24/2 Zynische Euro-KMUs
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 18:03 |
Der Ampel-Krieg geht weiter. Im Dezember letzten Jahres hatten sich innerhalb der EU Kritik und Wiederstand formiert gegen das modifizierte Ampel-System für die Lebensmittel-Deklaration, wie es in England – zunächst auf freiwilliger Basis – eingeführt worden war. Mehrere Länder hatten sich dem italienischen Standpunkt angeschlossen, wonach diese Ampel-Deklaration für den Verkauf gewisser Produkte negative Auswirkungen haben könnte, was es unbedingt zu vermeiden gelte.
Die zuständige EU-Kommission hat nun den Ball aufgenommen und angekündigt, sie wolle klären, ob die von England gewählte Lösung überhaupt mit dem EU-Recht kompatibel sei und mit welchen Auswirkungen allenfalls zu rechnen wäre, wenn man diese Hybrid-Ampel flächendeckend einführen würde.
Der heftige Widerstand der Grossen in der Lebensmittelbranche wurde bereits orchestriert. Nun doppelt der europäische Verband der kleinen und mittleren Unternehmen, die UEAPME (Union Européenne de l’Artisanat et des Petites et Moyennes Entreprises), mit einer in Klartext formulierten Stellungnahme nach: würde eine solche Ampel-Kennzeichnung zur Pflicht, so müsste mit Mehrkosten und einem massiven Einbruch der Verkaufszahlen gerechnet werden. Eine solche Lebensmittel-Deklaration verstosse gegen die Handels- und Gewerbefreiheit und sei deshalb konsequent abzulehnen.
Deutlicher kann man es nicht formulieren: das Wohl der KonsumentInnen wird mit Füssen getreten. Die Maximierung des eigenen Profits geht über die Vermeidung von gesundheitlichen Risiken für die Mehrheit der Bevölkerung. Das ist die gleiche menschenverachtende und zynische Grundhaltung, wie sie einst die grossen Industrieunternehmen im Spätkapitalismus – aber auch der Sozialismus lässt grüssen! – prägte, als die Schadstoffe aus den Fabriken ungefiltert in die Umwelt entlassen und ganze Landstriche und deren Bewohner verseucht wurden.
Egoistisches Rowdytum gehört an den Pranger gestellt. Wenn die EU hier die falschen Schlüsse zieht, würde dies einen fatalen Rückschlag für die Lebensmittel-Transparenz bedeuten. Leider ist nicht anzunehmen, dass unsere patriotischen EU-Dissidenten in dieser Frage anders ticken als die europäischen KMU-Egomanen.