30/6  Schwertransport

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:57

426 Kilo war er schwer, berichtet der Spiegel, als die Feuerwehr alarmiert werden musste, weil der junge Mann im Badezimmer zwischen der Wanne und der WC-Schüssel eingeklemmt war und sich nicht mehr rühren konnte. Seit zehn Jahren hatte er die Wohnung seiner Mutter, wo er lebte, nicht mehr verlassen.

Wie transportiert man solche Brocken? – Die sozialen und die medizinischen Dienste seien auf diese Problematik nicht vorbereitet, meint der Spiegel mit Blick auf Deutschland. Und bei uns wird es nicht gross anders sein. Per Kran müssen die Übergewichte aus der Wohnung auf die Strasse gehievt werden, für den Transprt braucht es Spezialfahrzeuge, in den Spitälern sind die Operationstische nicht auf solche Lasten ausgelegt, die Kleidung zu klein, die Nadeln der Spritzen zu kurz, die Röhre des Magnetresonanztomografen zu eng…

Da solche Spezialfälle noch nicht die Regel sind und insgesamt doch relativ selten vorkommen, ist es verständnlich, dass Spitäler sich nicht permanent mit dem nötigen Einsatzmaterial ausrüsten. Es gibt spezialisierte Firmen wie KCI, ein Hersteller von extrasoliden Spital- und Pflegebetten und von anderem adipositas-gerechtem Zubehör. In Deutschland, weiss der Spiegel, vermietet KCI täglich 40 Betten für Patienten bis zu 386 Kilo Gewicht.

Ich selber habe die Phase hinter mir, als ich, weil ich 165 Kilo wog, bei einer Vorsorge-Untersuchung nicht in den Computer-Tomografen geschoben werden konnte… aber ich bin immer noch zu dick. Morgen früh muss ich wieder auf die Wage. Fast einen Monat lang habe ich mich seit dem letzten Arzttermin vor dem morgendlichen Wägen gedrückt, weil ich überprüfen wollte, ob es stimmt, dass man sein Gewicht mit regelmässigem Wägen besser unter Kontrolle halten kann als ohne. Bin gespannt, wie das Resultat aussieht… à propos gespannt: das gilt auch für den Hosenbund. Ein untrügliches Indiz, dass sich da in der unkontrollierten Übergangszeit einige Pfunde angesammelt haben. Aber ich brauche noch keinen Tieflader, wenn es in die Klinik zur Kontrolle geht.


2 Kommentare zu “Schwertransport”

  1. Nodli Nötzli sagt:

    Bitte, bitte, berichten Sie uns, was die Waage gesagt hat. Wenn das Gewicht tiefer ist, freuen wir uns mit Ihnen. Wenn nicht oder sogar höher, so trösten wir uns mit dem Gedanken, dass wir solches nicht allein erleben.

  2. Philippe Beissner sagt:

    Man muss nicht bis Deutschland, für solche Dramen zu erleben. Habe bereits als junger Assistenzarzt erlebt, dass eine stark übergewichtige Dame von 4 Feuerwehrleuten aus der Klemme zwischen Toilette und Badezimmerwand gehebelt werden musste. Nicht nur die Sanität, auch das Spital war überfordert, schlussendlich ist die Patientin an den Unzulänglichkeiten der medizinisch-technischen Versorgung gestorben, was öfters vorkommt als allgemein angenommen. Übergewichtige werden im medizinischen System regelmässig diskriminiert, eine adäquate Behandlungs-Struktur existiert einfach nicht. Braucht jemand z.B. eine CT-Untersuchung ist meist bei 150 Kg schluss. Das entspricht einem Versorgungs-Niveau von vor über 20 Jahren!

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