14/8  Der Schokolade-Mann

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 13:45

12 Kilo Schokolade essen der/die DurchschnittsschweizerIn pro Jahr. Das macht zehn Tafeln pro Monat, also jeden dritten Tag eine. Damit sind wir weltweit an der Spitze des Schoko-Konsums. Aber nicht das, sondern das bevorstehende 125-Jahr-Jubiläum von Schokolade Frey, der Migros-Hausfabrik und gleichzeitig des grössten Schokolade-Produzenten der Schweiz, war Anlass für ein Radio-Gespräch.

Viel Wissenswertes und Interessantes gab/gibt es da zu erfahren. Natürlich musste die Rede auch auf das Thema kommen, welche Rolle der Spitzen-Konsum vom Schokolade in unserem Land im Blick auf die Adipositas-Problematik spielt. Da vertrat der Schokolade-Mann die knallklare Gewerbler-Linie: präventive Massnahmen wie eindeutige Deklaration, Nährwert-Kennzeichnung etwa durch ein Ampel-Logo, aber auch eine Fettsteuer hält er für sinn- und nutzlos. Er würde sie vehement bekämpfen.

Der Konsument, meint er, sei selber mündig genug, um die richtigen Entscheide zu treffen, dazu brauche es keine flankierenden Massnahmen oder Hinweise. Natürlich sei es möglich, durch Anpassung der Rezepturen z.B. den Anteil an Transfetten in bestimmten Produkten zu reduzieren, aber das müsse alles auf freiwilliger Basis erfolgen, ohne bevormundende Eingriffe des Staates.

Wie falsch der Schokolade-Mann mit seinem Credo vom mündigen Konsumenten tatsächlich liegt, das zeigt der Blick auf die Statistik der Anteile übergewichtiger und fettleibiger BürgerInnen in der Schweiz. Wenn alles nur eine Frage der Mündigkeit und der Selbstverantwortung wäre, müsste die Kurve ja steil nach unten zeigen, denn noch nie wurde so viel aufgeklärt, informiert und an die Mündigkeit appelliert…

Aber offenbar genügt und funktioniert das nicht. Selbstverständlich passt das nicht ins Konzept einer auf Wachstum um jeden Preis getrimmten Branche, die ihr Heil schon im Export suchen muss in jene Länder, wo der individuelle Konsum noch nicht so hoch ist wie bei uns.

Ich gebe zu, auch ich mag Schokolade und genehmige mir gerne gelegentlich einen Happen. Je besser desto lieber. Und ich bin auch nicht in der Lage, nach bloss einem Täfelchen aufzuhören, trotz Eigenverantwortung. Aber ich attestiere dem Schokolade-Mann, dass er eine ehrliche Haut ist und sagt, was er denkt.


Ein Kommentar zu “Der Schokolade-Mann”

  1. Claudia sagt:

    Jetzt müsste man wissen, ob bei diesen 12 Kilo auch die durch Touristen gekaufte Schokolade mitgezählt ist. Denn seit man am Flughafen im Duty Free keine „Swiss Army Knife“ mehr kaufen kann – aus Sicherheitsgründen – ist Schokolade bestimmt eine willkommene Alternative als Mitbringsel aus der Schweiz… :-)

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