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Von Heinrich von Grünigen um 15:53 |
Die Weltbevölkerung würde zunehmen, auch wenn sie nicht zunähme… aber das Wortspiel macht nicht so recht Freude, denn es illustriert den Tatbestand, dass unsere Erde sowohl zahlen- wie auch mengenmässig übervölkert zu sein scheint.
Dieser Tage wurde der 7-milliardste Erdenbürger geboren. Nahrung wäre für alle und noch mehr vorhanden, sagen uns die Experten, wenn es nur gelänge, sie gerecht auf der ganzen Welt zu verteilen. Niemand müsste Hunger haben, wenn es keine Kriege gäbe und kein Unrecht… aber wir leben nun mal nicht in einer perfekten Welt.
Als Spielerei macht eine BBC-Website die Runde: auf dieser Seite kann man berechnen, der wievielte Mensch man seinerzeit bei der eigenen Geburt gewesen ist. Die meine fand vor etwas über 70 Jahren statt… und meine Erdbewohner-Nummer lautet:
2’316’046’736
Seit damals hat sich die Bevölkerung also verdreifacht. Zumindest bezüglich ihrer Anzahl. Keine Angaben gibt es darüber, um wieviel das gesamte Körpergewicht der Menschheit in diesem Zeitraum „zugenommen“ hat. Wie lange kann/wird das so weiter gehen? Im Deutschunterricht lasen wir einst die Erzählung von Tolstoi: Wieviel Erde braucht der Mensch? – Die Frage wäre wohl anders herum zu stellen: Wieviele Menschen braucht die Erde?
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Von Heinrich von Grünigen um 23:38 |
Mit Spannung habe ich heute Morgen das auflagenstärkste SonntagsBlatt in die Hand genommen: unter der Woche hatte eine Journalistin alles wissen wollen über die Magenoperationen zur Gewichtsreduktion. Ich hatte ihr geduldig die Zusammenhänge und Hintergründe erklärt, hatte ihr weitere Gesprächspartner und Auskunftspersonen genannt und am Schluss auch meine Zitate autorisiert… und nun war die Spannung natürlich gross, was denn effektiv im Blatt stehen würde.
Der Bericht war sehr korrekt und informativ abgefasst und ich fand es bemerkenswert, dass sich ein Boulevardblatt die Mühe nimmt bzw. gibt, ein so ernsthaftes Thema aus dem Gesundheitswesen seriös aufzuarbeiten. – Für einen unschönen Kontrapunkt sorgte allerdings der liebe stellvertretende Herr Chefredaktor. In seinem Editorial nahm er die Thematik auf und mokierte sich darüber, dass auf der Webseite von Gesundheitsförderung Schweiz ein BMI-Rechner ihm beim Wert von 25,6 den Befund „leichtes bis mittleres Übergewicht“ attestiert hatte und vor möglichen gesundheitlichen Gefahren warnte…
Dass diese Formulierung die ganze Spanne von BMI 26 bis 30 abdeckte, also bis hin zur ausgeprägten Adipositas, verschwieg er tunlich… und stellte aufgrund seiner eigenen (mutwilligen?) Fehlinterpretation die ganzen Aktivitäten von Gesundhetsförderung Schweiz in Frage. Es sei, schrieb er, durch „etliche Studien die faule BMI-Formel längst als Schabernack entlarvt“. Das stimmt natürlich so auch nicht. Die BMI-Formel kann dort ungenau sein, wo – z.B. beim Body Builder – Muskelmasse im Übermass antrainiert wurde… aber das ist nicht das Gros der Bevölkerung. Klar gibt die Messung des Bauchumfangs auch einen Indiktor über dei gesundheitlichen Risiken, aber für die weltweiten Statistiken und Vergleiche ist die BMI-Skala der Weltgesundheitsorganisation bis jetzt noch immer die Standard-Masseinheit. Auch einem Boulevard-Journalisten-Hirn müsste eigentlich einleuchten, dass solche Werte in der Praxis mit dem gesunden Menschenverstand zu interpretieren sind.
Der Bericht selber ist sauber recherchiert. Er zeigt die Probleme auf, die sich momentan ergeben aus der Tatsache, dass die gelockerten Bedingungen für die Kostengutsprache der Krankenkasse zu einem (nicht in diesem Ausmass erwarteten) Ansteig der Operationszahlen geführt haben, und damit zu Engpässen in verschiedenen Kliniken. Dass diese Thematik zur Sprache kommt, ist verdienstvoll. – Was mir allerdings zu denken gibt: eingebaut in den Bericht ist eine Online-Leserbefragung. Ist es richtig, dass die Krankenkassen die Magen-Bypass-Operationen bezahlen? – Und wie antwortet der Boulevard-Leser am Sonntag? Genau fifty-fifty! 50% antworten mit JA und 50% mit NEIN. Kommt hier wieder die Verachtung dem fettleibigen Patienten gegenüber zum Ausdruck? Wurde mit diesem Bericht einmal mehr Neid und Missgunst geschürt, die sich von alten Vorurteilen nähren, obwohl wir diese mit der Zeit als überwunden glaubten? Der Kampf muss weitergehen. Mit lächerlichen BMI-Sottisen à la Editorial ist aber niemandem geholfen.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:57 |
Noch haben wir in guter bzw. schlechter Erinnerung, wie die Tabakindustrie während Jahrzehnten mit gekauften Studien jeden Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und Lungenkrebs zu verwischen versuchte. Erst das massive Vorgehen der Gesundheitsbehörden in den westlichen Ländern brachte ein Umdenken und schliesslich die Umkehr.
Bahnt sich nun etwas Vergleichbares im Sektor Zucker an? – Allgemein gilt in Kreisen der Adipositasforschung als anerkannt, dass der hohe Konsum von mit Zucker gesüssten Getränken eine der wesentlichen Ursachen ist für Übergewicht, sei es bei Kindern oder bei Erwachsenen. Das Verbot von Getränkeautomaten mit gesüsster Limonade in Schulhäusern ist heute eine anerkannte Methode zur Adipositasprävention und die Schweizer Stiftung Gesundheitsförderung hat eine Schwerpunktaktin in der Pipeline, mit der das Trinken von Hahnenwasser anstelle von Süssgetränken aktiv gefördert werden soll.
Und nun liest man, dass in einer aktuellen Studie – die interessanterweise von CocaCola finanziert wurde – methodische Kritik an den bisherigen Untersuchungen zu diesem Thema geübt wird. Die Studien, die einen Zusammenhang zwischen Süssgetränken und Übergewicht, Diabetes oder Herzkreislauferkrankungen nachgewiesen hatten, seien nicht seriös genug, wiesen methodische Mängel auf und seien deshalb nicht glaubwürdig… Entbrennt nun ein Expertenstreit an der Zuckerfront?
Dabei ist die Sache doch selbst für Laien nachvollziehbar: bekannt ist die Anzahl der Stücke Würfelzucker bzw. die Gramm Zucker, die einem Süssgetränk beigefügt sind. Diese Zuckermenge mal die Anzahl der Liter, die pro Tag getrunken werden, ergibt die Zahl der „flüssigen Kalorien“, die durch das Trinken aufgenommen werden. Und diese Kalorien erhöhen den Tageskonsum, da sie meist zusätzlich zu den Kalorien aus der Nahrung aufgenommen werden, ohne dass sie sattt machen würden…
Es ist also einfach eine Summe unter dem Strich. Das kann man sogar im Kopf rechnen. Dazu braucht es keine Meta-Analyse und keine methodologische Diskussion unter Forschern. Die Getränkefabrikanten würden ihre Energie besser in die Kreation von kalorienfreien Flüssigkeiten stecken als in die Flaschen und in solche „Studien“.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:43 |
Ernährung kann ja nicht gesund genug sein. Aber die Regelung für die Zulassung von Health Claims – das sind die Werbe-Botschaften zur Propagierung sogenannter (oder vermeintlich) „gesunder“ Produkte – werden immer restriktiver, und das ist gut so. Denn in der Sorge um sein Wohlergehen ist der Mensch besonders verführbar.
In der EU werden solche Werbe-Botschaften nun systematisch überprüft auf ihren Wahrheitsgehalt. Ist der versprochene Heilungseffekt nicht nachweisbar, muss die Aussage vom Produkt verschwinden. – Einer der häufigsten Heilsbringer auf dem Futterregal sind gewisse Milchprodukte, Drinks und auch Joghurts, die mit speziellen Bakterienstämmen besiedelt sind, welche in unserem Inneren wahre Wunder wirken sollen.
Viele Ernährungsfachleute hinterfragen solche Aussagen: jedes normale Joghurt enthalte „gute“ Bakterien, ein Mehrpreis für raffinierte Kulturen sei nicht gerechtfertigt, da diese in der Praxis wirkungslos blieben. Es ist wohl zu befürchten, dass entsprechende Claims über kurz oder lang verboten werden. Anders kann ich mir nicht erklären, dass der Milchverarbeiter Danone für sein Activia-Joghurt eine Image-Kampagne per TV-Spot startet, mit der Ex-Skirennfahrerin Maria Walliser als Protagonistin. Sie ist die neue Activia-Botschafterin und soll vor allem den Frauen den Verzehr der Milchspeise schmackhaft machen.
Eben noch war Danone unter Beschuss, weil es die Activia-Becher als besonders umweltfreundlich propagierte, was nachweislich (wie auch der Kassensturz berichtete) nicht zutrifft. Nun also geht es per Skistar auf die Verkaufspiste. Noch vor kurzem war es der polygame Wetterfrosch, der mit Actimel (aus dem gleichen Haus)den nasskalten Winter besser überstand. Prominenz hilft Umsatz machen, denn wenn die „es“ nehmen, muss es ja nützen… Der Prominenz schon.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:33 |
Über einen Satz bin ich heute beim Lesen der Abend-Gratiszeitung ins Studieren geraten. Es ging um die junge Frau, die ihren Vater erschossen hat und vom Gericht freigesprochen wurde, da sie glaubhaft darlegte, sie habe in Notwehr gehandelt.
Der Satz lautete: Ihr eigenes Leben sei durch den 150 Kilo schweren Kampfsportler unmittelbar bedroht gewesen. – Die wichtigste Charakteristik der lebensbedrohlichen Gefahr war also das Gewicht des Vaters. Nicht in erster Linie seine unberechenbare Brutalität und seine Neigung zu Gewalttätigkeit… sondern sein Gewicht.
Wenn es nicht von einem so tragischen und zugleich so emotionalen Fall handeln würde, so könnte man sagen, der oder die VerfasserIn des Satzes habe bös daneben gegriffen und – wohl unbewusst – jeden einigermassen übergewichtigen Bürger aufs Gröbste diffamiert und verletzt, indem jeder zu einer potenziellen Lebensgefahr erklärt wird, der mehr als 150 Kilo auf die Waage bringt. Man könnte uns Dicke also problemlos erschiessen, denn durch unser Gewicht darf man sich in seinem „eigenen Leben“ bedroht fühlen…
Gut, ich denke nicht, dass Adrian Schulthess und Melanie Gath, die diesen Text offenbar verfasst haben (wenn er nicht von der Redaktion fahrlässigerweise umgeschrieben wurde), bewusst eine solche These in die Welt setzen wollten. Das ist wohl eine etwas gesuchte, konstruierte Unterstellung meinerseits… aber es zeigt doch auch, wie verletzend eine unbedachhte Formulierung sein kann, die man besser zweimal kontrolliert, ehe man sie in den Druck gibt. Ich jedenfalls werde mich trotz meiner 152 Kilo mit reinem Geswissen ins Bett legen. Das einzige Leben, das von meinem Gewicht bedroht ist, ist mein eigenes.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:37 |
Heute fand zum vierten Mal die Netzwerktagung Bewegung, Ernährung und Körpergewicht statt, durchgeführet von den Organisationen, die auf diesem Gebiet aktiv sind. Der Tag stand unter dem Motto Alltag im Gleichgewicht und deckte verschiedenste Aspekte des Themas ab. Als einen der Beiträge unseres Adipositas-Netzwerks hatte ich einen Workshop angeregt mit einem Historiker, der sich in seiner empirischen Forschung mit der Frage befasst hatte, wie die Menschen früher und heute ihre körperliche Bewegung mit der Energieaufnahme durch Essen in Balance bringen.
Als Einstiegsmodell in die Thematik dienten die römischen Legionäre: durchtrainierte Kraftpakete, die pro Tag auf Eroberung rund 30 Kilometer marschierten, bepackt mit einer Ausrüstung von 40 Kilo Gewicht. Leistungssportler im Dauereinsatz, die an einem Tag bis zu 6’000 Kalorien verbrauchten. Dafür bekamen sie reichlich zu essen: 400 Gramm Fett, 400 Gramm Kohlenhydrate und 200 Gramm Eiweiss… für 17 Tage musste jeder seinen eigenen Proviant mitschleppen, wenn sie unterwegs waren… Denn nur gut genährte Krieger garantierten den Sieg.
Ganz anders waren in der frühen Neuzeut, im 18. Jahrundert, die armen Leute im Schweizer Mittelland dran: rund ein Fünftel der Bevölkerung gehörte zu den „Landlosen“, hatte keinen eigenen Besitz und war permanent unterwegs auf der Suche nach Arbeit. Auch sie legten täglich bis zu 30 Kilometer zu Fuss zurück, aber richtig zu essen hatten sie kaum, sie brachten es auf tägliche 640 Kalorien und gingen buchstäblich an Unterernährung in jungen Jahren zugrunde.
Drittes Vergleichsbeispiel waren die heutigen Sportler, die einen Ironman absolvieren: auch sie verbrauchen pro Wettkampf bis zu 11’000 Kalorien und nehmen dabei ein gutes Kilo ab, das sie sich natürlich problemlos wieder anfuttern können… – Bewegung ist und war immer mit Kraftaufwand verbunden. Menschen mit einem Bewegungsnaturell empfinden Lust und Befriedigung, wenn sie zu Fuss unterwegs sind, aber Gewaltsanstrengungen wie Rennvelo Fahren oder Joggen kann man nicht bis ins Alter bewältigen. Deshalb bietet sich als schonendere Variante das Fahren mit einem Elektro-Velo an, einem E-
Bike, das die eigene Tret-Anstrengung dosiert unterstützt, so dass man im optimalen Trainingsbereich arbeiten kann… Aber auch hier gibt es – wie im alten Rom – ohne Fleiss keinen Preis: man muss mit dem E-Bike zwei Stunden lang fahren, um 30 bis 40 Gramm Fett zu verbrennen! Da lohnt es sich doch, beim Essen etwas Vorsicht walten zu lssen…
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Von Heinrich von Grünigen um 14:34 |
Fast sah es heute so aus, als wären alle unsere Finanzprobleme auf Dauer gelöst. In meinem privaten E-Mail-Account befand sich ein Schreiben, das als Absender den Namen der Witwe des getöteten Ex-Staatschefs Muammar Gadaffi trug. Die Frau klagte in beredten Worten über ihr Schicksal, dass sie mit zwei Söhnen und einer Tochter geflüchtet sei und nun versuchen müsse, in der Schweiz und in Frankreich an ihr Millionen-Vermögen zu kommen. Das könne sie natürlich nicht unter ihrem eigenen Namen tun, sondern sie sei auf die Vermittlung durch wohlmeinende Menschen angewiesen.
Für einen solchen hielt sie mich offenbar, denn sie bat mich, mit ihrem Sohn Hannibal Verbindung aufzunehmen, er würde mr dann mitteilen, was weiter vorzukehren sei. Von einer Belohnung oder gar Beteiligung war zwar nicht die Rede, aber das hätte sich für mich von selbst verstanden. Solche Hilfeleistungen werden ja selten rein selbstlos erbracht.
Allerdings fragte ich mich auch, wie denn die gute Dame ausgerechnet auf mich gekommen war. Hatte sich mein Ruf als hilfsbereiter Zeitgenosse bis nach Marokko oder weiter in Afrika herumgesprochen? Weiss man auf dem internationalen Parkett, dass wir für unsere Arbeit Geld brauchen? – Beim Studium des Verteilers der Anfrage wurde mir klar, dass es nicht Madame persönlich gewesen sein konnte, die sich an mich wandte. Vielmehr muste ein Computer mit automatischer Steuerung sämtliche Buchstaben-Kombinationen durchgespielt haben, die sich rund um meine E-Mail-Adresse bilden liessen… und alle Adressen (ob es sie gab oder nicht), die ähnlich klangen, wurden bedient.
Ich frage mich nur, ob wirklich jemand so abgründig blöd ist, auf so etwas hereinzufallen.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:40 |
Die junge Frau am Telefon sprach englisch, sehr rasch und mit einem Anflug von Dialekt, wie er in London gesprochen wird. Sie wollte mit dem Chef sprechen, und das war ihr gelungen. Es gehe um ein gewaltiges Projekt. Im Auftrag der Britischen Regierung werde zur Bekämpfung von Adipositas und Übergewicht ein Buch herausgegeben, 200 Seiten stark, das alle Richtlinien und Empfehlungen enthalte für Massnahmen, die umzusetzen seien, um der weiteren Ausbreitung der Adipositas-Epidemie Einhalt zu gebieten.
Die Recherche-Abteilung habe die Adressen der wichtigsten und kompetentesten Organisationen herausgesucht, die sich in den Ländern Europas mit dieser Frge befassen. So arbeite man namentlich auch mit dem Schweizer Gesundheitsministerium zusammen. Das Buch werde in 200’000 Exemplaren gedruckt und an alle wichtigen Funktionsträger im Gesundheitswesen, an die Finanzverantwortlichen aller Länder, an grosse Spenderorganisationen und an die Wirtschaftskapitäne abgegeben, um eine europaweite, kohärente Aktion gegen Adipositas einzuleiten und durchzuführen. Und in diesem grundlegenden Werk sollten auch die bedeutendsten Organisationen vorgestellt werden, die in diesem Feld tätig sind. So eben auch die Schweizerische Adipositas-Stiftung SAPS.
Das hörte sich gut an und ich versuchte mir schon all die wichtigen Leute vorszustellen, die den – von mir natürlich hervorragend geschriebenen – Beitrag über uns lesen würden… Aber ich stellte dann die Frage, mit welchen Leuten vom Schweizer Gesundheistministerium die Redaktion denn nun konkret im Kontakt sei. Darauf wollte mir die Dame nicht so ohne weiteres antworten. Es handle sich um ein paneuropäisches Projekt, man arbeite beispielsweise mit Kroatien zusammen, und auch Lettland sei mit im Boot… Gut und recht, sagte ich, aber ich könnte mir nur schwer vorstellen, dass es für einen hohen Beamten in der englischen Gesundheitsbehörde von Interesse sei, etwas über die SAPS zu erfahren…
Nun, sagte sie dann eher beiläufig, es sei wichtig, dass alle Länder mitmachten, und es gebe zwei Angeote: einen Text über eine oder über zwei Seiten. Für welche der beiden Varianten ich mich denn entscheiden würde. Grundsätzlich treffe ich am Telefon keine solchen Entscheide, sagte ich jetzt, sie solle mir doch bitte per E-Mail einen kurzen Beschrieb mit allen Details schicken, dann könnten wir das prüfen. – Nein, meinte die Dame, die Redaktionskommission sei im Moment am beraten und die warte auf meinen Entscheid, ob ich ihr nicht wenigstens mal eine Absichtserklärung geben könnte.
Jetzt fragte ich, ob dies denn mit Kosten verbunden sei. Das falle kaum in Betracht, sagte sie, angesichts der Auflage von 200’000 Exemplaren und dem hochkarätigen Leserkreis, in dem das Buch abgegeben werde. Da seien die 4’000 englische Pfund für eine Seite doch geradezu günstig. (Das sind nach heutigem Kurs gut 5’600 starke Schweizer Franken.) – Danach nahm unser Gespräch einen kurzen weiteren Verlauf. Ich bestand darauf, dass ein solches, angeblich regierungsnahes Projekt für teilnehmende NGOs kostenfrei sein müsse und sie merkte, dass bei mir nichts zu holen war und hängte nach kurzem Abschied auf. Achtzehn Minuten hatte das Gespräch gedauert. Kosten vernachlässigbar.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:04 |
Im Allgemeinen schlafe ich ruhig und gut. Als Kind hatte ich öfters Alpträume. Sie handelten davon, dass ich durch einen Gang gehen musste, der immer enger wurde, so dass ich Gefahr lief, stecken zu bleiben… zum Glück verlor sich das mit der Zeit. Lange gab es Träume, die vom Militär handelten. Interessanterweise meist davon, dass ich irgendwo im Einsatz war, von diesem dann zurück kam und feststellen musste, dass meine Leute inzwischen an einem neuen Standort waren… Was das bdeuten sollte, konnte mir niemand sagen, vielleicht habe ich die falschen Deuter befragt.
Normalerweise kann ich mich am Morgen nicht mehr an meine Träume erinnern. Letzte Nacht träumte ich jedoch etwas, das mir beim Aufstehen noch präsent war: ich träumte davon, dass ich unterwegs war zu einem Ziel, das ich von früher kannte. Ich wusste, dass es in der Nähe eine Busstation gab, was mir gelegen kam, da ich noch immer nicht so gut zu Fuss bin. Unterwegs merkte ich, dass mein Bus eine andere Richtung einschlug und irgendwo weitab von meiner Destination anhielt. Ich wollte umsteigen, verpasste den Anschluss und befand mich unvermittelt in einer Art Niemandsland… Da fasste ich den Entschluss, zu Fuss an mein Ziel zu gelangen und stellte erfreut fest, dass mir dies gut gelang. Ich konnte leichtfüssig und mit federnden Schritten zügig vorankommen, über Feldwege, durch Wälder, auf dem Trottoir der Strasse entlang, und es machte mir Spass, den Raum mit grossen Schritten zu durchmessen, ein völlig neues Glücksgefühl breitete sich aus…
Beim Aufstehen merkte ich dann aber, dass da immer noch die Schmerzen im Kreuz und im Knie waren, dass ich noch immer Mühe hatte, mein Zuviel an Gewicht vorwärts zu bewegen… und plötzlich wurde mir bewusst, wie relativ unsere Träume sind: früher hatte ich oft davon geträumt, dass ich fliegen könne. Heute muss man schon zu frieden sein, wenn man vom unbeschwerten Wandern träumt.
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Von Heinrich von Grünigen um 19:54 |
Ich habe sie nicht unbedingt in bester Erinnerung: die Schulmilch, die wir früher einmal pro Tag in der Pause bekamen. Sie war in kleine Flaschen mit Kartondeckel abgefüllt, lauwarm, und dazu gab es ein kurzes Stück Strohhalm, das – wenn man Pech hatte – oben gespalten war, so dass es in die Zunge und die Lippen piekte und erst noch Luft einsog… Aber die Pausenmilch war eine Errungenschaft des fürsorglichen Sozialstaates, der besort war, dass wir Kinder nach den Kriegsjahren gesund aufwuchsen.
Heute ist Milch in unzähligen Formen und Verkleidungen allgegenwärtig und fast täglich kommen neue Varianten auf dem Markt, mit neuen Aromen, Geschmacksrichtungen, in immer originelleren Verpackungen, als Drinks und Shots und anderweitige gesundheitliche Heilsbringer… und die Werbung begleitet uns auf Schritt und Tritt. Dass Milch das bekömmlichste und gesündeste Lebensmittel überhaupt sei, daran hat niemand die geringsten Zweifel, denn die tüchtige Kuh Lovely spielt nicht nur Fussball und alle anderen Sportarten, nun klettert sie sogar auf die höchsten Berge, mit ihren unverwüstlichen Knochen.
In Amerika gibt es eine Gegenbewegung. Wissenschafter warnen davor, dass allzuviel Milch für Kinder und Jugendliche ungesund sein könnte. Sie haben eine Milchpromotions-Organisation in Wisconsin verklagt, weil sie in ihrer Werbung übertriebene und irreführende Botschaften zum Milchkonsum verbreite. Hierzulande waltet Vorsicht. Auf der Milch-Website werden explizit maximal 3 Portionen täglich (Käse oder Quark oder Milch) empfohlen. Die Statistik spricht allerdings eine andere Sprache: jeder Schweizer und jedee Schweizerin konsumieren im Schnittt pro Tag rund 1 Kilo Milchprodukte. An Munterkeit sollte es uns nicht fehlen.
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