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Von Heinrich von Grünigen um 16:55 |
Heute, am 10. Mai, ist der internationale Move for Health-Tag, durchgeführt von der Weltgesundheits-Organisation WHO. Bewegen für die Gesundheit also.
Es ist wohl kein Zufall, dass gerade an diesem gesundheitsbewegten Tag in Magglingen eine Veranstaltung von HEPA stattfindet, dem Netzwerk Gesundheit und Bewegung Schweiz. Thema: Theorie und Praxis der Bewegungsförderung.
Rund 50 Teilnehmende sind wir, aus allen Sparten und Organisationen, die mit Gesundheit und mit Bewegung zu tun haben, und wir sind gespannt, wie der theoretische „Policy“-Überbau, der in den letzten Jahren im internationalen Verbund erarbeitet wurde, sich in die Praxis ganz konkreter Projekte übertragen lässt.
Zwei Faktoren sind dabei zentral: nur ein Drittel der Schweizer Bevölkerung bewegen sich heute im Alltag ausreichend, um dadurch ihren Körper fit und gesund zu erhalten. Zwei Drittel sind zu wenig oder gar nicht aktiv. Der volkswirtschaftliche Schaden, der durch diesen Bewegungsmangel verursacht wird, beläuft sich auf geschätzte 1,6 Milliarden Franken! – Und als Zweites: von der Öffentlichkeit wenig beachtet, hat das Bundesamt für Sport (BASPO) unter Samuel Schmid einen Paradigma-Wechsel vollzogen und setzt sich und seine Mittel heute nicht mehr nur für das sporttreibende „aktive“ Drittel ein, sondern explizit für die ganze Bevölkerung, von alt bis jung, gesund bis krank.
Das sind neue Pespektiven, die auch für Adipöse eine Bedeutung haben. Die Wichtigkeit sportlicher (oder eben: bewegter) Aktivitäten für die Gesundheit insgesamt ist heute wissenschaftlich bewiesen. Die Voraussetzungen, dass jedermann und jedefrau Zugang zu Bewegungs-Möglichkeiten haben soll, werden auf der politischen Ebene geschaffen, das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat die Führung übernommen. Jetzt ist es an uns, diese Möglichkeiten zu nutzen.
Der Alltag hat allerdings seine Tücken. Als bereichernde Sonder-Einlage wurde im Tagungsprogramm ein interaktives Element zum Mitmachen eingebaut. Als inoffizielle Vor-Première konnten die Teilnehmenden ein Demo-Video erleben mit dem neuen „Allez Hop-Tanz“, mit dem die Schweiz in nächster Zeit in Schwung versetzt werden soll. – Eine lebendige, lustige, rassige Sache, eine Mischung aus Ausdruckstanz und Rap… und wir im Publikum haben alle brav mitgemacht, schliesslich sind wir ja Vorbilder, haben gehopst, in die Hände geklatscht, getrippelt und gehüpft, die Knie gebeugt und wieder gestreckt, den Ausfallschritt nach links und nach rechts gemacht und sind in die Höhe gesprungen…
Ich, mit meinen 137 Kilo und dem von Arthrose angeknabberten Knie habe mich zwar redlich bemüht, bin dann aber am Ende unter Schmerzen wieder heimwärts gehumpelt. Von wegen: Move for Health.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:31 |
Heute sassen wir in einem kleinen Planungsteam zusammen. Es ging darum, die Inhalte für eine Fachtagung des Ernährungsnetzwerkes „Nutrinet“ zu entwerfen, die im Herbst stattfinden wird. Thema ist die Frage, was Lebensmittelproduzenten und Grossverteiler zu einer bewussten und gesunden Ernährung beitragen (können).
Das Thema ist uferlos, das haben wir bald gemerkt. Es böte Stoff für ein mehrtägiges Seminar. Und in dieser Uferlosigkeit spiegelt sich auch die ganze Problematik: Wo überhaupt beginnen, wenn man etwas verändern will? Längst vorbei sind die Zeiten, da Otto Selbstversorger im Gärtlein hinter dem Haus sein eigenes Gemüse zog und zum Feiertag eines der Kaninchen opferte. Vorbei die Idylle des Direktverkaufs vom Bauernhof, auch wenn da und dort noch entsprechende Tafeln entlang der Nebenstrassen anzutreffen sind.
Was heute zählt, das sind Funktionalität, Rationalität, Kostendruck, Rendite und Tempo. Verpflegung muss rasch geschehen. Rein in die Mikrowelle, ohne lang zu rüsten, oder besser noch, man verspeist die nötige Nahrung im Gehen… – Es geht nicht darum, den Lauf der Zeit zu beklagen. So leben wir jetzt, und das sind unsere neuen Gewohnheiten. Aber vielleicht gibt es da und dort eine Möglichkeit, für Bewusstsein zu werben.
Wo fängt dieses denn überhaupt an? – Der Lebensmittelproduzent muss sich am Markt behaupten. Innovativ muss er sein, neue Produkte entwerfen, möglichst viel Mehrwert generieren, indem er den Rohstoff nicht roh belässt, sondern ihn geschmacklich und funktional veredelt. Früher brachte der Milchmann die MIlch und wir kauften eine Büchse Kakaopulver, um unseren Schokodrink selber zu mixen… Heute kann ich auswählen aus einer ganzen Staffel von schokoladehaltigen Milchmischgertränken, eines süsser als das andere…
Der Kunde will es so. Und wenn nicht, bringen ihm DJ Bobo und seine Kollegen schon bei, dass er es zu wollen hat. – Der Grossverteiler stellt die süsse Vielfalt in seine Regale. Er analysiert laufend den Markt und weiss, was die Kunden gerade gerne möchten. Und der Kunde – oder doch sein Kind – kauft, weil er „es“ in der Werbung gesehen hat. Die Kette schliesst sich. Wo kann man eingreifen, um etwas zu bewirken?
Müssen Gesetze her? Wer kann es dem Produzenten verargen, dass er Erfolg haben will? Dass er produziert, was seine Abnehmer, die Verkäufer, von ihm verlangen, zu den Bedingungen, die sie ihm abgerungen haben im permanenten Kampf um das günstigere Angebot? Welche Verantwortung übernehmen die Verteiler, ob gross oder klein, dadurch, dass sie ihr Sortiment nach den Bedürfnsisen der Kunden ausrichten? Und was kann der Einzelne dafür, dass ihm schmeckt, was ihm schmackhaft gemacht wurde?
So kommt eines zum andern. Und man müsste vielleicht doch beim Kunden beginnen, ihn schulen, motivieren, informieren… – Aber ich sehe das bei mir selber, jeden Tag. Sobald ich vor dem Regal stehe, ist die Gefahr da, dass ich die guten Vorsätze vergesse, alles, was ich gelernt habe, über Bord werfe, einer spontanen Eingebung folge, mehr kaufe, als ich brauche, weil es günstig ist, etwas anderes nehme, von dem ich weiss, dass ich es mag, auch wenn es mir nicht so gut tut…
Die Summer der kleinen Schwächen kann sich zu einer umgekehrten Stärke formen, die uns fesselt und unseren Freiraum beschränkt. Das zu wissen, ist vielleicht auch schon etwas wert.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:08 |
Aufmerksam gemacht hat mich eine E-Mail-Schreiberin aus Belgien. Sie setzt sich dafür ein, dass „Pro-Ana-Websites“ verboten werden sollen. Denn diese würden die Magersucht verherrlichen und junge Mädchen dazu verleiten, sich kaputtzuhungern.
Also habe ich mich im Internet auf die Suche gemacht. Tatsächlich: Da gibt es eine weltweite Bewegung der Magersucht-Fans (und derer, die auf dürre Klappergestelle stehen). Sie nennen sich Pro ANA, wobei ANA für Anorexie steht. Daneben gibt es auch die Pro MIA-Bewegung, wobei MIA den Code für Bulimie darstellt. – ANA- und MIA-Anhänger haben breit etablierte Internet-Foren, in denen sie sich austauschen, Tipps zum noch mehr abnehmen geben, sich mit Bild ablichten und von ihren Gefühlen berichten… eine Welt der Schattengeister und Ess-Gestörten tut sich hier auf, von der ich bisher keine Ahnung hatte. Einen kleinen Einblick vermittelt dieser zufällige Link auf das „Hellboard“-Portal. Soll man sowas verbieten?
Gestern hatten wirs vom Lachen. Und Humnor ist bekanntlich, wenn man trotzdem lacht. Über sich selber Lachen zu können ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um in dieser Welt nicht unterzugehen. Ob echt oder unecht, das ist oftmals Geschmackssache, wie hier, wo es um die Dicke Grille geht. Die Kommentare der BetrachterInnen, unten angefügt, sprechen für und gegen sich… Was soll man dazu wirklich sagen? Umgang mit dem eigenen Körper ist Privatsache. Die Gesundheit steht im Vordergrund. Wer Lachen kann, hat eine Chance.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:10 |
Ich sollte mich etwas schämen, die Faulheit (oder geht das noch als Frühlingsmüdigkeit durch, nachdem es nun doch deutlich wärmer geworden ist?) hat mich übers Wochenende ergriffen. – Am Samstagabend war ich noch an einer gemütlichen Gartenparty im erweiterten Familienkreis und so spät erst nach Hause gekommen, dass es sich gar nicht mehr gelohnt hat, nach Mitternacht in die Tasten zu greifen. Und heute hat das schöne Wetter zu einer Velofahrt verleitet, was ja auch seine guten Seiten hat. Alles, nur um nicht schreiben zu müssen?
Es gibt Tage, da ist der Stoff knapp, obwohl das Thema ja permanent vorhanden ist, quasi Tag und Nacht an den Rippen und auf den Hüften sitzt. Und ausgerechnet heute stosse ich eher per Zufall auf das Stichwort. Heute begeht die Welt – ich hätte es nicht gewusst, wenn die Medien nicht davon berichtet hätten – den internationalen Lach-Tag. Es gab in den Städten Lach-Meetings, Lach-Umzüge, gemeinsames Ablachen, Lach-Unterricht, Vor-Lachen… einer am Radio sagte noch, dass Lachen übrigens auch deshalb gesund sei, weil man zum Lachen mehr Kalorien verbrauche als bei jedem anderen Sport.
Fehlt nur noch, dachte ich mir, dass jetzt so ein Spassvogel eine „Lach-Diät“ erfindet. Und da es bekanntlich nichts gibt, was es nicht gibt, schaute ich sicherheitshalber doch noch bei Google nach und siehe da: auf Deutsch finden sich tatsächlich etwa 4’000 Nennungen zu diesem Stichwort. Aus Scherz wird Ernst. Lachen sei gut gegen Stress, sei ein Antidepressivum, und weil Stress und Depressionen unter anderem zu Frustessen und unkontrollierten Fressattacken führen können, sei also die anti-adipöse Wirkung des Lachens nicht von der Hand zu weisen.
Man müsste bis zu zehn Mal täglich lachen, dass die Schwarten krachen, dass die Wülste wackeln und die Fettpolster hüpfen… Es gibt sogar, lese ich, spezielle Lach-CDs, die zum Mitlachen animieren und anstecken sollen… – Da könnte man ja auch alte Chaplin-Filme auf Krankenschein kaufen, oder gegen Rezept ins Kino, wenn eine Komödie läuft. Neue Horizonte tun sich auf, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, warum nur bin nicht früher da darauf gekommen? Von jetzt ab ist Schluss mit dem Ernst des Lebens. Ab Morgen kichere ich und pruste ich mich dünn… wäre ja gelacht!
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Von Heinrich von Grünigen um 23:33 |
Es ist eine Meldung vom Rand des Boulevards, Sensation, Abschreckung, Horror, Nervenkitzel gleichermassen… die Geschichte von dem Mexikaner Manuel Uribe, der sage und schreibe 550 Kilo wiegt und der von Mexiko nach Italien geflogen werden soll, damit man ihn dort operieren kann.
Er sei der mutmasslich „dickste Mann der Welt“. Ein makabrer Rekord, so als Feststellung im leeren Raum, ohne dass man sie einordnen könnte. Er nehme seit seinem 22. Altersjahr zu… ohne zu wissen weshalb. Nichts sagen die Meldungen über die Umstände, über den Lebensstil, der zu diesem Gewicht geführt haben kann. Denn irgendetwas muss sich in diesem Leben, diesem Stoffwechsel ja dramatisch verändert haben.
Sonst, wenn in den Medien solche Rekordgewichtler vorgeführt werden, ist zu lesen, was sie im Laufe eines Tages so alles in sich hineinstopfen, wie Gulliver es mit den Lebensmitteln im Lande Lilliput gemacht haben mag… Bereits früher habe man ihm operativ 80 Kilo Fett entfernt, steht als Bildlegende in einer Galerie von Aufnahmen, die man besichtigen kann, wenn man auf der entsprechenden Website die Diashow startet.
Bilder sind da zu sehen, die betroffen machen: ein unförmiger Klumpen ruht auf einer Liegestatt, aus dem einige Extremitäten herausragen, Beinstummel, kaum als solche zu erkennen, kugelige Ausstülpungen und Wülste blähen sich auf, hängen über den Bettrand, lassen vermuten, mit welcher Mühe, welchen Schmerzen sich dieser Leib zu bewegen versucht.
Sicher ein ungewöhnliches Adipositas-Schicksal, und schwer zu sagen, ob es mehr an die Sensationslüsternheit appelliert, wie früher mal die „dicke Berta“ auf dem Jahrmarkt, deren gespannte, pralle Haut wir gegen Bezahlung eines extra Batzens sogar berühren durften, wobei uns ein grausliges Schaudern durchlief, oder ob der Anblick unser Mitgefühl weckt, Verständnis für Adipositas-Betroffene und deren Schicksal. – Zu hoffen bleibt, dass der Transport und die Operation gelingen mögen, dass dem Mann noch ein Leben unter etwas normaleren Umständen möglich sein wird und dass die Wissenschaft sogar die eine oder andere Erkenntnis aus dem Eingriff gewinnen mag.
Denn auch bei uns gibt es Fälle, in denen das Übergewicht so stark geworden ist, dass alle sozialen Kontakte abgebrochen sind und es auch keine Medienpräsenz mehr gibt, die Hilfe und Spenden bringen könnte.
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Von Heinrich von Grünigen um 10:49 |
Gute Kunde kommt aus USA. Lange wurde darüber diskutiert und gefeilscht, jetzt scheint es so weit zu sein: an amerikanischen Schulen dürfen keine Softdrinks mehr verkauft werden.
Die grossen Produzenten von Süssgetränken (Coca-Cola, Pepsi, Cadbury Schweppes) haben den Meldungen zufolge ein Abkommen unterzeichnet, in dem sie sich bereit erklären, an den US- Grund- und Mittelschulen in Zukunft nur noch Wasser, Säfte und fettarme Milch zu verkaufen.
Hinter diesem Abkommen stehen die amerikanische Herz-Vereinigung und eine Stiftung von ex-US-Präsident Bill Clinton, die sich gegen Übergewicht bei Kindern einsetzt. Fast 35 Millionen Schüler an öffentlichen Schulen in ganz Amerika sind von dieser Massnahme betroffen, die bis 2010 komplett realisiert sein soll. Schon jetzt hätten viele amerikanische Schulen von sich aus Süssgetränke und ungesunde Kiosk-Angebote durch gesündere Lebensmittel ersetzt, wie „20 minuten“ schreibt.
Und was ist in der Schweiz? – Da haben wir ja gottlob die kantonale Bildungshoheit und jede Gemeinde, jeder Schulkreis ist autonom in der Suche nach möglichen Lösungen. – Das Ernährungsnetzwerk nutrinet wird sich an seiner Frühjahrstagung vom 23. Mai mit dieser Thematik befassen und Empfehlungen für die Schweizer Schulbehörden verabschieden. Schade, haben wir hier nicht den Rückhalt einer potenten Organisation wie der Stiftung von Bill Clinton.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:11 |
Als im Dürrenmattschen Güllen die reiche Alte Dame zu Besuch kam, war sie begleitet von ihren geblendeten Dienern. Sie hiessen irgendwie Robi und Kobi… oder Tobi und Zobi… nur Lobby hiess keiner. Es waren Jugendfreunde, die durch ihre Falschaussagen damals, vor vielen Jahren, das missbrauchte Klärli in der Schande hatten sitzen lassen. Später hatte sie Rache genommen, grausam.
Diese Szene spielt sich vor meinem inneren Auge ab, wenn von „Lobby“ die Rede ist. Eine freie Assoziation, gewissermassen. Und das war heute Nachmittag der Fall. Wir hatten uns getroffen, Vertretungen der Herzstiftung, der Diabetesgesellschaft, der Ärzte, der SAPS… um zu überlegen, mit welcher Aktion wir wohl am besten die helvetischen (um nicht zu sagen „Güllener“) Politiker auf die Tatsache aufmerksam machen könnten, dass eine massive Investition in Aufklärung und Prävention allemal günstiger kommt als die Bezahlung der Folgekosten, wenn man dem Unheil „Übergewicht“ seinen freien Lauf lässt…
Aber eben: um mit harten Fakten und Zahlen operieren zu können, muss man sie zuerst haben, müssen die Daten erhoben und die Berechnungen angestellt sein. Und dann müsste man diese Infos anschaulich aufbereiten, eindrücklich darstellen, beispielhaft „verkaufen“, so dass sie den Politikern einfahren, sich einprägen und einbrennen in ihr Bewusstsein, auf dass sie die Hand bei künftigen Abstimmungen im richtigen Augenblick heben mögen…
Und da kommen auch schon die Zweifel und Vorbehalte: wir als gemeinnützige Vertreter des Gesundheitsgedankens, AnwältInnen der Patientenschaft im Dienste des Hippokrates, auf den die Ärzte schwören, wir haben nur bescheidene Mittel zur Verfügung. Was sollen wir machen mit unseren kleinen, aus Spendengeldern gespeisten Budgets, im Wettbewerb mit den hauptberuflichen Lobbyisten der Ernährungs-Industrie, der Bauernsame, der Wirtschaft, die klotzen können und nach Umsatz und Gewinn lechzen, während wir für Sparsamkeit, Vernunft und Selbstbeschränkung werben möchten…
Es sind ungleiche Spiessse, das haben wir bald gemerkt. Aber wir müssen lernen, die Stärken der Schwächeren auszuspielen. Wir müssten cleverer sein, origineller, witziger… um einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Unser Vorteil könnte am Ende darin bestehen, dass wir im Jahrmarkt des Lobby-Treibens bescheiden auftreten – müssen. Mit einer dunklen Brille und leiser, hoher Stimme, wie Hobi und Mobi, oder wie immer sie geheissen haben. Denn – und das hat uns Dürrenmatt ins Stammbuch geschrieben – eine Geschichte ist immer erst dann zu Ende erzählt, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat. Das wäre dann in unserem Fall das „dicke“ Ende.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:14 |
Interessante Diskussion im ZischtigsClub: PublizistInnen und Promis diskutieren über die Blick-Bilder von den Badeferien des Bundespräsidenten. Gut, der Blick hat sie nicht selber gemacht, er hat sie nur von einem Amateurfotografen zugeschickt bekommen. Aber er hat sie veröffentlicht.
Auflage um jeden Preis – Politiker als Freiwild? Der Titel zielt aufs Allgemeine, aber die Antworten kreisen immer wieder um den einen konkreten „Fall Leuenberger“. Merheitlich sind die Teilnehmenden der Meinung, dass der Blick die Bilder zu Unrecht veröffentlicht hat. Aber der Blick-Chefredaktor ist so stark von seiner Sache überzeugt, dass er nichts an sich und seine Selbstgerechtigkeit herankommen lässt.
Melanie Winiger und Kurt Felix weisen auf die Gefahren für Prominente hin, die aus „Veröffentlichungen auf Teufel komm raus“ hervorgehen können. Filippo Leutenegger geht den Blick-Chef direkt an und wirft ihm Missbrauch der Medienmacht z.B. im Fall der Pitbull-Parlamentarier-Unterschriften vor, dabei weicht er in löblicher Weise vom Cliché ab, dass in der Regel die Krähen einander die Augen nicht aushacken…
Was hat das Thema mit uns, den Übergewichtigen zu tun? – Nicht wenig, denn einige von uns sind in mancherlei Form symbiotisch auf die Medien angewiesen, um wahrgenommen zu werden; aber wir möchten nicht mit unserem körperlichen Besonders-Sein in die Freak-Liga eingestuft werden… – Blickt man zurück, wie die Medien zu seinen Zeiten mit dem gewichtigen deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl umgegangen sind, wenn er zur jährlichen Abspeckkur nach Österreich gefahren ist, dann kann man erahnen was möglich wäre. Und bei uns ist es Nella Martinetti, die immer wieder für eine saftige Story gut ist.
Irgendwo muss ein Mix gefunden werden zwischen dem Respekt vor der Person und dem legitimen Bedürfnis „Unerhörtes“ lesen und sehen zu können… selbst wenn diesem der Geruch des Verbotenen anhaftet. Was irritiert, das ist die moralinsüsse Selbstgerechtigkeit, die solches Tun verbrämt, sobald es auf Kritik stösst. Die Frage ist offen: was oder wen werden wir als Nächstes sehen? Mit oder ohne Badehose?
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Von Heinrich von Grünigen um 23:21 |
Ich habe den Tag der Arbeit zum Arbeiten gebraucht. Nicht so ganz streng, das dann doch nicht. Ich habe mich in meinem Weekendhäuschen in der Ostschweiz an die Sonne gesetzt und darüber nachgedacht, wie wir die nächste Ausgabe unseres SAPS-Magazins gestalten wollen.
Dieses erscheint vierteljährlich und ist jeweils einem bestimmten Thema gewidmet. Nummer vier erscheint im Juli und gilt dem Thema Bewegung. Dabei soll es nicht um die Bewegung gehen, zu der man die Normalgewichtigen anhalten muss, damit sie nicht zunehmen, nicht um die Treppe, die anstelle des Lifts zu nehmen wäre, und nicht um die Tramstation, die man früher aussteigen sollte… das ist alles gut und recht, aber es hilft denen nichts, die von ihrem Übergewicht schon Gelenkschäden haben, denen jeder Schritt weh tut, die sofort ausser Atem kommen…
Darüber möchte ich in der Nummer vier berichten. Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt noch in dieser Situation? Wie kann man die schlaffen, degenerierten, durch zahllose Diäten abgebauten Muskeln motivieren, dass sie sich wieder aufbauen, dass sie dazu beitragen, den Grundumsatz zu erhöhen, dass Bewegung überhaupt erst wieder möglich wird… – Ich habe mir einige Gedanken und Ideen zu Papier gebracht und werde diese Woche versuchen, Autoren zu finden, Fachleute, die in einfachen Worten beschreiben können, worauf es ankommt.
Einen Vergleich möchte ich machen: zu den verschiedenen Arten und Formen von Bewegung jeweils festhalten, was die Vorteile sind, was die Probleme, worauf zu achen ist und was man meiden sollte… und dann gibt es auch noch Tipps und Erkenntnisse zu den gängigen Irrtümern und Vorurteilen, was Bewegung und Fitness betrifft. Dazu ist ein cleveres Buch von Udo Pollmer, Gunter Frank und Susanne Warmuth neu als Paperback erschienen: Lexikon der Fitnessirrtümer heisst es und es bietet einen kurzweiligen Lehrgang durch die Geschichte des Sports und seiner Bedeutung für die Gesundheit und über gängige Vorstellungen, was er können sollte und was nicht… Man kann Buch auch online bestellen. Beim Lesen bewegen sich wenigstens die Augen.
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