12/6  Lizenz zum Überessen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:35

Wir haben es ja eigentlich schon immer geahnt. Die „Light“-Produkte haben einen Pferdefuss. Sie enthalten zwar – in der Regel – weniger Fett als „normale“ Lebensmittel, aber sie haben nicht immer so viel weniger Kalorien, wie man annehmen möchte. Und vor allem: da der Mensch ein wunderliches Lebewesen ist, das wenn immer möglich auf seinen Überlebensvorteil achtet, ist die Gefahr gross, dass ein innerer Automatismus uns veranlasst, von „Light“-Produkten mehr zu konsumieren, als wir sollten.

Dies hat unlängst auch eine Studie der Ulster-Universität (Irland) bestätigt. 180 Erwachsene von allen Gewichtskategorien haben daran teilgenommen. Es wurden ihnen verschiedene Nahrungsmittel und die dazugehörigen „Claims“ vorgesetzt und sie wurden aufgefordert, den Kalorienwert einer normalen Portion zu schätzen und zu beschreiben, mit welchen Gefühlen (allenfalls Schuld?) sie eine grössere Menge davon verzehren würden.

Auffallend war, dass der Kaloreingehalt von „Light“-Produkten weit tiefer eingeschätzt wurde als er effektiv war, und auch grössere Mengen von als „gesund“ deklarierten Lebensmitteln wurden ohne jedes schlechte Gewissen verspiesen… wohl nach dem Motto „viel hilft viel“, wenn es schon gut für die Gesundheit ist.

Ich persönlich habe dieses Verhalten bisher eigentlich bloss als eine individuelle Schwäche meines Ernährungscharakters interpretiert… genau so wie ich vor Jahren die Abnehm-Pille „Xenical“ wieder absetzen musste, nachdem ich mir stillschweigend angewöhnt hatte, von gewissen Dingen „mehr“ zu essen, im Wissen darum, dass der Wirkstoff dann ja 30% des verzehrten Fettes wieder ausscheiden würde…

Nun also liegt ein genereller Befund zu diesem Sachverhalt vor. Die Forscher folgern daraus, dass dies eine mögliche Erklärung dafür sein könnte, dass die Menschheit nach wie vor an Gewicht zunimmt, obwohl in den letzten zwanzig Jahren der Markt an „gesunden“ und „Light“-Produkten einen regelrechten Boom erlebt hat. – Müsste man sich diese Erkenntnis auch im Blick auf die Forderung nach einer besseren Kennzeichnung der Lebensmittel (Stichwort: Ampel) nochmals durch den Kopf gehen lassen?


Ein Kommentar zu “Lizenz zum Überessen”

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