21/11  Nachhall

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:41

Die gestrige Publikation der neu erhobenen Werte für den Anteil übergewichtiger Menschen in der Schweiz hat Staub aufgewirbelt. Den ganzen Tag über gab es Anfragen von Medien, die eine Stellungnahme wollten. TV-Intervies, Telefongespräche, schriftliche Beantwortung von Fragen.

Erstaunlich gross ist die Anzahl der Publikumsreaktionen, welche diese Zahlen in Frage stellen, die Messmethoden anzweifeln, dem Bundesamt für Gesundheit gar Manipulation und Miesmacherei unterstellen, wie dies etwa im Forum des TagesAnzeigers-Online zum Ausdruck kommt.

Die Missverständnisse greifen epidemisch um sich: ein Mann mit BMI 22, der aber einen Bauchumfang von 95 cm hat, schliesst daraus, dass er nun in die „Hochrisikogruppe“ für Herzinfarkt gehöre… das ist Blödsinn und Schabernack! Wer die „Grenzwerte“ für ein „gesundes“ Körpergewicht überschreitet, ist nicht automatisch schon im „Hochrisiko“, denn diese Werte markieren bloss die Grenze, den Anfang eines möglichen Risikos. Und zudem ist der Bauchumfang nur eines von verschiedenen Indizien für ein möglicherweise erhöhtes Risiko, das deswegen noch lange nicht zwangsläufig eintreten muss.

Interessant ist die Information aus dem Bundesamt für Gesundheit, dass die ca. 1’500 Probanden der Studie, die – nebenbei – zu diesen Zahlen geführt hat, nicht „repräsentativ“ ausgewählt wurden, sondern sich freiwillig zur Verfügung stellten, so dass angenommen werden kann, dass schwer Übergewichtige an dieser Studie gar nicht teilgenommen haben, dass die Anzahl der „Dicken“ also in Wirklichkeit noch etwas höher liegen würde. Was auch deshalb als plausibel erscheint, weil die Schweiz mit diesen neuen Zahlen immer noch unter dem europäischen Durchschnitt liegt und es keinen Grund zur Annahme gibt, dass das Schweizer Volk durch Gottes Fügung deutlich schlanker wäre als die Restbevölkerung Europas…

Was ist die Quintessenz? – Panik und Hysterie sind nicht angezeigt. Auch kein überstürztes Handeln. Aber die Initiativen zur Prävention und zur Unterstützung der Massnahmen, die ein gesundes Körpergewicht begünstigen, sind zielgerichtet fortzuführen. Da mögen die Interessenvertreter des Gewerbes und die Rechtspopulisten noch so täubeln… die Zahlen lügen nicht.


3 Kommentare zu “Nachhall”

  1. Boris sagt:

    Sie haben vergessen auf der anferen Seite die Interessenvertreter der Pharam und der Schlankmacher Industrie zu erwähnen. DIe Diätenpäpste und findige Unternehmer. Wie ist es z. B. mit eBalance? Der BMI-Rechner dort redet sehr schnell von „Übergewicht“. Gar nicht sauber das Ganze. Und beschämend, dass Sie sich öffentlich so unkritisch zu der „nicht representativen Studie“ mit Panikmache positionieren. Qui bono?

  2. Hallo Boris. Sorry, ich kann nicht mehr sagen als was ich geschrieben habe: „Panik und Hysterie sind nicht angezeigt.“ Die Veröffentlichung dieser Zahlen an sich ist noch keine Panikmache, aber wir müssen aufpassen, dass keine draus wird. Das Gewicht, das die Leute auf die Waage bringen, ist nicht irgend eine Erfindung, sondern gewogene Realität. Der eBalance-Rechner funktioniert korrekt. Ein BMI, der grösser ist als 25, wird international als „Übergewicht“ bezeichnet – eine gesundheitliche Gefährdung besteht deswegen noch lange nicht automatisch. Davon kann ernsthaft die Rede sein bei einem BMI von über 30, aber auch dort gibt es Ausnahmen. Man kann und darf nichts verallgemeinern. Wenn Panik ausgelöst wird, dann höchstens durch unsachgemässe Kommentare und aufgeregte Diskussionsbeiträge… – Noch ein Wort zur „Pharma“: im Moment gibt es kein von den Krankenkassen anerkanntes Präparat zur Gewichtsreduktion auf dem Markt, da kann also kein aktives Interesse bestehen. Und alle anderen „Schlankmacher“ sind eher Trittbrettfahrer der aktuellen Diskussion. – eBalance ist ein redliches Hilfsmittel für Leute, die in eigener Verantwortung ihr Gewicht kontrollieren wollen.

  3. Alexandra sagt:

    Bevor ich eBalance kennen lernte, versuchte ich alles Mögliche, allerdings keine Diäten. Fettigem ausweichen, Süssem ausweichen, mal auf ein Essen zu verzichten und stellte fest, dass ich etwa ein Pfund Gewicht abgenommen habe (Durchschnitt von täglichem Wägen). Dann begann ich mit eBalance, konsequent mit Waage und Notizblock und nahm innert 14 Monaten 17 Kilo ab. Hatte nie Hunger, ass und trank was mir passte … nur die Buchhaltung musste stimmen. Am Ziel hörte ich auf mit der Buchhalterei und vertraute meinem Sensor. Das ging nun ca. 2 Jahre gut und nun beginne ich wieder zuzunehmen. Mein Sensor verlor offensichtlich seine Wirkung. Fazit: es geht nur mit wägen und aufschreiben, wenn man abnehmen will. So habe ich mich wieder angemeldet und fange im Januar wieder an ;-))

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