27/3  Gross genug?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:38

Amerika – das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Super Size, die Maxi-Grösse, als Symbol für verschlungenen Überfluss. Wie kommt es, dass „wir“, meist unbewusst, auf grosszügige Angebote reagieren, indem wir uns grosszügig bedienen (lassen)?

Kann es sein, dass wir damit nach uralten, eingeübten Verhaltensmustern reagieren, die uns mächtig zugreifen lassen, wenn Nahrung reichlich vorhanden ist, weil eine unhörbare Stimme in uns sagt, dass wir Reserven anlegen müssen für die nächste Hungersnot? – Bloss: die kommt nicht. Wir stolpern von Angebot zu Angebot… und doch lässt der Reflex nicht nach.

Beobachten wir uns mal selber, wenn wir im Restaurant bestellen: wenn es auf der Karte eine „kleine“ und eine „grosse“ Portion hat, braucht es unheimlich viel Überwindung, die „kleine“ zu verlangen… wir nehmen es uns zwar vor, fest entschlossen, dem Ruf der Vernunft zu folgen; aber wenn dann die Bedienung mit dem Notizblock kommt und fragt: Gross oder klein? dann werfen wir alle Vorsätze über Bord und hören uns, ferne Beobachter unserer selbst, sagen: Gross… beiläufig und ohne besondere Betonung, wie unbewusst und selbstverständlich.

Die schönen Zeiten der Nouvelle Cuisine, als ein vereinsamtes Erbsli allein auf dem Teller neben einen kleinen Stück Rüebli lag, sind endgültig vorbei. Und mit andächtigem Schaudern sprechen wir davon, wie es einst im Berner Schweizerhof Wiener Schnitzel gegeben hatte, die auf beiden Seiten über den Tellerrand hinausragten.

Und bei Buffets braucht es eine ganze Heerschar von Schutzengeln, die uns davor bewahren, die Platte mit kalorien- und fettreichen Speisen hoch aufgetürmt zu füllen, obwohl wir vorher felsenfest entschlossen waren, nur ein Salatblättlein und vielleicht eine halbe Tomate zu nehmen…

Das Rätsel der grossen Portionen ist ein weltweites Phänomen, auch wenn es bei uns noch nicht so ausgeprägt ist wie in USA. – Dort wurde eben ein Gegentrend eingeleitet: Reklame mit bewusst „normalen“ Portionen, als Werbebotschaft der Restaurant-Kette FRIDAY’s. – Kleinere Portionen sind noch immer gross genug… lautet die Losung. Wenn das Beispiel Schule machen würde, könnte das eine Umkehr bewirken. Oder schaffen wir uns wieder Entlastungsmöglichkeiten?

 


Ein Kommentar zu “Gross genug?”

  1. Bea sagt:

    dazu hätte ich eine geniale Idee.

    In den Restaurants kosten ja die halben Portionen nicht die Hälfte sondern sind so etwa ein Viertel günstiger.

    Wäre die Portion ein Viertel kleiner und dafür nur halb so teuer, würde ich voller Freude die kleinere Portion wählen.

    Ich weiss, ist nicht sehr wirtschaftlich gedacht … leider ;-)

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