6/2  Ein Rätsel

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:34

Wie kommt es, fragt die Ernährungs-Webseite „DietBlog“, dass weltweit eine Milliarde Menschen übergewichtig sind, während gleichzeitig mehr als 100 Milliarden ausgegeben werden für Schlankheits- und Fitness-Produkte?

Ein Video gibt Auskunft bzw. stellt eine Theorie auf, die bedenkenswert scheint. Je mehr Diäten und Schlankheitskuren weltweit angeboten werden, umso weiter klettert die Zahl der Übergewichtigen und Adipösen nach oben… Wie kann das sein? Der menschliche Körper hätte die Fähigkeit, sich selber zu regulieren. Wer mehr trinkt, muss häufiger aufs WC… Für den Ausgleich wird normalerweise automatisch gesorgt.

Der Körper wird verglichen mit einem Lavabo, in das mal mehr, mal weniger Wasser einfliesst. Über die Zeit leert sich das Becken immer wieder – es sei denn, der Abfluss ist verstopft. Um eine solche „Verstopfung“ des Stoffwechsels müsse es sich handeln, wenn Menschen Übergewicht ansetzen. Und wie lässt sich das ent-stopfen? Durch „gesunde“, möglichst naturbelassene Lebensmittel mit viel Wasser, Nahrungsfasern und Eiweiss. Möglichst nicht industriell verarbeitet, ohne Zusatzstoffe und künstliche Aromen, ohne Stärke, Zucker, Salz und zuviel Fett…

Zurück zur „natürlichen“ Ernährung unserer Vorfahren, so lautet die Botschaft dieses didaktisch raffiniert aufbereiteten Zeichentrick-Appells… – Ob uns das im hektischen Alltag unserer Gegenwart gelingen kann oder ob wir uns dazu in ein ernährungsmässiges Amish-Land begeben müssten, das ist eine adnere Frage und bleibt ein Ratsel, zu dem wir noch keine Lösung haben.




5/2  Loslassen!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:44

Frühmorgens, vor dem Aufstehen, ist es oft am schönsten im Bett. Die warme Decke bis zum Hals hochgezogen und eingekuschelt. Da muss jede Minute ausgekostet werden, bis es sich nicht mehr länger hinauszögern lässt: das Frühstück ruft!

Und immer wieder liest man in den Homestories erfolgreicher und bewunderungswürdiger Menschen, wie sie am Morgen um fünf oder um sechs schon der Aare entlang ihre Kilometer rennen, wie sie durch den Frühnebel radeln oder wie sie im hauseigenen Swimmingpool mit Olympiamassen schon vor dem Tagesgrauen eine Länge nach der andern absolvieren…

Diese Menschen sind schlank und sportgestählt bis ins hohe Alter. Ich nicht.

Und nun wissen wir auch warum. Eine Studie aus England hat eine wichtige Erkenntnis zutage gefördert. Beim morgendlichen Sport, nüchtern, also vor dem Frühstück, verbrennt man 20 Prozent mehr Fett als zu jeder anderen Tageszeit! Verschiedene Gruppen von Studenten mussten zu verschiedenen Zeiten sportlich (auf dem Laufband) aktiv sein. Dabei wurde gemessen, wie viel Energie sie verbrauchten. Später wurde festgehalten, ob sie sich hungrig fühlten und wie viele Kalorien sie beim Essen zu sich nahmen bis sie „einigermassen satt“ waren.

Das Ergebnis war eindeutig: am Morgen wurde mehr Körperfett verbrannt als zu anderen Zeiten, aber entgegen der landläufigen Erwartung hatten die Probanden nicht entsprechend mehr Appetit und nahmen auch nicht grössere Mengen zu sich…

Die effizienteste Unterstützung der Gewichtsreduktion hat man also, wenn man sich morgens noch nüchtern bewegt… Die berühmten und erfolgreichen Leute machen das also richtig. Bloss: wie kann ich das meinem inneren Schweinehund möglichst schonend beibringen, wenn er sich morgens wieder ans Kopfkissen und an die Matratze krallt?




4/2  Rechne – und iss!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:01

Noch tobt der Meinungsstreit um die optimale Beschriftung unserer Lebensmittel bzw. der Nährwert-Deklaration. Zwar gibt es gesetzliche Richtlinien, was alles wo und wie auf der Verpackung genannt werden muss… aber dies lässt die Bedürfnisse und auch mit Verständnismöglichkeiten der KonsumentInnen reichlich aussen vor.

Eine amerikansiche Studie hat im Auftrag der U.S. Food and Drug Administration, der nationalen Gesundheitsbehörde, 9’500 Erwachsene mit zehn verschiedenen Formen der Nährwert-Bezeichnung konfrontiert, um herauszufinden, welche davon die beste Orientierungshilfe bietet, um sich für ein „gesundes“ Lebensmittel zu entscheiden.

Denn eine Tatsache ist es, dass die gängige Praxis den normalen Konsumenten restlos überfordert. Es gibt zu viele unterschiedliche Darstellungen: pro 100 Gramm, pro Portion (wobei in der Vergangenheit die hersteller dazu übergegangen sind, eine Packung in immer mehr Portionen zu unterteilen, so dass diese immeer kleiner wurden und demnach weniger Kalorien enthielten…) oder pro Packung. Dies erschwert den Vergleich verschiedener Produkte, wenn diese z.B. unterschiedlich portioniert sind.

Am besten – so die Studie – ist die Verständlichkeit, wenn die Werte für zwei Faktoren angegeben sind: für eine Portion und für die ganze Packung. Die Leute sollen nicht Brechnungen anstellen müssen, sagt die renommierte Ernährungswisenschaftlerin Marion Nestlé, sie wollen wissen, wieviele Kalorien in einer Packung sind, das ist alles… Und es soll so einfach wie möglich sein. So weit sind wir noch nicht.




3/2  Und es wirkt doch…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:21

Umstritten ist die Frage, was gesetzliche Einschränkungen des freien Verkaufs und der freien Anpreisung von stark zuckerhaltigen Lebensmitteln bringen würden. Ein aktuelles Beispiel aus England zeigt, dass es sehr wohl Wirkungen gibt.

Konkret geht es um Frosties. Das sind die mit Zucker überzogenen Cornflakes von Kellogg’s, die unsere Kinder so gerne assen, als man noch in ernährungstechnischer Unschuld lebte. In England war die Werbung für Produkte mit hohem Zuckergehalt im TV-Tagesprogramm massiv eingeschränkt worden. Abgeordente der Oppositionspartei hatten gar vorgeschlagen, den Verkauf von Frosties und Sugar Puffs überhaupt zu verbieten.

Und nun zeigt eine aktuelle Marktanalyse, dass der Absatz bei den Frosties im letzten Jahr um gegen 20 Prozent zurückgegangen ist. Kellogg’s begründet diese Markteinbusse mit dem Umstand, dass infolge der Werberestriktionen einerseits für die Bewerbung von Frosties seit 2011 kein Cent mehr ausgegeben worden sei, während man im Vorjahr dafür noch 1,1 Millionen Pfund ausgegeben hatte (Klammer: endlich gibt jemand aus der Branche zu, dass man mehr verkaufen kann, wenn man Werbung macht, dies wird von hiesigen Verantwortlichen nämlich immer wieder in Diskussionen abgestritten, wenn es darum geht, Werbe-Einschränkungen als sinn- und nutzlos zu brandmarken); auf der andern Seite hatte Kellogg’s vor drei Jahren neue Frühstücksflocken mit einem tieferen Zuckergehalt eingeführt, damit sie für diese wieder Werbung im Tagesprogramm schalten konnten…

Ein weiteres Beispiel dafür, dass alle grossmundig-freiwilligen Absichtserklärungen nichts bewirken, sondern dass nur klare und eindeutige gesetzliche Auflagen die Wirtschaft zum Handeln veranlassen.




2/2  Homo homini lupus

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 19:10

Der Mensch sei des Menschen ärgster Feind, sagt ein Sprichwort aus dem alten Rom, und auch wenn das Latein als Sprache der abendländischen Weisheit ausgestorben ist, so gelten die klugen Erkenntnisse doch nach wie vor, über alle technischen Entwicklungen und Fortschritte hinweg.

Das wird, meine ich, leider meisterhaft illustriert in einem kleinen Trickfilm, den ich kürzlich auf Facebook gefunden habe und der ohne Worte eine grimmige Botschaft vermittelt. Mit unserer Thematik hat der Film allerdings nur indirekt zu tun, in jener kurzen Sequenz, da Schlachtfabriken gezeigt und der Nahrungskreislauf angedeutet wird…

Es lohnt sich, die dreieinhalb Minuten aufmerksam zu betrachten, vielleicht mehr als nur einmal. Hier gehts zum Film.




1/2  Lob der Schokolademilch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 20:56

Es war vor 60 Jahren. Für den Turnunterricht mussten wir im Progymnasium Bern jeweils vom Waisenhausplatz hinunter an die Aare in die Altenberg-Turnhalle. Im Vorraum bei den Garderoben gab es einen Automaten. Wer es vermochte – und das waren nicht alle – liess sich dort nach der Sportstunde ein Glasfläschchen heraus. Dieses war mit einem Aluminiumdeckel mit Abzugslasche verschlossen und enthielt Comella.

In kleinen und kleinsten Schückchen sürfelten wir das süsse Getränk, liessen es über unsere durstigen Zungen gleiten wie eine zärtliche Liebkosung, behielten die kleine Menge noch etwas im Mund, kosteten ihre Süsse voll aus und schluckten schliesslich behutsam den ausgeschmeckten Rest hinunter, um ja kein Tröpfchen davon ungenossen zu verschwenden…

Aber wir wussten, dass das eigentlich ein Luxus war, ein Genussmittel, kein banales Getränk – und vor allem kein Durstlöscher, im Gegenteil. Wenn der letzte Rest des dunkelbraunen Bodensatzes aus dem Fläschchen geschwenkt war, führte uns der steile Weg am Aareabhang wieder hinauf in die Stadt, zur nächsten Schulstunde.

Später dann, im Militär, lehrte uns Väterchen Staat, dass es richtig ist, nach grosser körperlichen Anstrengung wie etwa einem Nachtmarsch oder dem 100-Kilometer-Lauf die ausgeschwitzte Flüssigkeit und das verlorene Salz zu ersetzen. Es gab Bouillon zu trinken aus dem Gamellendeckel oder einer Plastikkachel..

Dann kam der John Valentine Fitness-Club: der Urahn des modernen Fit-Well-Chics, Kraft- und Ausdauertraining, kombiniert mit Saua und Wellness, in gediegener Privatatmosphäre, und an der Theke gab es erstmals diese Isotonischen Getränke, mit denen der Energiehaushalt blitzartig wieder aufgepeppt werden konnte…

Heute weiss man, dass es diese Energiebomben gar nicht braucht, um den Sportler wieder in Schuss zu bringen. Wasser würde absolut genügen, um den Durst zu löschen, die Flüssigkeit zu ersetzen. Eine ausgewogene, mässige Ernährung trägt das ihre dazu bei, dem Körper alle notwendigen Lebenssubstanzen zu liefern.

Und da flattert uns jetzt ein Newsletter der Schweizer Milchproduzenten ins Haus, der in höchsten Tönen den gesundheitlichen Nutzen körperlicher Bewegung preist (das ist verdienstvoll und schön), und gleichzeitig als das ideale Getränk für den nötigen Energieausgleich die Schokoldemilch in ihren vielfältigen Ausprägungen empfiehlt, als „multifunktionales Getränk“, das nicht nur wohlschmeckend sondern auch kosengünstig sei und dem sportgebeutelten Organismus wahre Wohltaten zu erweisen vermöge…

So hätten wir kleinen Pennäler damals instinktiv und in hellsichtiger Vorwegnahme späterer Entwicklungen schon richtig reagiert und die süsse Schoko-Tunke zu unserem favorisierten Sport-Drink erkoren!? Ich kann es nicht glauben, dass man nach so vielen Jahrzehnten nicht weiter gekommen ist.