18/1  Fress-Stunt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:39

Der Gedanke hat mich beim nachmittäglichen TV-Gucken beschlichen. Es gibt ja die verrücktesten und lebensgefährlichsten Mutproben und höchst riskanten akrobatischen Leistungen, die normalerweise von Stuntmännern ausgeführt werden. Wenn einer auf dem Drahtseil ohne Sicherung von Kirchturm zu Kirchturm balancieren will, dann braucht er dazu eine Bewilligung. Wenn eine Achterbahn auf dem Rummelplatz mit einem dreifachen Hochgeschwindigkeits-Salto rückwärts besonderen Nervenkitzel erzeugen soll, so muss die Installation vorher durch spezialisierte Prüfdienste minuziös kontolliert werden und sie darf erst in Betrieb genommen werden, wenn sichergestellt ist, dass nirgendwo eine Schädigung der Benutzenden eintreten kann. So gut meint es Väterchen Staat mit unserer leiblichen Hülle.

Aber was ist mit unseren Innereien? – Da sehe ich in einem TV-Magazin einen Bericht über ein Wirtshaus in deutschen Landen mit dem romantischen Namen Waldgeist. Dort werden Speisen und Getränke in sogenannten XXXXXL-Portionen serviert. Das sind dann z.B. panierte Schnitzel à 2,5 Kilo mit 600 Gramm Pommes, zusammen haben sie 8’000 Kalorien, den vierfachen Tagesbedarf eines erwachsenen Menschen. Und Getränke werden in 2- bis 5-Liter-Gefässen serviert. Gelegentlich werden Wett-Gelage organisiert: wer am meisten verdrückt, wird „Schnitzel-König“ des Tages. Und wer es schafft, die ganze Megaportion auf einmal zu verschlingen, nach dem wird die Speise künftig benannt. Und das Lokal muss sich nicht vor Besuchermangel fürchten.

Ein perverser Anreiz, berühmt zu werden! Wo bleibt hier der kulinarische TÜV, die Sicherheits-Organisation, welche den Speisezettel überprüft auf mögliche gesundheitliche Folgen und Schädigungen? Wer erteilt hier die Bewilligung für Aktivitäten, die in höchstem Masse gesundheitsgefährlich sein können? – Auf der Achterbahn sind wir unter strenger Aufsicht, am Speisetisch dürfen wir tun und lassen, wonach uns gelüstet. Jeder sein eigener Stuntman.


Ein Kommentar zu “Fress-Stunt”

  1. Corinne R. sagt:

    Grundsätzlich gebe ich Ihnen recht, eine absolut hirnrissige und ungesunde Idee mit der XXXXXL-Portionen-Beiz. Aber warum gleich nach staatlicher Kontrolle rufen? Es geht hier – wie in so vielen Lebensbereichen – um etwas vom Wichtigsten, nämlich EIGENVERANTWORTUNG. Die (und vor allem die!) hilft auch ungemein auf dem Weg, das Gewicht zu reduzieren, sich gesünder zu ernähern, mehr zu bewegen etc.etc.

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