21/5  Grenzerfahrung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:17

Mein Arzt hat mir eine Lymphdrainage verschrieben. Das heisst, ich muss mich bei einer Physiotherapie anmelden und ein- bis zweimal pro Woche hingehen. Da bin ich froh, dass sich im gleichen Gebäude, in dem ich mein Büro habe, auch eine Physio-Praxis einer grossen Gesundheitskette befindet. Da kann ich ohne grossen Zeitverlust und trockenen Fusses zwei Stockwerke nach unten und bin schon in Behandlung…

Habe aber die Rechnung ohne den Gastgeber gemacht, wie ein Telefonanruf beim Institut zeigt. Die freundliche Dame sagt, sie würde sich bei den Therapeuten erkundigen, wann noch Termine frei seien. Sicherheitshalber weise ich darauf hin, dass mein Gewicht sich in der gehobeneren Klasse bewegt, ob die Massage-Liegen denn einer besonderen Belastung gewachsen wären? Das wolle sie prüfen, sagte die Dame.

Dann kam der Rückruf. Es sei, erklärte die Dame, so, dass die Liegen, die sie hätten, halt schon sehr schmal seien. Und überdies liege die maximale Belastungsgrenze bei 150 Kilo. Darüber hinaus möchten sie eigentlich nicht gehen. Ich wies darauf hin, dass ich ein vergleichbares Phänomen schon einmal beim MRI erlebt hätte, wo die Belastbarkeit auch mit 150 kg angegeben sei, aber eine Toleranz von weiteren 50 kg bestanden habe…

Aber das hilft mir nicht. Es komme dazu, führt die Dame weiter aus, dass die Therapeuten, die diese Massage anbieten, für die nächsten Wochen ausgebucht seien und es ja gut wäre, sich mindestens zweimal pro Woche behandeln zu lassen. – Mit andern Worten, sage ich, es wäre Ihnen lieber, wenn ich mich nach einem anderen Angebot umschauen würde?

Die Dame liess fast so etwas wie einen kleinen Seufzer der Erleichterung hören und ich verabschiedete mich. Schade. Vielleicht erwähne ich beim nächsten Anruf mein Gewicht nicht mehr.


Ein Kommentar zu “Grenzerfahrung”

  1. Susanna sagt:

    Oh mein Gott! Man möchte es nicht glauben, dass es solche Leute im Gesundheitsbereich gibt. Ich werde jedesmal wütend, wenn ich so etwas lese und es ist richtig, dass Sie ein solches Verhalten anprangern.

    Lymphdrainagen werden ja nicht nur ganz dünnen Menschen verschrieben, ausserdem gibt es die Möglichkeit zwei Liegen zusammen zu schieben um das Gewicht zu verteilen. Zu meine schwergewichtigen Zeiten wurde ich immer so massiert. der ganze Aufwand besteht darin, die „Besucherritze“ mit Decken oder Ähnlichem zu polstern.

    Lassen Sie sich nicht unterkriegen, es gibt auch andere therapeutische EInrichtung, für die mehr Gewicht als die Norm kein Problem ist.

    Herzliche Grüsse

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