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Von Heinrich von Grünigen um 23:40 |
Geburtstagsparty bei einer Bekannten. 94 ist sie geworden, auf Pflege angewiesen, in einem Heim gut aufgehoben und in fröhlicher Runde im Freundeskreis wird die gute alte Zeit durchgehechelt… weisst du noch?
Unvermeidlich, dass dabei das Gespräch auch aufs Abnehmen kommt. Es werden Erfahrungen ausgetauscht, Erlebnisse beim Arzt, dem der Mann nicht glauben will, der ihn dann zur Ernährungsberatung schickt. Und die Frau geht mit, zwecks Motivationshilfe, das Schlimmste schon ahnend, dass da wieder so eine sportlich-ranke Tusse kommt, die ihr Sprüchlein aufsagt, was alles verboten und zu meiden sei…
Und dann die angenehme Enttäuschung, dass alles anders ist: dass die Beraterin selber ein paar Pfunde zu viel hat, dass sie auf die persönliche Situation ihres Patienten eingeht, ihm Tipps und Empfehlungen gibt, die er einhalten kann, die ohne Zwang auskommen und ohne moralischen Drohfinger. Dass sie realistische Ziele vorgibt, nach dem Motto: Man muss das Gewicht so verlieren, wie man es gewonnen hat… langsam.
Es ist verblüffend und ein immer wiederkehrendes Thema, das die meisten beschäftigt, die über Jahre mit ihrem Gewicht gekämpft haben. Man wüsste eigentlich ganz genau, was zu tun und was zu lassen wäre. Man verfügt in der Theorie über die ganze Kenntnis der Zusammenhänge und der Wirkungen, man ist zum Experten geworden, hat Bücher gelesen, Programme ausprobiert, sich mit Theorien befasst… aber man ist auch jeden Tag wieder in der Situation, dass es Gründe und Veranlassungen gibt, das Wissen, das man hat, jetzt in diesem Moment gerade nicht anzuwenden oder anwenden zu können. So lässt man es und sagt sich, ab Morgen gilt es dann.
Irgendwie tröstlich, dass man mit dieser Erfahrung nicht allein ist. Und der 94. Geburtstag ist ein guter Grund für alle, heute mal ein Auge zuzudrücken und das Stück Erdbeertorte mit Hingabe zu geniessen, und auch das Schälchen mit der Meringue-Crème nicht zu verachten und mit dem Glase Rotwein auf die Jubilarin anzustossen, denn wer weiss, wann wir wieder so zusammenkommen? Jünger nicht – aber dann vielleicht doch leichter.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:55 |
Den habe ich noch nie gehört und gesehen: Ich sitze am Morgen im Zug von Zürich nach Bern und irgendwann nach Olten kommt das elvetino-Wägelchen vorbei. Geschoben wird es von einem putzmunteren jungen, rabenschwarzen Mann mit strahlendem Lächeln, der bei jedem Schritt karibikmässig in den Hüften wiegt und seine Kundschaft alle paar Meter mit der fröhlichen Formel begrüsst: Good morning, Ladies and Gentlemen, are you ready to spend your money?
Und die Gesicher der sonst eher nach innen gekehrten Zugspassagiere erhellen sich vorübergehend zu einem verständnisvollen Lächeln. – Ich nehme die Botschaft mit an eine Fachtagung zum Thema Ernährungspolitik. Es geht um den 5. Schweizerischen Ernährungsbericht, der Ende des letzten Jahres vorgestellt worden ist und der nun als Grundlage dienen soll für die Erarbeitung von konkreten Massnahmen in der Gesundheitspolitik, Schwerpunkt: Kampf dem Übergewicht.
Wir hören, wie sich Deutschland der gleichen Frage annähert und nehmen nicht ohne Neid Kenntnis von einer kohärenten nationalen Politik zur gesunden Ernährung in Frankreich… der Nachmittag ist für Workshops mit Blick auf unsere Schweizer Realität vorgesehen. – Eines ist allen Voten und Vorschlägen gemeinsam: Ohne zusätzlichen finanziellen Aufwand für flächendeckende Informations- und Motivations-Kampagnen geht es nicht. Oder anders gesagt: Are you ready to spend your money?
Eine erste kleine Tranche meines Geldes gebe ich am Verkaufsstand der Gesellschaft für Ernährung aus für ein druckfrisch erschienenes Büchlein. Es sieht unscheinbar aus, heisst Schritt für Schritt zum Zielgewicht mit 333 Abnehmtipps, aber hat es faustdick hinter den Ohren: Ein handliches Brevier mit einer Fülle von lebendig geschriebenen, kurzen Verhaltensempfehlungen und aufklärenden Hinweisen, die man sich in homöopatischen Portionen einverleiben kann und die in ihrer Summe eine komplette Übersicht zur Thematik Stoffwechsel, Übergewicht, Abnehmen in all ihren Facetten vermitteln. Absolut empfehlenswert!
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Von Heinrich von Grünigen um 23:28 |
Schade. Büro-Kollege Daniel hat mir gestern die aktuelle Juni-Ausgabe von NZZFOLIO gebracht und erwartungsfroh gemeint, das wäre vielleicht etwas für meinen Blog. Und als ich dann heute im Zug unterwegs war, habe ich die wunderschöne Themennummer „Lunch“ durchgelesen, mich erfreut an den soliden und lesenswerten Berichten, an der originellen Aufmachung und der didaktisch geschickten Darstellung… Aber als ich mich jetzt eingeloggt habe, sehe ich auf der eBalance-Titelseite, dass diese einen ausführlichen Hinweis mit Inhaltsangabe schon enthält… Also: heute kein Lunch.
Was dann? Gestern Abend war ich noch an einem Vortrag. Es ging um Metabolic Typing. Wir haben uns über dieses Thema ja hier schon einmal unterhalten und herausgefunden, dass unter dieser modischen Bezeichnung auch Scharlatane ihr Unwesen treiben. Deshalb war ich gespannt, als ich in einem Inserat die Ankündigung las.
Der Saal im Hotel war zum Bersten voll, das Interesse riesig. Der Vortrag auf dem aktuellsten Stand des Wissens um die neuesten Erkenntnisse zum Thema Stoffwechsel. Lehrreich und kurzweilig, ein echter Gewinn. Einfach gesagt: es gibt verschiedene Stoffwechsel-Typen, die einen unterschiedlichen Energieverbrauch haben und unterschiedlich auf die verschiedenen Nährstoffe reagieren. Der „Eiweiss-Typ“, dessen Metabolismus noch funktioniert wie zur Zeit der Jäger und Sammler, verbrennt wenig und legt Depots an; der „Kohlenhydrat-Typ“, der sich zum Stoffwechsel des Ackerbauers entwickelt hat, verbrennt vorneweg überflüssige Energie und kommt gar nie dazu, Fettreserven zu bilden.
Die Ausprägung dieser „Typen“ kann auf verschiedene Weise ermittelt werden. Kennt man sie, kann man durch geeignete Zusammensetzung des Speiseplans (eine Art vereinfachte Trennkost) viel dazu beitragen, dass der Stoffwechsel keine Chance erhält, weiterhin Depots anzulegen… Klingt einfach, ist in Wirklichkeit etwas komplizierter, aber zeigt eine neue Perspektive auf für Leute, die schon viel versucht und wenig Erfolg gehabt haben.
Der Eiweiss-Typ sollte wenn möglich am Abend keine Kohlenhydrate mehr essen, da diese die Produktion von Insulin anregen, welches seinerseits während der Nacht wieder die Fettreserven-Bildung unterstützt… – Da kann es durchaus sinnvoll sein, von Zeit zu Zeit eine Mahlzeit durch einen Eiweiss-Drink zu ersetzen, wie er von „PreCon“ angeboten wird, die Firma, die diesen Vortrag organisiert hat und die auf diskrete Weise den Tipp mit ihrem Produkt einflicht. – Warum nicht? Wenn schon kein Lunch.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:31 |
Nein, sicher nicht! – Sicher wird hier nicht zu lesen sein, dass es nichts mache, wenn man sich faul vor jeder Bewegung drückt… aber in einem gewissen Sinn gibt es gute Nachrichten für alle, die sich aus Schwere schwer tun mit der Bewegung.
Wie das? Da hat (natürlich) eine Studie bestätigt, dass ganz grundsätzlich „Bewegung“ gut ist für die Gesundheit. Das wissen wir eigentlich. Aber interessant ist das Resultat in einer differenzierten Beterachtung: da hat man verschiedene Gruppen von zufällig ausgewählten Bewegungsmuffeln während 6 Monaten einem unterschiedlich intensiven Bewegungstraining unterzogen: die einen mussten pro Woche ca. 18 Kilometer wandern (das sind gute 4 Stunden), die andern etwas mehr und die dritten viel mehr… Dabei wurden 17 für das gesundheitliche Wohlbefinden relevante Faktoren überwacht und gemessen.
Nach der Bewegungsphase hatten sich fast alle Faktoren eindeutig und zum Teil markant verbessert. Interessant ist jedoch, dass es eindeutig nicht die Gruppe der „am intensivsten Aktiven“ war, welche die grössten Verbesserungen erlebte, sondern dass bereits eine sehr moderate Bewegungs-Steigerung sehr gute Resultate bringt. – Für die Verbesserung des persönlichen Zustandes braucht es also nicht ein extrem ausgeklügeltes und strapaziöses Belastungsprogramm am Limit, es hilft schon, wenn man vorsichtig beginnt, sich etwas weniger als gar nicht zu bewegen…
Ich denke, das kann manchen motivieren, damit überhaupt anazufangen. Aber eine weitere Erkenntnis hat die Studie vermittelt: es gibt keine „Instant-Wirkung“, die Verbesserung tritt nicht sofort ein. Es braucht Zeit, mindestens die sechs Monate, bis sich die Besserung bemerkbar macht… aber dann heisst es – um TV-Ikone Michelle Hunziker zu zitieren – „dranneblibe, dranneblibe!“
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Von Heinrich von Grünigen um 23:24 |
Wissen sei Macht, heisst es. Und Macht hat ihren Preis. So weit, so gut. Wo aber ist die Grenze, dass der Preis für Macht durch Wissen so hoch ist, dass Ohnmächtige ihn sich nicht (mehr) leisten können?
Die Frage hat sich mir heute schlagartig gestellt, als eine „Einladung“ mit der elektronischen Post auf meinen Bildschirm geflattert kam, ein ordentliches Mail mit höflicher Anrede, vertrauenerweckend und gewinnend, selbstverständlich. Es ging um Wissen rund ums Gesundheitswesen. – Logisch: jeder, der auf diesem Gebiet tätig ist, muss ein vitales Interesse haben, so viel wie möglich zu wissen über Zusammenhänge, Hintergründe, Personen, Spielregeln, Gesetze… und auch über die Key-Players, die das Spiel beherrschen.
Die Ankündigung ist verlockend. Da wird ein Seminar von vier Tagen angeboten, an bester Lage, mit begrenzter Teilnehmerhzahl und von einem Gesundheits-Fachmann geleitet, dessen Namen man von Fernsehen kennt, weil er immer wieder zu kritischen Stellungnahmen eingeladen wird, das gesundheitsökonomische Gewissen der Nation, gleichermassen. Es geht um Ertüchtigung: die Teilnehmenden werden fit gemacht, um im Haifischteich des Gesundheitswesens überleben zu können. Schliesslich geht es um einen „Markt“ von rund 50 Milliarden Wert!
Für mich ist klar: da muss ich hin, da will ich einer der 24 sein, das gibt unserer Stiftung neuen Pepp, öffnet Horizonte, schafft Verbindungen zu Geldgebern und ebnet Schwellen… – Rasch das „Anmeldeformular“ heruntergeladen, irgendwo wird ja auch noch ein Preis sein. Was mögen die vier Tage wohl kosten? – Da: knappe 4’000 Franken. Ist das viel? Ist das günstig? Verglichen mit den Tarifen, wie sie bei exquisiten Management-Kursen gelten, ist es ein Schnäppchen. Ohne Zweifel.
Aber wenn ich in meine Stiftungskasse blicke, dann muss ich leider feststellen, dass dieser Betrag sozusagen ein Monatsbudget darstellt für Miete, Sekretariat, Telefon und all den Rest, der sonst noch anfällt… und ich merke, dass ich mir das überhaupt nicht leisten könnte, es sei denn, ich würde es aus dem eigenen Sack berappen, aber so weit möchte ich mit dem Freiwilligkeitsprinzip eigentlich doch nicht gehen.
Was bleibt? – Ich zuhause. Beziehungsweise im Büro. Ich werde auf andere Weise lernen müssen, mich im 50 Milliarden-Becken durchzuschswimmen, ohne die Hilfe des berühmten Gesundheitsökonomen. Es mag etwas länger dauern und vielleicht stosse ich auf Widerstände, die sich umgehen liessen, wenn man das Wissen hätte, das Macht verleiht… aber so ist es nun halt: Wer hat, dem wird gegeben… wer nicht hat, muss sehen, wo er bleibt. Quasi ein biblisches Prinzip.
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Von Heinrich von Grünigen um 0:07 |
Es gehört zum kleinen ABC der Adipositas-Beratung, dass man Übergewichtigen davon abrät, irgend eine Diät zu machen. Denn erstens besteht die Gefahr einer Fehlernährung und zweitens kommt das „verlorene“ Gewicht per Jo-Jo-Effekt sowieso wieder zurück.
Nun hat aber die BBC in einer wissenschaftlich angelegten Studie das Gegenteil bewiesen. Vier bekannte Diätprogramme wurden an Testgruppen ausprobiert: Atkins, Weight Watchers, Slim Fast und Rosemary Conleys „Iss dich schlank“-Diät. – Das Resultat verblüffend: alle vier „Diäten“ zeigen einen gleichen Verlauf. In den ersten Monaten gehen die Kurven stark nach unten, um sich dann abzuflachen… nach 12 Monaten haben alle, die durchgehalten hatten, im Schnitt 10% ihres Gewichtes abgenommen.
Nachzulesen sind die Resultate im Detail hier. – Aber was will uns das sagen? Ich bin der Meinung: Gar nichts! – Denn dass jede „Diät“, die zu einer Reduktion der Nahrungsaufnahme führt, „wirkt“, ist ein alter Hut. – Wirklich etwas über den Erfolg aussagen kann man erst nach fünf Jahren und mehr. Nur wenn eine Ernährungsform lebenslang durchgehalten werden kann, wird sie auch auf Dauer wirken.
Letztlich ist diese ganze „wissenschaftiche“ Studie nichts ale ein überdimensionierter PR-Gag für die Diät-Verkäufer. Dass die BBC, die Forscherteams und auch das British Medical Journal sich für diesen Humbug habven instrumentalisieren lassen, ist ein Armutszeugnis.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:26 |
Ein interessanter Bericht in der SonntagsZeitung: Wenn man – laut einer Untersuchung an der Northwestern University in Chicago – Eltern bittet, das Gewicht ihrer Sprösslinge zu beurteilen, so tendieren diese eher dazu, das kindliche Körpergewicht zu unterschätzen, d.h. ihre Kinder auch dann noch für normalgewichtig zu halten, wenn sie bereits übergewichtig sind.
Eine einigermassen richtige Einschätzung erfolgt dann, wenn man den Eltern eine Grafik vorlegt, auf der über- und untergewichtige Kinder abgebildet sind. Auf diese Weise – so die Verfasserin der Studie – könnte frühzeitig etwas gegen kindliche Adipositas unternommen werden, wenn man Eltern regelmässig mit solchen Abbildungen konfrontieren würde.
Ich weiss nicht, ob es sich da um ein allgemeines oder um ein eher amerikanisches Phänomen handelt. Wenn dicke Kinder schon so etwas wie die zahlenmässige Norm sind, dann fallen sie auch nicht so auf. – Bei uns deuten meine Erfahrungen in eine andere Richtung: Aufgeschreckt durch entsprechende Berichte ist vielleicht so etwas wie eine Übergewichtshysterie eingetreten. Als kürzlich eine Krankenkasse ungter ihren Mitgliedern zu einem Bewegungs-Event für übergewichtige Kinder einlud, da meldeten rund 300 Eltern ihren Nachwuchs an – aber bei der Überprüfung und Umrechnung der BMI-Werte zeigte sich, dass nur gut 10 Prozent davon effektiv übergewichtig waren. – Hatten die Eltern also die Einladung nicht richtig gelesen? Oder waren sie in Sorge und dachten im Sinne von „Nützt’s nüt, so schadt’s nüt“, sie wollten sich vorsorglich mal anmelden?
Wie auch immer: Im Weghören oder Wegschauen sind wir stark. Dieser Gedanke befiel mich, als ich beim Zappen in die „GesundheitSprechstunde“ von Dr. med. Samuel Stutz geriet. Es ging um Schmerz, und da auch ich – gewichtsbdedingt – von Knie-Arthrose betroffen bin, hätte mich die Sendung eigentlich direkt angesprochen… aber ich zappte weiter und sagte mir: Paradox ist es schon, da leben wir in einem voll medialen Zeitalter und für viele Menschen besteht „Wirklichkeit“ nur noch aus dem, was sie im Fernsehen gesehen haben, und nicht wenige werfen Samuel Stutz und seiner Sendung vor, sie würden ihr Publkikum recht eigentlich auf bestimmte Krankheiten anfixen, die sie dann auch attestiert haben möchten… Aber mit einem einfachen Klick in der Fernbedienung kann man die Sendung wegschalten, dann hat man sie gar nicht gesehen und diese Form von vermeintlicher „Wirklichkeit“ hat gar nicht stattgefunden… – Das ist, denke ich, so eine Art Notwehr gegen gesundheitliche Belästigung. Wie bei den Eltern, die ihr dickes Kind als normal einschätzen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:38 |
Über die religiöse Bedeutung von Pfingsten ist Vielen heute nicht mehr viel bekannt, das jedenfalls konnte man einer Strassenumfrage des Blick entnehmen. Dass es etwas mit Jesus zu tun hat, das ging noch so einigermassen, aber sonst?
Dass an Pfingsten die Ausschüttung des heiligen Geistes war, de sich in Gestalt von kleinen Flammen auf die Köpfe der Jünger bzw. von da an der Apostel niederliess, ihnen die Gabe verlieh, in fremden Stimmen zu reden und aller Welt das Evangelium zu verkünden… das kat nur einer der Befragten der Spur nach gewusst.
Überhaupt: zu „unserer“ Zeit, vor rund einem halben Jahrhundert, war das Kirchenjahr in unserem Alltag weitaus präsenter als heute. Im Speisenplan wurden die Fastenzeiten zumindest symbolisch eingehalten, im Tagesablauf fieberte man am Karfreitag mit und las in der Bibel nach, wie um 3 Uhr der Himmel sich zuerst verdunkelte und dann aufriss, als der Herr am Kreuz starb… Das ist heute weitgehend vorbei, kirchliche Feiertage sind Ruhetage und damit hat es sich für die meisten von uns.
Von Pfingsten ist mir auch noch der Begriff des Pfingstochsen in Erinnerung. Allerdings in einer etwas verschwommenen Form. Mit diesem Begriff verbinde ich in erster Linie ein mächtiges, gehäutetes und ausgeweidetes Vieh, das auf einem grossen Spiess steckt und sich langsam brutzelnd über einer gewaltigen Kohlenglut dreht, stundenlang, gemächlich, immer wieder einen schmalen Streifen der bratenden Hitze aussetzend, wobei das zerlassene Fett in Tropfen in das Feuer fällt, wo kleine Flammen auflodern, als wären sie Abbilder des heiligen Geistes…
Und dieses Ochsenfleisch, das offenbar einem alten Opfer-Ritual entspricht, verbreitet weithin einen verführerischen Duft, es wird zart und weich, bis es gewissermassen in der Hitze schmilzt, mit einem langen Messen in dünnen Streifen abgeschnitten wird, um sanft und knusprig zugleich auf den Teller zu landen… Wie kümmerlich ist gegen dieses machtvolle Bild des Verspeisens von gebratenem Ochsenfleisch doch dieser bleiche Kebab-Spiess, der sich vor seinem Gasgrillchen dreht…
Der Gedanke am Pfingsten verbindet sich also weit eher mit einem leiblichen Genuss, auch wenn dieser in der Realität so gar nie stattgefjunden hat, als wir noch Kinder waren, und das hat etwas Tröstliches. Es werden Opfer gebracht – In Wirklichkeit oder symbolisch – damit es anderen gut gehe. Das soll man sich gefallen lassen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:10 |
Was nichts kostet ist nichts wert. Eine altüberlieferte Weisheit des Volksmundes. Aber ist sie auch umkehrbar? Was viel kostet muss viel wert sein? Schön wärs und viele Probleme wären weggewischt, über die man sich die Köpfe heissredet, zum Beispiel in der SF-Arena, wo über die Preise der Agrarprodukte und über Einfuhrzölle bzw. deren Auswirkung auf die Lebensmittelpreise debattiert wird.
Die Schweiz als Hochpreisinsel mit denkmalgeschützten Produktionsstätten, die nicht mehr rentieren… wir sind zwar bereit, uns dieses volkswirtschaftliche Ballenberg etwas kosten zu lassen, aber gleichzeitig hecheln wir jedem Schnäppchenvorteil im Supermarkt hinterher und beobachten die Detailhandelsgiganten, wie sie sich mit ganzseitigen Farbinseraten und Angeboten zu Tagestiefstpreisen die Kundinnen gegenseitig streitig machen. Hier ist das 12er-Pack Mineralwasser 5 Rappen billiger, dort die zwei Kilo Rindshackfleisch 4 Rappen vorteilhafter… und wir sind noch so blöd, mit dem Auto 20 Kilometer weit zu fahren (zweimal, hin und zurück), um einen kleinen Preisvorteil zu ergattern, der weder Fahrtzeit noch Benzinkosten wettmachen kann.
Eine amerikanische Berechnung hat unlängst nachgewiesen, dass beim Hamburgerbräter das mengenmässige Upsize (also das Anbieten einer Gross-Portion) mit einem Mehrpreis von 67 Cents verbunden ist – für die man ganze 400 Kalorien zusätzlich bekommt. Viel Energie für einen geringen Aufpreis… aber brauchen wir das wirklich? Ist es eine reine Frage der Kosten? – Denn die zusätzlichen 67 Cents lösen, wenn sie sich auf Hüften und am Bauch zu Fettgebirgen türmen, Gesundheits-Nebenkosten aus, die ein Mehrfaches des ursprünglichen Zusatz-Schnäppchenpreises betragen!
Eine Rechnung, die so linear nicht aufgehen kann. Qualität hat ihren Preis und es lohnt sich, nicht nur preisbewusst, sondern auch qualitätsbewusst einzukaufen. – Weniger ist oft mehr… auch das eine uralte Erkenntnis aus dem Volksmund… Und dieser selbe Volksmund „spricht“ nicht nur (zuweilen mit ewigen Wahrheiten), er isst eben auch, was er zwischen die Zähne kriegt.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:34 |
Gestern war ich zur Kontrolle bei meiner Ernährungsberaterin. Der Erfolg hält an – wenn auch in kleineren Schritten. Jetzt heisst es nicht nachlassen und nicht übermütig werden. Eine neue Erkenntnis hat die Fachfrau von einem Kongress mitgebracht, den sie besucht hatte: Versuche mit der Einnahme von „füllender“ Nahrung mit geringer Kaloriendichte hätten gezeigt, dass sich eine Wirkung auf das Eintreten des Sättigungsgefühls erst dann einstellte, wenn mehr als 400 Milliliter der betreffenden Füll-Nahrung eingenommen wurden.
Das bedeutet im Klartext: es ist sinnvoll, kurz vor dem Essen vier Deziliter Wasser zu trinken oder die gleiche Menge fettarmer Bouillon zu sich zu nehmen… denn bis etwa mit Salat das gleiche Volumen erreicht ist, müsste man eine riesige Schüssel voll davon vertilgen. Ich werde diese Theorie in der Praxis mal testen.
Dass die Kohlenhydrat-reduzierte Ernährung eine zukunftsweisende Lösung sein dürfte, das hat eine aktuelle Studie gezeigt. Mehrere Testgruppen von insgesamt 178 Männern um die 50 wurden verschiedenen kalorien- und fettreduzierten Ernährungstypen mit einem identischen Energiewert ausgesetzt: die einen mit wenig, andere mit etwas mehr und weitere mit hohem Anteil an Kohlenhydraten. Alle Gruppen haben während des Versuchs abgenommen, aber die Gruppe mit dem tiefsten Kohlenhydrat-Anteil hat am meisten Gewicht verloren.
Zudem waren auch die Blutfettwerte bei den Probanden mit den kleineren Kohlenhydrate-Anteilen deutlich besser. Daraus lässt sich der populäre Schluss ziehen, dass einer der grössten Feinde unserer Gesundheit der übermässige Konsum von „raffinierten“ Kohlenhydraten ist. Und je weniger wir davon essen (oder trinken), umso „besser“ geht es uns. Das heisst nicht, dass man sich nicht ab und zu eine kleine Verwöhnung gönnen dürfte, aber eben: Die Menge machts. Das habe ich in den letzten Mlonaten am eigenen Leib erleben können. Die aktuelle Studie bestärkt mich in meiner persönlichen Erfahrung.
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