11/7  Auf dem Sprung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 12:51

Der Koffer ist gepackt, das Online-Check-In (alles muss man selber machen! wozu zahlt  man denn noch Flughafengebühren?) erfolgreich dank kundiger Unterstützung bewerkstelligt. In wenigen Stunden geht es los nach Stockholm an den 11. Internationalen Adipositas-Kongress. Das Programm dauert bis Donnerstag und ist viel versprechend. Vorträge und Veranstaltungen sind in fünf  Themenblöcke gegliedert: Wissenschaftliche Grundlagen, medizinische Erfahrungen und Praxis, Behandlung und Begleiterkrankungen, Verhaltensweise (Ernährung und Bewegung), sowie öffentliche Gesundheit und politische Strategien zur Prävention. 

Es wird wieder nicht möglich sein, alles aufmerksam zu verfolgen, was von Interesse wäre. Da heisst es jeweils eine Auswahl zu treffen, seine Zeit einzuteilen, sich abzusprechen mit andern, Erfahrungen und Erkenntnisse auszutauschen. – Die VertreterInnen von Patientenorganisationen sind im grossen Pulk der Wissenschafter ein kleines Grüppchen. Einige von uns haben vor einem Jahr erstmals Kontakt untereinander aufgenommen. Es wäre sinnvoll, wenn wir ein grenzüberschreitendes Netzwerk bilden könnten, um so unsere Anliegen gegenüber den Regierungen und der Öffentlichkeit noch besser zu vertreten.

Daneben bleibt auch reichlich Zeit für Begegnungen und Gespräche untereinander. Ich bin gespannt, wie das Wetter im Norden mitspielt.




10/7  Loch im Bauch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:50

Heute habe ich beim Halt an einer Ampel kurz ein Plakat ghesehen. Es warb – so viel wurde mir klar – für eine Bäckerei oder Konditorei. Abgebildet war so etwas wie eine Crèmeschnitte, daneben der Name der Firma. Und in grossen Lettern, plakatfüllend, darüber die Worte: Ein Loch im Bauch?

Die Formulierung hat mich den ganzen Tag verfolgt. Was Löcher im Bauch sind, das wissen Magenband- und Bypass-Patienten. Es sind die Öffnungen, durch welche die Instrumente für die Operation in die Bauchhöhle eingeschoben werden. Früher hat man mit einem grossen Schnitt die Bauchdecke geöffnet, das ist heute nicht mehr oder nur noch in Ausnahmefällen nötig. Die Technik hat sich verfeinert, in jüngster Zeit geht man sogar dazu über, die Operationswerkzeuge durch natürliche Öffnungen in den Körper einzubringen, von unten oder von oben, und zu operieren, ohne in der Haut sichtbare Narben zu hinterlassen.

Löcher im Bauch können auch noch eine andere Bedeutung haben. Der Volksmund sagt ja zu einem wissbegierigen Kind: Was fragst du mir Löcher in den Bauch?  Oder auch umgekehrt: Jemandem ein Loch in den Bauch reden. Das wäre dann eine Leere im übertragenen Sinn, wenn von all dem Reden oder Fragen das ganze Bewusstsein zunichte gequatscht würde, so dass sich gähnendes Nichts ausbreitet im Innern.

Aber das eigentliche „Loch“, das auf dem Plakat angesprochen wurde, würde in Wirklichkeit Hunger heissen. Hunger von  der bitteren Sorte, von dem man heutzutage nur noch in Büchern liest, den wir in unseren Breitengraden kaum noch wirklich erleben können, der in den Gedärmen und im Magen wüten soll wie ein wildes Tier, so dass man sich in Krämpfen windet… Hunger, der abstumpft, der alles andere vergessen lässt, der zum dominanten Gefühl wird, das den ganzen Körper beherrscht…

Wenn wir nur essen würden, wenn wir wirklich Hunger haben, wäre keiner dick. Aber da die Lebensmittelverkäufer uns geschickt weismachen, wir sollen schon beim leisesten Anflug eines winzigen Gelüstens (der sogenannte kleine Hunger zwischendurch) eine möglichst leckere, fett- und zuckerhaltige Verpflegung zu uns nehmen, weil uns das Loch im Bauch sonst selber verschlingen könnte… weil wir uns daran gut gewöhnt haben und das Snacken schon zur Routine geworden ist, tun wir es, auch wenn wir kein Plakat gesehen haben.




9/7  Politik-Wechsel

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:38

Ein spannendes Experiment läuft derzeit in England ab. Unter der früheren Labour-Regierung waren zum Teil mutige Aktionen eingeleitet worden, um die Adipositas-Prävention bei Kindern und Jugendlichen im Alltag zu verankern, ich habe an dieser Stelle verschiedentlich darüber berichtet. Mit dem Wechsel in der Regierung zeichnet sich nun auch ein Strategie-Wechsel in der Anti-Adipositas-Politik ab. Zwar ist dieser noch nicht klar fassbar und auch nicht explizit formuliert, aber er scheint im Wesentlichen aus Nebenwirkungen zu bestehen.

Die neue konservative Regierung hat ein rigoroses Sparpaket geschnürt. Davon wurden offenbar auch die Gesundheitsdienste nicht ausgenommen. Tatsache scheint zu sein, dass seit dem Regime-Wechsel plötzlich personelle Vakanzen nicht mehr besetzt werden, dass einzelne Dienstleistungsbereiche unterbesetzt und deshalb überlastet sind. Dass Programme, die kaum begonnen hatten, eingestellt werden.

Die Fachleute sind in Sorge. Das geht aus einer Stellungnahme von Neville Rigby hervor, die in der Online-Ausgabe des Guardian erschienen ist. Rigby ist ein engagierter Medizin-Journalist, den ich letztes Jahr am Europäischen Adipositas-Kongress in Amsterdam getroffen habe. Er ist auch einer der Väter des European Obesity Day. Seine Prognose, dass der absehbare Politikwechsel zu einer Verschärfung der Adipositas-Krise führen wird, ist alles andere als beruhigend. Damit wird Grossbritannien zu einem für alle einsehbaren Live-Labor, in dem sich erkennen lässt, wie die Politik in der Lage ist, eine positive Planung und ein wegweisendes Modell in der Gesundheitsförderung zu demontieren.

Für Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die im Gesundheitswesen Englands eine wichtige Rolle spielen, bedeutet dies eine neue Herausforderung. So etwa für MEND, ein interdisziplinäres Netzwerk, das Hunderte von Programmen für Kinder und Jugendliche anbietet, mit denen richtiges Ess- und Bewegungsverhalten vermittelt und zertifiziert wird, von dem Tausende von Familien profitieren. Eine Institution, die auch für uns in der Schweiz Vorbildcharakter haben könnte. Not müsste erfinderisch machen.




8/7  Grilltipps

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:57

Die Hochsaison ist ausgebrochen. Die Menschheit zieht in die Fluren und Wälder, lässt sich bei den öffentlichen Feuerstellen nieder oder installiert die mobilen Brätereien in Gärten und auf Balkonen. Und in dichten Schwaden zieht der Duft von verkohltem Fleisch abends um die Häuser und über die Fluren.

Die deutsche Stiftung Warentest hat eine Untersuchung über Grillbartwürste gemacht. 19 verschiedene Produkte hat sie einem Brat- und Verzehr-Test unterzogen, dabei auch Labor-Analysen ausgeführt. Die Resultate im Einzelnen sind hier nicht von Belang, denn die meisten der getesteten Würstchen sind hierzulande im Handel kaum erhältlich. Interessant ist jedoch, dass jene Fabrikate am besten abgeschnitten haben, die durch entsprechende Zertifikate auf regionale Rohstoffe verpflichtet waren, während überregionale Fabrikware eher schlechtere Noten kriegte.

Verbunden ist dieser Test jedoch mit einer Reihe von praktischen Tipps fürs Grillieren, die unabhängig von jeder Nationalität für alle hilfreich sein können. Für den noch verbleibenden Rest der Grill-Saison lohnt es sich, diese Tipps zu studieren, auch die Empfehlungen für einen bewussten Umgang mit dem Fett in der Wurst. In diesem Sinne: gut brat!




7/7  Obesity Action Coalition

Kategorie: Allgemein    Von Administrator um 22:38

Die drei Buchstaben AOC stehen für garantierte Herkunft – vor allem beim Rebensaft. Das ist jedem Connaisseur klar. In veränderter Reihenfolge stehen sie für eine Organisation mit Einsatz-Schwerpunkt in Amerika, die sich international vernetzt und gegenüber politischen Instanzen Druck aufbaut, um die Interessen der übergewichtigen Menschen besser wahren zu können.

OAC Steht für Obesity Action Coalition. Um in die Breite zu wirken und Kräfte zu mobilisieren, bedient sich die OAC unter anderem des facebook als Kommunikationsmedium. Hier werden etwa elektronische Unterschriften gesammelt für eine Petition, es werden Informationen ausgetauscht, es werden Spenden eingetrieben und Aufrufe zu Solidarität lanciert.

Ein gelungenes Beispiel ist ein Video auf Youtube, das zur Mitgliedschaft bei OAC aufruft, verbunden mit einem Formular, mit dem man sich online anmelden kann, nachdem man das Video angeschaut hat: einfach, aber wirkungsvoll. Und das Thema ist international.

Auch die SAPS hat so ein Formular… aber das nimmt sich bescheiden aus dagegen. Nötig haben wir die Unterstützung ebenfalls.




6/7  Bio-Logo

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:57

Dass Lebensmittel aus biologischem Anbau besonders wertvoll sind für unsere Ernährung, das bedarf keines weiteren Beweises. Und der Vormarsch der biologisch erzeugten Produkte in den Früchte- und Gemüseabteilungen der Lebensmittelgeschäfte ist augenfällig. Das spricht dafür, dass eine Nachfrage vorhanden ist, ebenso wie die Bereitschaft, tiefer in die Tasche zu greifen, wenn die Produktionskosten dies erfordern.

Wer aber kontrolliert, ob die strengen Auflagen und Normen für biologischen Landbau auch wirklich eingehalten werden? Hier besteht bei uns noch eine breite Vielfalt an Logos und Labels, teilweise vom Produzenten selber erfunden, teilweise vom Verteiler eingeführt, teilweise durch unabhängige Organe geschützt.

Die EU hat nun erstmals und mit Wirkung ab 1. Juli 2010 ein für ihre Mitgliedstaaten verbindliches Bio-Label in Kraft gesetzt, das bei den Konsumenten Vertrauen schaffen soll. Es ist ein grünes Feld mit einem stilisierten Blatt, gebildet von 12 EU-Sternchen (immer noch die gleiche Zahl wie auf den Eurovisions-Logo!). Es hat nichts zu tun mit unserer Erdgas-Werbung, wo das grüne Blatt auf weissem Grund für umweltfreundliche Energie steht.

Um das neue EU-Label tragen zu können, müssen Produkte die folgenden Eigenschaften aufweisen:
– mindestens 95 % der Zutaten müssen nach Bio-Normen produziert sein
– das Produkt muss in versiegelter Verpackung direkt vom Produzenten kommen
– das Produkt ist identifizierbar mit dem Namen des Herstellers und des Kontrolleurs
– das Produkt enthält keine genetisch veränderten Substanzen

Das neue Logo stösst nicht überall auf Zustimmung. Kritik kommt aus England, wo man sich weiterführende Informationen gewünscht hätte. Trotzdem sind die Verantwortlichen zuversichtlich, dass die neue Regelung den Bio-Produkten einen neuen Aufschwung geben kann. Bis 2012 sollen alle Produktionsstandards angepasst und die bestehenden individuellen Logos ersetzt sein. Es dürfte interessant sein, zu sehen, was in der Schweiz passiert.




5/7  Die Limo-Steuer

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:56

Bis jetzt wurde auf dem politischen Parkett bloss die Fettsteuer ins Gespräch gebracht – und alsbald als unrealisierbar verworfen. Nun steht in Amerika der Vorschlag zur Diskussion, den Preis für Süssgetränke massiv anzuheben. Ein Test an der Harvard-Universität hat gezeigt, dass eine Erhöhung der Limno-Preise in Kantinen und im Handel um 35% zu einem Umsatz-Rückgang von 26% geführt hat.

Die Rechnung wäre also simpel: Preise ein Drittel rauf, Konsum ein Viertel runter… und Übergewicht wohl auch einiges weniger. Das allerdings dürfte von Land zu Land verschieden sein,  je nach dem Ausmass der Trinkmengen. Ich für meinen Teil bin da eher skeptisch, was den Erfolg betrifft: seit Jahren trinke ich keinen Tropfen mehr von dem klebrigen Süsszeug, stille meinen Durst mit reinem Wasser, sei es aus dem Hahnen, sei es mit oder ohne Kohlensäure – aber sicher ohne jeden Zucker oder Süssstoff. Und trotzdem nehme ich nicht ab, wie ich möchte. Es kann also nicht am Trinken allein liegen. Und der erhöhte Limo-Preis würde zwar neue Mittel, die wir für die Prävention dringend brauchten, in die Bundeskassen spülen… aber abgenommen hat damit noch niemand. Bis zum Beweis des Gegenteils.




4/7  Fettschutz

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 8:26
Und dann war da noch in der Rubrik Unglücksfälle und Verbrechen die Nachricht von dem Mann, der in der Nacht von einer Gruppe junger Männer, die sich provoziert gefühlt hatten, zusammengeschlagen wurde. Leider ist dies an sich keine besondere Meldung, derartige Nachrichten liest man heute viel zu oft.

Das Besondere daran war aber eine Bemerkung, die der Arzt nach der Untersuchung und Behandlung im Spital gemacht hatte. Der Mann hatte verschiedene ernsthafte Verletzungen, auch an inneren Organen, denn die Täter waren mit grosser Brutalität vorgegangen. Der Mann, sagte der Arzt, habe jedoch Glück gehabt. Ohne die Polsterung durch sein massives Körperfett hätte er die Attacke kaum überlebt.

So wäre denn der sprichwörtliche Panzer, den man adipösen und übergewichtigen Menschen gerne nachsagt, für einmal nicht virtuell im übertragenen Sinn gemeint gewesen, sondern als ganz realer Schutzschild, als lebensrettende Abfederung der Schläge und Fusstritte, die ohne die dicke Fettschicht direkt und wohl tödlich die inneren Organe getroffen hätten.

Ist dies nun eine verkappte Ehrenrettung der Adipositas? Ist das als Glück im Unglück zu werten? Als nützlicher Nebeneffekt? Verlassen darf man sich nicht darauf. Bei einer Abwägung der Risiken dürften wohl die Gefahren für die Gesundheit grösser sein, statistisch gesehen.




3/7  Undank

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 8:25
Dass man es nicht immer allen recht machen kann, das ist leider nur allzu wahr. Aber traurig ist es, wenn man für eine gute Sache kritisiert wird, wie neulich in der stärksten Zeitung der Schweiz zu lesen war, die als LeserInnenservice verdienstvollerweise ja auch das eBalance-Programm anbietet.

Vorgeschichte: Das Bundesamt für Gesundheit setzt ein nationales Programm um, das dazu beitragen soll, dass die weltweit grassierende Adipositas-Epidemie unter Kontrolle bleiben (oder kommen) könnte. Dazu gehören unter anderem auch Emfehlungen und Massnahmen zur Verbesserung der Ernährung. Zu diesem Zweck wurde eine besondere Aktion ins Leben gerufen unter dem Titel actionsanté. Unternehmungen im Bereich der Herstellung und Vertreibung von Nahrungsmitteln verpflichten sich, auf freiwilliger Basis einen Beitrag zu leisten, um bestimmte Lebensmittel quasi zu „entschärfen“, also deren Salz-, Zucker- und Fettgehalt zu reduzieren, nachdem bekannt ist, dass ein grosser Teil des Übergewichts darauf zurückzuführen ist, dass wir zu reichlich von diesen Nährstoffen konsumieren.

So hat z.B. coop im Rahmen dieser Aktion bekanntgegeben, dass in verschiedenen Produkten der Zucker- und der Fettgehalt in kleinen Schritten reduziert wurden, so dass die Veränderung von den Konsumenten gar nicht realisiert wurde. Ein lobenswerter Vorgang, über den man sich freuen könnte. – Aber was tut journalistischer Griesgram? In fetten Schlagzeilen wird die Frage gestellt, ob uns nun Eiskrem nicht mehr schmecken dürfe, ob es Sache des Bundes sei, und vorzuschreiben, was wir essen dürften… Was soll diese populistische Miesmacherei? Fehlt gerade noch, dass – wie in anderen Fällen auch schon geschehen – eine Postkarte vorgedruckt wird, mit der man sich bei der coop-Direktion beschweren könnte gegen die Beeinträchtigung des gewohnten Genusses.

Wenn man an die selbstregulierende Kraft des Marktes glaubt, dann sind diese Massnahmen der richtige Weg, überhaupt etwas zu bewirken. Wer das durch journalistische Miesepeterei untergräbt, muss sich nach der Lauterkeit seiner Motive fragen lassen.




2/7  Frei-Ess-Anlage

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 8:25
Als mein Grossvater kurz nach der Wende zum vorigen Jahrhundert nach Paris reiste, um als Arzt direkt ab Fabrik ein Automobil zu kaufen – er hatte berechnet, dass dessen Kosten für Betrieb und Unterhalt auf Dauer günstiger kämen als das Pferdegespann, mit dem er zu seinen Patienten gefahren war -, da gab es noch weit und breit keine Tankstellen. Der Treibstoff namens Gasoline musste in der Apotheke gekauft werden.

Heute fahren wir nicht nur auf der Autobahn zu modernsten, multifunktionalen Energie-Versorgungs-Zentren, an denen neben Benzin und Diesel vielfach auch Erdgas und elektrischer Strom getankt werden können. Aber das ist nicht alles. Praktisch alle Tankstellen verfügen über einen angeschlossenen Shop mit einem umfassenden Lebensmittel-Sortiment und mehreren Laufmetern an Süsswaren und Schleckzeug. Das Rund-um-die-Uhr-Angebot entspricht offenbar einer Nachfrage, wie die vehementen Proteste zeigten, die aufgeflammt sind, als der Verkauf zu gewissen Zeiten eingeschränkt wurde.

Nicht alles, was im Tankstellen-Shop gekauft wird, dient der Verpflegung der Familie im Heim: Manches wird schon unterwegs, während der Fahrt verputzt. Und zwar nicht wenig, wie eine Untersuchung in England gezeigt hat. Wer regelmässig im Auto unterwegs ist, der nimmt beim Fahren pro Woche im Schnitt 4’000 Kalorien zu sich, meist in Form von Knabberwaren, Schokolade, Chips, Nüsschen etc.

Abgesehen davon, dass diese Zusatznahrung pro Woche mehr als ein halbes Kilo auf den Rippen ablagert, kann der Essensvorgang auch eine Gefährdung der Verkehrssicherheit darstellen. Wer das Steuer beim Öffnen der Chipspackung herumreisst, wer am Boden nach einem heruntergefallenen Schokoladestück sucht, wer das Lenkrad loslässt, um eine Drinkflasche zu öffnen, der begibt sich unweigerlich in eine Risiko-Situation, je nach Verkehrslage.

Beim Telefonieren am Steuer ist der Gesetzgeber unerbittlich: Wer keine Freisprechanlage hat, wird gebüsst, denn alles andere ist verboten. Ich plädiere keineswegs für ein Essverbot beim Fahren, dazu geschieht es mir selber zu oft, dass ich nach dem Tanken der Versuchung erliege… Fast die Hölfte der befragten britischen Automobilisten gaben an, sie würden im Auto aus Langeweile essen. Bei mir ist es eindeutig der Glust, seltener ein echtes Hungergefühl. – Was aber wäre ein sinnvolles Pendant zur Freisprech-Anlage?

Es gibt eins: Die fürsorgliche Beifahrerin, die die Schokoladentafel in mundgerechte Bissen teilt und dir diskret ein Teilchen zuschiebt, ohne dass du den Blick von der Strasse nehmen musst… die eine Dattel aus dem Päckchen klaubt und sie dir in den Mund steckt, die den Deckel von der Flasche schraubt, wenn du Durst hast. – Es lebe die Partnerschaft. Dicker wirst du auch so.