1/1  D wie Defizit

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:45

Und kaum hat das Jahr begonnen, verwirrt uns die Forschung schon wieder. Da hat man uns in der letzten Zeit erfolgreich eingebläut, dass zuviel Sonne auf der Haut extrem gefährlich sei, von wegen Melanomen und anderen Hautkrebsarten… Als wir jung waren, galt es als schick, möglichst gebräunt am Aarestrand zu liegen, und nie hätte man gehört, dass die Strassenarbeiter, die sommers mit blossem Oberkörper an der Pressluftramme standen, besonders häufig an Hautkrebs gestorben wären… aber vielleicht wurden sie auch bloss nicht alt genug. Oder die Kosmetikindustrie hatte das mit dem Schutzfaktoren noch nicht erfunden und musste deshalb keine dazu passenden Krankheiten propagieren.

Jedenfalls ist heute die noble Blässe wieder akzeptiertes Zeichen eines hautbewussten Lebensstils. Aber die Verwirrung kommt nun daher, dass man auch weiss, dass Sonne auf der Haut die körpereigene Produktion von Vitamin D anregt. Und dieses Vitamin D – so zeigt eine aktuelle Studie am Harvard-Zentrum für klinische Ernährungsforschung – bzw. dessen Mangel wird mit kindlichem Übergewicht in Zusammenhang gebracht. Ob effektiv eine ursächliche Verbindung besteht, ist allerdings noch nicht bewiesen: gezeigt hat die Studie, dass Kinder mit Vitamin D-Mangel häufiger übergewichtig sind als solche mit ausreichender Versorgung… Was genau das Vitamin im Stoffwechsel bewirkt, ist noch nicht erforscht.

Heisst das nun aber für geplagte Eltern, dass sie ihre Brut wieder entblösst ins Sonnenlicht schicken müssen, um zu vermeiden, dass sich Pfunde ansammeln… oder müssen wir warten, bis die findigen Food-Designer das Vitamin D in den Joghurt-Drink oder unter die Frühstücksflocken mixen, um so dem Übergewicht beizeiten vorzubeugen? Oder kommen jetzt die neuen Sonnencrèmes mit dem selektiven Filter-Effekt auf den Markt, welche die Strahlen durchlassen, aus denen wir das Vitamin D zimmern können? – Es ist doch schön, dass es auch im neuen Jahr wieder viel zu forschen gibt.