18/12  Gemüse belohnen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:21

Unsere Enkelin – ein Jahr alt – isst Gemüse und Früchte wie die Weltmeister. Ihre Mutter ist umsichtig und bereitet ihr die entsprechenden Speisen jeweils frisch zu. Mit sichtlichem Behagen verspeist die Kleine die Gemüsebreilein, kaut auf einem Apfelschnitz oder einem Rüebli herum, was die ersten Beisserchen hergeben… und ich frage mich, wann denn wohl der grosse Wechsel eintreten werde. Dann vielleicht, wenn das Kind selbständig entscheidet, was es essen will und was nicht?

Denn ganz generell lässt sich doch sagen, dass die meisten Kinder kein oder kaum Gemüse essen. Wir hatten es mit dem Spinat seinerzeit auch nicht anders, obwohl man damals die Geschichte mit dem Eisen noch geglaubt hat. – Und wenn man sieht, was die Kids in den Hartz-IV-Familien am Privatfernsehen den ganzen lieben Tag lang in sich hineinstopfen, dann ist es alles andere als Gemüse. Was also tun, um der jungen Generation die gesunde Nahrung schmackhaft zu machen?

Eine englische Studie hat nun herausgefunden, dass die Kleinen (im Vorschulalter) zum Besipiel mit Bildchen belohnt werden können, wenn sie ein Gemüse essen, das sie noch nicht kennen. Dabei würde schon eine winzige Menge reichen – halb so gross wie ein Fingernagel, um die Kinder mit dem Geschmack und dem Gefühl vertraut zu machen, das von den Gemüseproben ausgeht. Kleine Kleber zum Sammeln etwa, oder sonst etwas Symbolisches. Auf keinen Fall aber andere oder gar beliebtere Speisen.

Auf diese Weise könnten die Kinder sanft an eine alternative Ernährung herangeführt werden… vielleicht kommt später dann von selber die Phase, in der viele aus reiner Tierliebe zu Vegetariern mutieren, zumindest vorübergehend. Denn rational ist den Speise-Präferenzen wohl nicht beizukommen. Und auf die Frage, weshalb denn ein elterliches Lob, eine Anerkennung fürs Gemüseessen nicht gewirkt hätte, zitieren die Forscher die kindlichen Probanden: Das ausgesprochene Lob und die Anerkennung der Eltern hätten irgendwie „nicht aufrichtig“ gewirkt…




17/12  Elefantasie

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:38

Eigentlich war mein Tag am Morgen schon gerettet. Besuch in einer befreundeten Kunstgalerie zur Dernière einer Ausstellung von Ted Scapa, dem grossartigen Illustrator. Dabei Kauf eines seiner letzten Bücher namens Elefantasie. Da der Elefant schon immer eines meiner Lieblingstiere war, freute es mich besonders, in diesem Bilderband auf eine ganze Reihe von verrückten, verspielten und unglaublichen Elefanten-Visionen zu stossen, um zu sehen, wie diese massiven Dickhäuter sich in der Welt der Vorstellung leicht und schwerelos bewegen können, als wären ihrem Elefantsein keinerlei materiellem Grenzen gesetzt.

Mit dem Buch der grossen Tiere im Gepäck ging es dann am Nachmittag in eine Kleintierausstellung in einer ländlichen Zürcher Mehrzweckhalle… da waren all die Rammler und Rämmlerchen („blauer Zerg“ hiess eine Gattung) in ihren Drahtverschlägen, sassen auf dem trockenen Stroh in der Ecke, blinzelten ab und zu oder wackelten verdrossen mit einem Ohr… allesamt waren sie offenbar preisgekrönt, erfreuliche Zuchterfolge, was auf kleinen Steckbriefen zahlenmässig vermerkt war, die an der vorderen Gitterwand hingen. Aber möglicherweise war ihnen das gar nicht bewusst, sonst hätten sie wohl etwas begegisterter dreingeblickt.

Im Mitteltrakt die gefiederte Abteilung: Hühnchen und Hähnchen von allen Formen und Grössen gackerten, krähten, pickten und scharrten und verführten dabei einen Lärm, als hätten sie sich gegenseitig ihr ganzes Hühnerleben zu erzählen. So ähnlich muss es auf der Arche Noah zugegangen sein, dachte ich mir, und dass die Veranstalter auch das möglicherweise schlechte Regenwetter eingeplant hatten, zeigte sich daran, dass ich mit edem 26. meiner Tombola-Lose dann doch noch einen Regenschirm gewann.




16/12  Auf Augenhöhe

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:03

Das ist der Unterschied zwischen Köniz und London: wenn in London etwas eingeführt wird, was es in Köniz schon länger gibt, dann berichten die internationalen Medien lobend darüber. Köniz fand bisher eher kritische oder doch skeptische Schlagzeilen.

Worum geht es? – Um die „Gleichberechtigung“ der Verkehrsteilnehenden, um die gemeinsame Nutzung der Verkehrsfläche durch Fussgänger, Velofahrer und Automobilisten. So in Köniz seit einigen Jahren versuchsweise installiert: die Hauptstrasse durch den Ort als 30-Stundenkilometer-Zone, ohne Fussgängerstreifen, dafür grünlich bemalt, denn in dieser Zone haben Fussgänger jederzeit den Vortritt, ist gegenseitige Rücksichtsnahme angesagt… und das Konzept soll sich bis jetzt bewährt haben.

In London wird so etwas erst eingeführt: unter der Bezeichnung Exhibition Road werden Verkehrsflächen für Fussgänger und Automobilisten gleicherweise frei gegeben. Die nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmer müssen sich nicht mehr so in den Autofluss einordnen, dass sie möglichst wenig stören, sie sollen ihren „natürlichen“ Bewegungsflüssen folgen können und nicht mehr hastig von Grünphase zu Grünphase über die Strassen huschen müssen, dazwischen wie Kaninchen vor den roten Männchen verharrend…

Das Projekt wurde wissenschaftlich vorbereitet (und natürlich ist die Situation in London etwas komplexer als in der Berner Agglomeration), mit dem Ziel, verkehrsreiche Städte wieder „begehbar“ zu machen. Dies schliesst nicht aus, dass an anderen Stellen Schnellstrassen die grossen Plätze untereinander verbinden, aber es soll bewirken, dass die Einwohner und die Besucher der Städte wieder lieber zu Fuss gehen, dass dadurch der Detailhandel in der City belebt wird, dass es weniger Autoverkehr gibt und dass – nicht zuletzt – sich die vermehrte Bewegung positiv auf die Gesundheit der Menschen auswirkt.

Es sei überdies durch Studien erwiesen, dass der innerstädtische Autoverkehr bei Tempo 30 am flüssigsten rolle… kein Wunder also, dass dieses Limit auch für Zürichs City ins Auge gefasst wird.




15/12  Illustrator(in) gesucht!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:31

Wie soll man eine kleine Broschüre bebildern, in der es darum geht, Bewegungs-Übungen für Menschen vorzustellen, denen es ihr Gewicht an sich schon schwer macht, sich zu bewegen?

Im  nächsten Frühling soll das Büchlein erscheinen, der Text ist schon geschrieben, dazu gibt es eine Aufstellung von 12 einfachen Bewegungen, die in drei Stufen ausgeführt werden können, um die Muskulatur fit zu halten bzw. wieder auf Touren zu bringen.

Lange haben wir darüber diskutiert, welches wohl die beste Form der bildlichen Darstellung sei: sollte man übergewichtige Menschen beim Ausführen der Übungen filmen und fotografieren, um  eine möglichst realistische Ansicht zu erhalten und zu zeigen, dass auch Leute mit Adipositas es noch schaffen können?

Oder soll man die Figuren zeichnen, um eine allzu realistische gar diskriminierend wirkende Abbildung zu vermeiden? Oder sollte man sich auf die berühmten Strichmännchen beschränken, geschlechtsneutral und nur auf die essentiellen Bewegungsabläufe reduziert, ohne jedes schmückende Beiwerk? Oder müssten diese gestrichelten Figuren am Ende von der übergewichtigen Leserscahft als Hohn und Zynismus empfunden werden, wenn sie so schwerelos auf dem Papier herumzappeln..?

Nach reiflicher Überlegung haben wir uns für schematisch gezeichnete Figuren entschieden. Ob sie strichdünn sein sollen oder ob sie eine gezeichnete Fülle aufweisen können, das wissen wir noch nicht, das möchten wir dem Zeichner oder der Zeichnerin überlassen, die auf diesem Gebiet erfahren sein sollte…

Wo aber ist so jemand zu finden? – Es muss Leute geben, die über eine zeichnerisch-illustratorische Praxis verfügen und die uns gerne zu einem vernünftigen (sprich: bescheidenen) Honorar behilflich sein würden. Ssollte jemand jemanden kennen, oder jemanden, der jemanden kennt, so bitte ich um eine sachdientliche Mitteilung, entweder per Kommentar zu diesem Blog, oder mittels Kontaktformular. Danke!




14/12  Nach der Wahl

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:33

Der Pulverdampf hat sich verzogen und im Rückblick kann man wohl sagen, dass die Bestellung bzw. Bestätigung unserer Regierung im Vorfeld von den Medien gar mächtig aufgebauscht worden ist.

Herausgekommen ist es so, wie bedächtige Beobachter es vermutet und erwartet haben: alles bleibt beim Alten – oder doch fast. Die einzige Überraschung könnte noch eintreten, wenn es eine Rochade unter den Departementen gäbe. Wenn, wie teilweise angenommen, der Innenminister ins Aussendepartement wechseln würde, könnte dies bedeuten, dass der „Neue“ das Innere übernimmt. (Einen weitergehenden Wechsel möchte ich mir gar nicht ausmalen, wenn etwa der VBS-Chef ins Innere möchte und Hinwil plötzlich überall wäre…)

Aber was würde ein Wechsel für die Gesundheitspolitik bedeuten? Das Präventionsdossier, das Projekt eHealth, die ganze Kassenproblematik und auch Managed Care bekämen eine neue Dynamik. Alte Partei-Seilschaften würden auf die Probe gestellt… Es könnte spannend werden. Muss es aber nicht. Die Departementsverteilung bleibt abzuwarten.




13/12  Laufen statt schlecken

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:04

Das Phänomen ist leider nur zu bekannt: man nimmt sich vor – da man ja generell nicht auf Genuss verzichten möchte – nur ein einziges Täfelchen Schokolade genüsslich im Mund zergehen zu lassen, um voll die Glücksgefühle zu spüren… und schwupps, ehe man es überhaupt gemerkt hat, ist die ganze Tafel verschwunden, einfach weg!

Es gibt Menschen, die können ihren Schokolade-Konsum unter Kontrolle halten. Ich hatte mal einen Kollegen, der in seiner Schreibtisch-Schublade immer einige Tafeln aufbewahrte, ohne je davon zu essen. Bei besonderen Gelegenheiten, wenn Geselligkeit angesagt war oder so, erinnerte er sich an seine Lagerbestände und holte etwas davon zum gemeinsamen Verzehr…

In unserer früheren Büro-Gemeinschaft hatte es am Empfangsdesk eine grosse Schale mit Süssigkeiten, aus der man sich nach Belieben bedienen konnte… als erstes gingen immer die Lindor-Kugeln weg, die Lakritz-Bonbos blieben meist bis zuletzt. Und ich war überzeugt, dass das reine Vorhandensein dieser Schale ein wesentlicher Grund dafür war, dass jeder meiner Versuche, abzunehmen, gnadenlos fehlschlug.

Jetzt gibt es eine Alternative, wissenschaftlich erforscht: an der Universität Exeter wurde ein Versuch mit 74 Probanden durchgeführt, allesamt regelmässige Schokolade-Esser. Sie wurden in eine Büro-Landschaft versetzt, in der sie unterschiedlich schwierige Aufgaben zu erledigen hatten. Auf dem Schreibtisch stand eine Schüssel mit Schokolade, aus der sie sich frei bedienen konnten.

Die eine Gruppe wurde regelmässig angehalten, 15 Minuten auf einem Laufband zu „gehen“. Unmittelbar danach durften sie sich wieder an die Schokoladen-Tische setzen. Mit dem Resultat, dass all jene, die auf dem Band gelaufen waren, bloss halb so viel von der Schokolade assen wie jene, die sich nicht bewegt hatten. Die „Schwierigkeit“ der Aufgaben spielte dabei keine Rolle.

Bewegung, wäre also die Schlussfolgerung, macht glücklich und ersetzt sozusagen das Bedürfnis nach Süssem aus Kakaobohnen. Oder reduziert es zumindest. Interessant sind dabei die Mengenangaben: die Leute, die nicht gelaufen waren, assen im Schnitt 28 Gramm, die Band-Läufer begnügten sich mit 15 Gramm… – Gut, habe ich bei dieser Studie nicht mitgemacht, das hätte sonst das Resultat massiv verfälscht.




12/12  Am Hungertuch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:19

Die Redewendung am Hungertuch nagen stammt nach einigen Quellen aus dem Jahre 1000, als es üblich war, während der Fstenzeit in der Kirche den Altar-Bereich durch ein aufgehängtes Tuch – das Fasten- oder Hungertuch – vom Kirchenschiff abzutrennen.

Der Spruch bedeutet wo viel wie „nichts zu Beissen zu haben“… und verbindet sich in der Phantasie mit der anderen Formel „arm wie eine Kirchenmaus“, was soviel bedeutet wie: dass die Maus, die in der Kirche lebte, eben höchstens das aufgehängte Hungertuch benagen konnte und nicht über eine bürgerliche Speisekammer mit Käse, Speck und Würsten verfügte.

Fest- und Feiertage sind die pure Versuchung für alle, die auf ihr Gewicht achten möchten. Aber alle entsprechenden Tipps und Ermahnungen für einen kaloriensparenden Umgang mit den Weihnachts-Leckereien muten wie blanker Hohn und Zynismus an im Angesicht der Not und des Elends, die weite Teile unserer Welt im Griff haben.

Was wissen wir darüber? Wer informiert uns? Wie können wir helfen? – Die Briefkästen sind in diesen Tagen voll von Spendenaufrufen und wir wissen, dass natürlich „jeder Rappen zählt“… Aber sind wir auch offen genug, um diese Not an uns herankommen zu lassen? Und sind wir bereit, unseren Überfluss zu teilen? – Gerne benutze ich die Gelegenheit, wieder einmal auf eine hervorragende Quelle für objektive und sachgerechte Information hinzuweisen: die Online-Zeitung JOURNAL 21, die aktuell über die Hungernden in Nordkorea berichtet, die einen Kontrapunkt bilden zu unserem adventlichen Überfluss.




11/12  Was Eltern wissen müssen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:15

Man sollte frühzeitig, schon bei den Kindern, die deutlich übergewichtig sind, beginnen, auf die Entwicklung einzuwirken. Darin sind sich alle einig. Auch darin, dass die Eltern in einen solchen Prozess einbezogen werden müssten, denn ein kleineres Kind bestimmt noch nicht selber, was auf seinen Teller kommt. Also müssten die Eltern ein lebhaftes Interesse daran haben, rechtzeitig zu erfahren, ob und dass sie ihr Kind gewichtsmässig im Auge behalten sollten… würde man meinen.

Eine Untersuchung bei rund 5’000 Jugendlchen in Amerika, die sich über zehn Jahre erstreckte, hat gezeigt, dass bloss ein Teil der Ärzte, die bei Kindern Übergewicht oder Adipositas feststellten, die Eltern darüber informierten. Den Gründen für diese Unterlassung wurde nicht nachgegangen, aber die Studienleiter sind überzeugt, dass die Eltern besser motiviert wären, auf das Essens- und Bewegungsverhalten ihrer Kinder Einfluss zu nehmen, wenn sie informiert und aufgeklärt würden.

Ob diese Annahme zutrifft, weiss ich nicht. Ich kann mich erinnern, dass unsere eigenen Kinder mit dem Kinderarzt nicht über ihr Gewicht reden wollten – vielleicht gerade, weil sie einen dicken Vater hatten. Das Thema war unter verschiedenen Aspekten delikat und konnte nur vorsichtig angegangen werden. Allerdings wusste man damals als Eltern auch weniger über die Zusammenhänge zwischen Übergewicht und den allfälligen Krankheitsfolgen.

Nichts steht in der US-Studie auch darüber, dass eine unsachgemässe Information der Eltern allenfalls kontraproduktive Reaktionen auslösen könnte, bis hin zu panikartigen Abwehrmassnahmen in Form von übertriebenen Diätkuren oder Fitness-Exzessen… Und wie weit die feste Überzeugung verankert ist im elterlichen Bewusstsein, die paar Pfunde zuviel würden sich ja dann schon wieder auswachen.

Wir befinden uns also auf einem heiklen Terrain, auf dem wohl nicht fokussierte Einzelmassnahmen für Betroffene in erster Linie gefragt sind (in speziall ausgeprägten Fällen ist dies freilich sinnvoll), sondern eine generelle Verhaltensänderung herbeigeführt werden sollte, die sich auf das Wohlbefinden so oder so positiv auswirken würde.




10/12  Kopflos

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:44

Das habe ich so noch gar nie bedacht. Wenn in Medien zur Illustration eines Berichts zum Thema Übergewicht Personen abgebildet sind, die dieses Thema „verkörpern“ sollen, dann sieht man sie meist von hinten. Oder so, dass nur der gewölbte Bauch im Bild zu sehen ist, das viel zu breite Hinterteil und die fülligen Schenkel. Kopf und Gesicht sind nicht zu erkennen oder nicht sichtbar. Oft sind es Bilder von internationalen Bildagenturen. Und noch vor kurzer Zeit hatte die Tagesschau von SRF bei uns angefragt, ob wir „Models“ vermitteln könnten, mit denen man Aufnahmen drehen würde, die dann bei Bedarf der Berichterstattung unterlegt werden könnten. Selbstverständlich – so die Zusicherung – würde man die Aufnahmen so gestalten, dass die Personen nicht zu erkennen wären, aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes… Ich habe mir nichts dabei gedacht.

Nun greift die amerikanische Organisation Obesity Action Coalition OAC das Thema auf. Sie führt auf ihrer Website eine Abstimmung durch, ob man diese Praxis der „kopflosen“ Darstelllung adipöser Menschen als verletzend empfinde oder nicht. Und siehe da: mehr als 80 Prozent derer, die geantwortet haben, fühlen sich durch diese Darstellung diskriminiert, verletzt. Als seien sie niemand, hättten kein Recht auf eigene Persönlichkeit, als müssten sie davor geschützt werden, als das erkannt zu werden, was sie sind: übergewichtig, dick, fett.

Ich weiss nicht, ob diese Reaktion allgemeingültig ist, oder ob sie speziell die US-Verhältnisse reflektiert, wo adipösen Menschen inzwischen am Selbstvertrauen und Sicherheit gewonnen haben, wo Übergewichtigkeit zum Standard geworden ist, zur Selbstverständlichkeit, die auch Rechte und Ansprüche einfordern kann. Bei uns wird zu viel Gewicht noch immer gern kaschiert, in weiten, wallenden Gewändern… oder einfach dadurch, dass öffentliche Auftritte gemieden werden. Ist die negative, kritische Reaktion auf die anonymisierende Darstellung dicker Menschen ein Zeichen dafür, dass eine Gruppe zu ihrer Eigenart steht und auf Respektierung pocht? Schön wäre es.




9/12  Vor-Beugen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:14

Etwas derb formuliert: man muss sich sehr weit vor-beugen, damit man sich beim Kotzen nicht die Schuhe und die Hosenbeine vollspritzt…

Und zum Übergeben war mir, als ich gestern hörte, mit welchen Argumenten einzelne Ständeräte die Vorlage für das neue Präventionsgesetz abgeschmettert haben. Von den SVP-Leuten hatte man ja nichts anderes erwartet, so hektisch wie im Vorfeld der Direktor von Zuppigers Gewerbeverband dagegen getrommelt hatte. Dass dieser sich – im Verein mit der ominösen IG Freiheit – gegen jede vernünftige gesetzliche Regelung stemmt, welche den hemmungslosen Eigennutz des Kommerzes einschränken könnte, wenn er für das Individuum schädlich zu werden droht, das ist bekannt.

Dass es aber nun die CVP-Exponenten waren, für die eigentlich der Mensch und die Familien im Mittelpunkt stehen müssten, das war erschütternd. Geradezu zynisch und menschenverachtend muten Aussagen an wie: es sei bloss eine Frage des Willens, gesund zu leben und zu bleiben… Wer solche Weisheiten zum besten gibt, hat jede Bodenhaftung im richtigen Leben verloren. Dank gebührt denen, die sich für das Gesetz in die Bresche geworfen haben – leider um eine knappe Stimme daneben.

Kurz vor der Behandlung der Vorlage waren wir noch gebeten worden, wenn möglich etwas zu lobbyieren… aber offenbar hat es nichts mehr genützt. Nun ruht die Hoffnung auf dem Nationalrat, an den die Vorlage wieder zurück geht, nachdem er sie bereits einmal gutgeheissen hatte. Und zu hoffen bleibt auch, dass nicht noch die letzte Substanz verwässert wird: das Gesetz ist ohnehin schon weit von dem entfernt, was in anderen Ländern mit Erfolg praktiziert wird. Aber es ist pragmatisch und trägt der helvetischen Realität Rechnung. Es wäre ein Schritt in die richtige Richtung.