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Von Heinrich von Grünigen um 23:34 |
Das kam ganz unerwartet, und das kam so: Gestern rief eine PR-Agentur bei uns im Büro an. Man sei (infolge einer Absage) auf der Suche nach einem Fachpartner für einen Austellungs-Stand an der MUBA, und dabei sei man auf die Schweizerische Adipositas-Stiftung SAPS gestossen.
Worum es denn geht? – Thema ist „Männergesundheit“, und die (oder deren Abwesenheit) besteht zu einem grossen Teil aus dem, was man als das Metabolische Syndrom bezeichnet, kurz und laienhaft charakterisiert das Zusammentreffen von Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Herzkranzgefäss-Problemen. – Motto: „Mann-O-Mann“
Ein Krankheitsbefund, der gehäuft bei Männern in einem bestimmten Alter anzutreffen ist und der mit zunehmendem Übergewicht auch zunehmend gravierendere Folgen hat, im Sinne einer drastischen Verkürzung der Lebensdauer, ganz abgesehen von der massiv sinkenden Lebensqualität.
Also ein Ausstellungsthema, bei dem wir eindeutig Kompetenz haben. Wir sind mit Begeisterung dabei! Aber es gibt ein Handicap: Die MUBA beginnt in 9 Tagen! – Mann o Mann! Da heisst es: In die Hände gespuckt und gemeinsam eine gute Performance auf die Beine gestellt. Und alle anderen Dinge laufen full power weiter, als wäre nichts gewesen…
Solche „Übungen“ machen mir eigentlich Spass, denn es gehört zu unserem SAPS-Kerngeschäft, Interessierte und Betroffene zu informieren und ihre Anliegen entgegenzunehmen, hoffentlich Vieles zu lernen, das anderen wieder zugute kommt, und allen, die uns live erleben wollen, gilt schon jetzt ein herzliches: Auf Wiedersehen an der MUBA, in der Gesudheitsausstellung in Halle 2, vom 17. bis zum 26. Februar 2006. In Basel.
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Von Heinrich von Grünigen um 18:02 |
Den zweiten Tag im Übergewichts-Symposium vom EUROFORUM der HandelsZeitung eröffneten zwei Präsentationen aus dem Nachrungsmittelbereich: Franz Schmid von der Föderation Schweizerischer Nahrungsmittel-Industrien (fial) legte dar, dass in seiner Organisation das Thema Fettleibigkeit seit vier Jahren ein „Issue“ ist, ein Thema also, zu desen Behandlung eine spezielle Arbeitsgruppe eingesetzt wurde. Bei einer internen Umfrage haben 32 (von 202) Mitglied-Firmen erklärt, sie wären bereit, über selbstverantwortete Werbe-Einschränkungen „zu diskutieren“. Er machte aber auch klar, wie schwierig die Umsetzung bestimmter Massnahmen bei der Deklaratoin für kleinere Anbieter sein könnte. Und kein Weg führt daran vorbei, dass der mündige Konsument seine Eigenverantwortung wahrnehmen muss…
Mustergültig und beeindruckend zeigte Christiane Kühne, Leiterin der „Corporate Wellness Unit“ von Nestlé, auf, was die Nummer eins im Foodbereich weltweit an strategischen Vorkehrungen getroffen hat, um den neuen Herausforderungen an einen bewussteren Umgang mit dem Lebensmittel-Verzehr nachzukommen. Anhand von internationalen Beispielen erläuterte sie die Möglichkeiten einer lesbaren und verständlichen Nährwert-Deklaration und die transparente Kommunikation (wobei als Beobachter zu sagen ist, dass „man“ von all dem bisher noch nicht Vieles bewusst wahrgenommen hat…).
Marketingmann Ingo Barlevic, dessen Institut auf die Marktforschung in jungen Zielgruppen spezialisiert ist, erläuterte verblüffende Erkenntnisse über die Reaktionen von Kindern und Jugendlichen auf Werbebotschaften und widerlegte anhand seiner Studien die gängige Meinung, Werbung trage „Schuld“ am kindlichen Übergewicht; die Kleinen sind offenbar „werbe-resistenter“, als die besorgten Kindeschützer bisher angenommen haben. – Spannend die Darlegungen von Kathrin Rapp Schürmann (coop) und Daniel Hug (Weight Watchers) zur Ernährungs-Politik des Grossverteilers und über erste Erfahrungen aus dem Zusammengehen der beiden Unternehmungen, wobei es Weight Watchers ein Anliegen ist, sich nicht nur als Gewichtsreduktionsprogramm für Adipöse zu positionieren, sondern generell all jene anzusprechen, die ihr gesundes Körpergewicht behalten möchten.
Mit z.T. provokativen Thesen mischte der Kommunikationsprofi Roland Bilang von der PR-Agentur Burson-Marsteller die Runde auf: Die Lebensmittelproduzenten müssten in die Offensive gehen, aktiv informieren, „Meinungen“ herstellen und beeinflussen, denn: „Es sind nicht die Tatsachen, die das Verhalten der Menschen bestimmen, sondern die Meinungen über die Tatsachen.“ – Zuim Abschluss informierte der Jurist Markus R. Frick über die Rechtslage in der Schweiz, über bereits bestehende Regelungen, was die Namensgebung, Anpreisung und Deklaration von Lebensmitteln betrifft.
Aus den verschiedenen Diskussionsrunden zu den einzelnen Themen wurde dreierlei klar: 1. es war nötig, dass die verschiedenen „Player“ einmal zusammengekommen sind; 2. der Dialog muss unbedingt konstruktîv fortgesetzt werden, die Bereitschaft dazu ist überall spürbar; 3. nur mit gemeinsamen Anstrengungen und innovativen Lösungen in eigener Verantwortung kann vermieden werden, dass auf dem Gesetzesweg restriktive Regelungen eingeführt werden müssen.
Ich habe mich an dieser Stelle schon verschiedentlich mit der Frage der freiwilligen Selbstbeschränkung befasst und würde sie – im Prinzip – noch so gerne unterstützen. Aber die Diskussion hat auch gezeigt, dass nach (allzu) langer „Vorlaufzeit“ nun jemand die Initiative ergreifen muss, um die richtigen Akteure an einen neutralen „runden Tisch“ zu laden und um einen Plan für ein koordiniertes weiteres Vorgehen zu erarbeiten. Wir von der Adipositas-Stiftung SAPS sind bereit, in einem solchen Prozess mitzuwirken.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:39 |
„Übergewicht – Chancen und Gefahren für Nahrungsmittelindistrie und Handel“ – so lautet der Titel einer hochkarätig besetzten Fachtagung, die am 6. und 7. Februar in Zürich stattfindet, organisiert vom EUROFORUM.
Der Wortlaut des Themas verblüfft auf den ersten Blick: Dass unser Übergewicht eine der grössten derzeitigen und künftigen Gefahren für die Gesundheit der Menschen darstellt, ist inzwischen unbestritten… dass es aber auch eine Gefahr für die Nahrungsmittelindustrie sein könnte, das wäre mir nicht in den Sinn gekommen. – Auf den zweiten Blick wird klar: Zur Gefahr für Industrie und Handel könnten in der Tat allfällige gesetzliche Regelungen und Einschränkungen werden, die im Ausland z.T. bereits eingeführt sind; und die Chance würde darin bestehen, dass die Branche sich selber rechtzeitig und wirksam einen Verhaltenskodex gibt, der solche Eingriffe des Gesetzgebers unnötig machen würde.
Am heutigen ersten Tag wurden in eindrücklichen Referaten die Rahmenbedingungen vorgestellt. Die Präventivmedizinerin Monika Eichholzer hat es griffig formuliert: Unsere Gene haben sich in den letzten paar Tausend Jahren nicht verändert, aber die Umwelt schafft rapide und laufend neue Bedingungen mit Nahrungsüberfluss und Bewegungsmangel. Das muss geändert werden. Paul Walter, Präsident der Gesellschaft für Ernährung und Tagungspräsident, skizziert die Bedeutung der „richtigen“ Ernährung für unsere Gesundheit. – Der Marktforscher Daniel Elmiger von ACNielsen SA durchleuchtet den gläsernen Light-Konsumenten und sein Kaufverhalten: 10,2% beträgt heute der Anteil der Light-Produkte am Lebensmittelmarkt, da kann also noch zugelegt werden. Auf der andern Seite hat das Gesundheitsbewusstsein bei der Bevölkerung merkwürdigerweise abgenommen…
Jürg Lüthy, Ernährungsspezialist aus dem BAG, zeigt die Möglichlkeiten (und auch die Grenzen) auf, die der Gesetzgeber heute in der Schweiz hätte, analog zu Erfahrungen im Ausland regulative Massnahmen umzusetzen, und Bertino Somaini von der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz warf einen Blick auf mögliche Szenarien für die Umsetzung dieser Massnahmen. Stephan Becker-Sonnenschein von Kraft Foods Deutschland (weltweit der zweitgrösste Nahrungsmittel-Hersteller nach Nestlé) schilderte die strategischen Massnahmen, die sein Konzern in Eingeverantwortung umgesetzt hat, um seiner Verantwortung vor allem gegenüber den Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden. Den Abschluss bildete schliesslich der Bericht des Europaabgeordneten Holger Krahmer von der deutschen FDP über den Stand der Arbeiten in Brüssel.
Fazit: Das Thema ist brennend wichtig und wird auch ernst genommen, das zeigen die Gespräche in den Kaffeepausen und beim Mittagessen. Morgen sind die VertreterInnen der Wirschaft am Zug und ich bin gespannt auf das Resultat dieser „Konferenz des guten Willens“, wenn es denn nicht dabei bleibt.
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Von Heinrich von Grünigen um 14:30 |
Auf dem „Kinderkanal“ von ARD und ZDF gab es eine beeindruckende Dokumentation über ein 14jähriges Mädchen, das abnimmt. Eine Langzeit-Beobachtung über ein Jahr, mit offenem Ausgang.
Gina war zehn Jahre alt, als ihre Eltern sich trennten. Vater und Mutter, das muss festgehalten werden, sind deutlich übergewichtig, so verwundert es kaum, dass zwei der drei Kinder die Veranlagung schon mit bekommen. Gina bleibt mit ihrer älteren, schlanken Schwester bei der Muter, aber unter der seelischen Belastung sucht sie Trost beim Essen und es beginnt der zwangsläufige Teufelskreis: Futtern, zunehmen, in der Schule gehänselt werden, noch mehr in sich hineinstopfen, Rückzug von den Kameraden, zu Hause bleiben, essen…
Mit 120 Kilo wird das Kind vom Arzt für 6 Wochen in eine Reha-Klinik eingewiesen. Dort fühlt sich Gina unter ihresgleichen wohl und sicher. Sie nimmt 13 Kilo ab. Sie lernt sich bewegen und bewusst essen… und will am Schluss gar nicht mehr in ihre Familie zurück. Ein ganzes Jahr darf sie in der Klinik verbringen.
Der Film zeichnet diese 12 Monate nach, mit allen Tiefen und Höhepunkten, Erfahrungen, Freundschaften, Einsichten und Frustrationen, wenn sich etwa die Waage nicht mehr bewegt oder wenn nach dem Urlaub bei der Familie über die Festtage drei Kilos mehr zu verzeichnen sind… Es ist ein eindrückliches Porträt eines jungen Menschen, geprägt vom Willen, sich zu verändern, selbstbewusst und offen in der Welt zu stehen, im täglichen Kleinkampf gegen den eigenen Missmut und die zahlreichen Versuchungen.
Gina bringt am Schluss nicht nur gute Noten aus der Schule heim, sie hat nach einem Jahr 30 Kilo abgenommen und ist eigenständiger, sicherer geworden. Eigentlich möchte sie nochmals ein Jahr in der Klinik bleiben und weitermachen… – Der Film stimmt nachdenklich: Wir können ja nicht alle übergewichtigen Teenager für ein Jahr und länger in eine Klinik schicken. Und der Film berichtet zwar sehr subtil über dieses einzelne Schicksal; aber er sagt nichts zu den Kosten, wer dafür aufkommt, zur Anzahl der Kinder, denen auf eine so intensive Weise geholfen werden kann.. er weckt Hoffnungen bei Betroffenen, aber macht die Orientierung nicht leicht. So zeigt er letztlich das gesundheitspolitische Dilemma auf, in dem wir stecken bleiben, wenn es uns nicht gelingt, über eine gezielte und wirkungsvolle Aufklärung und Prävention viel früher schon etwas zu erreichen.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:58 |
Morgen (oder heute, wenn Sie das erst morgen lesen) ist Sonntag. Der Tag des Herrn. Und da stellt sich natürlich die Frage: Finden Menschen, die abnehmen wollen, bei diesem – dem Herrn – allenfalls höheren Rat und ultimative Hilfe? Man soll ja nichts unversucht lassen.
Und in der Tat: Aus Amerika, dem Land mit dem gottesfürchtigsten Führer, den es je hatte, kommt die fromme Kunde, dass der rechte Glaube und die richtige Diät alle Krankheiten besiegen könnten. Das Ding nennt sich Hallelujah Acres, mit dem Zusatz: „The biblical diet“, und es liest sich eigentlich recht vernünftig:
Zehn Empfehlungen gibt das Programm: Man soll den Geist neu programmieren mit dem Wissen darum, wie der Körper funktioniert; man soll mehr „lebendiges Essen“ zu sich nehmen (will sagen: Rohkost), frische Gemüsesäfte und destilliertes Wasser trinken, sich mehr bewegen, wenns geht im Sonnenschein, mehr Faserstoffe essen, keine tierischen Produkte zu sich nehmen, keine vorfabrizierten Lebensmittel, genügend Ruhe und keinen Stress… und schliesslich: „Lass dir helfen!“
Von wem? Natürlich von der Organisation, die sich „Halellujah Acres“ nennt, also „Halleluja-Feld“. Dabei handelt es sich um eine christliche, nicht-konfesssionelle Kirche, die in Mexico über eine eigene Klinik verfügt und zahlreiche Nahrungsmittel und Spezialprodukte vertreibt, für die sich inzwischen ein Millionen-Markt entwickelt hat. Einer der Gurus dieser Bewegung ist ein Arzt aus Florida, Dr. Don Colbert, der einen Bestseller verfasst hat zum Thama „Was würde Jesus essen?“
Auslöser war eine Studie, die zum Schluss kam, dass besonders fromme Christen in der Regel dicker sind als als die weniger Gläubigen. Denn diese kompensieren ihre Enthaltsamkeit von den üblichen „Lastern“ oft mit Essen… Was soll man davon halten? Rohkost ist Geschmackssache und Glaube gehört in den persönlichen Privatbereich. Und wenn Glauben selig macht – warum sollte es wohl nicht auch ein wenig schlanker machen können? Hauptsache: gesunde Ernährung.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:29 |
Soviel Schokolade haben wir im letzten Jahr pro Kopf in der Schweiz verspeist, durchschnittlich. Und wenn man davon ausgeht, dass es Leute gibt, die Schokolade gar nicht mögen, so muss ich annehmen, dass ich selber, der ich Schokolade liebe, mehr als 11,6 Kilo gegessen habe.
Das sind – immer noch im Durchschnitt gerechnet – 116 Tafeln. Macht also jeden dritten Tag eine Tafel. Hell, dunkel, bitterschwarz, weiss, gefüllt, mit Nüssen, in Form von Pralinés, oder als Osterhasen, Samichläuse, als kleines Bödeli beim Schoggischümli, in flüssigem Zustand mit dem Kakaogetränk, als Schoggitaler für einen guten Zweck oder im teuren Restaurant als Mousse, als Branchli, sec oder in ein Gipfeli eingebacken oder als Soft-Ice im Sommer vom Cornet geleckt…
Rund 200 Schokolade-Speisen listet das eBalance-Lebensmittel-Verzeichnis auf, und für die gewöhnliche Milchschokolade werden pro 100 Gramm die folgenden Nährwerte ausgewiesen: 550 kcal, 50 g Kohlenhydrate, 36 g Fett. – Dann macht das im Jahr: ca. 4,2 Kilo Fett, 5,8 Kilo Kohlenhydrate und 63’800 Kalorien… Und wenn man davon ausgeht, dass 7’000 Kalorien, die man „zuviel“ aufnimmt, ohne sie wieder zu verbrennen, ein Kilo zusätzliches Körpergewicht bedeuten, dann hat man dank der Swiss Chocolate im letzten Jahr ganze 9 Kilo zugenommen, durchschnittlich und theoretisch.
Und dies wiederum bestätigt die These, die da sagt: Da Schokolade beim Verzehr erwiesenermassen Glücksgefühle auslöst, ist es absolut legitim, ab und zu davon zu naschen. Aber wenn man das tut, dann soll es qualitativ die beste sein, und man soll sie richtig nach Herzenslust geniessen, zergehen lassen, auskosten… aber eben: mit Mass.
Da habe ich doch kürzlich von Schokolade-Massagen gelesen und stelle mir das – bei vernünftigen Preisen – auch ganz genüsslich vor… wobei ich mich bzw. meine Zunge dann schwer im Zaum halten müsste, um zu verhindern, dass der massagebedingte Schokoladeguss nicht „erschwerend“ dazu kommt.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:16 |
Da ist dieser Tage die Meldung durch die Medien gegangen, dass bei der Casting-Show für Model-Nachwuchs Germany’s Next Topmodel, die von Supermodel Heidi Klum präsentiert wird, eine junge Frau zurückgewiesen wurde, weil sie bei einer Grösse von 176 cm mit 52 Kilo „zu dick“ sei.
Dabei entspricht dies einem Body Mass Index (BMI) von gerade mal 16.7, was klar im „untergewichtigen“ Bereich ist, denn als „normalgewichtig“ gilt ein BMI zwischen 18.5 und 25. – Man habe, wird die Jury zitiert, sich „an der Realität orientiert“. Womit allerdings nicht die Realität auf den Supermärkten und in den Frittenbuden gemeint ist, sondern offenbar die Scheinrealität auf den Laufstegen, den Catwalks, wo die ausgemergelten Girls mit ausgefallenen Kleidern herumsteigen wie der berühmte Storch im Salat…
Haben solche Shows Signalcharakter, indem sie zur Nachahmung ermuntern? Nimmt die Zahl der Mädchen, die sich den Finger in den Hals stecken, deswegen zu? – Wir wissen es nicht. Befürchtet wird es von einzelnen Kommentatoren… – Aber dann gibt es da ja auch noch andere Vorbilder, die in eine andere Richtung weisen:
Auf MTV läuft die Andy Milonakis-Show, in der ein fetter Junge ausgefallene Streiche ausheckt und in die Tat umsetzt und unter anderem lustvoll in sich hineinstopft, was dick macht, je dicker desto lustvoller… Hat auch dies Nachahmer-Effekte, indem die Kids stolz sind, wenn sie Empfehlungen für vernünftiges Essen in den Wind schalgen können? Wir wissen es nicht. Was ich weiss: es war früher einfacher, als junger Mensch nicht das Falsche zu tun…
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Von Heinrich von Grünigen um 23:02 |
Vor einigen Jahren war er DIE Abnehm-Legende: der Radprofi Jean Nuttli aus Kriens. Er hatte sein eigenes Körpergewicht um die Hälte reduziert, von 120 zurück auf 60, mit intensivstem körperlichem Einsatz auf dem Velo-Trainer und mit einer radikalen Ernährungsumstellung. Ich bin ihm einmal in einer TV-Sendung begegnet und war zutiefst beeindruckt vom zähen Willen und von der extremen Beharrlichkeit, mit der er gegen seine Veranlagung vorgegangen war, Fett zu speichern und Gewicht zuzulegen.
Nun habe ich ihn wieder gesehen, in der SF 1-Sendung „Reporter“, die ihn porträtierte in seinem Kampf um jedes Kilo. Und da wurde mir erst so richtig bewusst, in welch schwierige Lage Nuttli sich durch den jahrelangen „Missbrauch“ seines Körpers und dessen Versorgungssysteme gebracht hatte.
Bis zu sechs Stunden am Tag hatte er seinen Körper – drahtig und ausgemergelt – mit Liegestützen, Rumpfbeugen und Velofahren gefordert, dazu eine absolut einseitige Diät zu sich genommen, gar keine Kohlenhydrate, Früchte, viel Vitamine und Ersatzpulver aller Art… in ständiger, panischer Angst, durch einen unbedachten Bissen, eine „normale“ Mahlzeit oder ein Bier sofort wieder zuzunehmen, kiloweise und unkontrolliert.
Endlich dann der Gang zum Spezialisten, der eine präzise Analyse vornehmen liess, wie Nuttlis Stoffwechsel überhaupt „funktioniert“, wie sein Körper die verschiedenen „Betriebsstoffe“ verbrennt, welche Prozesse ablaufen und wo ein Mangel besteht. Und siehe da: Durch das Leben „wie ein Neandertaler“ (ständig in Bewegung und nur ein Minimum an substanzieller Nahrung pro Tag) hatte sich der Körper in ein System verändert, das begierig jede Kalorie aufnahm und sofort zu speichern trachtete… Durch den Mangel an Eiweiss waren Defizite entstanden, möglicherweise bereits eine Schädigung der Leber eingetreten, war nicht mehr genügend Blut vorhanden, um den Körper voll leistungsfähig zu halten.
Ein erschütternder Befund für einen, der bisher als „Weltmeister im Abnehmen“ gefeiert wurde und der nun feststellen musste, dass die Rosskur, die er sich selber ohne jede ärztliche Kontrolle verordnet hatte, ihn gesundheitlich zu ruinieren drohte. – Einfühlsam hat Stoffwechsel-Experte Fritz Horber den Athleten mit diesen unbequemen Wahrheiten konfrontiert und ihm den Weg gezeigt, wie mit gezielten Massnahmen und „unter Aufsicht“ eine Rückkehr zu einem lebenswerten Ernährungs- und Bewegungsverhalten gefunden werden könnte.
Die Reportage endet hoffnungsvoll: Nuttli hat wieder ein Engagement als Sportler und ist motiviert. Und dank der ärztlichen Begleitung wird er nicht mehr in Versuchung kommen, sich selber Schaden zuzufügen.
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