute ist der Tag der Kranken. Seit 1939 gibt es diesen „Tag“, immer am 1. Sonntag im März. „Krankensonntag“ sagten wir dem früher, und das erinnert in leicht makabrer Weise an den „Totensonntag“.
Als ich dem Bundespräsidenten zuhörte, wie er im Fernsehen, für die Aufzeichnung offenbar im Schwesternzimmer eines Spitals postiert, von seinem Gespräch mit einem kranken Menschen berichtete, da wurde mir klar, dass das Motto des diesjährigen Tages sehr gut auch für die Adipositas-Kranken passt: Mit den Kranken soll richtig geredet werden.
Das ist ja auch bei Übergewichtigen eines der heikelsten Themen: Wie spricht man sie auf ihren „Zustand“ an, wenn sie nicht selber darauf zu sprechen kommen? Die Tatsache ist ja – im Unterschied zu manchen anderen Krankheiten – nicht zu übersehen. Und man kann davon ausgehen, dass der Betroffene sich dieser Tatsache auch bewusst ist. Er steht vielleicht jeden Morgen auf die Waage, zwängt sich in seine Kleider, stemmt sich aus dem Stuhl hoch und ächzt beim Schuhbinden… sein ganzes Leben ist geprägt davon, dass er dick ist, dass er Adipositas hat.
Wie soll und kann man da „richtig“ mit ihm darüber reden? Eine Frau hat mir von ihrem Erlebnis bei einem neuen Arzt berichtet, den sie konsultierte. Sie war 150 Kilo schwer und hatte den ganzen demütigenden und entmutigenden Marathon der fehlgeschlagenen Diäten und Kuren bereits hinter sich. Und der Herr Doktor fragte sie offen heraus: „Haben Sie schon mal daran gedacht, abzunehmen?“ Die Frau hat sich umgedreht und die Praxis verlassen.
Es ist nicht Mitleid, nicht Neugier, nicht ein beruhigendes Zureden, was gefragt ist, sondern Verständnis und ehrliche Anteilnahme. Am besten – das jedenfalls ist meine persönliche Erahrung – kommuniziert, wer eigene Erfahrung hat und sich in die Lage des Betroffenen versetzen kann. Deshalb haben spindeldürre, sportliche Adipositas-Therapeuten oft ein Glaubwürdigkeits-Problem. Wer aus persönlichem Erleben und Erleiden mitreden kann, hat einen Vertrauensbonus, der im Gespräch eingebracht werden kann. Und das nicht nur am Tag der Kranken.
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Von Heinrich von Grünigen um 20:59 |
Es gibt Momente, da ist man froh, mit etwas Gewicht die Bodenhaftung zu vergrössern. Mir ging das heute extrem so, als ich noch schnell im Büro vorbeischauen musste und von Himmel die grossen, nassen, weissen Fetzen fielen. Auf der Strasse die seltene Situation, dass der Schnee halb schmolz, halb blieb, und unter den Rädern der Autos eine wasserglacéglitschige Kompaktschicht bildete, die oberflächlich zur Seite flutschte und unten als eisiger, von den Pneus leicht geriffelter Hartbelag für rumpelnde Vibrationen sorgte.
Die Wagen rollten im Schritttempo (schreibt man das überhaupt noch mit drei T, nach dem Rückkommen der deutschen Kultusminister in Sachen Rechtschreibereform?) mit ehrfurtsvollen Abständen, bei jedem Anhalten, egal wie langsam man ausrollen liess, ruckelte das ABS-System bis zum Stillstand und bei jedem Anfahren, egal wie eiermässig vorsichtig man das Gaspedal berührte, signalisierte das hellgelbe Flackerlicht am Armaturenbrett, dass die Vorderräder durchdrehten…
Ich mag diese etwas speziellere Art des Autofahrens, es ist wie ein kleines Kunststück, möglichst elegant und ohne Schlingern voran zu kommen, während man selber gemütlich im Warmen sitzt und rundum die Welt in kalter Nässe versinkt. – Und eben: die Gewissheit, dass man zusätzlich zum an sich bescheidenen Gewicht des kleinen Wagens immer noch eine satte Tonnage mit sich führt, die sich auf die Reifen überträgt und die Haftung verbessert.
So zuckele ich nach getaner Arbeit wohlgemut wieder die berüchtigte Rosengartenstrasse hoch, überhole elegant grössere Limousinen, die mit pfeifenden Hinterrädern dabei sind, sich beharrlich quer zu stellen, ziehe an den vorsichtigen Kollegen vorbei, die im Stop-and-Go-Betrieb sich mühsam in der rechten Spur quälen, und gondle längst durch den tiefen, ungepflügten Schnee über die Quartierstrassen, bis mich zum Schluss noch die Einfahrt in die Garage vor ein neues Problem stellt: Es gilt, per Fernbedienung das Tor so zu öffnen, dass es so lange offen bleibt, wie ich brauche, um mit Anlauf und Schwung durch den am Strassenrand aufgeworfenen Matsch-Wall hindurchzubrechen und aus der Kurve ins Tor zu treffen, bevor dieses sich wieder senkt und mich einklemmen würde… Beim zweiten Anlauf gelingts und ich bin heilfroh, wieder im Trockenen zu sein. Es lebe der Winter im Frühling!
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